Werke bestimmt. 20 000 M. sollen hievon auf letztere und 30 000 M. auf die Kunst, Malerei und Plastik verwendet werden.

In Oedheim wurden aus Anlaß eines Sterbefalles 3 Gänse nach Heilbronn verkauft, deren jetzt verstorbener Besitzer dieselben aus Pietät weder verkaufen noch schlachten wollte, weil sie im gleichen Alter mit seiner Tochter standen. Letztere ist jetzt 45 Jahre alt und so lange durften sich auch die Gänse ihres Da­seins erfreuen. Interessant wäre es zu er­fahren, wie viel Zeit zum Essen der drei be­tagten Gänsebraten gebraucht wurde.

Horb, 11. Okt. In diesen Tagen ward in Felldorf ein Mann beerdigt, der in den 50er Jahren als »Schatzgräber" in weiteren Kreisen bekannt geworden ist, da es ihm gelang, eine große Anzahl von vermögenden Leuten durch kaum glaubliche Manipulationen hinter's Licht zu führen. Seine Laufbahn endigte freilich mit dem Zuchthause. Berthold Auerbach hat ihm in seinem»Ein Tag in der Hetmath" ein Blatt der Erinnerung geweiht.

Vaihingen a. E., 13. Okt. Seit einigen Tagen gibt es im »Anker" den ersten »Neuen". Derselbe ist Portugieser Gewächs, zu 90 Mk. per 3 Hektoliter angekauft worden.

Am Dienstag Abend wurde der in Bu cha u stationirte Landjäger Kupferschmid von einem Handwerksburschen, den er wegen Widerstands gegen den dortigen Polizeidiener in den dortigen Ortsarrest absühren wollte, plötzlich überfallen und zu Boden geworfen, wobei der Handwerks­bursche zwar unterlag, aber erst nachdem er dem Landjäger den Vollbart beinahe ganz ausgerauft hatte.

(Selbstmorde.) In Altburg bei Calw hat sich ein 33jähriger Strumpfweber, Vater von sieben Kindern, erhängt.

(Unglücksfälle und Verbrechen.) In Böhringen (Rottweil) verunglückte der 10 Jahre alte Knabe der Wittwe Engesser da­durch, daß ihm 4 Finger der rechten Hand be­reits abgeschnitteu wurden. Auch inWiesen- stet t e n fand ein ähnliches Unglück statt, indem der Bauer Joh. Rast beim Dreschen wie es scheint aus Unvorsichtigkeit seine rechte Hand in die Dreschmaschine brachte und hiedurch eine so schwere Verletzung erlitt, daß die Hand voraus­sichtlich abgenommen werden muß.InSt ntt- gart wurde eine »nette Brautjungfer", die 20- jährige Ehr. Schaudt von Königsbach bei Karls­ruhe, wegen Diebstahls von 350 Mk. zu acht Monaten Gefängniß verurtheilt. Sie hatte nach einer Hochzeit in Waiblingen, wo sie als Braut­jungfer fungirte, dem jungen Ehepaar aus einer Kommode diese Summe genommen und war da­

mit verschwunden. Nur 260 Mk. wurden wieder beigebracht. In Gatsburg wurden durch Fahnder von Stuttgart mit Hilfe des dortigen Landjägers und Amtsdieners zwei Strolche, Erhard Benzing, Knecht von Schwenningen und Friedrich Rilltng, Schreiner von Böblingen, fest­genommen. Dieselben hatten Samstag Nachts in Stuttgart einen jungen Mann an sich ge­lockt und ihm in der Bopserstraße Uhr und Portemonnaie geraubt. Die Beiden haben auch während des Volksfestes einen Raub in ähnlicher Weise zwischen Gaisburg und Cannstatt verübt.

Deutsches Reich.

Berlin, 14. Oktbr. Da immer wieder Nachrichten auftauchen, denen zufolge im Bundes­rath die Einführung von Arbeitsbüchern auch für großjährige Arbeiter beantragt werden soll, so wird liberalerseits beabsichtigt, im Reichstag hierüber eine Interpellation zu stellen.

Bremerhafen, 14. Okt. Auf dem Lloyd­dampferFrankfurt" brach heute Abend um 6 Uhr bei der Hinteren Luke Feuer aus. Alle Leute find gerettet. Die Dampfspritzen sind in voller Thätigkeit.

Bremerhafen, 15. Okt. Das Feuer auf dem Lloyddampfer »Frankfurt" wurde gestern Abend gelöscht. Der Schiffskörper ist durch Feuer, die Ladung durch Wasser stark beschädigt.

Hoverswerda, 10. Oktbr. Ungeheures Aufsehen erregt hier die Kunde, daß heute Mit- ! tag im Gasthofe zum schwarzen Bären Hierselbst ein Mord und ein Selbstmord vollbracht wor­den sind. Der Ritterschaftsrath v. d. Mar­witz, Besitzer des Eisenwerks Bernsdorf, lag seit längerer Zeit im Prozeß mit seinem frühe­ren Eisenwerksdirektor Schlägel, einem all­gemein geachteten Manne, der jenen wegen plötz­licher Amtsentlassung auf Entschädigung verklagt und eine solche auch im Betrag von 70 000 M. im Wege Rechtens siegreich erstritten hatte. Hierüber war der v. d. Marwitz ohnehin schon ! im höchsten Grade erbost und dazu kam nun ^ noch, daß er gerade heute vom hiesigen Schöffen­gericht wegen einer anderweitigen Privatklage des Direktor Schlägel gegen ihn verurtheilt worden war. Gegen Mittag giengen beide Män­ner in den vorgenannten Gasthof; Schlägel saß am Fenster und blickte auf den Marktplatz hin, während v. d. Marwitz einige Male im Zim­mer auf und ab gieng, dann plötzlich einen Re­volver hervorzog und aus nächster Nähe zwei Schüsse auf den Hinterkopf Schlägels abfeuerte. Dieser sank, ohne einen Laut todt vom Sessel. Noch ehe die wenigen Anwesenden eigentlich recht - begriffen hatten, was vorgegangen, setzte v. d. Marwitz den Revolver an den Mund, drückte

didat Hähnle mit einer Majorität von etwa 2000 Stimmen. (Fr. I.)

Eßlingen, 13. Okt. Zwei freche Dieb­stähle wurden vorgestern Nachmittag hier in zwei Häusern von einem raffinirten Gauner aus­geführt. Die Frau des Lokomotivführers H. wurde durch eine Postkarte Nachmittags auf den Bahnhof gerufen, um ihre Schwester ab­zuholen, wozu sie auch ihre Tochter mitnehmen solle, damit der Dieb, der die gefälschte Post­karte abgesandt hatte, um so sicherer die Woh­nung leer träfe. Die Schwester kam nicht, und als die Frau nach Hause kam, vermißte sie 2 goldene Ketten, einen goldenen Ring und ein 20-Markstück. Hiemit nicht zufrieden, begab sich der Dieb in den unteren Metzgerbach in das Haus des Flaschners R. und bat dessen Frau, ihm ein Glas Bier zu holen. In ihrer Ab­wesenheit steckte er eine goldene Uhr zu sich und ging davon. Durch diesen Diebstahl hat sich der Dieb verrathen, da die Frau ihn kannte. Er ist noch nicht lange aus der Untersuchungs­haft entlassen, in der er sich wegen eines Dieb­stahls in Göppingen befand; damals wurde er wegen mangelnder Beweise freigelassen. Er war als Flaschner in Göppingen, hier nur kurze Zeit in Arbeit.

Reutlingen, 13. Okt. Von der Gemeinde Großsachsenheim trafen heute 21 Säcke, zusammen ca. 1500 Kilo Saatfrucht hier ein, welche den Hagelbeschädigten der Gemeinde G o- marin gen zugewiesen wurden.

Dem in Backnang stationirten Landjäger Rist gelang es dieser Tage, den seit 31. Aug. d. I. von der k. Staatsanwaltschaft Hall we­gen des an dem Schmied Thrän von Altenberg bet Braunsbach verübten Mords steckbrieflich verfolgten Johann Dierolf von Buch, nachdem derselbe, von Rist angehalten, plötzlich die Flucht ergriffen hatte, mit Hilfe auf dem Felde zwischen Grotzaspach und Unterschönthal arbeitender Per­sonen festzunehmen und zunächst an das Ober­amt Backnang einzuliefern. Den auf Dierolf lautenden Hetmathschetn und einen Versatzschein von einem Mannheimer Leihgeschäfte will der­selbe gefunden haben, er gab an, Wilhelm Schmied zu heißen und Schlosser aus Heilbronn zu sein. Bemerkenswerth ist, daß der Festge­nommene dem Landjäger gegenüber äußerte, »wenn er nur einen Stein hätte, so würde er ihn (den Landjäger) Niederschlagen." Die Ge­staltsbezeichnung des Gesuchten stimmt auffallend und somit dürfte der richtige Thäter gefunden sein.

Das Münsterbaukomite in Ulm hat für seine diesmalige Lotterie, deren Ziehung am 16. Januar nächsten Jahres erfolgen wird, auch 50000 M. für Kunst- und kunstgewerbliche

Ein Verbrechen. (Nachdruck verboten.)

Humoreske von L. v. vrüitsvckslä.

(Fortsetzung und Schluß.)

»Der Portier gibt mir eine Angelruthe und ich begebe mich mit derselben an den Fluß, um zu angeln," fuhr der Mann fort. »Unglück­licherweise wollte aber kein Fisch anbeißen, und schließlich, des Vergnügens müde geworden, lege ich mich auf den Rasen und schlafe ein.

»Da werde ich durch die Klänge des Pianinos erweckt, die aus dem Salon zu mir herüberdringen. Ich springe auf, trage die Angel zum Portier und schließe mich wieder der Gesellschaft an. Eine junge Pangelon sang eben mit dem jungen Seidenmüller das berühmte Duett aus derheimlichen Ehe" ... ist es Ihnen nicht bekannt?.. nicht? .. ich dachte. Indem ich mit der größten Andacht zuhöre, fühle ich plötz­lich ein höchst fatales Kitzeln und Kratzen auf meinem linken Bein . . . es war mir ohne Zweifel ein Insekt angekrochen, das meinen vertrauens­vollen Schlaf benutzt, um eine Malice gegen mich auszuüben ... viel­leicht ein verspäteter Maikäfer oder so etwas ähnliches. Ich versuche, auf unbefangene Weise ihn zu tödten, indem ich, anscheinend den Takt klopfend, mit der flachen Hand dagegen schlage ... aber vergebens ... das Thier kehrt sich nicht im Mindesten daran, sondern es kitzelt und kratzt mich nur um so empfindlicher.

»Der Angstschweiß steht mir bereits auf der Stirn und ich sehe mich außer Stande, noch länger auszuhalten. Vielleicht ist das Ding gar giftig und ich muß unter seinem Stich elendiglich mein Leben büßen. Trotz meiner furchtbaren inneren Erregung behalte ich noch einige Mi­nuten meine äußere Fassung; dann erhebe ich mich von meinem Stuhl und mache Miene, das Zimmer zu verlassen. Man will mich fragen, was mir ist, aber ich mache ein beruhigendes Zeichen mit der Hand, um anzudeuten, daß man ungestört bleiben möge, weshalb ich auch ohne weitere Anfechtung die Thür erreiche. Kaum habe ich dieselbe aber hin­ter mir, als Todesangst und Verzweiflung über mich kommen. Wie ein angeschossener Eber rase ich die Treppe hinauf und öffne die erste beste Thür.

Mit bewundernswerther Geschicklichkeit streife ich das fragliche Kleidungsstück ab, halte es aus dem Fenster und schüttle aus Leibes­

kräften. Ich sehe einen kleinen dunklen Gegenstand herausfliegen und ins Wasser fallen. Sogleich taucht ein Fisch empor und schnappt ihn auf. Der Anblick des prachtvollen Hechtes erregt mich dermaßen, daß ich mein fragliches Kleidungsstück loslasse, das nun ebenfalls in die Spree fällt. Leicht und graziös schwimmt es auf ihrem Rücken dahin, bis es bei einer Biegung verschwindet.

»Welche Situation! Himmlischer Vater! Wenn man heraufkäme und mich suchte! Ich reiße alle Spinden auf, in der Hoffnung, etwas ähnliches zu finden .... nichts, nichts ... nur Kleidungsstücke für das schönere Geschlecht.

Während dessen ist das Duett aus derheimlichen Ehe" beendet und ich höre richtig die Treppe heraufkommen. »Wo kann er denn nur geblieben sein?" vernehme ich männliche und weibliche Stimmen durch­einander ... sie sind jetzt bereits auf dem oberen Flur ... wenn man hier hereinkommt, ich müßte sterben vor Verlegenheit! Wo mich also ver­bergen ? In einem der Spinden ... das geht nicht, sie sind zu niedrig, auch scheint mir der Boden zu schwach, um mich zu tragen... ah! Da steht ja ein Bett! ... Mit einem Sprunge bin ich hinein und ziehe mir die Decke bis ans Kinn hinauf.

»Im nächsten Moment öffnet sich die Thür und Frau Pfeifer ist die erste, die eintritt. . ^

Himmel! Was ist Ihnen? Sie erschrecken uns ... spreche» Sie doch!" ruft sie mit allen Zeichen des Schreckens und der Angst.

Nehmen Sie es nicht übel, gnädige Frau ..." entgegnete ich matt und tonlos,aber ich bin furchtbar krank!"

»Furchtbar krank?" wiederholt die Dame des Hauses. »Ich werde sofort zum Arzt schicken!" ^

Dann ruft sie eine alte Magd herauf, die bei mir wachen sott und die Gesellschaft entfernt sich wieder.

Nach einer qualvollen halben Stunde erscheint der Doktor und ich finde glücklicherweise in ihm einen Bekannten.

»Thun Sie mir den einzigen Gefallen und schicken Sie das alte Frauenzimmer weg," flüsterte ich ihm zu, während er mir den Puls fühlt und die Zunge besieht..

Als ich mit ihm allein bin, erzähle ich ihm die ganze klägliche Geschichte.