Rastrmesser habe er in der Tasche gehabt, weil er es zum Schleifen tragen wollte. (Forts, f.)
Gmünd, 9. Juli. In Folge der egyp- tischen Wirren mußten auch zwei hiesige jüngere Kaufleute, die in Kairo gute Stellung hatten, das dortige Land verlassen.
(Brandfälle.) In Wäldenbronn bei Eßlingen brach am 10. Juli Nachts in einem Hause mit angebauter Scheuer Feuer aus. Vom Hause ist der Dachstuhl zerstört.
(Unglücksfälle und Verbrechen.) In Kirchheim a. N., OA. Besigheim wurde am Montag der ledige Bauer Christian Rösch von dort durch einen Messerstich in die Brust lebensgefährlich verletzt. Der verheirathete Bauer Wilhelm Landsperger von dort wurde als muth- maßlicher Thäter in Haft genommen. — Ertrunken sind zu Berg bei Stuttgart im Kanal am Wasserhaus ein 40—50 Jahre alter Arbeiter und zu Endersbach in der Rems der 10- jährige Sohn des Küfers und Gemeinderaths Lang daselbst.
Deutsches Reich.
Berlin, 11. Juli. Die eben sich bestätigende Nachricht, daß Baron Ring Namens Frankreichs mit Arabt unterhandelt habe, ist geeignet, den Conflikt zwischen Frankreich und England wahrscheinlicher zu machen. (Fr. I.)
Wiesbaden, 8. Juli. Heute früh kam in ein hiesiges Juweliergeschäft ein feingekletdeter Herr um Einkäufe zu machen. Die Wahl schien ihm jedoch schwer zu fallen, er versprach deshalb wiederzukommen und einen Freund mitzubringen. Sofort nach Weggehen des Fremden vermißte der Geschäftsinhaber ein Paar Brillant- Ohrgehänge im Werthe von 1500 M. Die Polizei, von dem Vorfall benachrichtigt, forschte bis jetzt vergebens nach dem Dieb.
In Kuppingen nahm ein Blechnerlehrling das 2jährige Knäblein seines Meisters auf den Arm. Da entlud sich in seiner Rocktasche der Revolver, mit welchem er vorher zur Taufe des Jüngstgeborenen geschossen hatte, und die Kugel drang dem Kinde des Meisters in den Unterleib.
Ausland.
Wien, 10. Juli. Die Zusammenkunft des Kaisers mit dem Kaiser Wilhelm wird nach Beendigung der Gasteiner Kur des Letzteren und zwar wahrscheinlich in Ischl stattfinden. Die Reise des Kaiserpaares nach Italien dürste Anfang September erfolgen und die Zusammenkunft in Florenz stattfinden.
Prag, 10. Juli. Gestern Abend ist die Wittwe des letzten Kurfürsten, die Fürstin Hanau, gestorben.
Florenz, 11. Juli. Es werden hier große Vorbereitungen für den Besuch des österreichischen Katserpaares getroffen. Der Besuch ist für Anfangs September angesagt.
(Frkf. I.)
Paris, 6. Juli. Folgendes ist nach einem Berichte des legitimisttschen „Clairon", der Inhalt der gestrigen Erklärung Gambettas im Militärausschuß, welche sich, wie „Clairon* sagt, zu einer förmlichen Rede gestaltete: „Ich glaube, daß 400,000 Me Soldaten besser sind, als 800,000 solche, die das Gesetz uns geben wird, aber der dreijährige Dienst entspricht unseren gegenwärtigen Landessttten, man muß ihn annehmen. Dies zugegeben, hat man mehr Aussicht, ein gutes Heer zu bekommen, wenn man ihm die männlichsten und intelligentesten Elemente einverleibt. Reserven, welche nur ein Jahr dienen, wie Reill vorschlägt, wären ungenügend. Um gegen die Preußen zu kämpfen, müssen wir denselben nicht nur gleich, sondern überlegen sein. Wir find geschlagen worden, müssen also dem Lande größere Anstrengungen auferlegen. Frankreich zahlt eine Milliarde jährlich für das Heer und die Marine; wir müssen dies fortsetzen, um unsere nationale Existenz zu vertheidigen. Der Eroberungsgeist in Europa ist gegenwärtig stärker, als im fünfzehnten Jahrhundert; er ist zur Stunde gegen uns gerichtet, es handelt sich um Sein oder Nichtsein. Ich hoffe, die französische Demokratie wird nicht für ewig zu diesem Opfer verurthetlt sein, aber jetzt ist es für uns die Frage, um Leben oder Tod.* Keines der heutigen Abendblätter dementirt diesen Bericht des legitimisti- schen, aber wohl informirten Blattes.
Paris, 11. Juli. Das Bombardement von Alexandrien hat bei Sonnenaufgang begonnen. Aus Konstantinopel geht unverzüglich eine Protestnote des Sultans an die Mächte.
(Frkf. I.)
London, 10. IM. (Oberhaus.) Lord Granville macht folgende Mittheilung: „Sey- mour notifizirte heute früh den Lokalbehörden von Alexandrien, daß, wenn nicht die Befestigungswerke zum Zweck der Entwaffnung zeitweilig übergeben werden, er morgen bet Tagesanbruch das Feuer eröfftien würde.* (Beifall.)
L,o ndon, 10. Juli. Die „Daily News* sagt rücksichtlich des auf morgen angedrohten Bombardements: „Es ist leider unmöglich, die Zerstörung der Forts als isolirte Handlung aufzufassen. Obgleich an sich getrennt von der Besetzung Egyptens, wird sie doch den Anfang der Feindseligkeiten darstellen, welche entweder zu einer europäischen Herrschaft oder zur Einverleibung in die Türket führen werden.* Das Blatt schließt auf die Nothwendigkeit des Vormarsches bis Kairo und beklagt die klimatischen Gefahren und Geldauslagen.
London, 11. Juli. 3 Uhr 30 Minuten. Aus Alexandrien meldet der Draht um 12 Uhr 30 Min. Vorm.: Einige Forts sind gänzlich zum Schweigen gebracht. Es sind bei den Egyp- tern die Verluste sehr groß. Das Feuer wird aber noch fortgesetzt. Die Kanonen des „Temeraire* sind sehr wirksam. Um 12 Uhr wurden 2 andere Forts vernichtet. Zusammen
sind jetzt vier unschädlich gemacht. Die englische Flotte ist anscheinend unversehrt. Den Egyp- tern ist der Rückzug auf der Etsenbahustrecke durch englische Flottenkanonen abgeschnitten.
(Frkf. I.)
London, 11. Juli. Aus Alexandrien wird gemeldet, daß der Suezkanal trotz des Protestes des Herrn v. Leffeps vom englischen Consul geschlossen wurde; der Consul erklärte, der Canal solle heute besetzt werden. Nach Kon- stanttnopler Meldungen protestirte der Sultan gegen die Maßregeln des englischen Admirals als Feindseligkeiten herbeiführend.!
London, 11. Juli. Unweit Cork fand Sonntag Abend ein Zusammen st oß zweier Bahnzüge statt, wodurch 40 Passagiere verletzt wurden, darunter 12 lebensgefährlich.
London, 11. Juli. Aus Alexandrien meldet der Draht von. 9 Uhr 10 Min. Vorm.: Das Feuer gegen die Forts eröffneten die Kriegsschiffe „Alexandra*, „Sultan", „Superb*. Die Forts Narsa und Elkanat antworteten zuerst durch Schüsse in kurzen Zwischenräumen. Dann schwiegen die Forts wieder. Nachher wurde der Thurm auf Fort Pharos in die Luft gesprengt und das Fort wurde eingeschossen.
London, 11. Juli. Von Alexandrien meldet der Draht um 9 Uhr 20 Min. Vorm.: Die Forts machen keine Miene zur Uebergabe. Das Feuer der Flotte zeigt sich von ausgezeichneter Wirkung. DieBatterien antworten schwächer.
(Frkf. I.)
Aus St. Petersburg geht der „Polit. Corresp.* die Mittheilung zu, daß im Marine- Ministerium eine geheime Druckerei entdeckt worden ist. Zugleich wurden 9000 mit dem Namen Nikolai Konstantinowitsch unterfertigte Proklamationen, die in dieser Druckerei hergestellt worden waren, mit Beschlag belegt. Nach dieser Entdeckung nahm sich der Departements- Direktor Titschakow das Leben. Das russische Marineministerium bis zu den höchsten Ressorts hinauf galt bekanntlich schon lange als sehr bedenklich.
St. Petersburg, 11. Juli. Die Kriegskorvette „Bitjaß* erhielt auf Befehl des Kaisers den Namen „Skobeleff*.
Petersburg, 11. Juli. General v. Werder ist gestern hier eingetroffen. — Ein kaiserliches Telegramm an die Fürstin Belosselskaja, die Schwester Skobeleffs, lautet: Ich bin betrübt über den plötzlichen Tod Ihres Bruders, dessen Verlust für die russische Armee schwer zu ersetzen und tiefstens zu beklagen ist. Es ist sehr schmerzlich, solche, einer nützlichen Sache ergebene Kräfte zu verlieren.
Petersburg, 9. Juli. Wie die „Moskauer Zeitung* meldet, hätte sie kürzlich von Skobeleff niedergeschriebene Memoiren über den orientalischen Krieg, die preußischen Manöver von 1880 und den Tekinzen-Feldzug erhalten, welche sie nach Maßgabe der Möglichkeit veröffentlichen werde.
Der Teuftlsöauer. «dru» v°rb°tm.)
Erzählung aus dem Erzgebirge von Larl Ms.^.
(Fortsetzung.)
Die Adern auf der Stirn des Beschuldigten traten dunkel hervor, er legte die Hand an den Zaun und hob den Fuß, wie um hinüberzuspringen.
„Hast recht, Haubold Frieder, wir können die Sach' gleich hier ausmach'n! Die Hack' Hab' ich schon bei der Hand, und wer ohne Erlaubniß in meinen Gart'n kommt, den darf ich Niederschlagen. Wer des Nachts gemordet hat, geg'n den muß man sich auch bei Tage wehr'n!*
„Nein, Wies'nbauer,* erwiderte Haubold, indem er sich mit Gewalt zur Ruhe zwang und die Hand vom Zaune nahm. „Du bist mir net gewachs'n trotz Deiner Hack'; dies waaßt Du ebenso gut wie ich; aber ich will mich net selbst an Dir räch'n, sondern Dich dem lieb'n Gott überlaff'n. Der hat Deinen Bruder getroff'n und wird auch Dich zu finden wiss'nl*
Er gieng.
„Der Teufelsbauer fürchtet sich!" rief er unter höhnischem Lachen hinter ihm. „Lauf nur zu! Vor Deinem Advokat'n Hab ich kaane Angst, und Du, Du kommst mir schon noch hin, wo ich Dich haben will!"
Trotz der sommerlichen Hitze, welche auf der Gegend lag, fühlte der Tannenbauer bei dieser Lästerung einen kalten Schauer über seinen Körper gehen. Er dachte nicht mehr an den Glockenklang und Orgelton; in seinem Herzen hatte die weiche Stimmung der alten Bitterkeit wieder Raum gegeben; er verdoppelte seine Schritte, um so schnell wie möglich von der Stelle zu kommen, welche den unversöhnlichsten seiner
Feinde trug, und athmete leichter und freier auf, als er endlich daS Dorf hinter sich hatte und in den Fahrweg einbog, welcher nach dem „Teufelshofe* führte.
Dieser lag seitwärts im freien Felde. Zu beiden Seiten des Einganges erhoben sich zwei mächtige Tannen, welche die Firste des Daches weit überragten und der Besitzung ihren ursprünglichen Namen gegeben hatten, wie auch die Inschrift bezeugte, die einer der Bauern in den Schlußstein des hochgewölbten Thorweges hatte graben lassen:
„Dies Haus, das steht in Gotteshand Und wird zum Tannenhof genannt!"
Auf einer der Moosbänke, welche sich um die Füße der Bäume zogen, saß ein junger Mann, welcher so eifrig mit Lesen beschäftigt WM daß er Haubold erst bemerkte, als dieser schon vor ihm stand. Er schloß das Buch und erhob sich.
„Was hast Du hier zu les'n, Gustav?"
„'s ist das Gesangbuch, Oheim. Hast wohl auch gehört, daß vorhin die Glock'n geläutet hab'n?"
„Warum gehst denn net lieber in die Kirch'?* , .
„Ich mag net! Der liebe Gott ist allewell' hier beim Tannenhofe auch, und vielleicht noch gerner, als in dem Haus', wo sie singen und bet'n und doch nix vom rechten Frommsetn wtss'n."
Der Bauer legte ihm die Hand auf die Schulter und sah ihm tief in die Augen.
„Armer Bub'! Hast auch schon von dem Gifte trinken müss'n das schlimmer ist, als Schlangensaft? Hör' Gustav, woll'n hier bei uns recht lieb und gut mtt'nander sein, dann brauch'n uns die andern nix zu kümmern!"