Laxirte, gerade 1200 M. anzusprechen. Ob unter solchen Umständen, da der Verkäufer um mehr als ein Drittel übervorlheilt würde, der Handel Giltigkeit hat. ist fraglich.

In Pfauhausen machte letzthin Nachts der dortige Polizeidiener seine Runde und traf vor dem Lamm einen gut gekleideten Herrn. Auf die Frage, woher er komme, gab er zur Antwort: von Kirchheim, ließ aber jede weitere Frage unbeantwortet. Als dann der Polizei­diener äußerte, daß ihm dies verdächtig vor- komme, nahm er Reißaus, blieb aber bald wie­der stehen, worauf ihm der Diener des Gesetzes nachgieng und ihn einlud, mit ihm ein Glas Bier im Lamm zu trinken, welche Einladung der Fremde annahm. Hier kündigte ihm nun der Polizetdiener seine Verhaftung an, bei wel­cher ihm 214 M. 72 Pfg. Geld (meistens Gold) und eine am 1. Jan. d. I. abgelaufene Reise-Legitimation auf Eugen Müller, Reisen­der für Flaschner Dannecker in Kirchheim, abgenommen wurde. Bei seiner Vorführung versagte er jede Antwort.

(Brandfälle.) In Dtetenheim OA. Laupheim ist eine Scheuer sammt Vor- räthen fast ganz abgebrannt. Es wird Brand­stiftung vermuthet. In Backnang ist in einer Scheuer mit angebautem 2stockigem Wohn­haus und Hintergebäude Feuer ausgebrochen. Die Scheuer und das Hintergebäude brannten nieder, sowie von dem Wohnhaus der Dachstock.

(Selbstmorde.) In Zwiefalten machte am 24. d. der Anstaltswärter, Georg Spindler aus Aichelau, seinem Leben durch Erhängen ein Ende. Ec war erst 24 Jahre alt und ein geordneter Mensch. Liebesangelegen- heiten sollen ihn zu dieser unseligen That ver­leitet haben.

(Unglücksfälle und Verbrechen.) In Crailsheim holte ein Dienstknecht von Ober- Schmerach eine Kuh ab. Unterwegs stieß das Thier nach seinem Führer und warf ihn zur Seite, wobei er auf einen Steinhaufen fiel und sich so erheblich beschädigte, daß er nach kurzer Zeit starb. In Villingendorf bet Rott­weil wollte der Taglöhner Thomas Ober einer fallenden Tanne regelrecht aus weichen, diese stürzte aber auf eine andere Tanne, entwurzelte dieselbe und letztere traf den rc. Ober so, daß er alsbald eine Leiche war.

Ueber das Vermögen nachstehender Personen wurde das Konkurs-Verfahren eingeleitet: Dagobert Rall, Handelsmann in Jlshofen; Carl Nirk, Kaufmann in Kirchheim; Dr. Jul. Leisinger, Oberstabsarzt in Stutt­gart (Friedrichsstr. IS), entmündigt; die Firma Beny Mann u. Comp., offene Handels-Gesellschaft in Ulm, Frauenstratze; Carl Sattler, Conditor u. Fabrikant von Kindernahrungsmitteln in Marbach; Gottlieb Reif, Bäcker, in Neckartenzlingen; Carl Englerth, Kaufmann von Rottweil; Richard Kappler, Kaufmann von Altingen; Friedr. Me r z, Schlosser in Herrenberg; Friedr. Stockinger Kaufmann in Nagold; Gottlob Weber, Schreiner in Nürtingen.

Baden.

Karls ruh e, 26. Jan. Die zweite Kam­mer genehmigte einstimmig die durch Herab­setzung der Gerichtskosten verursachte Abänderung

des Einführungsgesetzes zum Gerichtskostmzesetz- und nahm eine Resolution an, in weicher die Regierung anfgefordert wird, beim Bundesrath eine Abänderung des Gerichtsverfassungs-Gesetzes behufs Erweiterung dec Competenz der Gemeinde- Gerichte zu beantragen.

Die neueren Nachrichten über den Gesund­heitszustand des Groß Herzogs von Bade» konstatiren eine weitere Abnahme der Augen­entzündung, welche als Folgekrankheit aufge­treten war und die Abreise des Rekonvaleszen­ten nach Cannes bisher verzögert hatte.

Bayern.

In Thalhofen bei Kaufbeuren wurde letzter Tage ein Arbeiter beim Brunnengrabe» verschüttet. Volle 60 Fuß tief lag der Un­glückliche lebendig begraben. Nach 22stündtger rastloser Arbeit wurde er ohne nennenswerthe Verletzungen befreit. Sein Leben hat er nur dem Umstande zu verdanken, daß ein Mörtel­kübel, der an einem Seile in die Tiefe gelaffen wurde, während des Einsturzes nicht riß und ihm über seinem Haupte schwebend Schutz vor dem schiebenden Gerölle und den herabstürzenden Steinen bot.

Vor einigen Tagen wurde in Fürth ein Mann beerdigt, welcher in ein und derselben Familie 57 Jahre zubrachte. Der Schuhmacher trat mit dem 14. Lebensjahre bei dem Sch«^- machermeister Götz in die Lehre und verblick in diesem Geschäft, bis ihn der Tod im 71. Lebensjahre abrief. Dies langjährige Dienst- verhältniß ist gewiß ein sehr seltenes Vorkomm- niß namentlich in der jetzigen Zeit.

Preußen.

Berlin. Der Kaiser soll dem Reichs­kanzler Fürsten Bismarck für dessen in der Sitzung des Reichstages vom 24. d. gehaltene Rede seinen besonderen Dank haben aussprechen lassen.

Berlin, 26. Jan. DasDeutsche Tage- blatt"hört, der Minister v. Puttkamer sei zum Ka- pitularvikar des Domstifles in Naumburg ernannt.

Der Entwurf des Tab a k'smo n op ols ist, wie schon erwähnt, sertiggestellt. Die Ent­schädigungssumme beziffert sich nach derElberf. Ztg.">auf 500 000 000 Mark wobei die Tabak-' fabrikanten, Händler mit Tabakfabrikaten und die Tabakmakler in erster Linie bedacht seien. Die Arbeiter würden fast sämmtlich vom Reiche übernommen.

Die Reichstagsgebäude-Kommtssion hat ein allgemeines Konkurrenzausschreiben für de» Neubau des Reichstagsgebäudes beschlösse» und sollen die früher bereits prämiirten vier Baumeister noch besonders zur Betheiligung an der Konkurrenz aufgefordert werden.

Berlin, 29. Jan. Wie dieNordd. A. Z." erfährt, geht demnächst eine Mission nach Konstantinopel, bestehend aus dem General­major Fürst Radziwill, Major Below, Ritt­meister Prinz Reuß und Lieutenant Prinz Rad­ziwill, um dem Sultan den schwarzen Adler­orden zu überbringen.

trag wurde schließlich der Budgetkommisston zur schleunigen Vorberathung überwiesen. Zum Schluß hielt der Abg. Leuschner-Eisleben eine längere Rede über die Nachtheile der Gold-

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Lagesneutgkeiteu

Pfalzgrafenweiler, 26. Jan. Den zahlreichen eindringlichen Warnungen für Fuhr­leute schließt aufs neue folgender EUnglücksfall sich an, der in verflossener Nacht den Holzfuhr­mann M. Epple von hier ereilte. Es war auf der Heimfahrt vom Gäu, als derselbe zwi­schen Nagold und hier sich auf den Deichsel­arm setzte und einschlief. Er fiel herab und der mit Stroh beladene Wagen gteng ihm über den Unterleib. Die Pferde liefen fort, während der Fuhrmann hilflos in kalter Nacht liegen blieb, bis ein anderes Fuhrwerk ihn einholte.

Sein Zustand ist derart, daß für das Leben des Familienvaters gefürchtet wird. (Sch. M.)

In Stuttgart har ein Bürger, der sei­nen Namen nicht genannt haben will, die große Summe von 200000 M. als Geschenk gestiftet, um damit eine Musterbade-Anstalt zu errichten, in welcher namentlich auch für die weniger be­mittelten Clafsen Bäder F» möglichst billigen Preisen verabreicht werden sollen.

Dem Vernehmen nach sollen die Heb­ungen der Ersatzreservisten I.Classe in diesem Jahre wiederum in den Monaten August bis Oktober stattfinden und ist für die erste (lOwöchentliche) Hebung der 22. August als Anfangstermin in Aussicht genommen.

Außer von der Infanterie und der Fußartillerie üben in diesem Jahre auch Ersatz-Reservisten 1. Cl. der Feldartillerie und der Pioniere.

Bei dem Bahnhof Altheim OA. Horb wurde vor einigen Tagen ein Soldat todt auf­gefunden, und ist derselbe wahrscheinlich eine 15 Meter hohe Wand iherabgestürzt. Der Verun­glückte ist, wie die bei ihm gefundenen Papiere ergeben, aus Unter jettin gen, OA. Herren­berg gebürtig und war beim Landwehrbezirks­kommando Calw eingetheilr. Bedeutende äußere Verletzungen waren nicht bemerkbar; ein Genick­bruch > hatte unzweifelhaft den sofortigen Tod herbeigeführt.

In Rottenburg wurden am Donnerstag Mittag auf amtliche Veranlassung durch den z. Z. daselbst in einem mit Wasser gefüllten Riesenbasstn sich produzirenden Nordseetaucher Böhme unter Andrang einer großen Zuschauermenge bei der oberen Neckarbrückejauf dem Grunde des Neckars nach dem Gelde gesucht, welches der Raubmörder Reich ardt dort hineingeworfen haben will, es wurde aber nichts gefunden.

In Hattenhofen, OA. Göppingen, verkaufte ein Bürger sein Haus im Wirthshaus um 1 Ctr. Nickel d. h. Zehnpfennigstücke.

Es wurden hierauf einige Zehnpfenntgstücke ge­wogen und da stellte es sich heraus, daß ca.

120 solcher Stücke auf ein Pfund und 12,000 auf einen Centner gehen. Somit hätte der Verkäufer für fein Haus, das er zu 1200 fl,

Der SchüHking des Landpfarrers. !

Von A. Mürenberg. (Nachdruck verboten.)

1 .

Draußen liegt der Mondschein auf einer herrlichen Winterlandschast. Gewaltige Berge, deren Fuß sich soweit in den Vordergrund hinauserstreckt, daß man deutlich dir kunstlosen Gehege und die Bäume erkennen kann, welche ihn begrenzen, steigen kühn zu schneeigen Höhen empor, über denen, in dem tiefen Blau der Nacht, die Sterne frostig blinken.

Man hätte eS für ein Schweizerthal halten können. Doch der Charakter dieses kleinen DörschenS, das am Gestade des Sees liegt, ist, wenn auch in mancher Hinsicht eigenartig und ganz sicher zierlich und nett, doch entschieden englisch.

Wir find im Norden Englands. Das Dörfchen heißt Golden Friars, und das Haus von grauem Sandstein, mit den Pfeilern, das im Schatten der düsteren Ulmen, eine Steinwurfsweite vom Dorfkirchhofe steht, ist die alte Pfarrerwohnung.

Zur Winterszeit, in den langen Nächten, steht jedes Zimmer freundlich aus, daS im gemischten Schein des Kaminfeurrs und der Kerzen erglänzt. An den kleinen Fenstern waren die Vorhänge niedergelassen, und das Flackern der erwärmenden Flamme strahlt« recht vergnüglich von den mit Schränken und mit von alten Bücherbänden strotzenden Regalen ausgeschmückten Wänden wieder und siel dort auch auf das Bildniß? des Großvaters vom jetzigen Pastor, der vor nun wohl hundert Jahren ein Doktorßder Rechte zu Orford gewesen und in seinem rochen Doktorhut abkonterfeit war, welcher feierlich aus de« Schatten herausglühte und das bescheidene Zimmer er­leuchten half.

Der Pfarrer von Golden Friars war ein pflichttreuer Mann und ein Muster von Pünktlichkeit. Seine Predigten für den kommenden Sonntag wurden alle am Don­nerstag Nachmittag niedergeschricben. Eben hatte er eine solche beendet. Die letzte Seite lag offen auf dem Tische, das Kerzenlicht glitzerte auf der »och nassen Tinte.

Der Pfarrer blickte, in seinen Stuhl zurückgslehnt, die Finger in einander ver­schlungen und die Daumenspitzen zusammengepreßt, mit einer Miene voll Zufriedenheit es war kein Lächeln, aber es kam ihm doch sehr nahe auf sein Werk hernieder. Seine Hochehrwürden Hugh Jenner war, ich will es nur gestehen, etwas stolz auf seine Predtz- ten. Während er so saß und blickte, klang das Horn von der Postkutsche, die eben durch die Hauptstraße fuhr, hell durch die frostige Luft, als gelte eS einen Tusch des Triumphes»

Die gute Frau Pastorin arbeitete auf der anderen Seite des Kamins an ihr« Strickerei. Sie war augenscheinlich darin vertieft; in förmliches Sinnen versunke» starrte sie darauf hin und vergaß die Sonntagspredigt, den Mann und den Hund, d« auf einein Kissen in dem Korbe zu ihren Füßen schlief.

Doktor Jenner schaute mehrmals verstohlen nach seinem Weide hinüber, erwar­tend, daß die Gute nach ihrer Gewohnheit fragen werde, wie ihm die Predigt gefaNr, welches der Tert sei und so weiter.

Ich denke, wenn sie eine wohlgefüllte Kinderstube besessen hätte, dann würde fi» nicht so viel nach den Predigten gefragt haben, und jemand anders hätte diese dam» in ihre rothen Papierumschläge geheftet. Die Menschen find niemals ganz mit d« Wirklichkeit zufrieden. Es liegt ein tiefes Geheimniß in der Tkatsache, daß sie vom jedem Wechsel Gutes erwarten und daß das Weh, welches jede dcMare Lebenslage mit sich führt, allen verborgen bleibt, außer denen, die es erleiden.

Ich denke, daß diese beiden Leutchen in dem schlichten grauen Hause mit den »o» steinernen Kugeln gekrönten Pfeilern davor, zwischen denen das steinern« Thor hing, und den Gruppen hoher Ulmen rings umher, so glücklicher waren, als wenn ihr läng» aufgegebener Herzenswunsch in Erfüllung gegangen wäre: Ein Kind, daS sie anlächelt» und in den stillen, engen Zimmern herumspielte und schwatzte.

Nun, sie waren über zwanzig Jahre verheirathet und kinderlos geblieben. D« Pfarrer, der sich jetzt erhoben hatte und mit dem Rücken gegen das Feuer stank»» sagte endlich: