renden Milchkutscher des Oekonomen Schwarz auf Schloßgut Remseck. Einer der Männer war etwas übelhörend und wich nicht zeitig aus. Obwohl der Fuhrmann sein Pferd rasch anhielt, traf die auf die Seite ausweichende Deichsel den betr. 69jährigen Familienvater so unglücklich auf die Brust, daß er augenblicklich todt war. Den Knecht trifft keine Schuld. In Zuffen­hausen verunglückte letzten Sonntag der 20- jährige Sohn des Jakob Müller beim Schießen, wobei ihm die linke Hand, mit welcher er die Pistole hielt, gräßlich zerrissen wurde, in Folge dessen ihm drei Finger abgenommen werden wußten. Die Ladung, welche eine ungewöhn­lich starke war, zerriß das Geschoß in Stücken. Der 18jährige Sohn des Cementmüllers Jos. Maier auf der Cemenlmühle von Weil u. Sig- loch bei Weiler (Llaubeuren) kam letzten Dienstag in einen im Gange befindlichen Trieb- rtemen, der ihn erfaßte u. an die Riemenscheibe mit solcher Gewalt gedrückt hat, daß sofort der Tod eingetreten ist. So fand ihn sein Vater als er nach ihm sehen wollte, schon todt im Triebwerke. In Schömberg wurden meh­reren Bürgern ihre Baumgärten in vandaltscher Wehe zugerichtet. 79 Bäume, oarunter 67 Stück gut nagende Obstbäume wurden zum Theil aus dem Boden gerissen, zum Theil abgeschnitten oder abgebrochen. Die Büberei dürfte mit den früher berichteten Vorkommnissen in der Fast- aachrzeit Zusammenhängen.

Deutsches Reich.

Berlin, 5. April. Es ist reine Sperre auf Briefe und Packele derjenigen Sozialdemo­kraten verfügt worden, von denen vermuthet wird, daß sie an dem Kopenhagens' Kongreß theilgenommen haben.

Frankfurt a. M. Jener Landbrief- träger aus Sangerhansen, welcher im Septem­ber v. I. zwei ihm zur Austragung übergebene Geldbeutel mit 6000 Mark Jnhart und außer­dem eine Anzahl kleinerer Beträge mit 981 M. unterschlagen hatte und bald darauf aber wie­der ergriffen worden war, ist nun zu 4 Jahren Zuchthaus verurthetlt. Sieben seiner Mitschul­digen, welche sich der Hehlerei schuldig gemacht, wurden mit Gefängnißstrafen von 2 Jahren bis zu 4 Monaten herab belegt.

Eine entsetzliche Blutthat wird aus Magdeburg vom 4. April mitgetheilt: Der Maurer Wilhelm Pree hat seine Frau mit einem Beile erschlagen, indem er ihr mehrere Hiebe auf den Kopf gab. Sie wurde so schwer verletzt, daß sie schon aufgegeben war, als sie in das Krankenhaus geschosst wurde; daselbst ist sie im Laufe des Nachmittags gestorben. Sodann hat Pree zweien seiner Kinder, einem Knaben von drei Jahren und einem Mädchen von;wci Jahren mir dem Messer den Hals durchschnitten und schließlich sich an einem Thür- Mm erhängt.

Danzig, 6. April. Die Weichsel hat

heute Morgen oberhalb der Mündung von Neufahr Dämme und Deiche auf beiden Seiten überstiegen. Die Dörfer Neufahr und Bohn- sack find überschwemmt, die Bewohner flüchten nach Danzig; auch ist mehrfach Vieh err-unken. Der Werder auf der andern Seite ist ebenfalls überschwemmt. Pioniere und Infanterie, so­wohl Artillerie mit Sandsäcken und Spreng- matertal sind ausgerückt.

In Straßburg sind am 3. d. am neuen Bahnhof in Folge Bruchs eines Krahnen, mit welchem Ztnkplatten zur Dachdeckung in die Höhe gezogen wurden, fünf Arbeiter ver­unglückt, einer blieb sofort todt; die vier an­dern wurden schwer verletzt in das Hospital verbracht.

Ausland.

Wien. Am Dienstag verstarb Hierselbst der bekannte Geldschrank-Fabrikant Baron v. Wertheim. Werlheim war von niederer Ab­kunft, und erreichte einzig durch eigenen Fleiß enormen Reichthum, hervorragende soziale Stel­lung und zahlreiche hohe Auszeichnungen. Wert­heim starb kinderlos und hinterließ seine vielen Millionen theils Schulen, theils wohlthätigen Anstalten.

Pest. Die Nachforschungen nach Paul Spanga, dem Mörder Majlaths, haben bis­her absolut kein greifbares Resultat ergeben. Der Pester Stadthauptmann, v. Thaiß, dem die Polizei unterstellt ist, fühlt sich durch die bei diesem Verbrechen zu Tage getretene Un­fähigkeit der Polizei dermaßen bloßgestellt, daß er seine Entlassung verlangt hat.

London, 6. April. Die Aufregung we­gen der Entdeckung und Beschlagnahme größe­rer Quantitäten Dynamit ist eine außerordent­liche. Es sind 5 Verhaftungen vorgenommen worden, darunter die eines gewissen Dalton, eines Amerikaners, der sich seit einigen Wochen in England aufhält. Er wurde aus einem amerikanischen Lesezimmer herausgeholt und man glaubt in ihm den Urheber der Explosion in der Parlamentsstraße gefaßt zu haben.

VonNew-Iork wird gemeldet: Europa wird im Laufe dieser Saison sehr stark von Amerikanern besucht werden. Man darf drüben 130000 Personen erwarten. Im verflossenen Jahre reisten 100000 Personen nach Europa.

Mexiko, 5. April. Ein Trupp Indianer machte auf einem Raubzuge im Staate Sonora 52 Personen nieder.

zpaudcl rnrd Verkehr.

Heilbronn, 7. April. (Kartoffel­markt.) Beim heutigen Kartoffelmarkt stell­ten sich die Preise auf 5 Mrk. 50 Pfg. für Wurstkarkoffeln, 7 M. 50 Pfg. für blaue, und 4 M. - 4 M. 80 Pfg. für gelbe Kartoffeln.

Vermischtes.

(Das Aluminium-Zeitalter) heißt die neue Zeit-Epoche, welche uns bevorsteht, wenn sich

die Hoffnungen einiger Erfinder verwirklichen. Die Bedeutung des Aluminiums für die Tech­nik ist unbestreitbar. Dasselbe hat alle Tugen­den des Eisens ohne seine Fehler. Sein Ge­wicht verhält sich zu dem des Eisens wie 11:56, es 'st aber zäher als Eisen und rostet nicht. Brückenbauten aus Aluminium würden also leichter als Holzbrückm werden und der Gefahr des Durchrasten? nicht aut gesetzt sein. Für die Konstruktion von Schiffsmascymen wäre das leichte Metall von höchster Bedeutung. Kur», sollte es gelingen, Aluminium so billig wie Eisen herzustellen, so würde von diesem Zeit­punkt an eine neue Epoche datiren. Bei den mannigfaltigen Wundern der Chemie erscheint auch die Lösung dieses Problems nicht unmöglich.

(Was Hunde auszuhalteu vermögen,) da­von ein Beispiel. Am 3. v. Mts. verfolgten 2 gutgenährte Dachshunde einen Fuchs und fielen mit ihm in den Bau. Alles Suchen, in welchen Bau sie geriethen, war vergeblich und man gab dieselben für verloren. Am 17. d. Abends kamen beide Hunde in einem furchtbar abgemagerten Zustande gänzlich entkräftet und mit Koth überzogen wieder zu Hause an. Die­selben hatten volle 14 Tage im Baue zugebracht und konnten sich erst nach gänzlicher Abmage­rung wieder herausarbeiten, und diese Arbeit muß eine sehr anstrengende gewesen sein, da die Krallen wie beschnitten abgestumpft find.

(Zeitbild.) Na, Lisbeth, warum denn so aufgedonnert? L.: Ich Hab' heut' so ein bisle Jubiläum; ich bin heut' grad' zum 25. Mal aus dem Dienst gejagt worden.

(Die Frauen-Emanzipatton) hat in Amerika einen weiteren Fortschritt gemacht. Die erste Trauung, die in den Ver. Staaten von einem weiblichen Geistlichen vollzogen worden ist, fand kürzlich zu Columbus im Staate Ohio statt, wo Pastorin Lydia Romick den Bund zweier jungen Leute einsegnete.

(Ein Trunkenbold) von entsetzlichem Aus­sehen taumelt in die Straßengaffe. Zwei Po­lizisten heben ihn auf und führen ihn auf das Polizeibureau, wo der Kommissar zum Verhör schreitet.In welchen Zustand haben Sie stch versetzt!"Oh," stammelt der Trunkenbold,Sie dürfen mir nicht böse sein, Herr Kommissar, ich habe meine besonderen Gründe, sehen Sie ... ich gehöre der Mäßigkeits-Gesellschaft an." Sonderbare Ausrede!"Ich spiele nämlich den Säufer, wisstn Sie, um die Anderen abzu­schrecken."

Ja so! A:Das ist aber doch der reine Schwindel! Behauptet der Badearzt Michel, er habe im vorigen Jahre die Hälfte seiner Patienten vollständig genesen entlasten!" B:Glaub's schon, er hat eben nur z w e i Pa­tienten gehabt."

Die Hauptsache. Onkel: ... Ja, wenn das so fort geht, glaube ich wirklich, Frankreich wird wieder ein Kaiserreich!" Ernst Hurrah, dann gibts wieder neue Brief­marken!"

von einer Anzahl vertramer Freunde, unter ihnen mehrere, meist dem Großhandel Londons angehörende Kaufleute. Es war übrigens nur eine kleine Reunion", wie Miß Ophelia sich ausdrückte, und die Gesellschaft sollte nicht allzu lange in die Nacht hinein dauern.

Seit einigen Wochen schien Miß Ophelia von den Höhen der ro­mantischen Poesie, welche sie so lange gern aufgesucht, herabgestiegen M sein; indem sie es aufgab, ihr Ideal in den unklaren, nebelhaften Regionen ihrer Träume zu suchen, hatte sie dasselbe schließlich auf der Erde gefunden.

Es war in der That ein sehr schöner Mann, Major im Dienste der Indischen Kompanie, der soeben geradeswegs von Kalkutta angekom wen war. Miß Ophelia halte sich unversehens schnell in sein von der Sonne gebräuntes Antlitz mit den schönen weißen Zähnen und in seine glänzende Uniform verlstbt. Ueberdies besaß Major Turner alle Eigen­schaften, welche vorzugsweise die Aufmerksamkeit der Mädchen in Ophelias <llter aus sich zu lenken geeignet sind; er war kalt, von tadellos elegan­tem Auftreten, sprach in gewählten Ausdrücken von Indien und wußte das Interesse zu f ffeln, ohne jemals seine Persönlichkeit in den Vorder­grund zu drängen. Der Major war gewissermaßen der Löwe des Ta­ges; und sei es nun, daß ihn Ophelias Vermögen anlockte, sei es, daß ^ die langen hageren Frauen liebte, kurz, er war ein regelmäßiger Gast ves Hauses Bonningwn und schon harte stch das Gerücht . von seiner bevorstehenden Heirath in der Stadt verbreitet.

Man plauderte nulten im Salon und um den Kamin herum; Miß t.ucy kam und gieng in einer gewesten unerklärlichen Unruhe, während Me Schwester am Klavier saß und, Major Turner hinter sich, die Fin­ger über die klingenden Tasten irren ließ. Herr Bonnjngton unterhielt och, m einen Sessel gelehnt, über geschäftliche Angelegenheiten mit zwei

großen Bankiers der City, und Herr Gus-Brough versicherte in einem stillen Winkel des Salons einem aufmerksamen Zuhörer, daß jährlich in der Hauptstadt der drei Königreiche durchschnittlich 1580953 Ham­mel und 83466 Rinder vertilgt und 75 956 343 Eier von Frankreich nach England importirt würden.

London ist die erste Stadt der Welt!" fuhr das ehrenwerthe Mitglied der statistischen Gesellschaft fort, glücklich, einen Zuhörer ge­funden zu haben.Nirgends werden Sie anderswo eine sogleichmäßige Vertheilung aller Gewerbe und Handwerke finden. Wissen Sie, mein Herr, daß wir in London 2500 Bäcker, 2950 Schuhmacher, 1800 Ta- vakshändler und 1050 Krämer zählen? Wußten Sie das?"

Und als sein Gegenüber nicht antwortete, fuhr Herr Gus-Brough, durch sein Schweigen doch etwas stutzig gemacht, fort:

Sie wußten es nicht und das sind doch die ersten Elemente der Statistik! Sehen Sie, ich der ich hier mit Ihnen spreche, mein Herr, habe eine Denkschrift verfaßt, Gott erbarme sich, was für eine lange Denkschrift, aus welcher nach den aus bester Quelle geschöpften Ziffern hervorgeht, daß die acht Gesellschaften, welche mit der Wasserversorgung in den 26 Bezirken Londons betraut sind, jährlich 191066 Häuser ver­sehen, u. daß ihre Gesammtproduklion die enorme Summe von 592 525902 Hektoliter erreicht. Das sind Thatsachen, mein Herr, jedoch wer kennt sie? Niemand! Höchstens Gus-Brough von Piccadilly beschäftigt sich mit wichen Fragen, und Sie selbst, Herr . . ."

Herr Gus-Brough erwartete eine Antwort, aber sein Zuhörer be­gnügte sich nur mir einem Lächeln und einem sehr beifälligen Kopfnicken. Herr Brough sah ihn erstaunt an. Schon beschlich ihn die Furcht, daß er gar nicht verstanden worden sei, als ihm jemand leise auf die Schul­ter klopfte. Er wandte sich um und erkannte Samuel Hampden. (Forts, f.)