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im Parterre aufgestellten Zentralöfen, wurde den Schulzimmern in Canälen warme Luft zu­geführt. Diese Einrichtung ist aber nunmehr so defekt geworden, daß sie nur mit großen Kosten hätte wiederhergestellt werden können. Da aber auch sonst manche Uebelstände damit verbunden waren, so hat man, lautN. T.", an maßgebender Stelle beschlossen, die Lufthei­zung wieder durch gewöhnliche Ofenheizung zu ersetzen.

Der Bauer Steinbach von Lautenhöfe bei Ellwangen, welcher vor etwa 2 Monaten ein Rehkitzböckchen in einer Schlinge fieng und ertappt wurde, erhielt von der Strafkammer 10 Monate Gefängniß wegen fortgesetzter Wil­derei und sein Sohn wegen Beihilfe hiezu eine solche von 1 Monat.

Im unteren Kocher-Thale erhielt ein Landwirth von einem Vs Mrg. haltenden Acker 86 Säcke Kartoffeln. Sorte: Schneeflocke.

(Unglücksfälle und Verbrechen.) In Mühlen a./N. fand man die Leiche eines etwa 6jährigen Kindes im Mühlkanal. DaS Kind soll von Epsendorf sein und war seit 14 Tagen vermißt. Von der Jagst wird unterm 15. Okt. geschrieben; Drei Schäfer zechten ge­stern auf der Mußwiesenmeffe. Spater begaben sie sich nach Roth am See, bekamen unterwegs Streit, der damit endigte, daß einer derselben, aus Edelfingen, tödtlich gestochen wurde. Bis man ihn nach Roth am See brachte, war er gestorben. Bei einem am letzten Sonntag in Winterbach (bei Schorndorf) stattgefun­denen Hochzeitsschießen verletzte sich ein in dem genannten Orte beschäftigter 32 Jahre alter Fabrikarbeiter aus Rielingshausen sehr bedeu­tend. Derselbe schoß sich den Ringfinger der linken Hand weg, ein weiterer Finger mußte sofort abgenommen werden.

Deutsches Reich.

Offiziös wird aus Berlin geschrieben: Der Anschluß Helgolands an Deutschland wird jedenfalls früher oder später erfolgen, da England unter den gegenwärtigen Verhältnissen, die eine Kontinentalsperre unmöglich machen, kein besonderes Interesse daran haben kann, die Insel zu behalten, während die Erwerbung der Insel für Deutschland ein Bedürfniß ist, denn es würde in Kriegszeiten als Festung Wilhelms­hafen und Kuxhafen und dadurch die ganze Nordküste Deutschlands decken und seinerseits von Wilhelmshafen und Kuxhafen gedeckt werden. Im Besitze Englands, das für den Schutz der Insel gegen die Elemente nichts thut, muß die Insel mit der Zeit von den Wellen verschlungen werden, nur Deutschland kann sie dagegen schützen. Die Insel gehörte übrigens bis 1714 zu Hol­stein und wurde damals von dem Herzog von Gottorp an Dänemark abgetreten, von dem es 1808 provisorisch und 1814 dauernd in den Be­sitz Englands gelangte.

Am 6. d. wurde in Baden-Baden in der Villa, welche Frl. Braun vom Fürsten Gort-

schakoff zum Geschenk erhalten hatte, eingebrochen und aus einem Glasschrank 17 000 M. entwen­det, außerdem der in der Nähe stehende Fau­teuil, auf dem ein seidenes Kleid und ein Kor­sett lagen, in Brand gesteckt. Der Dieb muß mit der inneren Einrichtung des Hauses ver­traut gewesen sein. Auf der Treppe und im Gang fand man angebrannte Zündhölzchen von einer fremden Fabrik. Ob der Dieb sich da­mit Licht gemacht hatte, um den Weg zu fin­den oder ob er auch an anderen Stellen Brand­stiftung versuchte, ist noch nicht ermittelt. Die Herrin der Villa lag ruhig schlafend in ihrem Bette, als die Dienstmädchen zu ihr kamen, nm ihr die Botschaft von dem Bmnde zu bringen. Fürst Gortschakoff, der imEuropäischen Hof" wohnt, wurde alsbald von dem Geschehenen be­nachrichtigt.

In Lausheim, Amt Bonndorf, setzte ein Müllerbursche einen Gang des Mühlwerks in volle Bewegung, ohne dabei Getreide aufzu­schütten und begab sich schäkernd zu einigen in der Nähe beschäftigten Mädchen. Um nicht zu verrathen, daß der Mühlgang leer laufe, hatte der leichtsinnige Bursche die Glocke, die stets das Zeichen zum Aufschütten gibt, befestigt, daß sie nicht läuten konnte. Durch die unver- hältnißmäßtg zugeführte Wasserkraft kam das Werk in so raschen Gang, daß der Mühlstein auseinander barst und die Stücke nach verschie­denen Setten flogen. Alles, was im Wege war, durchschlagend. Hart vor einem eben eingetrete- nen jungen Mann flog ein Stück Stein vorbei, das, wenn er nur wenige Zoll weiter vorge­treten wäre, ihm den sicheren Tod gebracht hätte. Die Eigentümerin der Mühle, Wittwe Meister, erleidet bedeutenden materiellen Schaden.

In Burg auf der badischen Alb wurde am Mittwoch Abend zwischen 5 und 6 Uhr ein junger Familienvater, der W rth Joh. Schmid, der einen mit Kartoffeln beladenen und mit ei­nem Pferde und einem Ochsen bespannten Wa­gen vom Felde heimführen wollte, vom Blitze erschlagen. Ein das Fuhrwerk begleitender junger Bursche blieb unversehrt, während Pferd und Ochse erstickten.

Ausland.

Wien. Zu der Rede des neuen Bürger­meisters in Prag über dasalte slavische Prag" bemerkt die WienerD. Z.": Wer jetzt in das Rathhaus der Stadt Prag, in wel­cher jetzt 30000 Deutsche wohnen, eintritt, der findet in den Gängen keine einzige Aufschrift in deutscher Sprache mehr; der Deutsche fühlt sich fremd und vereinsamt an der Stätte, welche im Mittelalter von deutschen Bürgern begrün­det wurde. Denn das Städtewesen nicht blos Prags, sondern in ganz Böhmen und Mähren wie in Ungarn und Polen, ist begründet von deutschen Einwanderern aus dem Westen. In allen vier Prager Städten, in der Altstadt, Neustadt, der Kleinseite und dem Hradschin,

Stern und Irrlicht.*)

Novelle von rVilNsImll' s rr s s rr.

Die Gegend im Nordwesten Deutschlands ist tellerflach, so­weit der Blick fällt. Nur fern abwärts im Südosten hebt sich ein blauer Bergrücken von mäßiger Höhe, der im Mittagsduft völlig verschwindet und selten zu anderer Zeit als am Morgen und Abend hervortritt. Wenn er fast schwarz und so deutlich erscheint, als wäre er für den Fußgänger in einigen Stunden erreichbar, vermag der Landmann sicher auf Regen zu zählen. Unweit von seinem Abfall liegt eine Stadt, die sich in den letzten Jahrzehnten aus mittlerem Umfang beinahe zu einer Großstadt aufgehoben.

Sonst b.stehen die Ortschaften viele Meilen gegen Norden einzig aus Dörfern, zum Theil offen von der Fläche steigend, zum Theil im Busch versteckt, den nur der Kirchthurm überragt. Sie find nicht reich, kaum wohlhabend. Die Mehrzahl derselben müßte man arm heißen, wenn ihre Bewohner nicht genügsam wären. Sie arbeiten thätig, um zu leben, doch ihr Leben erfordert nicht viel, heut nicht mehr, als zu den Zeiten ihrer Vorväter. Der Handel hat keine großen Verbindungs­straßen durch ihre stillen Häuser gezogen, sie liegen abseits. Ackerbau und Viehzucht füllen ihr Tagewerk und begrenzen die Welt ihrer Ge­danken, wie der Horizontwald ringsum ihnen die wirkliche Welt begrenzt.

Eigentlich ist es nirgendwo ein rechter Wald, sondern vereinzelte Holzungen, Bausäume und Gebüsch schieben sich zusammen, daß es Abends von fern den Eindruck eines großen Forstes macht. Doch der vorwie­gend sandige Boden trägt keine wirklichen Waldbäume, Buchen und Eichen

bestanden Gemeinwesen mit ausschließlich deut­scher Amts- und Gerichtssprache, mit deutschem Recht, dessen Auslegung in zweifelhaften Fällen sich die Schöppen aus Magdeburg und anderen Städten des Reiches holten. Blos das niedere Volk blieb slavisch. Erst die Hussitenkriege brachen die Herrschaft des Deutschthums in Prag; als bei einer Prozession der Hussiten der den Kelch tragende Priester von einem Steine verletzt wurde, der aus dem Neustädter Rathhause geschleudert worden war, stürmte die erbitterte Menge die Treppen des Hauses, stürzte die deutschen Rathsherrn in die unten vorge­haltenen Sperre und setzte Czechen zu Häuptern der Stadt ein. Aber alle alten Einrichtungen, öffentliches wie privates Recht in der Stadt blieben ungeschmälert bestehen, nur daß die Sprüche fortan in deutschem Recht, aber in czechischer Sprache geschöpft wurden. Die deutsche Sprache erstarb damit in den Gassen Prags. Zwei Jahrhunderte lang blieb sie allerdings vervehmt und geächtet; nach der Schlacht am weißen Berge (1620) gelangte sie wieder für mehr denn ein Jahrhundert zu unbestrittenem Siege, bis in unserer Generation der noch lange nicht ausgetragene Streit sich von Neuem er­hob. So wogt der Kampf seit Jahrhunderten hin und her, und so weit find wir noch lange nicht, daß ein Bürgermeister Prags in hoch- müthigen Worten von einemslavischen" Prag sprechen kann. Den frevelhaften Uebermuth, so lehrten die griechischen Tragiker, bestraft ein jäh hereinbrechendes Geschick, und es könnte wohl geschehen, daß czechische Ueberhebung nicht ohne Strafe bleiben sollte.

Wien, 13. Okt. Der Gemeinderath be­schloß, im nächsten Jahre die hygieinische Aus­stellung in Berlin wieder zu beschicken und be­willigte einen Kredit bis zu 5000 Gulden. Außerdem sollen die bei der letzten Ausstellung verbrannten Aquarelle der Hochquellenlettung und die Pläne des Zentralfriedhofes für diesen Zweck ersetzt werden.

In der vorgestrigen Sitzung der Prager ! Stadtverordneten-Versammlung hielt Bürger­meister Czerny eine Rede, worin er seinem Bedauern über die Resignation der deutschen Stadtverordneten Ausdruck verlieh und seine Bezeichnung der Stadt als dasslavische Prag" zu rechtfertigen suchte. Er habe, so sagte er, jenem Ausspruchs ehrlich beigefügt, daß dies keine Demüthigung oder Mißachtung der deut­schen Bevölkerung involvire, daß er wünsche, Prag möge Wettplatz beider Stämme sein auf dem Gebiete des Friedens und der Kulturbe­strebungen. Von der Absicht einer Beleidigung könne daher keine Rede sein.

Prag, 14. Okt. Die czechischen Haus­besitzer in Holleschowitz beschlossen, vom nächsten Zinstermin an allen Parteien zu kündigen, welche ihre Kinder in die deutsche Schule schicken. Die deutsche Schule und die Wohnungen der Holle- schowitzer Deutschen müssen Tag und Nacht

fehlen fast ganz; die weißrindige Birke herrscht, an feuchtgrundigen Stellen Erle und Esche. Dazwischen wechselt der Boden mit Acker- und Heideland, auf dem Schafherden weiden; große Flächen deckt beinahe mannshoher gelbflammender Ginster, daß es an wolkenschweren Tagen scheint, als läge ein greller Sonnenblick auf solchen Strecken. Darüber geht der Westwind, biegt das Astwerk der Bäume gegen Südost und rüttelt mit wuchtigem Stoß im Herbst und Frühjahr das bemooste Stroh von den Dachsparren der über die Landschaft zerstreuten Häuser.

Ziemlich inmitten derselben liegt das Dorf Ottershude. Die Fisch­otter, welche demselben ehemals seinen Namen veranlaßt hat, ist ver- muthlich in ihrer Anzahl gegen früher sehr verringert, und der übrig gebliebene Rest ist von der einstigen Wohnstait weiter abwärts gezogen, wo der am Dorfrand vorüberfließsnde Bach sein träges Wasser in sum­pfiger, wenig betretener Niederung zwischen Schilf- und Btnsemvänden mehrarmig verbreitert.

Ottershude ist heute von ziemlicher Ausdehnung und mit dem Schluß des letzten Jahrzehnts ungefähr im entsprechenden Verhältnis zu der sechs Meilen südlicher gelegenen Großstadt angewachsen.

Die Zeit hat seit damals mancherlei verändert, wenn auch nicht an der Physiognome, so doch an der des Dorfes. Man kann nicht sagen, daß die ländliche Einsamkeit geschwunden, aber gleich den FlM ottern hat sie sich von den Häusern etwas abseits gezogen. Wer jetzt dorthin kommt, gewahrt sie nicht mehr auf den ersten Blick, sondera muß ein wenig gehen, um st; zu suchen. Das thnn indeß, der Art ihrer Verdrängung gemäß, nur Wenige.

Vor zwanzig Jahren aber noch mochte es in Deutschland wenige ländlich stillere Menschenansiedelungen geben, als Ottershude. Die Zen gteng darüber hin, wie über alle Ortschaften der Erde, doch sie trug

*) Unberechtigter Nachdruck verboten.