daß nächsten Sonntag den 22. d. Mts., Nach­mittags, in Zwerenberg Matthäus Schaible von Gaugenwald nach sechsjähriger Vorbereitung im MisfionShause zu Basel zum Missionar in Indien ordinirt werden wird. Der ältere Bruder desselben, der in China stationirt ist, empfing seiner Zeit bekanntlich hier durch den sel. Dekan Freihofer die Weihe zu seinem schönen Beruf.

(Ges.)

InStuttgart dauert der Schreinerstreik fort. Es feiern gegen 700 Arbeiter, theils Leute, die schon 18 Jahre im gleichen Geschäft thätig find. Die meisten Arbeiter haben Familien und sehen der nächsten Zeit mit Kummer ent­gegen. Excesse kamen nirgends vor, die Arbei­ter halten sich durchweg ruhig. Die allgemeine Stimmung scheint sich nachgerade gegen die den größten Theil der Arbeiter ohne eigenes Ver­schulden ausschließenden Fabrikanten zu kehren.

In Stuttgart wurde am letzten Mon­tag im Bürgermuseum der 3. württ. Brauertag abgehalten. Mitglieder und Nichtmitglieder des Brauerbundes nahmen Theil, im Ganzen etwa 90 Personen. Münz von Stuttgart eröffnete die Versammlung als Vorsitzender des Landes- ausschuffes, Ziegler von Stuttgart trug den Rechenschaftsbericht vor, nach welcher 535 Bier­brauer dem Bunde angehören. Leipheimer von Ulm berichtete über die Malzsteuerfrage und Thätigkeit des Ausschusses. Die Agitation ge­gen das Malzsteuergesetz, vor 3 Jahren begon­nen, sei fortgesetzt worden, doch sei die Herab­setzung der Steuer nicht gelungen. Die Ueber- wälzung der Steuer auf die Consumenten lasse die Conkurrenz nicht zu. Bei der ungeheuren Anzahl der Brauereien sei auf ein einmüthiges Zusammengehen im Preisaufschlag nicht zu hoffen. Die beste Hilfe für die Brauer wäre eine gute Ernte. Den Schluß der Verhandlun­gen bildete die Wiederwahl des Landesausschus­ses nach 4 Kreisen, welche durch Zuruf vor­genommen wurde. Auf dem Schwarzwaldkreis gehört dem Ausschuß an: Braunmüller in Schwenningen, Gösele in Tübingen, Bühler in Freudenstadt, Zeeb in Tuttlingen. Ein ge­meinschaftliches Mahl vereinigte nach Schluß der Verhandlungen die Berufsgenoffen und Nach­mittags wurde der Stadtgarten besucht.

Stuttgärt, 17.Juli. Nach dreiwöchent­licher Dauer ging heute die Schwurgerichtssesfion des zweiten Quartals zu Ende und zwar mit einer Freisprechung von der Anklage des Meineids. Die vielen derartigen Fälle, die zur Verhand­lung kommen, geben zu ernsten Betrachtungen Anlaß. Allerdings kann man auf der einen Seite sagen, daß das beständige Rütteln der radikalen Parteien an allen Grundlagen der Religion eine üble Folge auf den moralischen Halt des Volkes haben mußte und viel zu die­ser beklagenswerthen Erscheinung beiträgt. Das ist jedoch nicht die einzige Ursache; diese dürfte ganz besonders in fehlerhaften Bestimmungen des Strafgesetzbuchs und besonders der Straf­prozeßordnung zu suchen sein und daher eine

nächsten Morgens Herr der Feuersbrunst. Als die Hilfsmannschaften von außerhalb abzogen, lag das Kruggehöft, das Schulhaus und zwei Bauernhöfe in Asche.

Im Saale des Predigerhauses lag der Adelsmüller auf dem So- pha. Sein Lager umstanden der Hausherr und dessen Gemahlin, der Freiherr von Benzen, der junge Freiherr und die beiden Söhne des auf dem Sopha ausgestreckten Mannes. Der Barbier des Ortes war mit demselben beschäftigt.

Ein zusammenbrechender Hausgiebel hatte den Herrn von Mühlen­schmidt bei seiner Rettungsarbeit mit Feuerbränden überschüttet, ein erst halb verkohlter Balken seinen Kopf gestreift. Sein Sohn Valentin hatte ihn unter den glühenden Trümmern hervorgezogen und auf seinen Armen in das Pastorhaus getragen. Er trug die Spuren des Rettungswerks ebenfalls deutlich in seinem Aeußern zur Schau.

Ein Wagen war eiligst nach der nächsten Stadt geschickt worden, um einen Arzt zu holen. Der Bader versuchte vergeblich, den schwer Verletzten ins Leben zurückzurufen.

Valentin Schmidt hatte seinem Bruder und dem jungen Frei­herrn das geräuschvolle Finale der Vorstellung im Kmggute vorherge­sagt. Doch so hatte er sich dasselbe wohl nicht gedacht. Finster und verzweiflungsvoll stand er da und man sah es ihm an, daß sein Inneres ihm mit Donnerstimme zurief: «Das ist dein Werk blöder Thor!"

Was voraufgegangen, was ihn zu der tadelswerthen Handlungs­weise gereizt hatte, verlor der jetzt hier in Betracht kommenden vollen­deten Thatsache gegenüber seine Geltung.

Uebrigens hatte ihm noch niemand bisher einen Vorwurf gemacht. Man hatte augenblicklich an anderes zu denken.

Er wolle den Justizrath ermorden. Der Ver­brecher wurde sofort geschloffen und dem Ge­richte übergeben.

Dem Bauern Link inBeftenbergsreute starben binnen 4 Tagen seine vier Kinder im Alter von 1 bis 7 Jahren am Scharlach.

Dem Dr. H. Huber in Aich stellen (Leutkirch) spritzte bet einer Operation, die er an einem Kinde vornahm, Eiter in ein Auge, was ihm sogleich große Schmerzen machte; das­selbe soll gänzlich ausgelaufen sein und auch das andere ist angesteckt. Der Leidende befindet sich derzeit in einer Augenklinik in Ulm.

Ulm, 18. Juli. Unter den heute hier durch die Polizei vorgenommenen vielen Ver­haftungen verdienen diejenigen zweier junger Mädchen besonders erwähnt zu werden. Das eine der Mädchen hatte sich an 5 verschiedenen Stellen in den letzten 3 Tagen verdungen und sich überall das Hastgeld geben lassen, die an­dere, wegen Prostitution Verhaftete, sagte bei i

ihrer Festnahme, daß ihr ca. 14 Tage Gefäng- -

niß gerade recht seien, da sie dann doch das Stricken ihrer Strümpfe besorgen könne.

In Seißen (Blaubeuren) drängten sich ^ bei einer Trauerversammlung im Hause des Spitalholzwarts Stark viele Frauen in dem Oehrn des Hauses, als dieser auf einmal unter der Last zusammenbrach und etwa acht der Frauen in den untern Hausgang hinabstürzten. ! Bis auf eine, die Schwester des Verstorbenen, i kamen die Hinabgefallenen mit dem Schrecken davon, die erstere erlitt einen Beinbruch.

(Unglücksfälle und Verbrechen.)

In Eßlingen fiel am 16. ds. der 62jähr. Maurer Joh. Jak. Bauer von Nellingen von seinem mit Kühen bespannten Wagen herab und blieb auf der Stelle todt. In Ebingen wurde am 16. ds. M. der Wärter im dortigen Farrenstall bei Losmachung eines Fairen von diesem mit den Hörnern erfaßt und in die Höhe geworfen, wobei er eine gefährliche Verletzung ! erlitt. Ein auf seinen Hilferuf herbeigeeilter ! Polizei-Diener wurde ebenfalls von dem Farm durch einen Stoß in den Unterleib so schwer verletzt, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. In Echter ding en legte sich vor einigen Tagen der Postknecht auf das Heu, um zu schlafen. Nachher kam ein Knecht, welcher nichts davon wußte, um mit dem Mtsthacken Heu zu holen. Beim Einhauen dieses Hackers rraf er den Postknecht so, daß dieser eine tiefe und sehr gefährliche Wunde in die Brust bekam, welche sich zwischen Herz und Lunge befindet.

Am 14. ds. Mts. Mittags wurde in die Gottesackerkapelle zu Vollmartngen eingebrochen.

Die Diebe schlugen ein Fenster ein und er­brachen den Opferstock. Wie hoch die Beute der bis jetzt unermittelten Thäter ist, weiß mau - nicht.-JnMaichtngen wurde beim Spren­gen eines Baumstumpfes ein großes Stück meh- j rere Schritte fortgeschleudert und der 53 Jahre alte Metzger Ulmer von demselben so unglücklich ! auf die Brust getroffen, daß er auf der Stelle

IX.

Eine Woche war verstrichen. Es war wieder Sonntag.

Mancherlei war noch während der am Montag früh so böse be- ! ginnenden Woche geschehen.

Zunächst hatte der Dorfschulze, welcher wohl selbst das Bedürfuiß j fühlte, sich in Bezug auf das stattgefundene Unglück zu decken, in der Nacht die Abreise der Schauspieler verhindert.

Am Morgen nach Bewältigung des Feuers verhaftete er die armen Leute auch noch und schickte sie per Knitteleskorte dem Gerichte in der Stadl zu.

Der Schulze war nicht der Mann, einzusehen, daß sowohl ihn selbst als den Krugbesitzer ebenfalls Strafe treffen mußte, wenn die ^ Komödianten, wenigstens deren Oberhaupt wegen fahrlässiger Brandstif- , tung zur Rechenschaft gezogen werden.

Daß der Adelsmüller durch Vornahme einer im Allgemeinen unbe­rechtigten, in Bezug auf die Brandstiftung wenigstens unvorsichtigen Handlung allein die Schuld an derselben trug» mochte der Schulze wohl dunkel fühlen, wagte ^jedoch nicht, seine Empfindungen dieser Art gel­tend zu machen.

Valentin Schmidt hatte keinen Versuch gemacht, sich während der Nacht zu entfernen. Er hätte sich aber vielleicht der Verhaftung ent­ziehen können, wenn er im Predigerhause neben dem bewußtlos daltegen- den Vater blieb.

Doch sowie er durch das Fenster erkannte, was auf dem Dorf- Platze verging, machte er Miene, das Zimmer zu verlassen und sich den Genoffen avzuschließen. War er es ja doch, der sie in die unangenehme > Lage gebracht hatte. Ehe jenes geschehen konnte, trat der Prediger aus ihn zu. (Fortsetzung folgt.)

Revision in dieser Hinsicht als wünschenswert erscheinen lassen. Das viele Schwören bet der geringsten Kleinigkeit erzeugt eine Gleichgiltig­keit gegen den Eid und benimmt demselben seinen Werth wenigstens theilweise. Das totale Ab­schaffen jeder geistlichen Vorbereitung zur Eides­leistung und die etwas nüchterne Eidesformel dürften gleichfalls dazu beitragen. Dies ist eine sehr verbreitete Ansicht, die sowohl der Presse als besonders den Rechtsgelehrten und der Volksvertretung, ganz besonders aber den Re­gierungen Anlaß zu weiteren ernsten Erwägun­gen geben dürfte.

Stuttgart, 18. Juli. Die elektrische Beleuchtung des hies. Bahnhofs ist nunmehr dem regelmäßigen Betrieb übergeben worden und hat gestern den ganzen Abend ohne jede Störung in vollkommen befriedigender Weise funktionirt, während vorgestern Abend zweimal Unterbrechungen stattgefunden hatten.

Ein mit Hausrath beladener Wagen kam schön dekorirt und mit 4 Pferden bespannt am Mittwoch Nachts ohne Fuhrmann in Stuttgart am Königsthor an. Da man die Bestimmung des Wagens nicht kannte, so wurde derselbe einstweilen in die Güterhalle verbracht, bis ge­stern früh 7 Uhr der Fuhrmann, der wahr­scheinlich geschlafen hat und vom Wagen ge­fallen war, eintraf. Der Wagen kam von Ludwtgsburg und ist nach Tübingen bestimmt.

Stuttgart, 19. Juli. Große Teil­nahme erregt das Schicksal des Hrn. Gärtners Rob. Wagner jr., Sohnes des Hrn. Garten­inspektors Wagner; derselbe ist gestern Abend, mit schweren Verletzungen hinten am Kopf und am Nacken, bei Mühlhausen todt aus dem Ne­ckar gezogen worden; er scheint ein oder mehr­eren Raubmördern in die Hände gefallen zu sein, die ihm eine bedeutende Summe Geldes, welche er bei sich hatte, nahmen und ihn in den Fluß warfen. Die Uhr trug er noch bei sich.

(St.-Anz.)

Von der Jagst, 18. Juli. Gestern früh zeigte das Thermometer nur 4 R., so daß vielfach die Zimmer geheizt wurden.

Ein Jnhafttrter des Landes-Gefängniffes in Rottenburg, mit Namen Btrlinger von Wurmlingen, wollte in der Nacht vom 14. bis 15. d. M. den Herrn Justizrath Roser, Vorstand des Landesgefängniffes, vorsätzlich ermorden. Zur Vollführung seines Entschlusses brach er die Decke seines Gefängnisses durch, kam auf das Dach des Landesgefängniffes und nachdem er das Kamin ausgesucht, das in die Küche des Justizraths führt, von wo aus er leichte Mühe zur Ausführung seiner That gehabt Hütte, ließ er sich in demselben hinab. Da sich aber das Kamin in seinem unteren Theile in zwei Hälften thetlt, gerieth der wackere Held in den Unrechten Canal und gelangte in den Corridor, wo er wegen der eisenfesten Thüre nicht weiter Vordringen und den Mordplan ausführen konnte. Hier nun fanden ihn am Morgen die Aufseher, denen er auf Befragen unumwunden erklärte: