Urzeit. Diese Skelettstücke lassen auf wirklich kolossale Größenverhältnisse schließen, gegen welche die heutigen großen Wiederkäuer als Zwerge erscheinen. Da finden wir gewaltige Kopfstücke mit Backenzähnen von ungeheurer Größe, eine Kniescheibe von dem Umfang einer mittleren Kegelkugel, Hüftknochen, an denen ein Mann zu heben hat; endlich ist auch noch ein Stoßzahn, aber von verhältnißmäßig geringerer Stärke zu Tage gekommen. Für die bisher gefundenen einzelnen Stücke haben sich schon mehrfache Kaufsliebhaber gezeigt; da aber begründete Aussicht vorhanden ist, nach und nach zu einem vollständigen Skelette zu gelangen, so gibt der glückliche Grubenbesitzer vor der Hand von seinen Funden nichts ab, und so sind dieselben auch noch auf einige Zeit bei ihm zu sehen.
Vom Allgäu, 6. Febr. Ein lOjähriger Knabe, in Pflege gegeben in H., OA. Leutkirch, entwich vor einiger Zeit unvermuthet und stellte sich nach längeren Wanderungen in H., OA. Waldsee, ein. Durch falsche Angaben, er sei 15 Jahre alt, elternlos rc., gelang es ihm, dort Aufnahme zu finden. Während über die Bedingungen seines Verbleibens mit der Heimath- gemeinde W. korrespondirt wurde, war der Knabe plötzlich wieder verschwunden, sobald man ihn vom Schmutz gereinigt und besser gekleidet hatte. Von da an blieb er verschollen mehr als sechs Monate lang, ungeachtet er im „Staats-Anz." ausgeschrieben wurde. Im Januar d. I. erschien er unerwartet in seiner Heimath, wie es schien, ganz verändert durch die harten Erfahrungen seines Umherirrens. Allein, nachdem seine Lumpen wieder mit besseren Kleidern vertauscht waren, hat er sich dieser Tage wieder davon gemacht.
Plüderhausen, 6. Februar. Um das Publikum von dem thörichten Glauben an Quacksalber und Hexenbanner abzubringen und demselben Gelegenheit zur tierärztlichen Behandlung kranker Haussiere um billigen Preis zu bieten, haben die hies. bürgerlichen Collegien laut„R.-Z." beschlossen, den Oberamtsthierarzt von Schorndorf an einem bestimmten Tage in jeder Woche gegen ein Wartgeld aus der Gemeindekasse hieher kommen zu lassen; demselben wurde auferlegt, den Viehbesitzern gegen billige Anrechnung mit Rath und That an die Hand zu gehen. Diese Einrichtung wird vorläufig versuchsweise bis 1. April getroffen. Jede Woche einmal kommt nun der Oberamtsthierarzt hieher und haben Besitzer kranken Viehes, welche thierärztliche Behandlung desselben wünschen, dies auf dem Rathhaus anzumelden, allwo der Thierarzt jedesmal sich nach den Anmeldungen erkundigt.
Deutsches Reich.
Berlin, 7. Februar. Die diesjährigen großen Truppenmanöver, welche der Kaiser persönlich abzuhaltcn beabsichtigt, werden laut ergangener Ordre beim 4. und 11. Armeekorps (aus den Provinzen Sachsen und Hessen-Nassau)
stattfinden; außerdem wird eine öwöchige Belagerungsübung bei Graudenz vorgenommen werden, woran auch 'die Mineurkompagnie des württembergischen Pionierbataillons theil- nimmt.
— Dem Reichskanzler sind in neuester Zeit aus Amerika auf konsularischem Wege zahlreiche und bedeutende Geldsendungen zugegangen, zu denen die Nachrichten von den Leiden der Ueberschwemmten am Rhein den deutschen Bürgern der vereinigten Staaten Veranlassung gegeben haben. Der Reichskanzler hat im Aufträge des Kaisers den Gebern den Allerhöchsten Dank ausgesprochen und an die betheiligten Con- suln in den Vereinigten Staaten ein diesbezügliches Schreiben gerichtet.
Offenbach. In seltsamer Weise hat der Zufall in einem hiesigen Handlungshause seine Rolle gespielt. Am 31. Januar sollte der 150- jährige Bestand des ältesten Offenbacher Hauses, der weltberühmten Schnupftabakfabrik von Gebrüder Bernard, gegründet am 31. Jan. 1733, innerhalb derselben feierlich begangen werden . — und in der Nacht, welche diesem Tage vorausging, verstarb der greise Senior der Firma. Man fand ihn am Morgen todt in seinem Bette; ein Herzschlag hatte seinem Leben ein jähes Ende bereitet.
Das Großherzogthum Baden zählt 576 Aerzte, das macht auf je 10 000 Einwohner nicht ganz 4. Im gesammten Deutschen Reiche find 17 623 approbirte Aerzte vorhanden, die Civil- praxis haben.
Im Hotel Föhrenbach zu Freiburg i. B. traten am Samstag die sieben höheren badischen, schweizerischen, württembergischen und reichsländischen Eisenbahntechntker zur Berathung über die ihnen vom Gerichte in der Untersuchung gegen die beim Hugstetter Unglück am 3. Sept. v. I. betheiligten vier Beamten vorgelegten Fragen zusammen. Die Strafkammer wird alsbald nach Vorlage dieses Gutachtens und der Anklageschrift über die Eröffnung des Hauptverfahrens beschließen.
Fort mit Schaden! denkt die vielbesprochene Straßburger Tabaksfabrik und verkauft den kleinen Rest von 75—77 Millionen Stück mehr als abgelagerter Cigarren nach Belgien!
Wie von Hamburg gemeldet wird, findet in der Angelegenheit des „Sultan" und der „Cimbria" die Verhandlung am Samstag statt. Das Wrack der „Cimbria" wird nächste ° Woche gesprengt, da es ein Htnderniß für die Schifffahrt bildet.
Der Taucher Harmstorff von Hamburg hat l auf Veranlassung der Hamburg-Amerikanischen ! Packetfahrtaktiengesellschaft mehrere Tauchver- - suche bei der Cimbria angestellt, sich aber überzeugen müssen, daß bet der bewegten See augenblicklich ins Innere des Schiffes gar nicht einzudringen sei. Es müssen die Taucherarbeiten
Bier aus London aus dem Faß verzapft. Der Durst kennt eben keine patriotischen Rücksichten.
Stuttgart, 8. Febr. Zur Affaire Aldin- ger erfahren wir, daß die mildere Annahme, es liegen lediglich durch Geschäftsüberbürdung entstandene Unregelmäßigkeiten vor, leider uu- richtig ist, daß Aldinger vielmehr zugestanden hat, seit sieben Jahren Beträge namentlich Schulgelder und Begräbnißgelder defraudirt zu haben. Ueber die Art und Weise der Defraudation, welche sich auf ca. 43000 M. beläuft, sowie zu welchen Zwecken er die Gelder verwendet hat, ob zu erhöhtem Aufwand oder zu Differenzgeschäften, darüber verweigert er bis jetzt jede Auskunft.
Tübingen, 7. Febr. Das Duellunwesen hat in neuerer Zeit auch an der hiesigen Hochschule Dimensionen angenommen, welche bei vernünftig Denkenden allgemeinem Tadel begegnen. Es sind meist lächerliche Ursachen«, aus denen diese Studenten-Kontragen entstehen, abgesehen noch von den in Blüthe stehenden Conventenz- Paukereien und Bestimmungs-Mensuren. Dabei gehen die Paukanten so offen zu Werke, daß jedes Gymnafistchen es weiß, wer, und wo man sich heute oder morgen schlägt. Die vielen, meist in der jämmerlichsten Weise zerfetzten Gesichter unserer Musensöhne, welchen man täglich begegnet, bilden die beste Illustration dieser seltsamen Art, die studentische Ehre zu retten, welche in früheren Zeiten, wo wohl ebenfalls frischer Jugendmuth nebst warmem Corpsgeist unter der studirenden Jugend waltete,. zu den seltenen Ausnahmen gerechnet wurde, in der aber heute bestehenden Art geradezu unerhört war.
In Ehestetten drohte ein Bauer den eintretenden Gerichtsvollzieher mit der Axt zu erschlagen, wenn er sich nicht aus dem Staube mache. Andern Tags führte ihn der Landjäger geschlossen dem Gerichte zu.
Zwiefalten, 6. Febr. Wie fast in allen Nadelwaldungen deS Landes werden auch in denjenigen unserer Gegend Mafien von Fichten- stangen hauptsächlich für den Hopfenbau, genutzt und zum Verkauf gebracht. Insbesondere herrscht in den Waldungen des Reviers Heiligkreuzthal ein in denselben nie gesehenes reges Leben, da alle verfügbaren Arbeitskräfte seit Wochen mit dem Fällen und Zurichten dieses Materials beschäftigt sind. In zwei Submissionsverkäufen sind gegen 150000 Stangen aller Klassen abgesetzt worden und zwar fast durchaus an Händler aus dem Elsaß, welche dieselben meist wieder nach Frankreich absetzen, so daß nicht unbedeutende Summen für dieses Material aus dem Auslande kommen; ein weiterer Submisstonsverkauf von 38 000 St. ist bereits ausgeschrieben.
Heidenheim, 8. Februar. In dem für die Geologie so wichtigen Tertiärsand des benachbarten Steinheim ist neuestens ein weiterer, sehr werthvoller Fund gemacht worden mit den zahlreichen meistens wohl erhaltenen Ueberresten des Mastodon, des größten Wiederkäuers der
Die Töchter des Wilderers.
Novelle von ONvistoxN Visss.
(Fortsetzung.)
Mutter Dore war stolz auf ihre Töchter und sie war auch berechtigt, es zu sein; denn die beiden Mädchen konnten als ein Muster aller weiblichen Tugend aufgestellt werden. Jeder hatte sie gern, jeder achtete sie. Schon mancher gut situirte junge Mann war von ihren Reizen derartig bezaubert worden, daß er um sie geworben, um ihre Hand angehalten hatte.
Aber die beiden Mädchen hatten einen ganz besonderen Geschmack.
Jetzt schien es, als ob beide gefesselt wären, denn Konstanze neigte
sich dem Jäger Reinhold Cordes und Franziska dem Bauer Wilhelm
Bremer zu. Uebrigens hatten die Mädchen unter sich noch nie über diese Männer gesprochen. Sie waren sich noch nicht klar genug über die geheimsten ihrer Empfindungen.
Als sie in die Gaststube zurückkehrten, die im Sommer gewöhnlich ohne Gäste war, da diese bei gutem Wetter unter der Linde oder in dem schönen Garten verweilten, wurden sie von ihrer Mutter gerufen. Sie nahmen links und rechts an ihrer Seite Platz und hingen mit Aufmerksamkeit an ihren Lippen.
„Heute, Kinder," begann Mutter Dore, den feuchten Faden durch die welken Finger laufen lassend, „sind fünfzehn Jahre verflossen seit
dem Tage, wo der Vater uns in so schrecklicher Weise entrissen wurde.
Ihr beide habt ihn nicht gekannt, ihr wißt nicht, wie gut und brav er war, wie rastlos er für mich und für euch gesorgt hat."
Mutter Dore hielt inne. Sie hätte den Flachs mit einer Thräne feuchten können.
„Ich werde mit jedem Tage schwächer," fuhr sie fort. „Wer weiß, wie bald es geschehen kann, und ich verlasse euch ebenfalls."
„Mutter!" rief Konstanze, die Hand auf den Arm der Spinnenden legend, so daß der zarte Faden den dürren, ungelenken Fingern entwischte und auf die halbgefüllte Rolle flog.
Das Spinnrad stand still.
„Ihr müßt nun daran denken," sagte die Mutter, mit wehmüthi- gem Blicke bald die eine, bald die andere der Töchter ansehend, „euch zu verheirathen. Manche gute Parthie, die euch angeöoten wurde, habt ihr ausgeschlagen. Ich mache euch dieserhalb keine Vorwürfe, denn der Pfarrer in Marstein hat ganz recht, wenn er behauptet: „Der Zug des Herzens ist des Schicksals Stimme." So hat euer Vater mich, das das arme Bauernmädchen, ja auch geheirathet. Aber ich würde mich doch unendlich freuen, wenn ich euch noch versorgt und glücklich wüßte. Ich könnte dann weit ruhiger und weit leichter sterben."
„Daran müßt Ihr noch nicht denken, Mutter!" sagte Franziska, ihr hübsches, blondes Köpfchen wehmuthsvoll zu der Alten herabnetgend und ihr die welken Wangen streichelnd. ,
Mutter Dore war eine harte Natur, sie wurde selten weich gestimmt, i Jetzt aber liefen ihr die Thränen über die bleichen Wangen.
„Macht mir die Freude, Kinder," fuhr sie fort, ihre Töchter bei der Hand ergreifend und diese krampfhaft drückend. „Weist sie nicht leichtsinnig zurück, wenn brave junge Männer um euch werben. Es kommt ja nicht auf Reichthum und Schönheit an. Nun geht an eure Arbeit."
Tief ergriffen küßten die beiden Mädchen ihre Mutter und verließen dann das Stübchen. —
Reinhold Cordes, der Sohn des alten Försters, hatte sich zur Aufgabe gestellt, die Wilddiebe zu entdecken und sollte sein eigenes Leben dabet aufs Spiel gesetzt werden müssen. Er überwachte dieserhalb das