wobei er das Uebergewicht erhielt und hinein- fiel. Die übrigen Kinder liefen davon. Der Schmerz der Großeltern ist natürlich kein kleiner, wie auch die Eltern von der traurigen Botschaft nicht minder angegriffen werden dürften, und find dieselben ob dem harten Schicksalsschlage sehr zu bedauern.

Alten staig, 27. Aug. Die Lust, über dem Ocean sich eine neue Hetmath zu suchen, ist in unserer Gegend immer noch rege. So reisten erst 2 Familien von Grömbach mit 13 Köpfen ab, um den PostdampferHabsburg" in Bremen zum Zwecke der Reise nach Amerika zu besteigen, gleichzeitig reisten 2 Personen von Edelweiler über Amsterdam nachNew-Aork und am letzten Samstag betrat eine Familie mit 6 Köpfen von Göttelfingen letzteren Weg, um drüben" besseren Tagen entgegenzugehen. Möge ihre Hoffnung keine bittere Täuschung erfahren!

Alten staig, 28. Aug. (Eingesendet.) Das Bleibtreu'sche Schlachtgemälde wird im Laufe des morgigen Tages von Calw hieher kommen und vom Mittwoch bis nächsten Sonn­tag im Turnlokal des neuen Schulhauses gegen ein Eintrittsgeld von 20Pfg. ausgestellt sein. Da die gesammte Einnahme in die Kaffe des Württembergischen Kriegervundes fließt, so werden auch weitere Beiträge am Eingänge gern angenommen. Gegen die Aufstellung des Bil­des im Turnlokal wurden anfänglich verschiedene Bedenken geltend gemacht, nachdem aber chie Stadt in anerkennenswerther Weise das Reini­gen und Weißnen der Turnhalle auf ihre Kosten besorgen ließ, könnte es hier kein passenderes Lokal mehr geben, namentlich in Beziehung auf das nöthige Licht. Möge nun der hiesige Krie­gerverein an die Kasse des Bundes einen Bei­trag ablicfern können, der hinter denen anderer Städte von gleicher Größe wie Altenstaig nicht zurücksteht.

In der Strafklage des Wirths I. Kemps von Schönmünzach gegen den Redakteur desN. Tagblatts" L. Neuberg wurde die­ser zu 80 M., eventuell 10 Tagen Haft verur- theilt. Der Prozeß stellt wieder einmal recht drastisch vor Augen, wie leichtsinnig manche Zeitungskorrespondenten, mehr auf das Sensa­tionelle als auf Wahrheit bedacht, den Blättern auf bloße Gerüchte hin die bodenlosesten Nach­richten zukommen lassen. Wir sind überzeugt, daß der Verurtheilte in diesem Fall mit einem Regreßanspruch gegen den so wenig sorgfältigen Korrespondenten nicht abgewiesen würde.

(St.-Anz.)

Stuttgart, 26. Aug. Mehrere Tages­blätter enthielten in den letzten Tagen Besprech­ungen des Hagelschadens, welcher in diesem Sommer unser Land betroffen hat. Hiebei war mehrfach zu lesen, daß der Hagelschaden einige Zeitungen sprachen sogar vomamt­lich geschätzten" Hagelschaden sich auf 24 bis 25 Millionen Mark belaufe. Wir sind in der Lage, diese Behauptung als durchaus irrig zu bezeichnen. Nach den Hagelschadensabschätzun­

gen, welche in den einzelnen betroffenen Bezirken zum Zweck von Steuernachlaßgesuchen vorge­nommen worden sind, beziehungsweise um zu erfahren, ob eine öffentliche Fürsorge hinsichtlich der Beschädigten einzutreten habe, beläuft sich der Gesammtschaden im Lande auf nicht über 11 Mill. Mark. Angesichts der Zwecke aber, für welche diese Schätzungen vorgenommen wur­den, und nach Einsicht mancher Schätzungsbe­richte, erscheint die Annahme nicht ungerecht­fertigt, daß die Schäden hoch staxirt worden sind und bei genauerer Berechnung eine nicht unerhebliche Minderung der angegebenen Summe eintreten würde. Eine bestimmte Vergleichung des heurigen Hagelschadens mit früheren Hagel­jahren ist zur Zeit noch nicht möglich, weil die nöthigen Grundlagen hiefüc noch nicht vollstän­dig vorliegen. Sicher ist zwar, daß das Jahr 1882 eines der verderblichsten Hageljahre seit 1828 für Württemberg ist; doch aber wird mau annehmen dürfen, daß bis jetzt der diesjährige Hagelschaden den im verderblichsten Hageljahre seit 1828, nämlich 1873, eingetretenen Hagel­schaden nicht ganz erreicht. Bezüglich der räum­lichen Ausdehnung der heurigen Hagelbeschädi­gung wird noch bemerkt, daß 1872 37 Ober­amtsbezirke mit 212 Gemeinden, 1873 41 Ober­aunsbezirke mit 199 Gemeinden und im gegen­wärtigen Sommer 41 Oberamtsbezirke mit 209 Gemeinden vom Hagel betroffen worden sind. (St.-Anz.)

Stuttgart, 25. Aug. Die Deutsche Reichspost veröffentlicht ein Programm der Con- servativen Süddeutschlands, in welchem gefordert wird, daß die conservative Partei agitatorisch auftreten und sich dabei mit den berechtigten materiellen Interessen der Produktiv­stände verbünden müsse." Als Ziele werden bezeichnet: Schutz der vaterländischen Produktion gegen die Uebermacht des Auslandes, obligato­rische Unfall- und Altersversorgung der Arbeiter, obligatorische Innung der selbstständigen Hand­werker, Verwandlung der hypothekarischen Capi- talschuld des bäuerlichen Besitzes durch den Staat in Rentenschuld mit Amortisation und gerechtere Gestaltung der Subhastationsordnung für die mittleren und kleineren Grundbesitzer. Weiter wird dann gefordert, daß die Partei ihr Augenmerk besonders auf solche Wahlcandi- daten zu richten habe, welche sich die Grundsätze der iVvcialreform zu eigen gemacht haben.

Eßlingen, 24. Aug. In dem benach­barten Hegensberg sind in den letzten 14 Tagen eine Reihe Unglücksfälle vorgekommen; von 2 jungen Männern brach der eine einen Arm, der andere einen Fuß; ein Knabe fiel von einem Erntetvagen und war nach einigen Stunden todt. Letzten Montag wurde die Frau eures Weingärtners beim Einfahren eines Ernte­wagens derart an eine Mauer gedrückt, daß sie eine schwere Kopfverletzung davontrug; sie ist gestern gestorben.

Zwei Rottweiler jüdische Viehhändler wurden jüngst von einem Bäuerlein in Laufen

ordentlich herübergezogen. Sie vertrauten ihm 4 Stücke Vieh im Werthe von ca. 700 M. an mit dem Aufträge, sie bis zum Rottweiler Vieh­markte in seinem Stalle stehen zu lassen und sie ihnen auf diesen Markt zuzuführen. Der Mann trieb die Kühlein auch wirklich am ge­nannten Tage Rottweil zu, hat sie aber unter­wegs an andere Händler verkauft, ist mit dem Erlös von 530 M. durchgebrannt und wird sich wohl auf dem großen Wasser befinden.

(Als Curiosum) wird aus Bittel- bronn bei Haigerloch mitgetheilt, daß ein dortiger Bürger aus dem Ertrag von 308 Hopsen- stöcken erlöst hat: 1 Liter Bier, für 3 Pfennige Brod und 1 Cigarre. Wie die Arbeit, so der Lohn!

(Brandfälle.) Am 25. August, Nachts, brannte laut Telegr. desSch. M." in Back­nang die Winter'sche Lohmühle ab. Schaden allein an Gebäuden über 11000 M.

(Unglücksfälle und Verbrechen.) Von Ulm wird unterm 25. d. geschrieben: Ge­stern Nacht wurde vom Zugführer des 9 Uhr- Zugs von Friedrichshafen die Meldung gemacht, daß vor dem Thor bei Donaubastion ein Frauen­zimmer auf dem Geleise liegend gesehen worden sei. Bet sofortiger Nachforschung fand man die ledige Kath. Schweikart von Oggenhausen schwer verletzt mit abgerissenen Kleidern hart neben der Bahn liegend. Sie wurde ins Kran­kenhaus gebracht; ein Selbstmords-Versuch scheint hier ganz und gar vorzuliegen. In Ebin­gen wurde am 20. Aug. von einem erst aus der Schule entwachsenen Bürschchen ein frecher Betrug verübt. Derselbe trat in einen Metz­gerladen und verlangte auf Rechnung der Au- gustenhilfe, in welcher Anstalt er früher war, 2 Dutzend Würste und Schmeer, was man iym ohne Argwohn gab. Da der Bube aber mit der empfangenen Waare in entgegengesetzter Rich­tung wegeilte, entstand sofort der Verdacht, der sich auch auf Anfrage in der Anstalt be­stätigte; mittlerweile hatte der Schlingel sich in einer Wirthschaft mit einem Viertel Duzend der eroberten Würste gütlich gethan und sich hierauf, da er dem Wetter nicht mehr traute, aus dem Staube gemacht. Da er jedoch be­kannt ist er soll von Zillhausen sein und unterwegs die Würste, welche er nicht essen konnte, zerstreut haben so dürfte der jugend­liche Schwindler der verdienten Strafe nicht entgehen. In Hall spielte am 24. d. Nach­mittags das 5jährige Mädchen des Kaufmanns I. von dort am Kocher. Es fiel hinein und konnte, wieder herausgezogen, trotz der ange- stellten Belebungsversuche durch Wundarzt Ruith hier nicht mehr ins Leben zurückgerufen werden.

lieber das Vermögen nachstehender Personen wurde das Konkursverfahren eingeleitet: Friedrich Münzinger, Bäcker und Kaufmann in Lienzingen; Marg. Wißner, Wittwe in Rottenburg.

Deutsches Reich.

Berlin, 25. Aug. Der Krenzzeitung zu-

Gin deutscher Würgersmann aus fernen Hagen.

Geschichtsbild von ckossxtt LurrL. (Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Frau Grass hatte diese Worte noch kaum vollendet, als Emilie ihr schluchzend um den Hals fiel und zu reden unfähig war.

Mein Gott, was ist dass" fragte Frau Grass theilnahmsvoll und betroffen.

Emilie zog einen Brief aus ihrem Busen und übergab ihn mit zitternder Hand.

Lassen Sie diese Zeilen sprechen, Mutter," sagte sie,sie erklären, warum ich irre und wanke, warum sich alte Wünsche wieder erneuern!"

Was sehe ich?" rief Frau Graff, als sie den Brief überflogen, Ferdinand Lingg in der Nähe? Er unter den welschen Regimentern, die seit gestern vor der Stadt biwakirens"

So ist es," erwiederte Emilie nach Fassung ringend. Vor einer Stunde gierig der junge Morfeld vor das Thor um sich die fremden Truppen anzusehen. An einer Stelle, wo sich badisches Fußvolk gelagert, erblickt er einen Offizier, vor dem Zelte, der auch ihn ins Auge faßt

sie treten näher, sie erkennen sich als Landsleute Ferdinand Lingg iW, der den jungen Morfeld begrüßt und herzlich willkommen heißt. Sie setzen sich zusammen, sie fragen und antworten, was sich eben bietet;

die Sprache kommt so auch auf uns und Lingg, der Ober-Leut­nant geworden als er unfern Aufenthalt erfährt, gedenkt mit warmen Worten unser. ."

Und Morfelds Schwester, obwohl sie doch wissen mußte was sie that beeilte sich, Dir dies alles in diesem Brief zu berichten, und Dich um das bißchen Fassung zu bringen, das Du seit zwei Jahren errungen

hast! . . Unbedachte Eile! Unseliger Freundschaftsdienst! . . . Doch ich höre den Vater kommen. Laß uns zurückztehen, bis wir ihm mit besse­rer Fassung vor Augen treten können."

II.

Die Frauen hatten das Zimmer kaum verlassen, als Hermann Graff, ein Mann in den besten Jahren, von untersetzter Gestalt und straff in Haltung und Rede, mit Ludwig Harter, einem hübschen jungen Mann von ernstem gefälligem Wesen, hereintrat.

Ich danke Ihnen, Harter," sagte Graff im Hereintreten.Ihr Glückwunsch war aufrichtig, wie es Ihr Herz ist . . . Was Ihre Wer­bung um die Hand meiner Tochter anbelangt, so kann ich nur sagen meine Tochter ist mündig, sie hat ihren eigenen Willen! Urtheile ich recht, so achtet und schätzt Sie meine Tochter aber sie liebt Sie noch

nicht!" , ^ .

Herr Graff" sagte der junge Mann mit schmerzlicher Geberde. Sie liebt Sie noch nicht und ich fürchte, sie wird Sie niemals lieben!"

O, meine Hoffnungen!" ... .. ,

Ich begreife Ihren Schmerz. Aber der Wahrheit bin ich diese Sprache schuldig. Käme es auf meine Neigung an, mir einen Schwieger­sohn zu wählen, ich würde niemand wählen, als gerade Sie. Entschiede Jugend, Bildung und Ehre die Wahl meiner Tochter es würde niemand ihr Gatte werden als Sie . . . Aber hier walten Umstände ob . . .

Die ich zu errathen, zu erklären wage, wenn ich eine frühere Liebe" . ,,

Ja," sagte Graff,ich bin es nicht gewohnt, die Wahrheit hier herauszusagen und dort zu verschweigen. Meine Tochter war so gut,

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