sekretär Frelinghuysen in Erwägung gezogen sei. Derselbe habe sich mit den verschiedenen diplomatischen und Consular-Agenten in den Ver. Staaten in's Einvernehmen gesetzt und die Regierung sei entschlossen, das gesetzliche Verbot der Landung mittelloser Arbeiter auf's Strengste zu handhaben. Wie gestern aus Newyork gemeldet wurde, hat denn auch der Ausschuß für das Einwanderungswesen mehrere Beschlüsse gefaßt, welche dahin gehen, die Landung armer irischer Einwanderer zu verhindern und diejenigen, welche auf Kosten der engl. Regierung die Spazierfahrt über den Ocean gemacht haben, wieder zurückzuschicken.— Armer Paddy! Wie mag er, des Elendes in der verlassenen Heimath gedenkend, geträumt haben von dem goldenen Lande der Freiheit und Brüderlichkeit! Ja, ehemals gab es eine Zeit, da das sonnige Amerika die große Heimath der Verlassenen und Bedrängten war, damals, als noch Republikaner die Republik bildeten und der große Freiheitsrausch noch nicht erstickt war in einem Gewirre von politischem Humbug, Betrug und Gewissenlosigkeit. Damals war auch der Arme willkommen und konnte sich mit der Kraft seiner gesunden Fäuste emporarbeiten zu bescheidenem Glück, heute fragt man nur nach seinen Mitgebrachten Sparpfennigen. „Denn ein Recht zum Leben, Lump, — haben nur, die etwas haben."
Petersburg, 26. Juni. Der Khan von Khiwa und die Söhne des Emirs von Buchara, diese im Namen ihres Vaters, überreichten gestern den Majestäten kostbare Geschenke. Bei dem Empfange des Khans von Khiwa waren der Minister des Krieges, Wannowski, und General Tschernajew zugegen.
Alexa ndria, 27. Juni. Einer Meldung des Reuter'schen Bureaus aus Damiette zufolge, find gestern daselbst 47 Personen, davon 37 an der Cholera, gestorben. In Mansurah sind 7 Personen an der Cholera erkrankt, von denen 2 gestorben sind. — Einer Meldung der „Agence Havas" aus Port-Said zufolge sind daselbst zwei Cholerafälle vorgekommen, von denen der eine tödtlich verlief.
Konstantinopel, 27. Juni. In Folge des Zunehmens der Cholera wurde die Quarantäne für egyptische Provenienzen auf 10 Tage ausgedehnt.
New-Aork, 25. Juni. Im Gebiete des unteren Missouri und Mississipt haben Ueber- schwemmungen stattgefunden. Weite Flächen stehen unter Wasser und die Ernte ist thetlweise vernichtet.
Handel «md Berkehr.
Aus dem hessischen Odenwald, 25. Juni. Das Wetter ist gegenwärtig für unsere Vegetation so günstig, wie wir es nur wünschen können. Das Blühen des Roggens und der Spelze nahm einen durchaus günstigen Verlauf. Der Stand des Getreides ist in tief gelegenen Grundstücken zufriedenstellend. Erhalten wir auch nicht gerade eine große Haufen-
ahl, so wird voraussichtlich die Qualität eine esto bessere. Der Regen kam für die Sommerfrucht wie für die Kartoffeln noch gerade zur rechten Zeit. Das Heu ist so vorzüglich der Güte nach, wie noch selten; auch die Quantität ist eine größere als man anfänglich erwartete. Der Regen, den es theilweise erhielt, war ihm, da er vorübergehend war und es zäher machte, zuträglich; dasselbe wurde bis jetzt sämmtlich gut nach Hause gebracht. Schade, daß sich an unfern schwer beladenen Obstbäumen so sehr die verderblichen Raupen zeigen. Die Reps- Ernte verspricht einen reichlichen Ertrag. Auch der Weinstock an der Bergstraße berechtigt zu großen Hoffnungen. Es steht uns ein gesegnetes Jahr in Aussicht!
(Die Ernte-Aussichten in England) werden von Woche zu Woche günstiger. Den Berichten nach zu urtheilen, die aus allen englischen Grafschaften einlaufen, verspricht das Jahr 1883 ein ganz außergewöhnlich fruchtbares zu werden. Weizen, Gerste, Hafer, Bohnen, Erbsen, Kartoffeln stehen vortrefflich; der Hopfen in Kent, Sarrey, Sussex und Hamsphtre soll seit Menschengedenken nicht so versprechend gewesen sein wie augenblicklich; von Früchten wird es an Aepfeln einen großen Ueberfluß geben, während Birnen nur schlecht gedeihen.
(H e u.) Von der I ag st wird geschrieben: Der Ertrag der nun nahezu beendigten Heuernte darf im großen Ganzen als ein mittlerer bezeichnet werden. Für neues Heu wird derzeit pr. Ctr. 1 M. 60 bis 1 M. 80 Pfg. bezahlt. Alteustaig. Lchrauueu-Zettel vom 27. Juni. Neuer Dinkel ... 7 — 6 76 6 60
Haber. 7 70 7 49 7 20
Gerste..7 —-
Waizen..... -11 —-
Roggen. 10 50 10 20 10 —
Vermischtes.
(Die Löwen des Mahdi.) Der Mahdi (falsche Prophet), der noch immer mit feinen Truppen im Sudan haust, führt seit Kurzem vier große Löwen mit sich, die in einem eisernen Käfige eingeschlossen sind und täglich zweimal aus den Händen ihres Gebieters ihre Nahrung erhalten. Dieselben werden gewöhnlich mit Kameel- oder Schaffleisch gefüttert. Diese vier Bestien sind zugleich die Scharfrichter ihres Gebieters. Egyptische Agenten nämlich, die sich unter seine Truppen mengen, um dieselben zum Abfalle zu bewegen, dann ungehorsame Soldaten und Beamte werden einfach entkleidet und in den Käfig gestoßen, wo die Bestien sie zerfleischen. Diesen vier Löwen verdankt es der Mahdi am meisten, daß in seiner Armee eine strenge Disciplin herrscht.
(Unglückliche Lotterie-Gewinner.) Aus Frankfurt a. M. schreibt man: „Kürzlich ging einem hiesigen Einwohner, der in der sächsischen Lotterie einen Treffer von 18 000 M. gemacht, der Kollekteur, dem er das Loos zum Inkasso eingesendet, mit dem erhobenen Gelde durch.
Als der junge Arzt die Augen erhob, sah er ein paar jener unbeholfenen Reisewagen, deren sich sogenannte „vagierende Künstler" zu bedienen pflegen. Dieselben wälzten sich langsam näher.
Die leichtlebigen Insassen der beiden von elenden Mähren gezogenen Fuhrwerke waren es, welche ihrer Heiterkeit trotz der herrschenden Hitze Ausdruck gaben.
Der Kutscher des Doktors bog, um den schweren Fuhrwerken freie Fahrt zu lasten, zur Seite, auf den schlechteren Thetl des Weges. Sofort ertönte der lustige Gesang aus männlichen und weiblichen Kehlen voller und kräftiger. Lachende Gesichter zeigten sich in den kleinen offenen Fenstern der Wagen.
So sehr der Doktor auch durch die Ereignisse des heutigen Tages verstimmt worden, ward er doch durch die Fröhlichkeit dieser Leute ganz angenehm berührt, weshalb sich auch ein Lächeln über sein Gesicht stahl; nie froh verlebte Studienzeit mochte nebenher wohl in seiner Erinnerung auftauchen.
Die Sänger machten eine Pause; nur einer derselben ließ der Metzt vorgetragenen Strophe einen flotten Jodler folgen. Ein anderer -Rann steckte den schon ziemlich ergrauten Kopf mit dem vom vielen Gebrauch der Schminke bleichen Wangen zum Fenster heraus und zog oen Hut.
«Ich grüße Sie in tiefster Devotion, mein Herr," sagte er mit entsprechender Gebärde.
Der Doktor dankte freundlich.
»Halt da!" rief plötzlich eine etwas tiefe Stimme von dem hinten Wagen her. Zugleich sprang ein hoch und kräftig gewachsener -Rann aus demselben auf die Straße.
»Auf ein Wort, edler Herr!" fuhr dieser Mann zu dem Doktor
Vor wenigen Tagen haben sich Leidensgefährten für den schier untröstlichen Mann gefunden, denn drei Herren, die in der Hamburger Lotterie gewonnen und es gerade so gemacht wie er, jammern jetzt über dm Verlust von 10 000 M., mit denen der Kollekteur durchging. Der Humor bet der Sache ist, daß die unglücklichen Gewinner den Vorfall nicht einmal der Behörde melden dürfen, denn sie würden unrer allen Umständen wegen Spielen? in einer fremden Lotterie bestraft werden, während der Versuch, der Durchbrenner habhaft zu werden, ihnen wahrscheinlich nur Kosten aber keinen Erfolg bringen dürfte."
(731 unterseeische Telegraphenleitungen.) Es bestehen gegenwärtig, nach einer soeben veröffentlichten amtlichen Ueberstcht, nicht weniger als 731 unterseeische Telegraphenlettungen. Den Löwenantheil an dieser großartigen Entwickelung der unterseeischen Telegraphie haben, wie begreiflich, die Engländer, welche vor allem bestrebt waren, ihre zahlreichen Besitzungen mit dem Mutterlande zu verbinden, während die Amerikaner nur wenige unterseeische Kabel besitzen.
(Die Heilsarmee) hat nun auch in Guilford eine „Kaserne" mit einem Kostenaufwande von Lst. 1826 errichtet, welche von „General" Booth eingeweiht wurde. Das Gebäude faßt 1100 Personen. Die Gesammtzahl der zur Heilsarmee gehörigen „Gläubigen"jsoll in England bereits mehr als drei Millionen betragen.
Logisch. Bahnwärter (zu einem Bauer, der auf dem Bahnkörper gehr): „Macht, daß Ihr da herunter kommt, da oben darf Niemand gehen!" — Bauer: „Darf Niemand gehen? Das fehlt mir noch! Ich Hab' eine Karte und hätt' sogar fahren können wenn ich den Zug nicht verfehlt hätt!"
(Nur immer praktisch.) Ein Kirschenlteb- habcr in Frankfurt a. M. erfreute sich in seinem Garten des Besitzes mehrerer Bäume, die dieses Jahr außergewöhnlich viel dieser süßen Früchte tragen. Um nun seine Ernte gegen die Spatzen und Amseln zu sichern, brachte er auf den mittelsten der Bäume mehrere Schellen an und verband dieselben vermittelst Draht mit seinem Wohn- und Schlafzimmer. Sobald er einige Zeit hat, zieht er mehrere Male den Draht an, wodurch die Glocken ertönen und die Vögel, welche den Baum belagern, davonfliegen. Nun kommt es aber vor, daß er und seine Familie nicht zu Hause ist. Um in diesem Falle auch die Vögel von seinen Bäumen fern halten zu können, verfiel er auf eine sehr „praktische" Idee. Er brachte an der Hausthür unter der Mündung des Drahts einen Schild an, worauf steht: „Wer nur irgendwie Zeit hat, wird gebeten, hier mehrere Male zu schellen." Diese Aufforderung wird nun von der lieben Jugend derart besorgt, daß sich die ganze Nachbarschaft wegen dem immerwährenden Geläute der Glocken in Hellem Aufruhr befindet und Beschwerde führen will.
gewendet fort. „Furioso wird zum Lamm bet Eurem Anblick und wird nur flüstern, was er Euch zu sagen hat."
Der kühne Sprecher trug eine Allongeperücke, sowie falschen Lippen- und Kinnbart; sein Gesicht war durch aufgelegtes Roth und schwarze Striche völlig entstellt und machte einen komischen Eindruck.
Der Kutscher des Doktors blickte diesen fragend an, und da der Fahrgast fortfuhr, freundlich zu lächeln, mochte er wohl glauben, im Sinne desselben zu handeln, wenn er den Anforderungen des Fremden nachkam; er hielt daher seine überdem nur in schläfrigem Tritte dahinschleichenden Rosse an.
„Vor allen Dingen," fuhr der Schauspieler fort, „wünsche ich dem Herrn Doktor von Mühlenschmtdt einen guten Tag und an diesem guten Tage ein ganz unerhörtes Glück für die Zukunft!"
Der Doktor ließ plötzlich Zeichen der Ueberraschung erkennen.
„Valentin!" rief er aus. „Du bist es —
„Bin's, den Lumpe Bruder nennen," deklamierte der andere, „bin der Mime Valentin — ja, Friedrich, und bin zugleich wohlbestalltes, aber schlecht gestelltes Mitglied der hochberühmten Truppe deS höchst achtungswerthen Schauspieldirektors Paul Broeker, — reiche mir deine brüderliche Rechte, guter Junge!"
Valentin Schmidt, der ältere Bruder des Doktors, nahm mit der Linken Bart und Haartour ab, während er die Rechte dem Bruder ent- entgegenstreckte. Der Doktor schlug ohne Zögern ein.
(Fortsetzung folgt.)
(Lesefrucht.) Was ist ein Staa: und jeder Mensch, der nicht weiß, ob er besser oder schlimmer wird, vergißt, was er war, und nicht überlegt, was ihm bevorsteht! Selbstvernachläßigung ist die natürliche Folge.