verstümmelt worden sein." Abgesehen davon, daß derartiges in allen Kriegen den „Feinden" nachgeredet wird, erhellt daraus zweifellos, daß die Engländer doch nicht vollständig Herren des Schlachtfeldes geblieben sind, sonst hätten die Egypter zum Verstümmeln der Leichen keine Zeit und Gelegenheit gehabt.
Laudesmchrichteu.
Altenstaig, 4. Sept. Die Ausstellung des Bleibtreu'schen Schlachtgemäldes lieferte ein höchst erfreuliches Resultat, indem 222 ^ 90 ^ vereinnahmt wurden. Es steht dieses Ergebniß über allem Erwarten und ist geeignet der Stadt alle Ehre zu machen. Ueber den Verlauf des Sedanfestes behalten wir uns einen Bericht in nächster Nummer vor.
Altenstaig, 4. September. Nach fast erdrückender Schwüle während des gestrigen Tages stellte sich nach 9 Uhr Abends ein Gewitter ein, welches furchtbar tobte. Bei heftigem Sturm, grollendem Donner und wolkenbruchartigem,'theilweise von Schloffen gemischtem Regen herrschte ein ununterbrochenes Wetterleuchten und folgte Blitzstrahl auf Blitzstrahl, so daß das ganze Firmament einem unermeßlichen Flammenmeer glich. Selbst ältere Leute können sich nicht erinnern je ein solch schauerliches Naturspiel gesehen zu haben. Ohne Schaden zu verursachen, ist das Gewitter leider nicht abgelaufen, indem der Sturm Bäume abriß und entwurzelte und die Wasferfluthen an mehreren Stellen die Straßen erheblich beschädigten. Wie wir hören, soll der Blitz in Ebershard etnge- schlagen und gezündet haben, auch soll das noch auf dem Felde stehende Getreide nicht unwesentlich beschädigt worden sein.
Eßlingen, 30. Äug. Wie s. Z. berichtet, erlitt die Kaiserin von Oesterreich am 3. Febr. l. I., als sie mittelst Extrazugs früh 3 Uhr die hiesige Stadt passtren sollte, einen unfreiwilligen Aufenthalt von 4 Stunden, weil eine Achse ihres Salonwagens heißgelaufen war. Die Gefahr, in welcher die Kaiserin schwebte, war zwischen Plochingen und hier bemerkt und alsbald das nöthige veranlaßt worden, um den Zug zum Stillstand zu bringen. In den letzten Tagen sind nun laut „N. T." aus Wien Dekorationen und Geschenke für die Beamten eingetroffen, welche das Anhalten des Zuges veranlaßen und später die Reparatur Vornahmen; es sollen dem Vernehmen nach erhalten: Oberfinanzrath Schad den Orden der eisernen Krone, Postmeister Lieb hier und der Bahnhofsverwalter in Plochingen den Franz- Josephs^ Orden, während dem Maschinenmeister Bürkle ein prachtvoller goldener Ring zugedacht sein soll.
In Treffelhausen O.A. Geislingen feierte am 27. August Lorenz Wamsler und seine Ehefrau Maria Anna die goldene Hochzeit, wobei derselbe Brautführer und dieselben Brautjungfern, die vor 50 Jahren assistirten, wieder ihres Amtes walteten. Das Jubelpaar
Gin deutscher Würgersmann aus fernen Hagen.
Geschichtsbild von UossxU U-uirU. (Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
V.
Die Ordonnanz blieb an der Thür stehen und legte die Hand an die Kopfbedeckung.
„Den Oberstleutnant Lingg zu melden," sagte sie kurz und dringlich.
„Gott!" rief Frau Grass in schmerzlicher Verwirrung und zog ihre Tochter an sich.
„Geht hinein," sagte Grass zu Frau und Tochter, und als diese seinem Wunsche Folge leisteten, wandte er sich zur Ordonnanz und sagte:
„Der Herr ist willkommen. Hier stehen Zimmer für ihn bereit; bringt er Leute mit?"
„Ordonnanz und Bedienung," erwiederte der Soldat. „General Barbot hat ihm das Kommando der Stadt übertragen. Wohnt der Bürgermeister oder ein Stadtrath in der Nähe?"
„Wenn Ihr einen Auftrag habt —" sagte der Stadtrath Frey.
„Der Kommandant bringt eine Ordre des Generals mit, sie soll der Stadtbehörde eröffnet werden. Die Zeit drängt, deshalb soll die Behörde sich ohne Verzug in die Wohnung des Kommandanten — hierher — verfügen."
„Ich bin Stadtrath — es soll geschehen," sagte Frey und wendete sich, als die Ordonnanz abgetreten war, an seinen Kollegen Harter, um ihn zur Eile nach dem Rathhause anzuspornen.
Dieser hatte seit der Meldung der Ordonnanz mit seinem Sohne lebhaft und vertraulich gesprochen und sagte jetzt zu diesem:
Deutsches Reich.
Berlin, 31. Aug. Hiesige Blätter melden aus Straßburg, daß der Direktor der Tabaksmanufaktur, Dr. Roller, vor einiger Zeit einen ihm neuerdings noch verlängerten Urlaub angetreten habe, von dem er voraussichtlich nicht wieder auf seinen Posten zurückkehren werde.
Hamburg, 29. Aug. In der schwedischen Hafenstadt M almo e ist vor Kurzem eine Ruhrepidemie ausgebrochen. Hier eingetroffene neuere Nachrichten von dort besagen: Das Wachsthum der Epidemie ist alarmirend; 994 Fälle sind in jüngster Woche vorgekommen, davon hat die Dysenterie 100 pCt. Zunahme, die Sterbefälle 50 pCt. Zunahme. Die Schulen sind geschlossen. Hilfslazarethe wurden etablirt. In Kopenhagen ist strenge Quarantaine eingeführt.
Vom Odenw ald, 28. Aug. Vergangenen Donnerstag hat in Schlierbach bei Lindensels der Wagner Gg. Rettig, als er mit Vergrößerung seiner Dunggrube sich beschäftigte, einen kleinen Topf Gold- und Silbermünzen aus dem 17. Jahrhundert gefunden. Der Werth konnte noch nicht festgestellt werden. Auf einer Goldmünze aus dem Jahre 1658 in ungefährem jetzigen Werthe von 20 M. befindet sich auf der Aversseite ein geharnischter Ritter, in der rechten Hand ein Schwert und mit der linken ein Bündel Pfeile umfassend. Aus der Reversseite ist zu entnehmen, daß die Münze niederländischen Ursprungs ist.
Koblenz. Nicht wenig überrascht war dieser Tage ein junger Kaufmann aus einem benachbarten Städtchen, als er einen Strafbefehl von 30 Mark und Kosten oder 10 Tage Haft erhielt. Derselbe hatte im Juli er. mit anderen Kollegen bet einem Hiersein in einem Hotel sich den kleinen Scherz gemacht, statt seines richtigen Namens den eines „Frhrn. v. Pasquewisch zu Nippesstadt" ins Fremdenbuch einzuschreiben. Im Strafbefehl hieß es: „unrechtmäßigerweise den Adelstitel beigelegt zu haben."
München, 1. Septbr. Das Urtheil in dem Landesverraths-Prozesse wurde soeben verkündet. Reeser und Kreittmayr wurden zu je 1 Jahr 4 Monaten Gefängniß verurtheilt unter Anrechnung einer zweimonatlichen Untersuchungshaft. Außerdem wurde gegen Reeser die Zulassung der Stellung unter Polizeiaufsicht erkannt, währenddem Kreittmayr dte bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 5 Jahren abgesprochen wurden.
S1 raßburg. Ein Spezialist in der Briefmarderbranche treibt gegenwärtig in unserer Stadt sein Unwesen. Derselbe übt sein Handwerk in der Weise aus, daß er die Briefkästen in einzelnen Häusern aufbricht um aus dem Inhalte der darin aufgefundenen Briefe die Ver- hälnisse und Geheimnisse der einzelnen Familien zu erfahren. Die Familie wird alsdann unter
„Die Nachricht ist wichtig; geh'Du nun und pflege Deine Wunde ich will mit meinem Freunde reden!"
Ludwig Harter entfernte sich und sein Vater bat den Kollegen Frey, nach dem Rathhause vorauszueilen, da das, was er eben vernommen habe, dringend und bedeutsam sei und einer Auseinandersetzung mit Grass bedürfe.
„Was ist's? Was haben Sie vernommen?" fragte der letztere, durch diese Bemerkung aufmerksam gemacht.
Harter zögerte einen Augenblick, dann sagte er nicht ohne einige Verlegenheit:
„Ich hörte eben durch meinen Sohn, Herr Nachbar, daß Sie den Oberstleutnant Lmgg noch von früher her kennen."
„Ich kenne ihn — ja!" erwiederte Grass.
„Daß er Ihrer Familie überhaupt einmal näher gestanden" -- fuhr Harter fort, „daß er vor kaum zwei Jahren sogar um die Hand Ihrer Tochter geworben."
Graff schwieg einen Moment; dann sagte er kurz: „Alles ist so! „Sre haben ihm aber die Hand der Tochter — trotz deren Liebe — verweigert?"
„Auch das ist wahr. Meine Tochter sollte keinem Manne angehören, der mit Frankreich gemeinschaftliche Sache machte — gegen sein Vaterland!"
„Hm!" fuhr Harter fort, „ein edler, patriotischer Vorwand . . Lingg nahm also französische Dienste, machte mehrere Feldzüge mit — war bei Eßlingen, Ulm, und Jena — und Sie sehen ihn seitdem zum ersten Male wieder?"
„Zum ersten Male."
war von fünf Kindern und 14 Enkeln umgeben. Von Sr. M. dem König, sowie von der erlauchten Rechberg'schen Patronatsherrschaft wurde das Jubelpaar reichlich beschenkt. Das gleiche Fest feierte 2 Tage darauf ein Ehepaar in Winzerhausen O.A. Marbach. Der Gatte ist 79, die Gattin 74 Jahre alt.
Zum Beweise, daß es in unserer Zeit auch noch theilnehmende Herzen gibt, mag dienen, daß ein von Scharnhausen gebürtiger Bürger Köngens, der vom Hagelschlag schweren Schaden erlitten hat, dieser Tage von seinen Verwandten und Freunden seines Geburtsorts mit drei Wagen prächtiger Dinkelgarben erfreut wurde.
(Brandfälle.) Vergangenen Mittwoch brannte inWies ensteig ein Wohnhaus sammt angebauter Scheuer ab. Die Feuerwehren von Hohenstadt und Westerheim waren beim Löschen des Feuers besonders thätig, so daß das Feuer auf seinen Herd beschränkt blieb.
(Unglücksfälle und Verbrechen.) Bei Fornsbach wurde Mittwoch früh auf einen Bahnwärter, während er seine Linie beging, ein Schuß abgefeuert und derselbe durch einige Schrstkörner, zum Glück nicht erheblich, verwundet. Der Thäter ist noch nicht ermittelt.
— Auf dem Ulmer Bahnhof wurden vorgestern zwei mit dem Friedrichshafener Zug angekommene Fremde verhaftet, deren Ankunft von der Schweiz aus gerichtlich signalisirt war. Von den beiden Verhafteten soll einer ein ganz berüchtigter und gefährlicher Hochstapler sein, Lessen Festnahme bis jetzt vergeblich erstrebt worden sei. — In Seeg bei Kempten verlangte der Gastwirth Krösser von einem während der Nacht Skandal machenden Handwerksburschen, er möge sein Haus verlassen, zahlte ihm auch das Schlafgeld zurück und führte ihn zum Hause hinaus. Eben wollte er die Hausthüre schließen, als jener ihn durch einen Hieb auf den Kopf tödtete. Der Thäter befindet sich in Haft.
— In Winzeln wurden dem Bauern I. Hetzel am Hellen Tage, während die Bewohner auf dem Felde waren, 850 Mrk. durch Einbrechen seiner Schlafstube und des darin stehenden Kleiderkastens gestohlen, während 74 M. in einem danebenstehenden Wichseschächtelchen unberührt gelassen wurden. — In Heilbronn verlor die Ehefrau des Max Nuffer auf bedauerliche Weise ihr junges Leben. Dieselbe glitt, als sie im Begriffe war, ein Faß Bier auf dem Kopf nach Hause zu tragen, unmittelbar vor ihrer Wohnung aus, stürzte nieder und brach das Kreuz. Ein Blutstrom aus Nase und Mund ließ erkennen, daß der Tod sofort eingetreten war.
Ueber das Vermögen nachstehender Personen wurde das Konkurs-Verfahren eingeleitet: Wilhelm Fingerle, Holzwaarenfabrik in Eßlingen; Heinrich Kretschmer, früherer Wirth zum „Bahnhof" in Gaildorf; Johann Franz, Wagner in Obersontheim; Heinrich Rupp, Schriftsetzer in Stuttgart, Stöckacherstr. Nr. 1; Karl Breitinger, entw. Metzger in Ulm.