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Menstaig, Donnerstag den 10. Mai.

1883.

Hlr. 54.

2 Die allgemeine Abrüstung.

Man hat sich schon so sehr mit dem Ge­danken an die Notwendigkeit desbewaffneten Friedens" vertraut gemacht, daß man zwar allseitig die größte Ersparniß beim Militär-Etat wünscht, immer aber die Sparsamkeit nicht so weit getrieben sehen will, daß daraus eine Schwächung der Wehrkraft des Landes erfolgen sonnte. Die Forderung nach einer sogenannten allgemeinen Abrüstung" hat man bisher im­mer den ziemlich ideal veranlagten Friedcns- und Freiheitsgesellschaften überlassen- denn so schön auch die Erfüllung dieser Bestrebungen wäre, so wird sich doch kein nüchtern denkender Mensch die Schwierigkeiten verhehlen, die sich der Durchführung derselben in den Weg stellen würden.

Man braucht nur beispielsweise daran erinnert zu werden, daß Napoleon der Erste dem kleinen Preußen nach dem Kriege von 1806/7 die Bedingung auferlegte, sein stehendes Heer auf 40000 Mann zu beschränken. Diese Bedingung ist auch buchstäblich innegehalten worden; die preußische Militärverwaltung hatte nach jenen unglücklichen Kriegsjahren nie mehr als 40000 Mann zur Ausbildung unter den Waffen, vermochte aber dennoch im Jahre 1813 außer den Freiwilligen 130000 Mann voll­kommen in den Waffen geübter Truppen ins Feld zu stellen. Die Kontrolle über die fort­dauernden kriegerischen Vorbereitungen eines Volkes sind, wie aus diesem Beispiel schon er­sichtlich, sehr schwer und deßhalb enthält auch die Frankfurter Friedensakte keine dahingehende Bedingung für Frankreich, obwohl eine solche damals wohl durchzusetzen gewesen wäre. Was nützt das geschriebene Wort, wenn es nicht ehr­lich gehalten wird!

In der gleichen Weise ist es auch schwer, wenn nicht unmöglich, eine allgemeine Abrüstung durchzusühren und von seiten der Regierungen hat man denn auch bisher die daraufhinzielenden Anträge zwar alsim Prinzip berechtigt" an­erkannt aber dabei zugleich bedauernd mit den Achseln gezuckt. Um so überraschender mußte es wirken, als ein halbamtliches Blatt der ungarischen Regierung, derPester Lloyd", die Abrüstungsfrage von Neuem aufnimmt und mit besonderem Ernste erörtert. Dieses Blatt ver weist zunächst auf den zwischen Deutschland, Oesterreich und Italien bestehenden Friedens­hand und erörtert sodann die segensreichen Folgen für den Völkerfrieden, welche ein einträchtiges Zusammengehen Frankreichs mit Deutschland im Gefolge haben würde.

Ist ein solches Verhältniß herzustellen, so wäre selbst ein kriegerisches Rußland dem all­gemeinen Friedensbedürfnisse ungefährlich. Die Zeit scheint dem Blatte zu einer langen Frie- denscpoche geeignet, wie wir eine solche nach 1815 hatten. Dieser allgemeine Friede sollte durch einen Kongreß eingeleitet werden, der eine europäische Uebereinkunft zu Stande zu bringen hatte: man sollte sich gegenseitig über den Be­sitzstand einigen, ein Völkerschiedsgericht einsetzen, das über alle völkerrechtlichen Streitfragen end- ßEg M entscheiden hätte, ferner sollte man über allgemeine Abrüstung verhandeln und ge­meinsam Maßregeln zur inneren Beruhigung derathen, nicht zur Unterdrückung, sondern ge­rade zur Lösung der sozialen Fragen.

Das Bild, welches das halbamtliche Blatt hwr entwirft, ist ein zu schönes, als daß man hoffen dürfte, es werde zur Wahrheit werden. Aber unmöglich wäre es ganz gewiß nicht, wenn Frankreich nur einen Schritt des Weges Deutsch­land entgegenkäme. Eine Periode des all­

gemeinen Völkersriedeus, der Entlastung der Völker von dem drückenden Eisenpanzer, sie würde das 19. Jahrhundert, das so stolz auf seine Fortschritte an Kultur und Gesittung ist, viel würdiger abschließen als die geharnischte Ruhe, in welcher die Völker mißtrauisch aufeinan­der blicken und sich bis an die Zähne gewaffnet gegenüberstehen.

Württembergischer Landtag.

Kammer der Abgeordneten.

Stuttgart, 5. Mat. (32. Sitzung.) Ein­gelaufen sind einige Nachexigenzen betr. Fluß­baufonds, Gebäudekosten und Forstverwaltung, ferner eine Petition von Gmünd betr. Besteuer­ung des Hausirhandels. Fortsetzung der Etatsberathung. Bet Kap. 118 Eisenbahnen hebt zu Tit. 31 Miethzinsentschädigungen Wüst die Wohlthat dieser Exigenz für die niederen Bediensteten hervor und empfiehl die Regelung der Altersklaffen Verhältnisse der Kondukteure, worauf Minister v. Mittnacht wiederholt erwidert, es sei unmöglich, allen Kategorien gleichzeitig gerecht zu werden. Bei Tit. 39 wünscht Wend- ler, daß den aus dem Militär zur Eisenbahn übergehenden niederen Bediensteten ihre Militär­dienstzeit bei Zuweisung der Unterstützung wegen Dienstunbrauchbarkeit mit in Anrechnung ge­bracht werde. Minister v. Mittnacht: Die Frage fei schon in Erwägung gezogen. Es werde sich dabei aber um staatliche Zuschüsse an die Un- terstutzungskasse für Eisenbahnbedienstete handeln müssen u. zwar von beträchtlicher Höhe. Kap. 121. Bodenseedampfschiffsahrt. Einnahmen je Mrk. 266 728, Ausgaben M. 230198 rsp. M.236148; Ertrag M. 36530 resp. M. 30 570. Bericht­erstatter Zipperlen konstatirt, daß das Betriebs­material aus 7 Dampfbooten, 4 Schleppschiffen und 2 Trajektschiffeu besteht, v. Schlierholz für billigere Persouentaxen auf den Bodensee­dampfschiffen. Minister v. Mittnacht: Würt­temberg könne ohne die anderen Uferstaaten nicht einseitig in der Frage Vorgehen. Er werde die­selbe jedenfalls anregen. Wegen Erkrankung des Präsidenten v. Hofacker wurde die Berathung des Etats der Postverwaltung verschoben. Nächste Sitzung Mittwoch 9. Mai, Nachm. 4 Uhr.

Laudesuachrichteu.

Nagold, 5. Mai. Die Amtsversammlung hat die Naturalverpflegung armer Reisender, wie bisher Sommers in 6 und Winters in 7 Verpflegungsstationen, beibehalten, dagegen ein­stimmig beschlossen, auf das Ansinnen des Be- zirkswohlthätigkeitsvereins zu Gründung einer Oberamtssparkasse, insbesondere zum Zweck der Ansammlung und verzinslichen Anlage der ört­lichen Pfennigsparkaffengelder nicht einzugehen. Der Amtsschaden pro 1883/84 einschließlich der Amtsvergleichungskosten beträgt 32000 M.

Baiersbronn,6. Mai. Gestern Abend gegen 9 Uhr brach im Hause des Polizeidieners, welches hinter dem Realschulgebäude gelegen ist, Feuer aus, wodurch dieses Haus trotz der raschen Hilfe der Freudenstädter Feuerwehr und den Anstrengungen der Einwohnerschaft von Baiers- bronn und der umliegenden Parzellen nach kurzer Zeit in Asche gelegt wurde.

Stuttgart, 5. Mai. In der Volks- bank-Angelegenhetl hat der am Weitesten gehende Auffichtsrath Brüderlein sein Mandat nieder­gelegt. Brüderlein vertrat von jeher die An­sicht, auch den ehemaligen Verwaltungsrath zur kriminellen Verantwortung zu ziehen u. glaubte sich gegen jeden Kompromiß mit den Mitgliedern des letzteren verwahren zu müssen. Bekanntlich bahnt sich in der Entschädigungsfrage zwischen den gemäßigteren Elementen des jetzigen Auf­

sichtsraths ein Vergleich in dem Sinne an, daß sich der letztere mit einer Vergleichssumme von 300 bis 400 000 M. zufrieden geben will, wäh­rend Brüderlein auf der vollen Summe von 900000 M. stehen zu bleiben erklärte. Die in Folge dessen eintretenden Differenzen scheinen B. zu seiner Demissions-Erklärung veranlaßt zu haben. Die Untersuchung gegen die drei Direktoren nimmt, nachdem sich die Krankheit des Untersuchungsrichters gehoben hat, ihren ruhigen Verlauf und finden noch immer Ver­höre statt. (N.-Ztg.)

Stuttgart, 6. Mat. Der frühere Mi­nister Frhr. v. Varnbüler, der in einigen Tagen sein 74. Lebensjahr vollenden wird, ist so bedenklich erkrankt, daß man seiner Tochter in Berlin, der Freifrau v. Spitzemberg Wittwe, telegraphtrte, an das Krankenlager ihres Vaters zu kommen.

Stuttgart, 7. Mai. Die Gesellschaft für Verbesserung des Weins in Württemberg nahm bis vor wenigen Wochen Anstand, An­gesichts der Ungunst der Zeiten und der Ebbe in ihrem Weinkeller das althergebrachte Urbans­fest zu feiern. In Anbetracht der wunderbaren Witterung und der günstigen Aussichten für das Jahr 1883 ist der Ausschuß der Gesellschaft lautSch. M." in seiner letzten Sitzung schlüssig geworden, das Fest bei der Generalversammlung zu halten und ladet auf den 27. Mai in der hergebrachten Weise ein.

InStuttgart fanden Donnerstag Nachts zwei Herren, die ein Parterreztmmer in der Alexanderstraße bewohnen, bei ihrer Heimkunft das Fenster geöffnet, was sonst nicht der Fall war; doch da sie nichts Verdächtiges bemerkten, schloffen sie dasselbe und legten sich zu Bette. Etwa um 2 Uhr erwachte der eine an einem Geräusch, er stand auf und machte die Wahr­nehmung, daß sein Geld im Betrage von etwa 200 M., Uhr und Kette, nebst den Beinkleidern verschwunden waren. Der Dieb hatte sich eben erst durchs Fenster entfernt, war aber, noch bevor der Bestohlene Lärm machen konnte, in dem Hofe eines der Nachbarhäuser verschwunden.

Stutrgart, 8. Mai. Der Metzger Vet- terle von Heslach, welcher am Himmelfahrtstage aus einer Untersuchungszelle des Katherinen- hoipitals ausbrach, ist in Schwieberdingen, wo er einen Kleiderdiebstahl verübt hat, verhaftet worden. Vetterle hatte, um in das Katherinen- hospital zu kommen, Lähmung simulirt, in Folge dessen er mit Elektrizität behandelt wurde.

Ludwigsburg, 5.Mai. Zum 6.Bun- destag des württ. Krtegerbundes sind bis zur Stunde über 2200 Anmeldungen eingelaufen. Es stehen die Anmeldungen von den im Lande bestehenden 700 Kriegervereinen zum größten Theil noch aus. Die Betheiligung verspricht eine große zu werden und bereits werden Vor­bereitungen zur Gewinnung von Nachtquartieren getroffen, da die Gasthöfe bei weitem nicht ausreichen, um die Festtheilnehmer alle zu be­herbergen.

In Ludwtgsburg haben die Maurer, Steinhauer und Zimmermeister, dem Wunsche ihrer Arbeiter entsprechend, beschlossen, die Ar­beitszeit künftig ähnlich wie in anderen Städten erst um 6 Uhr statt wie bisher um 5 Uhr Mor­gens zu beginnen, dagegen die vormittägige Feierstunde auf Vr Stunde zu beschränken.

Eßlingen, 7. Mai. In einem Anfall von Geistesstörung warf Sonntag früh halb 3 Uhr ein in der Oberthorstraße wohnender Lackier sein etwa 6 Monate altes Kind aus dem Fenster seiner eine Treppe hoch befindlichen Wohnung. Ein glücklicherweise vorbeigehender Polizeihilfswärter konnte das Kind auffangen