währen. 2) Sind, einschließlich des von uns zugesagten Betrages, 5000 M. zu diesem Zwecke verfügbar, so sind dieselben der mit der Fürsorge für die geschädigte Gegend betrauten K. Württemb. Verwaltungsstelle oder dem betreffenden Hilfskomite zur zinslosen Ausleihung an bedürftige Württemdergische Gemeinden zu überweisen. Den Darleihern sind alsdann in gesetzlicher Form ausgefertigte Schuldverschreibungen derjenigen Gemeinden, welche ein solches Darlehen empfangen haben, zuzufertigen. 3) Sollte die Summe von 5000 M. für den angegebenen Zweck bis zum 15. Aug. 1882 nicht zusammenkommen, so würden wir aus diesem Umstande entnehmen, daß der vorgeschlagene Weg in Württemberg selbst nicht für geeignet erachtet wird und alsdann statt des zinsfreien Darlehens eine nicht zurückzugebende Unterstützung von 25 M. zum Besten der Hagelbeschädigten einsenden."— (Die „Deutsche Reichspost" bittet auch andere Blätter im Interesse der hagelbeschädigten Gemeinden um Veröffentlichung dieser Zuschrift.)
Stuttgart, 2. Aug. (Ferienstrafkammer.) Der wegen schweren und einfachen Diebstahls angeklagte 43jährige Müller Carl Aug. Burkhardt von Baiersbronn, OA. Freudenstadt, mußte auf die Anklagebank hereingetragen werden; er hat bet einem Fluchtversuch aus dem Untersuchungsgefängniß in der Schweiz einen Fuß 2mal gebrochen. In Eßlingen hat B. in einigen Mühlen Kleider und andere Gegenstände im Werth von 25 M. entwendet und zu diesem Zwecke einen Koffer erbrochen und andere Gelasse geöffnet, so daß schwerer und einfacher Diebstahl vorliegt. Er gestand Alles und erhielt 3 Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Ehrverlust wegen der Rückfälligkeit.
Tübingen, 1. August. Der Festausschuß für das landwirtschaftliche Gaufest hat nach der „Tüb. Ehr." beschlossen, den Antrag zu stellen, das Gaufest für dieses Jahr ausfallen zu lassen. Nur die Dienstboten-Preise sollen bei Gelegenheit der nächsten Plenar-Versammlung zur Austeilung kommen. Im Falle der Zustimmung des Vereins soll ein Theil der für das Fest aufgesparten Mittel den Hagelbeschädigten zu Gut kommen.
Ulm, 2. Aug. Gestern traf die Nachricht vom österreichischen Bezirksgericht in Rattenburg hier ein, daß in Run dl in Tyrol zwei hiesige Einwohner wegen Verausgabung falscher österr. Ein-Gulden-Banknoten verhaftet worden seien. Es sind dies der verheirathete C. Krastel, gebürtig aus München und der ledige F. Arnold, beides Lithographen, die in einem hiesigen Geschäft angestellt waren, vor mehreren Wochen austraten, sich gleichwohl aber noch einige Zeit hier aufhielten und erst vor 14 Tagen gemeinschaftlich abreisten. Auf Requisition obigen Gerichts wurde nun in der Wohnung des Kraffel Hausdurchsuchung vorgenommen und dabei zur Anfertigung falschen Papiergeldes verwendete Instrumente und Uttensitien mit Be-
Aer Heufelsöauer.
Erzählung aus dem Erzgebirge von rruvl iVluzr.
(Fortsetzung.)
Dort angekommen, erblickte Gustav einen mächtigen Trümmerhaufen, welcher die Stelle bedeckte, an der das Kreuz gestanden hatte; die Kanzel war herabgestürzt und hatte ein breites Stück des Kesfelrandes mit sich herniedergerissen. Sprachlos vor Entsetzen blieb er an der Mündung der Schlucht stehen, dann ermannte er sich und stürmte vorwärts.
„Der Oheim ist zerschmettert und verschüttet! Vorwärts, wir müss'n ihn find'n, ihn oder seine Leich'!"
Im Nu stand er bei den Trümmern; mit einem raschen Blicke hatte er die zerborstene Masse überflogen und gefunden, daß die Oberfläche derselben keine Spur von dem Gesuchten sehen lasse; er mußte unter ihr vergraben sein.
„Helft mit wegräumen! Ich muß ihn seh'n, ich muß ihn hab'n, und wenn ich den ganz'n Bruch umstürz'n soll!"
Mit fast übermenschlicher Anstrengung wühlte er sich in das Gestein; die schweren Stücke flogen wie leichte Nußschalen zur Seite; der Schweiß rann ihm aus allen Poren und von Schritt zu Schritt vorwärts rief er mit lauter Stimme den Namen des Vermißten.
„Horch', Gustav," rief einer der Knechte, „ich Hab' was sprech'n hör'n!"
Die drei Männer lauschten gespannt auf jedes, auch das geringste Geräusch. Endlich, nach längere-', Horchen, vernahmen sie eine sehr schwache, menschliche Stimme; aber sie kam nicht aus der Tiefe, sondern von der Höhe herab.
„Da drob'n ist wer, an der Fels'nwand. Es muß in der Höhl' lein, dem Schalle nach. Aber dort kann doch kein Mensch hineinkommen!"
Wieder ließ sich der gedämpfte Ruf vernehmen. Es klang, als befände sich jemand in der dringendsten Gefahr und habe doch nicht die Kraft, laut nach Hilfe zu schreien.
„Kommt an der Seit' hinaus! Dort können wir von oben hinab- blick'n und am End' seh'n, wer es ist!"
Sie eilten durch die Schlucht zurück und stiegen in möglichster Geschwindigkeit an dem Rande des Bruches empor. Oben an der Stelle angekommen, welche der Höhlung gegenüber lag, sahen sie zwei menschliche Gestalten in derselben liegen, deren eine den Oberkörper so weit wie möglich vorgeschoben hatte, um eine Gelegenheit zur Rettung zu erforschen.
„Wer ist da drüb'n?" fragte Gustav mit lauter Stimme.
„Ich bin's!" antwortete es ganz matt und kaum vernehmlich.
„Wer denn?"
„Der Heinemann!"
„Und wer ist der andere?"
„Der Teuf— der Tanneubamr!"
„Der Oheim ist mit dabei!" jubelte Gustav; schnell aber dämpfte er seine Freude und rief hinüber: „Warum spricht der Tannenbauer net?'
„Er ist todt!"
„Todt!" zitterte es von den Lippen des Jünglings. Dann aber ballte er die Faust und warf sie drohend hinüber. „O, jetzt weiß ich all's! Der Oheim ist nach der Kanzel gegang'n, um das Kraut zu such'», und der Wies'nbauer hat ihn verfolgt und sich über ihn hergemacht. Da oben hab'n sie mit'nander g kämpft, und von der Last und dem Gestampf' ist die Kanzel vollends losgebroch'n. Dabei hatt'n sie sich fest gepackt und sind net mit hinabgestürzt, sondern seitwärts hinüber nach der Höhle geschleudert word'n. Das ist das größte Wunder, was
schlag belegt, die Steine aber, von welchen der Abdruck gemacht worden, waren verschwunden und die Presse wurde von der Frau des einen Falschmünzers schon vor 14 Tagen nach Neu- Ulm verkauft; da sich dieselbe in hohem Grade der Mitthäterschaft verdächtig gemacht, so wurde deren Verhaftung gestern verfügt. So viel bis jetzt ermittelt ist, sollen die Fälscher etwa 800 Stück dieser Falsifikate angefertigt und nach Aussagen der Hausleute oft bis spät in die Nacht hinein gearbeitet haben.
InTuttlingen nahm ein Dienstmädchen aus Kölbingen, welches eine Erbschaft im Betrage von 510 Mrk. gemacht hatte, die ganze Summe in das Haus ihrer Dienstherrschaft — „Schwarzer Adler" — mit, band sie in den Sacktuchzipfel und legte dasselbe in ihren Kleiderkasten. Nach ein paar Tagen war das Geld verschwunden. Man hat zwar einigen Verdacht, jedoch noch keine sicheren Anhaltspunkte. Der Schmerz des Mädchens, das um eine so große Summe gekommen, ist natürlich ein großer.
Der steckbrieflich verfolgte Gedächtniß-Künst- ler Adolf Kühne von Darmstadt, welcher einen Ravensburger Gast-Hofbesitzer durch eine fingirte Bestellung in Schaden brachte und verdächtig ist, dasselbe auch gegenüber dem Wild- mannwirth Burkhardt in Rottweil versucht zu haben, wurde inSaulgau verhaftet. Das Beispiel des Herrn „Professors" Kühne hat übrigens in Rottweil bereits Nachahmung gefunden. Eine Mustklehrerin erhielt schriftlich die Einladung, bei einem Wirth Stunden zu geben; als das Fräulein zu diesem Wtrthe kam, wußte dieser gar nichts von einer etwaigen Einladung.
Buchau a. F., 31. Juli. Gestern wurde im sogen. Koggeler Wald die Leiche eines Selbstmörders, der sich durch Erhängen das Leben genommen hat, aufgefunden. Es ist dies der 75 Jahre alte Haustrer, Johann Wegst aus Ulm. Vorigen Dienstag und Mittwoch übernachtete er in der Mohrenwirthschaft in Kappel, versetzte dann am Donnerstag feine leere Blech- kiste in der Wirtschaft z. grünen Baum dort, übernachtete am selben Tag in dem nahe bei Kogge! gelegenen Bierkeller, wo er Morgens, mit einem Strick um den Hals geschlungen, von den dorthin gekommenen Brauknechten verjagt wurde. Hierauf flüchtete ec sich in den oben genannten Wald, suchte und fand dort seinen Tod. Was mag der Unglückselige im Leben gekämpft haben, daß er, 75 Jahre alt, endlich doch verzweifelte!
(Unglücksfälle und Verbrechen.) In Oberessendorf, OA. Waldsee hat am 31. Juli d. I. eine Messeraffaire stattgefunden, auf die ein Indianerhäuptling stolz sein könnte. Der hiesige Maurermeister B. machte, wie schon öfters, an genanntem Vormittage mit seinem Gesellen einen „Blauen." Als sie nach Hause wollten, kamen die Braven miteinander in Wortwechsel und von diesem zu Thätlichkeiten. Der Geselle griff zum Messer, schlitzte dem
Meister den Arm förmlich auf, dann den Leib, von der linken Brust über den Bauch, bis zur rechten Brust, so daß die Lungenflügel sichtbar waren. Nicht genug, auch die halbe Nase mußte daran glauben. Natürlich liegt der Verletzte lebensgefährlich darnieder; der Thäter aber sitzt hinter Schloß und Riegel und kann über seine Heldenthat Nachdenken. — Am Samstag Abend fuhr Metzger Schnizler von Frickenhausen nach Eßlingen und kehrte im Fuchs zu Nürtingen auf dem Rückweg Nachts 11 Uhr ein, um ein Viertel Wein zu trinken. Als er aber nach einem Aufenthalt von 10 Minuten sich wieder auf den Heimweg weiter begeben wollte, fand er, daß das Geschirr seines Pferdes vollständig zusammengeschnttten war.
Neber das Vermögen nachstehender Personen wurde das Konkurs-Verfahren eingeleitet: Gustav Stieriz, Schreiner in Lausten «.Neckar; Christian Friedrich Spieth, jg., Weißgerber in Oethlmgen; Anton Heß, Häcker in Sruppach; Gregor Hamm, Postbote in Oberthalheim; Jakob Friedrich Knöll, Glaser von Neckartenzlingen, entwichen; Nachlaß des verst. Johann Nepomuk Stehle, gew. Polizeiwachtmeisters in Rottenburg; Carl Heinrich Stumpsrock, Weingärtner und Wirth in Stuttgart, Jlgenplatz Nro. 2; Gustav Peisach, Kaufmann in Cannstatt; Heinrich Malsch, Kaufmann von Mühlacker; Friedrich Vogel, Rothgsrber in Nürtingen; Friedrich Zeune, Seckler in Winnenden; Karl Voith, Dreher von Rechberghausen.
Deutsches Reich.
Berlin, 3. Aug. Ein Petersbur ger Telegramm der Voss. Ztg. sagt: Die Untersuchung gegen Pribyloff ergab vorläufig das überraschende Resultat, daß Bogdanowitsch alias Koboseff ein Minen-Attentat in Moskau, Pribyloff ein solches in Petersburg insceniren sollte. Darum bewarb sich Koboseff um die Anlage der elektrischen Beleuchtung bei Gelegenheit der Krönungsfeier, um überall ohne Aufsehen Erdarbeiten ausführen und die Drath- leitungen für die elektrische Zündung legen zu können.
Mannheim, 29. Juli. Den solidarisch haftbaren Mitgliedern des weiland hiesigen Konsumvereins wurde dieser Tage eine ganz absonderliche Hundstagsfreude zu Theil, die bei manch' Einem einen ziemlich hohen Temperaturgrad erzeugen dürfte. Das großh. Amtsgericht hat nemlich den 2. Vertheilungsplan aufstellen lassen, welcher auf jedes einzelne zahlungsfähige Mitglied die Einzahlung s- quote von 134 M. verlangt. Um uns nun nicht lange das Herz schwer zu machen, wurde eine Zahlungsfrist bis 14. August nächsthin gewährt, sofern wir nicht vorziehen, den Besuch des Gerichtsvollziehers zu empfangen. Wenn damit der seit 10 Jahren schwebende Gant dieses verunglückten Vereines beendet wäre, dann könnte man sich doch beruhigen, so schmerzlich auch die beiden Einzahlungen (93 und 134, zns. 227 M.) waren. Da aber bei der zweiten Liste voraussichtlich wieder eine Anzahl zahlungsunfähiger Mitglieder sich Herausstellen werden, so ist voraussichtlich ein weiterer (3.) Vertheilungsplan nöihig. Die restirenden Paisivas
(Nachdruck verboten.)