rechtlichen Vorlesung und lediglich objektiver Er­örterung gemacht. Der Jnbalt dieser Erörter­ung ist dem Schw. M- zufolge nachstehender: Daß der König persönlicher Träger und In­haber der Staatsgewalt guch im konstitutionellen Staat bleibt, ist unbestreitbar. Auch im konstitu tionellen Staat regieren die Minister n'cht, sie haben nur die Regierungsakre dem Volke gegen­über zu vertreten. Der im Erlaß enthaltene Protest gegen das parlamentarische Princip ist bei uns, namentlich bei der Zerfahrenheit des Reichstags, unnöthig, daher der Protest selbst gegenstandslos; es gehören hiezu vor Allem feste, staatsmännisch geschulte Parteien. Die Verwaltungsbeamten dürfen keine systematische Opposition gegen die Regierung machen; aber es geht zu weit, zu verlangen, daß sie für die Regierung wirken. Thätiges Wahlorgan hat der Beamte nicht zu sein. Der Beamte soll nach seinem Pflichtgefühl handeln, nicht nach dem zu erwartenden Dank des Monarchen. Der gerade jetzt erfolgte Ausspruch der Gedanken des Manifestes gestattet, mysteriöse Dinge, die dem Konstitutionalismus fremd sind bezw. sein sollen, dahinter zu suchen, und so wirft der Erlaß in ganz Europa politischen Staub auf, vielmehr als er verdient.

Karlsruhe, 16. Januar. Wegen des Augenleidens des Grobherzogs ist Hofrath Be­cker aus Heidelberg konsullirt worden. Die Wohnung des Großherzogs wurde in den obe­ren Stock des Schlosses in Baden verlegt, wo­raus man schließen will, daß der Aufenthalt in Baden noch längere Zeit währt.

Ein Glückskind im wahren Sinn des Wortes ist der junge Sprößling des Herrn Bernhard Emsheimer in Pforzheim. Diesem wurde vor Kurzem von einem Verwandten des Hrn. E. ein Mailänder 45-Frs.-Loos zum Geschenk gemacht, auf welches bei der letzten Ziehung der Haupttreffer mit 60 000 Frs. fiel.

Bayern.

München, 18. Jan. Eine zähe Gemeinde ist Königsbach a. d. Haardt. Dort wurde im Herbst 1880 eine Gemeinderathswahl vor­genommen, die heute noch nicht beendigt ist. Dreimal wurde gewählt, dreimal hat es die zähe Verbissenheit der sich bekämpfenden lokalen Parteien dahin gebracht, daß die Wahl kasstrt wurde, zuletzt am Verwaltungsgerichtshofe, und nun muß zum vierten Male gewählt werden.

Bei einer Hochzeit in Lauben bei Kempten versuchte ein Schreinergeselle aus einer sogen. Schlüfselbüchse zu schießen, welche aus der Nab eines Wagenrades gefertigt war. Da das ge­fährliche Instrument nicht gleich losging, blies der Unglückliche in das Zündloch, und in dem­selben Augenblicke zertrümmerte die Ladung das gußeiserne Geschoß und verletzte den jungen Mann derart am Kopfe, daß er nach einer Viertelstunde verschied.

Preußen.

In der Bundesrathssitzung vom

Sonnabend wurde u. a. die Mittheilung über den Beschluß des Reichstags vom 15. Dezbr. v. I. betr. die Herbeiführung einer durchgrei­fenden Ermäßigung der Gerichtsgebühren dem zuständigen Ausschüsse überwiesen.

Der Bundesrath hat beschlossen, die Einstellung einer Forderung von 7 /75 000 M. als erste Rate für das neue Reichstagsge­bäude in den Etat zu beantragen.

Die »Bad. Landesztg." sagt in Betreff der bei der Debatte über die Hertling'sche Interpellation gemachten Aeußerungen des Reichs­kanzlers:Wir können heute nicht sagen, daß die Lösung der sozialen Fragen jetzt gefunden sei. Aber der Rücktritt des Kanzlers von dem staatssozialtstischen Gedanken und das Betreten des genossenschaftlichen Weges unter Mithilfe des Staates gibt die Möglichkeit zur richtigen Lösung und wir dürfen erwarten, daß unsere Volksvertreter dem jetzt besser informirten Reichskanzler auch ihrerseits recht weit entgegen- kommen."

Berlin, 18. Jan. Im Abgeordneten­hause legte Finanzminister Bitter den Etat pro 1882/83 vor. Der Finanzminister erklärt, daß der Etat einen wesentlichen Fortschritt der Fi­nanzlage darstellt. Bei einem Etat von 940 Millionen ist nur ein Defizit von 5 Millionen vorhanden. Das Extraordinarium beträgt 34 Millionen, die meist zu Kulturzwecken verwendet werden. Domänen und Forsten ergeben ein Plus von 500000 M., der Etat des Finanz­ministeriums ein Minus von 3 Millionen. Aus Gründen, daß nach dem Verwendungsgesetz alle aus dem Reich zu erwartenden Steuereinnahmen für den Steuererlaß verwendet werden sollen, hat man Abstand genommen, den Etat zu ba- lanciren. Die indirekten Steuern ergaben ein Plus von 2 Millionen, bei der Eisenbahnver­waltung beträgt das Plus 10,2 Millionen, der Ueberschuß von I 2 V 2 Millionen ist ein glänzen­des Resultat der Eifenbahnpolitik der Regierung. Bei der allgemeinen Finanzverwaltung beträgt das Plus der Ausgaben 14800000 M., die Einnahmen plus 9 Millionen, darunter 43 Millionen an Einnahmen aus Zöllen u. Tabak­steuer. Diesen gegenüber stehen 58 Millionen Matrikularumlagen, 19 Millionen mehr. Der Etat des auswärtigen Amts fordert 90 000 M. für den Gesandten beim Vatikan. Im Extra- ordinarium sind Summen ausgeworfen für den Bau von Eisenbahnen, Wasserstraßen rc. Der Steuererlaß wird 7 Millionen betragen. Der Erlaß einer weiteren Monatsrate der Klassen- und der fünf untersten Stufen der Einkommen­steuer ist in Aussicht genommen. Bitter über­gibt den Etat unter dem Beifall der Rechten.

Göttingen, 15. Januar. Die beiden Studirenden Koopmann und Nagel haben sich, wie man demB. T." der über sie wegen ihrer Betheiligung amGöttinger Bierkrawall" verhängten einjährigen Gefängnißstrafe durch die Flucht entzogen, nachdem ihr Gesuch um

Verwandlung der Gefängnißstrafe in Festungs­haft, wie gemeldet, abschlägig beschieden worden war. An dem Fackelzuge vom 14. d. Mts. und dem sich daran schließenden Commers be- theiligtcn sich noch Beide, mit den Farben ihrer Verbindung geschmückt sie gehörten Beide dem CorpsHansea" an, Nagel war so­gar einer der Deputirtcn, welche dem Professor König den Dank der Studentenschaft für sein Hierbleiben auszusprechen hatten, und eröffnete als Vorsitzender den Festcommers. Am an­dern Morgen waren Beide von hier verschwun­den. Koopmann hatte s. Z., um der soforti­gen Verhaftung zu entgehen, für sich und seinen Freund eine Caution von angeblich 20 000 M. gestellt.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 17. Jan. Iw Folge der zwischen der Statthalterei und dem Bürgermeister Newald über den Ringtheaterbrand obwaltenden Differ­enzen gedenkt Letzterer zu demissiontren.

Wien, 17. Jan. In der heutigen Wie­ner Gemeinderathssitzung erschien der Vertreter der Statthalterei, welcher eins Zuschrift des Statthalters verlas, in welcher ausgesührt wurde, daß die Interpellations-Beantwortung seitens des Bürgermeisters in Sachen der feuer­polizeilichen Vorkehrungen mangelhaft, unver­antwortlich und lückenhaft sei, daß sie Erläffe verschweige, die für die Verantwortlichkeitsfrage wichtig sind. Der Erlaß schloß mit einer scharfen Kritik des Gemeindegebahrens. Bür­germeister Newald erklärte, er wolle auf die Zuschrift des Statthalters nichts entgegnen, sondern den Gemeinderäthen sämmtltche Acten vorlegen.

Wien. Der königliche Erlaß in Preußen scheint in Oesterreich ein Gegenstück finden zu sollen. In einer Zuschrift derPolitik" wird nämlich der Regierung nahegelegt, sämmt- lichenBeamten durch ihre Vorgesetzten mit­theilen zu lassen, sie hätten sich der Wahlen zu enthalten, wenn sie nach ihrer Ueberzeugung nicht für das Ministerium stimmen könnten. Hierzu sei das Ministerium auch ohne ein neues Gesetz berechtigt.

Wien, 19. Jan. DasFremdenblatt" vernimmt, von der Delegation werde ein ein­maliger außerordentlicher Kredit von 3100000 fl. und ein außerordentliches Erforderniß für drei Monate von je 1200000, im Ganzen so­mit 6700000 verlangt.

DerAufstand in DalmatienspiAt sich neuerdings auch nach Bosnien und der Her­zegowina hinüber, wo offenbar fremde Aufwieg­ler ihr Geschäft betreiben. Die Lage ist gerade­zu besorgnißerregend. Während es bis vor kur­zem hieß, es würden nur einige Bataillone zur Bewältigung nachgeschickt werden, stellte sich hinterdrein die Stärke des Truppennachschnbs als so außerordentlich dar, daß man bereits die Zahl von 7000 eingestand. Später ließ man verlauten, es würden wohl 18 000 Man»

Aas graue Kairs.

Eine Kriminalerzählung von Dclrieürr Stsdolt.

(Fortsetzung.)

»Sagte Adele Ihnen nicht, daß sie die Wahrheit Ihrer Angaben bezweifelte?

Sie empfand Unruhe über einen Zufall, welcher ihr befremdend erschien, aber sie hegte keinen Zweifel gegen meine Wahrheitsliebe."

Adele, welche bis dahin ihr Haupt gebeugt hatte, erhob es plötzlich, wie wenn sie dadurch die Aussage ihres Geliebten bekräftigen wollte.

Nach einem Stillschweigen von einigen Minuten fuhr der Präsident fort:

Angeklagter, wie wollen Sie es erklären, daß sich an Ihren Manschetten und Ihrem Taschentuch Blutflecken befinden?"

Durch die Schnittwunden, welche ich mir beibrachte, als ich in Hast die Glas­stücke von der Mauer warf, die ich Tags vorher abgelöst hatte. Die Verwundungen haben Narben in meiner Hand zurückgelasfen, die man heute noch feststellen kann."

Meine Herren Geschworenen," wandte sich hierauf der Präsident an diese,es muß Ihrem Urtheil anheimgestellt werden, ob dergleichen Verwundungen in solcher Weise bluten können, und ob es nicht hier, wie auf dem Bettlaken, eher das Blut des Opfers, als das des Mörders ist."

Die mit anderen auf den Prozeß bezüglichen Gegenstände, die auf dem Tische ausgebreitet lagen, wurden vor den Blicken der Geschworenen entfaltet. Adele konnte bei diesem Anblick ihre Thränen nicht zurückhalten; Herr von Somberg drehte dem Tisch den Rücken zu, aber ohne die geringste Verwirrung zu zeigen.

Ich habe mich mit dem Blute des Herrn Dannenberg nicht befleckt," sagte er mit fester Stimme;und das, was man an meinen Kleidern gefunden hat, ist das meine."

Kann der Angeklagte uns vielleicht sagen, woher er das Gold hat, das er im Augenblicke seiner Verhaftung besaß?"

Ich hatte das Geld von dem Korrespondenten, des Hauses Dobby in London

erhalten. Es war dies ein Vorschuß, den man mir auf mein Gehalt als Buchhalter ge" macht hatte, um mit Hilfe desselben meine Reise ins Werk setzen zu können."

Wieviel hatten Sie empfangen?"

Hundert Pfund Sterling. Der Korrespondent des Herrn Dobby kann bezeug«», daß er mir diese Summe in englischem Golde bezahlt hat.

Auch Herr Dannenberg hatte am Tage vor seiner Ermordung eine große Summe in englischem Golde erhalten, und die im Garten gefundenen Stücke sind weit eher «m» dem Goldsack des Bankiers gefallen, sagte der Zeuge Simon Landers, als aus Ihr« langen und gut genähten Börse.

Der Präsident zeigte mit dem Finger auf eine auf dem Tisch liegende Börse auf deren Boden sich eine Menge Goldstücke befanden und die dauerhaft in Zwirn ge­häkelt war. Die Geschworenen betrachteten diese Börse lange Zeit; einer von ihn«» verlangte, daß man eine» Vergleich zwischen den in der Börse befindlichen und den im Gur­ten ausgehobenen Goldstücken mache.

Herr von Somberg bemerkte, daß nichts an der Summe fehle, die er bei sein« Festnahme besessen habe, fügte aber hinzu, daß er sich derselben nicht unrechtlicher Weife bemächtigt habe.

Man hätte mich doch im Besitz des Goldes des Herrn Dannenberg finden müsse«, wenn ich es entwendet hätte," sagte er.

Sie haben es ohne Zweifel irgendwo versteckt in der Furcht, verfolgt z« werden."

Ich hatte einen Schatz von einem ganz anderen Werthe bei mir! Weshalb sollte ich mißtrauischer gegen mein Glück, als gegm meine Liebe gewesen sein?"

Weil Sie wußten, daß der Besitz der Reichthümer des Herrn Dannenberg Sir mehr verdächtigen würde, als der seiner Nichte."

Man kann den Kutscher verhören über die Zeit, die verstrichen ist zwischen da« Augenblicke, wo ich ihn verließ und demjenigen, wo wir zusammen zu ihm zurückkam«»;