Ludw. Gerstner von Heidcnheim, der über 51000 M. unterschlagen hatte, zu siebenjäh­riger Zuchthausstrafe. Gerstner hatte ein Ein­kommen von 6000 M. Bei seiner Verhaftung hatte er einen Selbstmordversuch gemacht.

Aus Pass au wird geschrieben: Die lei­dige Unsitte der Frauen, beim Nähen ihre Ar­beit mit Nadeln am Kleide und hauptsächlich in der Nähe des Kniees zu befestigen, hat aber­mals in der Familie eines braven Mannes in unserer nächsten Umgebung einen recht traurigen Ansgang genommen. Die Tochter desselben, ein junges, blühendes Mädchen, hatte behufs der Befestigung der Arbeit diesmal sogar eine Nähnadel gebraucht und ist ihr durch irgend welchen Zufall dieselbe in den Oberschenkel ge­drungen und dort leider abgebrochen. In der Meinung, daß die Spitze der Nadel entfernt, wurde die Wunde nicht weiter beachtet, doch dies war leider nicht der Fall, vielmehr hatte sich die Nadelspitze bis zum Knochen gesenkt und der ganze Fuß ist in einer Weise angeschwollen, daß die vorzunehmende Operation ungeheure Schwierigkeiten und Schmerzen haben wird.

Hessen.

Mainz, 7. Febr. Der Rhein hat zur Zeit den niedrigstenStand in diesem Jahr­hundert. Der Brückenpegel nur mehr 0,35 Meter, zwei Centimeter weniger, als an dem durch die Pulverexplosion für Mainz so verhängniß- vollen 18. Nov. 1857, an welchem Tag der Rhein den niedrigsten Stand in diesem Jahr­hundert hatte. Um einen Begriff von diesem niedrigen Wasserstand zu geben, sei erwähnt, daß man von einzelnen Stellen der Schiffbrücke in Mitten des Rheins den Boden des Flusses sehen kann.

Eltville. Das zwischen hier und Mainz fahrende Dampfschiff blieb wegen Mangel an Dampf mitten auf dem Rheine liegen. Ein Mann, welcher sich auf dem Schiffe befand, kletterte in den Radkasten, um zu sehen, woran es fehle; in diesem Augenblick kam die Maschine wieder in Gang, der Unglückliche wurde von den Rädern erfaßt, mehrmals herumgeschleudert, bis er bewußtlos in die Wellen stürzte und ertrank.

Preußen.

Berlin, 8. Februar. Offiziös wird be­stätigt, daß der Reichskanzler mit juristischen Kapazitäten über Beschränkung oder Verbot der Börsendifferenzgeschäfte verhandelt hat.

In Preußen schreitet die Verstaatlichung der Eisenbahnen langsam aber sicher vorwärts, im Landtag wurde viel darüber verhandelt. Viele haben keine Freude darüber, aber alle stimmten zu, wie einmal die Sachen liegen. Die Regierung hat eine Anleihe von 128 Mill. Mark zum Bau vieler Sekundärbahnen, Legung zweier Geleise und Verstärkung der Betriebs­mittel der Bahnen beantragt.

Berlin. Ein an derJnvalidensäule" aufgestellter Wachtposten, der durch umherspie­

lende Kinder mehrfach geneckt worden war, er schoß einen der Knaben und verwundete eine» andern schwer, einen dritten leicht. Die Unter­suchung ist eingeleitet und wird ja wohl ergeben, ob Unvorsichtigkeit oder Absicht der That zu Grunde liegt.

Der Etat der Stadt Berlin erreicht pro 1882 die Höhe von 43 986 289 M. Er ist also um einiges höher, als der Etat von ganz Baden.

Dem Vernehmen nach wird im Aufträge Kaiser Wilhelms der Kronprinz mit dem Prinzen Friedrich Karl der Krönungsfeierlichkeit des russischen Katserpaares in Moskau beiwohnen.

Frankfurt a. M., 6. Febr. Gestern Abend 10 Uhr legte ein Mensch an denHirsch­kopf", Ecke der Klostergasse jund dem Juden- brückchen, eine Dynamttpatrone mit Zün­der. Dieselbe explodirte in dem Augenblick, als ein etwa 10 Jahre alter Knabe vorüberging.

Die Erschütterung war so heftig, daß die Fen­ster sammt den Scheiben im Hause und in der Nachbarschaft zersprangen. Der Knabe verlor das Gehör.

Hamburg, 7. Febr. Die Auswanderung der in Rußland bedrängten Juden scheint einen colossalen Umfang zu nehmen. Jedes Schiff hat deren an 200 bis 800 Emigranten an Bord; mit dem heutigen Dampfer gehen wieder 350 jüdische Russen von den Glaubensgenoffen des Russian Comity in London und der Alliance Jsraölite in Paris nach Newyork ab.

(Widerruf.) Der von uns nach der !

Starg. Ztg." mitgelheilte Mord eines Dienst- i

Mädchens in Schneidemühl ist, wie wir erfahren, ! lediglich die Erfindung eines Eisenbahnschaffners.

Was für eine Bosheit mag dem Manne ange- than sein, daß seine Phantasie ein so blutrün­stiges Lügengewebe ersann!

Oeftcrreich-Ungaru.

Wien. 8. Febr. Nachdem es den Be­mühungen Hohenwarths gelungen, die klerikalen Gegner des Petroleumgesetzes zur Annahme > oder Slimmenenthaltung zu bewegen, wurde l

der Regierungsentwurf in namentlicher Ab­stimmung mit 157 Stimmen gegen 145 zur Grundlage der besonderen Berathung genom­men. Die Ministerkrise ist beseitigt.

(Warum eine Patientin nicht zah­len will.) Der praktische Arzt vr. Berthold Glattauer in Wien verklagte die Schloffer- meisters-Gattin Johanna Schwarz und deren Gatten bei dem Bezirks-Gerichte Leopoldstadt.

Dr. Glattauer verlangt für die ärztliche Be­handlung der Frau Johanna Schwarz zehn Gulden. Da von Seite der verklagten Partei Niemand erschienen ist, will der Richter eben die Contumacirung vornehmen, als die Relation einläuft: Diese Klage konnte der Verklagten nicht zugestellr werden, weil dieselbe nach der Behandlung des Arztes gestorben ist.

schädigt wurden: Hauptgebäude 36, Nebenge­bäude 6. In Schaden sind gerathen 105 Per­sonen. Der von der Gebäudebraudversicherungs- anstalt zu vergütende Jmobiliarschaden beträgt 73,744 M. Der Mobiliarschaden beziffert sich auf 80,568 M. Hievon w.rden ersetzt durch Privatfeuerverstcherungsanstalten 69,377 Mark. Unersetzt weil unversichert blieben 11,191 M. Als Entstehungsursache dieser Brände wurde mit größerer oder geringerer Wahr­scheinlichkeit ermittelt: vorsätzliche Brandstiftung in 12, fahrlässige in 5, Brandstiftung durch Kinder in 2, Baugebrechen in 3, unermittelt blieb die Entstehungsursache in 9 Fällen.

(Unglücksfälle und Verbrechen.) Am Samstag Abend wollte der schon ziemlich bejahrte Weber I. G. Rocken bauch von Remmingsheim, wo er Geschäfte zu besorgen hatte, nach Entringen zurückkehren. Bei Oberdorf blieb derselbe an einem Draht, mit welchem ein Grundstück umzäunt war in der Dunkelheit hängen und stürzte zu Boden, wobei er so schwere Verletzungen erlitt, daß er Sonn­tag früh starb. Ebendaselbst wollte am Montag Nachmittag der Anfangs der Dreißiger stehende Bäcker Stephan Breitmayer, mit seinem Ochsenfuhrwerk Stangen im Walde holen. An einer abschüssigen stelle wollte er an dem Wagen die Mücke anziehen, dieselbe brach jedoch und Breitmaier kam unter den Wagen und wurde überfahren. Die hiebei er­littenen Verletzungen hatten leider den Tod des jungen Mannes zur Folge. Derselbe hinter­läßt eine Wittwe und mehrere Kinder.

Ueber bas Vermögen nachstehender Person wurde das Konkurs-Verfahren eingeleitet: Jung Joh. Rottler, Bauer in Beffendorf.

Baden.

Karlsruhe, 8. Febr. Die zweite Kam­mer berieth den Justizetat. Von Seiten der Klerikalen wurde auf die vielen Meineide und fahrlässigen Eide hingewiesen und der Gedanke angeregt, entweder die Zulassung zum Eid zu beschränken oder die Vorbereitung zum Eidschwur durch die Geistlichen wieder einzuführen.

Bayern.

Ein Stück der neumodischen unchristlichen Wohlthätigkeit sind die sog.Armen-Bällc", die von den Reichen zu Gunsten der Armen veranstaltet werden in der Weise, daß letztere den Ueberschuß der Einnahmen erhalten. Auf diesen Bällen wird dann der höchste Luxus ge­trieben. So trug bei dem letztenArmen- Ball" in München eine Dame an ihrer Toi­lette für 300 M. lebende Blumen!! Was ha­ben die Armen hievon? Hätte das Weib diese 300 M. gleich von vornherein den Armen ge­schenkt, so hätte sie mehr Verdienst und Se­gen davon gehabt. Aber freilich hätte man dann nicht soStaat" machen können. Das ist die moderne Armenliebe! Was müssen die Armen darüber denken und dazu sagen?

Nürnberg, 7. Februar. Das hiesige Schwurgericht verurtheilte den Rentbeamten

Der Schützling des Landpfarrers.

Von A. Mürenberg. (Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Ich werde Ihnen alles erzählen, alles,' sprach Hileria,das ist ein Grund, weshalb ich hierher kam. Wenn Sie jetzt Zeit haben, so geschieht es am besten gleich; ich möchte es von derSeele haben, Herr; denn ich denke manchmal, es kann mich wahn­sinnig machen, es allein mit mir herumtragen zu müssen.'

Ich habe Zeit,' entgegnete der Pfarrer,Sie brauchen sich nicht zu beeilen. Soll ich mich setzen?"

Bitte, Herr Pastor. Ich bin noch schwach, wie Sie wissen, aber ich will mich bemühen, es Ihnen so schnell mitzutheilen, wie ich es vermag.

Hileria sah aufrecht im Bett, einen Schlafrock und Shalw um die knochigen Glieder gehüllt, eine Nachthaube auf dem schwarzen Haar, das mit weißen untermischt hier und da darunter hervorlugte. Das hagere Gesicht war bleich, wie der Tod. Der Pfarrer hatte sich einen Stuhl an das Fußende des Lagers gerückt und neigte sich, Hut und Stock auf den Knieen haltend, aufmerksam gegen die Frau hin, die eine Ge­schichte zu erzählen hatte.

7 .

Nachdem meine gute Herrin gestorben war,' begann Hileria Pullen,kam der Kapitän Torquil mit seinem Advokaten in großer Hast nach Sedley seine Frau, Mistreß Torquil. war auch in dem Testament bedacht und nahm alles in seine Hand und kommandierte alles. Und weil ich damals noch nicht, wie jetzt, eine Abschrift des letzten Willens in Händen hatte, so konnte ich nichts dagegen einwenden. Und er hieß mich mit deni Kinde fort und zur Frau Torquil nach Guildfort gehen."

Und hatten Sie cs dort gut?"

O ja, in mancher Hinsicht, aber doch auch wieder nicht. Es ist keine solche Haushaltung, worin ruhige Leute gerne leben möchten. Kapitän Torquil schien zuerst

ein sehr freundlicher Herr, aber niemand mag ihn leiden, und er ist fast nie in Guild- ford, immer in London; ein sehr jähzorniger, gefährlicher Mann."

Aber Frau Torquil war doch freundlich gegen Sie?"

Frau Torquil, Herr, hat in ihrem Hause gar nichts zu sagen. Sie verläßt ihr Schlafzimmer fast nie; denn ihre Gesundheit ist untergraben und sie wird es nicht mehr lange machen. Ich fürchte auch, das wird denjenigen wenig kümmern, der sich am meisten darüber grämen sollte. Denn er führt ein solch' wüstes Leben Spieler soll «r sein und Gott weiß was noch und kein Dienstbote hält es dort lange aus; oft nicht Geld genug da für einen Laib Brot, und Kredit für das Haus zu bekommen hält schwer.

Aber wie gieng es zu, daß er dann in Frau Mildmays Hause Zutritt fand?"

Lieber Gott, sie wußte ja nichts von alledem. Der Kapitän hatte solche gefäl­lige Manier und schmeichelte sich bei ihr ein. Nun, in Guildford bekam ich von Herr« Tate, dem Advokaten, eine Abschrift des Testaments. Ich habe sie hier in der Reise­tasche, dicht an meinem Bett, und bitte Eie, dieselbe zu lesen oder sich auch abschreib« zu lassen, weil doch nun das Kind in Ihrer Obhut ist."

Bitte, erklären Sie sich, meine gute Frau. Was meinen Sie denn?"

Ich meine, Herr, daß meine gute Herrin dem Kinde, der Laura, tausend Pfund jährlich hinterlasscn und von dem Rest des Vermögens auch Frau Torquil, ihre Ver­wandte, und mich bedacht hat; und daß, wenn das Kind vor seiner Verheirathung sterben sollte, das ganze Geld der Frau Torquil zufallen soll so besagt es ihr letzter Wille.

Ist der Kapitän zum Vormund der Kleinen eingesetzt?"

O nein, Herr.'

So hat er auch keine Berechtigung, das Kind in seine Obhut zu nehmen," sprach der Pfarrer,und um so weniger als, gesetzt den Fall, es stieße der Klein« etwas zu, dadurch sein Vermögen beträchtlich vergrößert werden würde. Aus diesem Grunde ist gerade er die allerletzte Person, der man das Kind anvertrauen würde, und eine unpassendere Wahl könnte gar nicht gedacht werden. Nun verstehe ich auch, was Sie