1937 Mk., (worunter 520 Mk. von der Oberamtskorporation), die Einnahmen betrugen 1820 Mk., somit ist ein Defizit da von 107 Mk. Freilich wären noch manche Kinder der Rettung bedürftig, aber wir wollen Gott doch danken und das um so mehr, als ein Herzenswunsch (besonders auch unseres seligen Zeller in Nagold) Heuer in Erfüllung gieng, die Aufstellung eines eigenen Agenten, welcher in persönlicher Verbindung steht mit Pfleglingen und Pflegeeltern. — Dem Rechenschaftsbericht des Hilfsbibelvereins entnehmen wir: 1881/82 wurden ausgegeben: 130 Traubibeln, 118 andere Bibeln, 557 Neue Testamente für Konfirmanden, 307 Exemplare Bibelblätter. Einnahmen 1277 Mk., Ausgaben 1215 Mk. In Kassa 55 Mk. Kassier ist Kaufmann Schmid in Nagold. „Zu bedauern ist,-daß manche Bücher, von gottseligen Männern geschrieben, gelesen werden, aber nicht die Bibel". — Pfarrer. M o s e r von hier hielt die Predigt an der Hand von Matth. 18,1—14. Er führte aus: 1) wir sollen werden wie die Kinder: rein, anspruchslos. 2) Wir sollen die Kinder aufnehmen. 3) Wir sollen die Kinder nicht ärgern, ihnen kein böses Beispiel geben.
4) Wir sollen Hochachtung vor ihnen haben.
5) Wir sollen selbst kein Aergerniß in uns hegen. Eine sehr anregende Katechese über das Feiertagsevangelium, welche Pfarrer Hahn von Bösingen mit den geladenen 33 Kindern vornahm, beschloß die gottesdienstliche Feier. Vor und nach der Kirche wurden die Kinder im Waldhorn gespeist.
Stuttgart, 29. Juni. (Strafkammer.) Ludwig Gandenberger, 16 Jahre alt, Sohn eines achtbaren Vaters in Pfungstadt, war hieher zu einem Kaufmann in die Lehre gegeben worden. Eines Tages wurde er mit 300 M. auf die Post geschickt, um das Geld einzuzahlen, statt dessen ging er aber nach Cannstatt, schrieb hier einen Brief an seinen Prinzipal, daß er krank sei, und fuhr daraus direkt nach Wien, woselbst er das ganze Geld in kurzer Zeit verpraßte und verspielte. Als er nichts mehr hatte, spielte er den verlorenen Sohn, gieng auf die Polizei in Wien, bekannte sein Verbrechen und bat nach Hause geschickt zu werden, da er kein Geld zur Heimreise mehr hatte. Sein Wunsch wurde erfüllt, weniger stolz als er im Coupe 2. Klasse abgefahren war, kam er im Gefangenenwagen zurück und erhielt nun 5 Monate Gefängniß. Die unterschlagene Summe hat der unglückliche Vater ersetzen müssen. Die Strafe hat der Sohn in der Anstalt für jugendliche Gesangene abzubüßen.
Zur S tuttgarter Volksbank angele genh eit schreibt das „Frkf. Journal": Nunmehr hat sich zur Vermehrung der Wirrniß das Novum ergeben, daß die bet dem Vorstand des Verwaltungsraths Herrn Th. Walther deponirt gewesenen Kautionen der drei Volksbankdirektoren, die zusammen eine ganz erhebliche Summe ausmachten, bis auf einen kleinen Betrag verschwunden find. Stammkapital, Re
servefond, Cautionen: Alles futsch! Und dazu Solidarhaft der Genossenschafter. Die Sache kann recht werden! Man spricht von stark 800 in Aussicht stehenden Insolvenzen!
Tübingen, 27. Juni. EineGruppe seltener Art war es, die gestern durch die Straßen der Stadt nach dem Amtsgericht dahingehend, die Blicke der Anwesenden auf sich zog. — Ein mit 2 Pferden bespannter Leiterwagen trug nemlich in dessen Mitte 2 mit den bekannten Ketten geschlossene Gauner; hinter denselben hatten sich 2 Landjäger postirt und vor ihnen saß der Kutscher und ein Polizeidiener. Wenn daher jeder, der dies seltene Bild zu Gesicht bekam, neugierig forschte: „Was hat es denn da gegeben?" so ist dies gewiß nicht zum Verwundern! Nun — hier der Hergang des Schauspiels, das das eben gezeichnete „Schluß- tableau"zur Folge hatte. — Zwei Individuen wurden gestern aus demLandesgefängnißRottenburg ihrer Haft entlassen und fuhren nun mit dem Mittagszug thalabwärts — der tzei- math zu. — Kaum hatten sie jedoch Rottenburg im Rücken, als sie auch im Wagen dermaßen tobten und wütheten, daß sie gleich auf der ersten Station: Kilchberg, vom Zug- meister ausgesetzt, d. ch. zur Weiterfährt nicht mehr zugelassen wurden. Auf der genannten Station fielen sie bei der Abfahrt des Zugs sogleich den Stationsmeister an und schlugen auf ihn ein. Mit Hilfe seines Dienstpersonals konnte er sich endlich dieser 2 Schlingel entledigen und dieselben in den Ortsarrest verbringen lassen. Von dort aus wurden sie in oben geschilderter Weise nach Tübingen verbracht, allwo sie sich vor der Strafkammer wegen rhät- licher Beleidigung eines im Dienst befindlichen Beamten zu verantworten haben. Die Namen der Betreffenden festzustellen ist mir nicht gelungen, doch soll der Eine der Sohn eines reichen Gutsbesitzers der Umgebung sein. Für derartige Kreaturen, die vom Gefängniß bis wieder ins Gefängniß nicht länger brauchen, als per Dampf von Rottenburg bis Kilchberg, ist eben jede Haftstrafe zu leicht.
In Nürtingen verschwand dieser Tage ein mit einem Steuereinzug beauftragter Poli- zeisoldat mit dem ersammelten Steuerbetrag von einigen hundert Mark unter Zurücklassung von Weib und Kindern.
Von der EYach, 26. Juni. Samstag den 24. kam beim Schwurgerichtshof zu Hech- ingen ein Fall zur Verhandlung, auf dessen Ausgang, wie man dem „N. T." schreibt, die ganze Umgegend seit einem halben Jahre mit einer gewissen Spannung harrte: Eugen Bürkle von Trillfingen war angeklagt, in 2 Fällen einen Meineid geschworen, und in 3 Fällen seinen Complicen Th. Sanier von Trillfingen und in 5 Fällen seinen zweiten Mitschuldigen Irrem. Die ring er von Rangendingen durch Ueberredung vorsätzlich zum Meineid verleitet zu haben. Theod. Sanier lag zur Last, in 4 Fällen zu Gunsten des Bürkle und des Jerem.
Dieringer falsches Zeugniß abgelegt zu haben, und Dieringer war beschuldigt, in 5 Fällen zu Gunsten seiner Genossen Bürkle und Sanier falsch gezeugt und auch seine Mitbetheiligten Bürkle und Sauter zum Meineid verleitet zu haben. Seit einer Reihe von Jahren trieb namentlich Bürkle Hofhandel, der ihm da und dort bald durch wirklichen Vollzug des Geschäfts, bald durch Reukauf manche Summe einbrachte. Ein im Jahr 1878 in Reischach, OA. Sigmaringen, mit dem Bauern Jos. Martin abgeschloffener Hofkauf, bei welchem in Folge eines Processes mit dem Eigner sowohl Bürkle,- als Sauter und Dieringer, letztere in gewohnter Weife, zu Gunsten des Erstem falsche Eise-- schwuren, sollte endlich zur Entdeckung des frevelhaften Treibens führen und wurden in Folge dessen vor einem halben Jahre sämmtliche 3 Angeklagte gleichzeitig zur Haft gebracht und bis heute darin behalten. Nach dreitägiger Verhandlung wurde Bürkle zu 10, Dieringer zu 8 und Sauter zu 4 Jahren Zuchthaus, woran V 2 Jahr Untersuchungshaft abgeht, verurtheilt. Man hört nur eine Stimme der Befriedigung, daß endlich einmal dem unsaubern Gewerbe der Complicen der verdiente Lohn geworden. Ver- theidiger der 3 Angeklagten war Rechtsanwalt Payer II. von Stuttgart.
Bei einem am Montag in Eßlingen- stattgehabten Zwangsverkauf wurde aus einer gepfändeten silbernen Tabaksdose und einer silbernen Uhrkette im Gesammt-Taxwerth von 15 M. die enorme Summe von 1920 M erlöst und baar erlegt. Man sieht, das Geld in Eßlingen ist noch nicht alle!
Eßlingen, 29. Juni. Die Nachricht, daß bei einer am Montag hier vorgenommenen Zwangsversteigerung aus einer gepfändeten Tabaksdose und einer silbernen Uhrkette im Anschläge von 15 M. die Summe von 1920 M. erlöst und baar bezahlt worden sei, ist nur bedingt richtig. Einem Führer der hiesigen Sozialdemokraten wurde eine Ordnungsstrafe von 5 M. angesetzt, wegen deren Bezahlung derselbe es zur Zwangsvollstreckung kommen ließ. Am Versteigerungstage erschien der Gepfändete mit einigen Genossen; es wurde mit einem Gebote von 500 M. angefangen und fortgesteigert. Vom Erlöse erhielt der Gerichtsvollzieher den Betrag sammt den Kosten, etwas über 8 M., der Rest verblieb dem Eigenthümer, bezw. seinen Freunden, den Käufern selbst. Es liegt darin eine gründliche Verhöhnung einer gesetzlichen Einrichtung.
Rottweil, 26. Juni. Gegen das Treiben der Hamburger Lotteriekollekteure, vor deren Loosanbierungen auch der einfachste Bauersmann nicht sicher war, schreitet die hiesige Staatsanwaltschaft, wie man dem „Jpf" schreibt, mit aller Energie ein; die betreffenden Hamburger u. Braunschweiger Herren werden von den auf empfindliche Geldstrafen lautenden Strafbefehlen um so weniger erbaut sein, als ein Theil derselben schon die Erfahrung
Muter fremden Leuten.
Eine Dorfgeschichte von Usinrioli (Fortsetzung.)
Was das, trotz des Uebelbefindens mit kurzen Unterbrechungen fortgesetzte Tanzen begonnen, vollendete der mit Gewalt unterdrückte Aerger; auf dem Nachhausewege fühlte Adalbert, als der Wagen eine kurze Strecke gefahren war, einen heftigen Schwindel, der stechende Schmerz in der Brust nahm überhand, es erfolgte ein starker Blutsturz.
Die neben ihm sitzende Braut fuhr erschreckt in die Höhe. — „Mein Gott! mein Kleid!" rief sie, die allerdings kostbare Robe schnell zusammenraffend und in die äußerste Ecke rückend. Erst dann sprach sie bedauernd von dem unglücklichen Zufall.
Adalbert, obgleich fast besinnungslos, hatte Melanies erste Worte dennoch gehört; sie giengen ihm wie ein Stich durchs Herz. Also das Kleid war ihr erster Gedanke, während ein lebensgefährlicher Anfall den hart an ihrer Seite sitzenden Bräutigam traf.
Sein Leben war wirklich in Gefahr. Während seiner Anwesenheit in der Residenz wohnte er in der Regel bei einem Freunde, der ihm ein Zimmer einräumte.
Dort angekommen und ins Bett gebracht, wiederholte sich der Blutergaß noch einige Mal. ehe in der Nacht ein Arzt herbeigeschafft werden konnte; als dieser kam, fand er den Kranken so schwach, daß er sehr bedenklich den Kopf schüttelte.
Jetzt schien auch Fräulein Melanie die Sache ernsthaft zu werden; sie fuhr schnell nach Hause, kleidete sich um und kehrte zu Adalbert zurück, um seine Pflege zu überwachen.
Lange schienen Tod und Leben um ihn zu streiten, er wurde immer
schwächer, die Aussichten auf Genesung trüber. Melanie wich selten von seinem Krankenbett Adalbert sah ihre Aufopferung, in seinem Innern längst mit ihr versöhnt, wandte er ihr jetzt sein ganzes Herz zu. — Der arme Narr wußte ja nicht, daß es mehr um die Erhaltung des reichen, als des geliebten Bräutigams zu thun war.
Wilhelmine wunderte sich nicht über Adalberts langes Ausbleiben; sie wußte ja, daß er bei seiner Braut war, eben daher erklärte sie auch, daß er nicht ein einziges Mal schrieb; es war ihr zwar nicht ganz lieb, doch murrte sie nicht darüber. — „Er ist ja bei seiner Braut," sagte sie, „da vergißt er uns hier draußen wohl!" — Dabei seufzte sie freilich ein wenig.
Plötzlich aber erhielt sie einen Brief von Adalberts altem Diener, worin ihr dieser in seiner Herzensangst schrieb, er wisse bei seinem Leibe keinen Rath, der gnädige Herr liege auf dem Tod und es werde alle Tage schlimmer mit ihm. . ^
Wilhelmine schrie laut auf, setzte das ganze Haus in Allarm, lief zum Pfarrer, von diesem zum Amtmann, hielt jeden Bauer unterwegs an und erzählte schluchzend, der gnädige Herr wolle sterben.
Niemand vermochte sie zu beruhigen, um so weniger, als alle selbst bestürzt waren, und da sie sich durchaus nicht zufrieden geben wollte, so hielt man es für das Geraihenste, sie auf einen Wagen zu setzen und nach der Stadt zu fahren.
Das l-eß sie sich auch nicht nur ohne Weigerung gefallen, sondern sie, die sonst immer Schonung für die armen Thtere predigte, trieb heute aufs dringendste zur Eile und achtete gar nicht darauf, wre fleißig der Rosselenker seine Peitsche gebrauchte,
Am Abend stand sie vor dem Krankenzimmer Adalberts, an dessen