wird, oder nicht, zur tatsächlichen Lösung kommt.
Oberamtspfleger Egelhaaf von Gera- bronn feierte am Sonntag sein 40jähriges Jubiläum als Abgeordneter des BezirksGe- rabronn. Seit 14. Janr. 1843 hat derselbe diesen Bezirk ununterbrochen in der Kammer vertreten, eine Amtsdauer, welche einzig dasteht in der Geschichte der württembergischen Volks- Vertretung. Er ist seither zum Zweitältesten Abgeordneten (neben Mohl) vorgerückt. Seine ruhige, leidenschaftslose Art, seine klare Einsicht in die Verhältnisse des Volkslebens, sein zuverlässiger Charakter, seine liebenswürdige freundliche Erscheinung haben ihm in der Kammer bei allen Parteien warme Freunde gewonnen!
(Unglücksfälle und Verbrechen.) In Stuttgart fiel am Freitag Mittag 1 Uhr am Bahnhofe der 46jährige Bortenmacher Joh. Klein von Mösfingen von einem Schlage getroffen zu Boden und war sofort eine Leiche. — Ebendaselbst verlangte der gewesene Dienstmann Geist in der Nacht vom Samstag auf Sonntag von der vor dem K. Krtegsmintsterium aufgestellten Schildwache, sie solle ihn verhaften. Als die Schildwache erklärte, sie habe hiezu keinen Grund, erklärte Geist: „Wenn er nicht verhaftet werde, schlage er alle Laternen in der Stadt zusammen," und legte sich sofort vor der Schildwache auf das Trottoir. Die Schildwache nahm ihn sodann fest, worauf er der Schloßwache übergeben und von dort aus zum Stadtpolizeiamt verbracht wurde, woselbst er wegen groben Unfugs in Haft genommen wurde. Gestern Nachmittag hat derselbe sich nun im Pölizeiarrest gehängt, wurde aber noch rechtzeitig entdeckt, worauf er abgeschnitten, durch den herbeigerufenen Wundarzt Roller wieder ins Leben zurückgerufen u. nachher ins Katharinen- Hospital verbracht wurde. — Zwei Männer von Laufen, die mit Tannenzapfensammeln im sog. Basinger Wald beschäftigt waren, find von den Tannen heruntergestürzt und derart verletzt worden, daß der eine, Jakob Stotz, nach 2 Tagen eine Leiche war und eine arme kranke Frau und ein Kind hinterläßt, während der andere, Johann Martin Jetter, schon 14 Tage das Bett hüten muß. — Ein Mädchen von Mengen ist Freitag Abend auf dem Heimweg von dem benachbarten Ennentach in die Ablach gestürzt, wo sie andern Morgens als Leiche gefunden wurde.
Deutsches Reich.
Mannheim, 13. Jan. Ueber den Untergang des Schiffes, welches zur Rettung überschwemmter Oppauer am 2. d. von Sandhofen aus abgegangen war, sind folgende Einzelheiten zu berichten. Das betreffende Schiff war ein großer Nachen, in welchem gut 100 Personen Platz finden konnten, hatte aber nur 3 Ruder, von welchen eines bei der Hinfahrt brach, das
jedoch in Oppau wieder nothdürftig zusammengesetzt wurde. Von den Leuten, welche das Schiff lenkten, war nur einer Schiffer von Gewerbe, dagegen waren die Uebrigen des Ruderns kundig und hatten auch schon am 31. Dezember und am U. Januar ohne jeglichen Unfall die Fahrt von Sandhofen nach Oppau und zurück mit demselben Boote gemacht. Die Sandhofener hatten am 2. d. Mts., Morgens 10 Uhr, in Begleitung zweier Gemeinderäthe und einiger Bewohner von Nachbarorten, welche Angehörige aufsuchen wollten, Liebesgaben nach Oppau gebracht und dort etwa 20 Personen, meist jugendlichen Alters mit Hausrath ausgenommen, um solche in Sandhofen und Umgegend unterzubringen. Mit im Ganzen 45 Personen fuhr das Schiff zur Bruchstelle am Rheindamm, woselbst das Wasser mit solchem Strom und Gefälle eindrang, daß die Passage nur mit besonderer Vorsicht möglich war. Das Schiff landete auf der Innenseite des Dammes gegen den Hemshof; mit Ausnahme der Ruderer stieg Alles aus und das Schiff wurde hierauf mit Leinen um die Bruchstelle herum und auf der Rheinseite am Damm hinauf bis zu der Stelle gezogen, wo die Mitfahrenden vom Damm aus wieder einsteigen konnten. Um die Strömung nach der Bruchstelle zu vermeiden und die das eigentliche Flußbett begrenzende Pappelreihe zu passiren, wurde eine Strecke von 100—150 Meter stromaufwärts bis zu einer Stelle gefahren, woselbst die Pappelreihe auf eine große Strecke unterbrochen war, von dort etwa noch 80 Meter in dem freien Rhein stromaufwärts. Als die Schiffer dort die Wendung nach Sandhofen hinüber nehmen wollten, wurde das Schiff in den nach der Bruchstelle führenden Strom hineingezogen. Die Schiffer waren mit den 3 Rudern offenbar zu schwach, Widerstand zu leisten und so trieb das Schiff unwiderstehlich jener Stelle, und zwar zunächst den davor stehenden Pappeln zu. Zweimal wurde das Schiff, welches mit der Spitze an die Pappeln anstieß, durch das Dagegenstemmen der Männer frei gemacht, das drittemal stieß es mit der Breitseite an eine Pappel und zerbarst in der Mitte, welche zuerst mit den Insassen unter Wasser kam. Diejenigen von den Männern, welche schwimmen konnten, fanden noch Zeit hinauszuspringen, Einer rettete sich auf die Pappel, trotzdem er von dort vorübergehend durch Personen, welche sich an seine Füße gehängt hatten, heruntergezogen war. Nach der Wahrnehmung Her auf dem Damm zahlreich versammelten Zuschauer wurden die Personen, wie die Trümmer des Schiffes und der Fahrnisse, Alles in die Bruchstelle hinein in der Richtung gegen Oppau getrieben. Viele derselben wurden längere Zeit mit oder ohne Gegenstände, an welchen sie sich hielten, auf der Oberfläche des Wassers gesehen, aber nur Wenige, nämlich im Ganzen 13, konnten gerettet werden. Von den Leichen find erst zwei aufgefunden, welche heute und morgen in Sandhofen beerdigt werden. Drei der Geretteten gelang es, durch
übermenschliche Kraftanstrengung und Geistesgegenwart mehrere weitere Personen, die sich an sie angeklammert hatten, so lange über dem Wasser zu halten, bis die Rettung erfolgen konnte.
Von Ludwigshafen wird gemeldet: Der Minister v. Feilitsch sagte bei seiner Anwesenheit, daß sofort 200,000 M. aus Staatsmitteln in die Pfalz gesandt werden würden.
Frankfurt, 15. Jan. Gleich den Deutschen in Amerika gedenken auch unsere Landsleute in England fortgesetzt der Noth in den überschwemmten Rhetngegenden. Von Herrn Hermann M. Schiff in London ging der „Frkf. Ztg." heute der namhafte Betrag von beinahe 6000 Mark zu, welche derselbe an der Londoner Stock Exchange zum Besten der armen Waffer- beschädigten gesammelt hat.
Fulda, 14. Jan. Hier ist gestern Nacht die Stadtpfarrkirche vieler Kostbarkeiten beraubt worden. Der Dieb, der Abends vorher noch zu den Andächtigen der Kirche sich gesellt, ist jedoch noch rechtzeitig ergriffen worden.
Eine im Okt. 1881 in Leipzig verstarb. Dame hat dem sächs. Staate den größten Theil ihres Vermögens zu einer Stiftung htnterlafsen, durch welche Noth und Elend da gelindert werden solle, wo die öff. Armenpflege nicht ausreicht. Nach erfolgter Regulirung des Nachlasses ist nunmehr der für die Stiftung bestimmte Theil im Betrage von 4Vs Millionen Mark an die Staatskaffe abgeliefert worden.
Von Weg scheid, 11. Januar, schreibt man der „Donau-Ztg.": Gestern Nacht wurde von den Grenzaufsehern der Station Kohlstatt eine österreichische Schmugglerbande mit einem Triebe Ochsen angehalten. Die bis an die Zähne bewaffneten Schmuggler setzten sich auf Kommando ihres Anführers zur Wehre und streckten den Grenzaufseher Greiner, welcher mit etwa 20 Schroten einen lebensgefährlichen Schuß in die Brust erhielt, alsbald nieder. Die Schmuggler lieferten den Grenzaufsehern, die sich in Folge des lang andauernden Geplänkels von den Stationen Breitenberg, Kohlstatt, Meßnerschlag und Wegscheid auf 13 Mann verstärkt hatten, ein förmliches Treffen, ohne daß es letzteren dabei gelungen wäre, eines Individuums der frechen Bande, die einige verwundete Mitglieder und auch noch den Trieb Ochsen in Sicherheit bringen konnte, habhaft zu werden:
Dirschau, 9. Jan. Die Etsbrechdampfer auf der Weichsel erregen in hohem Grade das Interesse der Dirschauer. Gestern Nachmittag hatte sich eine große Menge Zuschauer eingefunden; nur wenige standen am sichern Ufer, die meisten auf der Eisdecke. Unter -letzteren wagte sich ein großer Theil unverantwortlich weit vor und bewegte sich in unmittelbarer Nähe der arbeitenden Dampfer, ja sogar zwischen denselben. Auf einmal ertönte ein entsetzliches Schreien aus Hunderten von Kehlen. Es hatte
Inkognito.
Humoreske von O. v. Ms, U1 stutt.
(Fortsetzung.)
„Also morgen soll der Prinz kommen — Herr Gelmer Sie müssen Augen und Ohren offen halten und mir über jeden Fremden berichten, der ankommt."
Der Wirth versprach dies und entfernte sich eiligst."
„Mein Gott," murmelte der Bürgermeister vor sich hin, „es scheint, als hätte ich einen recht dummen Streich gemacht. — Ja, es stimmt alles mit der Erzählung des Posthalters überein. — Ich werde zu ihm gehen und mit ihm berathen, was hier zu thun ist."
Er nahm Hut und Stock und entfernte sich. —
Als der Wirth wieder in die Gaststube trat, befand sich Wilhelm noch nicht dort. Er begab sich daher mit dem Schreiben auf dessen Zimmer.
„Sie haben vorhin diesen Brief im Gastzimmer liegen lassen," sagte er, „ich bemerkte denselben jetzt erst — natürlich hat niemand einen indiskreten Blick hineingeworfen!"
Herr Geimer sagte das in einem so aufrichtigen Tone, daß der Doktor Blühmer jedenfalls befürchtet hätte, die Aussage des Wirthes sei wahr, hätte er sich nicht vorher von dem Verschwinden des Briefes überzeugt gehabt.
„Ich danke Ihnen," sagte er, „es wäre mir wirklich sehr unangenehm gewesen, wenn er in unberufene Hände gefallen wäre."
Er bestellte eine Flasche Wein und brachte bei derselben den Rest des Tages in seinem Zimmer zu. Der alte Studentengeist war wieder in ihm erwacht und er konnte nun ohne Herzklopfen seine Rolle studie
ren, die er in der Komödie, welche am folgenden Tage stattfinden sollte, zu spielen hatte.
Die Sonne war unter- und wieder aufgegangen; sie stand jetzt
hoch am Himmel und warf heiße Strahlen auf die Erde herab, so daß
der Aufenthalt im Freien fast unerträglich war.
Nichtsdestoweniger stand Herr Geimer bereits seit einer Stunde auf der Freitreppe des Hauses und verwendete kein Auge von dem nahen Thore. Die Hitze, sowie die gewaltige Aufregung, in der er sich befand, entlockten seinem fetten Gesichte dicke Schweißtropfen, welche unaufhaltsam über seine glänzenden Wangen herunterliefen.
„Schon drei Uhr und noch immer nichts zu sehen. Am Ende
kommt er bei der Hitze gar nicht. — Was der gute Doktor so besorgt
ist, sein Geheimniß nicht zu verrathen," fuhr er nach einer Pause fort und lächelte still in sich hinein, „er verläßt das Zimmer nicht, weil er fürchtet, er könne sich verplappern. Wenn er nur wüßte, daß ich den Brief gelesen habe!"
Er rieb sich vergnügt die Hände 'und schaute mit seinen kleinen Aeuglein pfiffig nach den Fenstern des Hauses.
Der Posthalter stand auch schon seit einer Stunde in seinem Zimmer und starrte auf die Straße. Ungeduldig trat er vom Fenster zurück und betrachtete zum hundertsten Male ein an der Wand hängendes Bildniß, welches den Ptnzen Georg in Uniform darstellt, dann kehrte er wieder an das Fenster zurück, öffnete dasselbe und lehnte sich weit hinaus.
Da drang plötzlich Wagengeraffel wie himmlische Sphärenmusik an das Ohr des Lauschenden. Gleich darauf stieg eine dichte Staub-