Eine schöne Verpflegung?- und Ueberwachung?- ordnung besteht inHaiterjbach. Herr Stadtpf. Hoifmann hat im Laufe des vorigen Jahres in Parthien von je 2 Männern nicht weniger als 112 solche Personen an Sonntagen an seinen Mittagstisch genommen unter der Be­dingung, daß ihm vom Ortsvorsteher nur solche Leute zugewiesen würden, die sich zum Besuche des Gottesdienstes verpflichteten. Es fanden sich denn auch stets 2 Mann ein, die dieser Be­stimmung nachkamen, auch durch ihr Betragen die volle Zufriedenheit der opferbereiten Pfarr- familie sich erwarben. Nach und nach fand diese vermeintliche Selbstbestcuerung Nachahmer, indem sich bald 15 Privatpersonen bereit er­klärten, in ähnlicher Weise an Sonntagen ein Mittagessen abzugeben. Eine diesfallsige An­sprache des beliebten Kanzelredners hatte die Wirkung, daß nunmehr eine Reihenfolge von 33 Häusern für unentgeltliche Verpflegung an Sonntagen zu Gebot steht. Im Vorjahr sind 84 Personen auf diese Weise leiblich und geistig gestärkt worden und nicht gering ist der Segen und Dank, der bei wenig Mühe und kleinen Opfern errungen und meist auch dargebracht worden ist. Die von Ost und West, von Nord und Süd kommenden armen Reisenden sitzen in friedlichem Beieinander im Familienkreise, erzählen ihre Verhältnisse und Erlebnisse und freuen sich, einen Ruhetag gefunden zu haben und sich als Glied der Gesellschaft betrachtet und behandelt zu sehen. Wer noch zweifeln könnte, daß dieser Modus in Wirklichkeit die sittliche und materielle Wohlfahrt der Unter­stützten kräftigst befördere, der höre Herrn Hoff- mann und überzeuge sich, welche erquickende Zu­stände platzgegriffen haben. Wir glauben diesen Thatsachen nichts anderes hinzufügen zu müs­sen, als das Wort des Vorsitzenden Herrn De­kan:Gehe hin und thue deßgleichen."

(Forts, folgt.)

Stuttgart, 26. Febr. Zwischen zwei Kavallerieoffizieren der hiesigen und Ludwigs­burger Garnison, den Lieutenants v. T. und v. R., fand am Mittwoch ein Säbelduell statt, bei welchem der erstere einen schweren Hieb über den Kopf davontrug. Die Ursache des Zweikampfs bildete ein im Circus entstan­dener Wortwechsel wegen einer Dame.

Nach dem neuesten Staatshandbuch zählt Württemberg gegen 13 000 Israeliten und zwar im Neckarkreis 4952, Schwarzwald- 1505, Jagst- 3908, Donaukreis 2621. In sämmt- lichen Oberämtern wohnen Israeliten, nur allein im Oberamt Welzheim keiner. Die 51 Kirchen­gemeinden, mit eigenem Gottesdienst, vertheilen sich auf 27 Oberämter. Die größten israel. Gemeinden des Landes sind: Stuttgart mit 2484, Heilbronn mit 870, Ulm mit 694, Laup- heim mit 635. Das größte Bezirksrabbinat ist Stuttgart mtt 3228, das kleinste Freuden­thal mit 282 Seelen.

Ueber sicht der im Jahre 1881 durch die Mannschaft (4 Offiziere und 520 Mann)

des k. Landjägerkorps ergriffenen und eingelieferten Personen und der an die Gerichts- Behörden, Amts- und Staatsanwaltschaften übergebenen Anzeigen: 4 Mörder, 16 Räuber, 20 Brandstifter, 1037 Diebe, 26 Wilderer. Wegen Jagdvergehen wurden außer den 26 ver­hafteten Personen weitere 13 Personen zur Anzeige gebracht. 8 entwichene Kriegsdienst- pflichtige, 7 inländ. und 4 ausländ. Deserteure, 1209 Landstreicher, 2911 Bettler, 3461 sonstige Gesetzesübertreter, Zahl der Anzeigen an die Gerichts-Behörden 1354, Amtsanwaltschaften 4681, Staatsanwaltschaften 6818.

(Stuttgarter Pferdemarkt-Lotte- r i e.) Der Verkauf der Loose ist, nachdem die Lotterie conzessionirt worden ist, der Firma Eberhart Fetzer übertragen worden. Im Gan­zen werden 120 000 Loose verausgabt. (Zieh­ung am 20. April d. I.)

Aus Eßlingen giengen am 24. d. die ersten 3 Lokomotiven nach Spanien an die Eisenbahngesellschaft in Asturien, die ihren Sitz in Paris hat, ab. Dieselben gehen über Genf, Marseille, Barcelona nach Leva.

In einem einzeln stehenden Hause in kann­st ad t starb am Donnerstag eine direkte Nach- kommin vr. Martin Luthers, die Frau Emilie Schmalz, geb. Well. Dieselbe hat in Gaisburg als Wittwe in den dürftigsten Verhältnissen gelebt und bezog eine kleine Pen­sion aus der Lutherstiftung in Leipzig.

Pflugfelden, 27. Febr. Letzten Sam­stag entdeckte ein hiesiger Einwohner beim Gra­ben einer Dunggrube ein eingemauertes Grab. In demselben befanden sich die Gebeine eines Menschen und eine Lanze.

In Ravensburg kamen in der Wtrth- schaft zurRäuberhöhle", welche über die Fast­nachtszeit das Münchener Hofbräuhaus imitirte, während der beiden Fastnachtstage 280 steinerne Literkrüge abhanden. Daß das Mitnehmen der Literkrüge auch im ächten Münchener Hof­bräuhaus Sitte wäre, hat man bis jetzt nicht vernommen.

(Falliments-Nachrichten.) Ueber das Vermögen der AktiengesellschaftKunst mühle Rottweil", Inhaber A. Lang, ist laut Stuttgarter Tagblatt" der Koncurs erkannt worden, nachdem eine Versammlung von Gläu­bigern, die letzten Donnerstag im Hotel Gaßner in Rottweil tagte meist größere Getreide­firmen die angebotenen 17V- Vo und zuletzt 24 °/o zurückgewiesen hat. Die Passiva betragen nahezu 600000 M.

(Unglücksfälle und Verbrechen.) Ein trauriges Schicksal ereilte den Schneider Hanselmann von Großaltdorf, welcher vorigen Montag eine Reise nach Blaufelden machte; derselbe wurde in der Nähe von der Eisenbahnbrücke todt aus der Jagst herausge­zogen und weiß man nicht, auf welche Weise er in dieselbe gerathen ist.

Ueber das Vermögen nachstehender Personen wurde das Konkursverfahren eingeleitet: Johannes Holderried,

Schneider in Biberach; Christian Friedrich Bayer, Färber: in Cannstadt; Johannes Allmendinger. Gypser in Ullen­dorf; Karl Hoffmann, Eisengießerei, Draht- und Stiften- fabrik in Heilbronn; Marie Goll, Ehefrau des Konrad Goll, Bauers in Bissingen; Friedrich Bauer, Bäcker in Niedernhall; Karl Rauth, Badinhaber z. Linde in Offenau; Albert Bäurle, Schuster in Kiebingen; Julie Perlen, Ehe­frau des Uhrmachers Albert Perlen in Stuttgart (Nene Brücke 1); Joseph Wachendorfer, Viktualienhändler in Stuttgart (Hohenheimerstraße 43); Paul Riithling, Re­staurateur in Stuttgart (Schmaleste. 13); Anton FSHr Schuster in Aulendorf.

Deutsches Reich.

Berlin, 27. Febr. Der Entwurf eines Gesetzes betr. das Tabakmonopol ist jetzt fertig gestellt. Er enthält 70 Paragraphen und zer­fällt in acht Abschnitte. Der erste Abschnitt handelt von den Grundlagen des Monopols, nach denen dasselbe nur als wirkliches Voll­monopol in Aussicht genommen ist. Der 2. Ab­schnitt handelt vom Tabakbau und reproduzirt im Wesentlichen die in der letzten Tabaksteuer­vorlage bereits enthaltenen für das Monopol ebenso ausreichenden Bestimmungen. Der 3. Ab­schnitt betrifft den für das Ausland beizubehaltem den Privatrohtabakhandel. Der 4. AbschiM handelt von der Tabakfabrikation und dem Verkauf der Tabakfabrikate und ist hauptsäch­lich durch die genaue Preisbestimmung der von der Monopolverwaltung zu liefernden Fabrikate von allgemeinem Interesse. Das Pfund Rauch­tabak soll schon zu 1 Mark, Cigarren sollen schon zu 3 Pfennig zu haben sein. Ein Ab­schnitt handelt von der Einführung von Tabrk- fabrikaten seitens Reisender, ein weiterer über Controlvorschriften, einer betrifft Strafbestimm­ungen und führt dann zum letzten Abschnitt, welcher die Uebergangsbestimmungen enthält und hauptsächlich die Entschädigungsfrage behandelst.

(Frkf. I.)

Ein Berliner Jüngling aus den besse­ren Ständen hatte sich zu Neujahr das Ver­gnügen gemacht, der 18 Jahre alten Tochter eines Lehrers eine Karte ganz schamlosen In­halts zuzusenden. Das Schöffengericht hat sich darauf hin veranlaßt gesehen, diesen Herrn zn vier Monaten Gefängniß zu verurtheilen.

Aus Essen wird gemeldet: Der Buch­halter und Kasfirer Calons von Zeche Hagen- beck bei Borbeck ist unter Mitnahme von 37 50S^ Mark, die zur Auslöhnung der Bergleute be­stimmt waren, verschwunden.

Dresden, 27. Febr. Die zweite Kam­mer verwies den Antrag Müller, die Staats­regierung zu ersuchen, den erneuten Anträgen betreffs Einführung des Tabakmonopols im Bundesrathe entgegenzuwirken,' auf Antrag der Conservativen an eine Deputation. Der Ses­sionsschluß findet morgen statt.

(Wie heutzutage geheirathet wird), zeigt folgender Fall: Am Faschings- Dienstag hielt in München ein Pärchen Hoch­zeit, am Aschermittwoch wurde die Haushaltung bereits gepfändet.

Der Schützling des Landpfarrers.

Von A. Muren borg. (Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

17.

Fünf Minuten später hatte der gute Mister Burton Auge und Zähne in Ord­nung, und sah, eine ungewöhnliche Röche abgerechnet, wieder wie sonst aus. Er gieng hinunter und den See entlang und lächelte in stillen Betrachtungen vor sich hin.

Beim Pastor stand ein Fenster offen und aus dem Innern kamen fröhliche Stimmen und Gelächter. Als Burton in die Nähe des Hauses kam, rief ihm der Pfarrer vom Fenster aus zu, ob er nicht an der kleinen Theegesellschaft theilnehmen wolle. Mister Burton bejahte und trat ein. Charles Shirley war auch da und plau­derte recht munter. Frau Jenner, obwohl schon auf der Besserung, befand sich in ihrem Zimmer.

Fräulein Mildmay " sagte Mister Burton im Laufe des Gesprächs,heute habe ich da oben zwischen den Bergen mehrere Exemplare der schönen Blume gefunden, nach der Sie schon so lange suchten. So alt wie ich bin, kletterte ich doch ein Stückchen da­nach und pflückte eine; aber sie wurde leider beim Uebersteigen des nächsten Geheges beschädigt. Ich hatte sie für Ihr Album bestimmt. Vielleicht machten Sie morgen einen Spaziergang dorthin und erlaubten mir, Ihnen als Führer zu dienen. Ich bin »och immer ein tüchtiger Fußgänger. Die Blume ist sehr, sehr selten; ich habe auf all meinen Bergparthieen in ganz England noch keine sechs Exemplare angetroffen."

Laura sagte freudig zu und dankte herzlich für seine Aufmerksamkeit. Indessen war die Zeir zum Abendgebet herangekommen, und der fromme Hausherr versammelte alle um sich und schlug das kleine Gebetbuch auf. Mister Burton schloß in gläubiger Versunkenheit die Lider über das echte, wie über das künstliche Auge. Und als sie sich wieder erhoben, lächelte der würdige Mann, bis seine Zähne, die Sir John Mardyke im Wasserglase gesehen hatte, im Mondschein flimmerten; dann verabredete er mit

Fräulein Laura die Zeit zu dem Ausflug des morgenden Tages, und sprach:Der Herr segne Sie," schüttelte bider die Hand des Pastors, bat, ihn der Frau Pfarrerin zu em­pfehlen und gieng zugleich mit Charles Shirley seines Weges.

Draußen angekommen, warf der junge Mann noch einen Blick nach dem Hause, das sie eben verlassen hatten und seufzte.

Zu früh zum Seufzen für Sie, mein junger Freund," sprach der alte Man« in wohlwollendem Tone. Ich hatte etwas auf dem Herzen, zögerte aber, es auszu­sprechen. Ihr Seufzer veranlaßt mich nun doch dazu. Es ist nur eine Warnung^ Sie sollten lassen Sie uns. näher an den See gehen wie schön er ist! Sie sollten Sir John Mardyke um Verzeihung bitten wirklich, das sollten Sie!"

Um Verzeihung bitten? Was meinen,Sie damit?" fragte Charles stutzend.

Ich meine, Unannehmlichkeiten vorzubeugen. Glauben Sie mir, Sie werden nicht ausbleiben, wenn Sie nicht thun, was ich sagte."

Das ist m(r ja ganz etwas Neues!" lachte Charles etwas beunruhigt.

Ich fürchte^ Sie haben Feinde hier herum,-Herr Shirley. Irgend eine boshafte Person hat gewiß, unüberlegte Bemerkungen, die Sie neulich über Herrn Mardyke mach­ten, als wir mit Fhäulein Mildmay zusammen waren, mit angehört und diesem wieder gesagt. Es giengen mehrere Leute aus und ein, ich erinnere mich wohl, die mit Herrn Jenner Geschäfte hatten; auch die Dienstboten liefen ab und zu. Ich wollte das Ge­spräch auf etwas Olderes bringen, aber Sie hörixn nicht auf, scherzten darüber, daß, er seinen Bart särbefund ich weiß nicht, was soi^k noch. Der Hinterbringer war so liebenswürdig, inich'als Zeugen anzuführen lieber Gott, das Ganze ist so kleinlich und abscheulich! Aber Sir John Mardyke fragte nkich aufs Gewissen, und hätte ich ge­schwiegen, so würde er geglaubt haben, es sei jedes der beleidigenden Worte gefalleu die man ihm hinterbrachte, während doch in Wirklichkeit Ihre Aeußerungen viel harm­loser waren. Soxmußte ich denn sagen, was ich davon wußte."

Ich bin Ihnen gewiß sehr dankbar daflir, mein Herr, und ich bedauere, daß

Sie um meinettbillen llngelegeuheiten hatten. Aber ich muß Ihnen aufrichtig gestehe«, r