schon seit mehreren Jahren leidend gewesen war, in Folge einer Herzlähmung im Alter von 57 Jahren verschieden.

In Friolsheim bei Leonberg wurde eine Familie mit Vierlingen beglückt.

Rotten bürg, 18. Novbr. Die Kunde von einem abermaligen Mord, und zwar von einem Doppelmord, durchläuft soeben die Stadt. Bis jetzt ist folgendes bekannt geworden: In Wurmlingen, 1 Stunde von hier, bewohnte ein altes, kinderloses Ehepaar, Johannes Weiß und seine Ehefrau, beide über 70 Jahre alt, ganz allein ein Haus. Beide waren gestern Abend noch wohlauf und begaben sich zeitig zu Bette. Heute Vormittag 8 Uhr brachte ein Mädchen, wie jeden Tag, den Milchbedarf in's Haus und fand den Mann in seinem Blute schwimmend auf dem Boden liegen, während die Ehefrau mit zerschmettertem Schädel im Bette lag. Ueber die Person des Thäters ist zur Zeit noch gar nichts bekannt. Die Weiß'- schen Eheleute galten als sehr wohlhabend. Die Untersuchung wird ergeben, ob ein Raub­mord vorliegt. Thalsache ist, daß Weiß schon öfter bestohlen worden ist. Von den Nachbarn wurde während der Nacht keine auf das Ver­brechen hinweisende Wahrnehmung gemacht.

Nürtingen, 18. Nov. Heute Vormit­tag wurde ein großes Unglück durch zwei schnell besonnene Männer abgewendet. Ein Elfjähriges Kind des Mezgers Stoll glitt all- mählig aus dem anderthalb Stock hohen Stu­benfenster heraus, was Mezger Schöllammer noch rechtzeitig bemerkte; er rief unter dem Zu­hilfespringen noch den ebenfalls anwesenden Traubenwirth Eberle herbei und es gelang diesen Beiden, das herabfallende Kind glücklich und unversehrt in ihren Armen aufzufangen, sonst wäre es mit der Hirnschale auf dem Straßenpflaster ausgefallen, was der sichere Tod des Kindes gewesen wäre.

So leb' denn wohl, du stilles Haus: In Oberhausen bei Reutlingen wurde am 15. d. das Gasthaus zur Krone von seinen Insassen vollständig verlassen und ist Kronenwirth Mancher mit seiner Familie ohne Abschied verschwunden. Die Thüren wa­ren angelegt, die Schlüssel steckten. Küche und Keller waren leer. Das Schultheißenamt hat das Haus einstweilen in feine Obhut genommen, bis die Gläubiger weiter darüber verfügen.

Mergentheim, 18. Nov. Gestern kam hier der traurige Fall vor, daß eine Mutter, anstatt ihrem zwölfjährigen Töchterchen Leber- thran einzugeben, unvorsichtiger Weise eine Flasche mit Karbolsäure in die Hand bekam und mit deren Inhalt in einer halben Stunde den Tod des Kindes herbeiführte.

JnGerhausen bei Blaubeuren machte sich ein 13jähriger Knabe das Vergnügen, den kleinen Rest einer Dynamitpatrone, welche er in der linken Hand hielt, anzuzünden, wodurch seine drei Fingerspitzen so schauerlich zerrissen

und zerfetzt wurden, daß wahrscheinlich eine Amputation der Hand nöthtg ist.

(Selbstmorde.) In Oehringen ver­heiratete sich vor 4 Wochen die Tochter des Privatiers B., das einzige Kind ihrer betagten Eltern. So groß die Freude der Eltern war, ihre Tochter versorgt zu sehen, so schwer ver­mißten sie dieselbe, denn nur sie allein verstand es, ihren grämlichen Vater zu behandeln und begannen nun deßhalb für die Mutter, welche auch mit schweren körperlichen Leiden behaftet war, schlimme Tage. Ihrem Manne konnte sie nichts recht machen, ihre Tochter war kurze Zeit nach der Hochzeit nicht unbedeutend er­krankt, so fehlte ihr jeder Halt, und in ihrer Verzweiflung machte sie ihrem Leben durch Er­hängen ein Ende.

Baden.

Baden-Baden, 19. Nov. Der Groß­herzog hat in der vergangenen Nacht viel und ruhig geschlafen. Starker Schweiß trat nicht ein. Temperatur Abends 37, früh 36.1, Puls 72. Bei der in dem Befinden des Großherzogs eingetretenen günstigen Wendung soll von jetzt ab nur ein Bulletin täglich ausgegeben werden.

Bayern.

München, 16. Nov. Das Staatsmini­sterium des Innern hat eine Anweisung (32 Pa­ragraphen enthaltend) zum Vollzüge der Be­stimmung über den Gewerbebetrieb im Umher ziehen erlassen, die gesetzlichen und verordnungsmäßigen Vorschriften in Erinnerung gebracht und die früher ergangenen Vollzugs­anweisungen theils erneuert, theils ergänzt und verschärft. Im Interesse des schutzbedürftigen Kleingewerbestandes, wie im Interesse des Pub­likums überhaupt und der gefährdeten öfftnr- lichen Sicherheit, wird den Distrikts- und Ge­meindebehörden zur Pflicht gemacht, diese An­weisung auf das Gewissenhafteste zu vollziehen und insbesondere im Auge zu behalten, daß den Musikanten, Budenbesttzern und dergleichen, sowie den Ausländern gegenüber die Ledürf- nißfrage strengstens und zwar für jeden Bezirk speziell gewürdigt werde, daß ferner Individuen, die sich über ihre Person nicht gehörig auszu­weisen vermögen, sowie den Ausländern, welche das 21. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, unbedingt zurückzuweisen sind, daß des weiteren allen Inländern gegenüber, welchen der Legi- timatiorsschein nach der gesetzlichen Bestimmung versagt werden kann, von dieser Befngniß Ge­brauch zu machen ist, außer wenn ganz beson­dere Billigkeitsgründe eine Ausnahme rechtfer­tigen, und daß endlich Kinder unter vierzehn Jahren beim Gewerbebetrieb im Umhcrziehen überhaupt nicht geduldet werden dürfen. Be­hufs regelmäßiger und fortgesetzter Ueberwa- chung des Gewerbebetriebs im Umherziehen sind die Vollzugsorgane mit bestimmten In­struktionen zu versehen und ist gegen Ausschrei­tungen, die bei diesem Gewerbebetrieb Vorkom­men, mit thunlichster Schärfe vorzugehen. Die Kreisregierungen haben sich von dem strikten

Vollzüge dieser Anweisung in verlässiger Weift Ueberzeugung zu verschaffen und gegen Zuwider­handelnde in geeigneter Weise einzuschreiten.

München, 18. Nov. Vor einigen Ta­gen erschienen beim Standesamte in Traunstein zwei Brautleute und zwei Zeugen, welche zu­sammen das respektable Alter von 278 Jahren harten.

Aus Nürnberg, 17. Nov., wird dem Münchener Fremdenblatt" geschrieben:Gril­lenberger ist heute Nachts nach Berlin abge­reist. Soviel wir wissen, erhält einer der so­zialdemokratischen Abgeordneten 4 Mark pro Tag Diäten für die Dauer der Reichstagsver- handlungen aus der Parteikasse, die natürlich trotz des Sozialistengesetzes irgendwo existirt und immer so gestellt ist, daß auch die gewähl­ten 13 Abgeordneten mit Diäten unterstützt werden können."

Preußen.

Berlin, 19. Nov. (Reichstag.) Der Alters-Präsident Graf v. Moltke theilt mit, daß die Abtheilnngen gebildet seien. Es erfolgt die Wahl des ersten Präsidenten. Im ersten Wahl­gang werden 342 Stimmen abgegeben. Von diesen erhielt Herr v Levetzow 193, von Stauf- fenberg 148, v. Schdewitz 1 Stimme, v. Le­vetzow ist somit gewählt. Er nimmt die Wahl um Dank an und verspricht, nur von sachlichen Rücksichten sich leiten und möglichste Unpartei­lichkeit walten zu lassen. Dem um das Vater­land hochverdienten Alters-Präsidenten spricht er den Dank des Hauses aus.

Der Gesammt-Haushalt des Reiches für 1882/83 schließt ab in Ein­nahme und Ausgabe mit 607234 771 M, 13 882371 M. mehr als im Vorjahre. Zur Gleichstellung von Ausgabe und Einnahme sind in letztere 115 712 740 M. an Matrikularbei- trägen eingestellt worden, 12028371 M. mehr als im Vorjahre. Von den Ausgaben sind 73093 979 M., 8 857 514 M. weniger, einmalige. 534140 792 M., 22457 885 M. mehr, fort­dauernde. In dem Mehr der fortdauernden Ausgaben finden sich vorzugsweise die Verwal­tung des Reichsheeres mit 1612158 M., die Marineverwalmng mit 947 530 M., das Rsichs- schatzamt mit 16856 230 M. und die Reichs­schuld mit 3100 000 M. Zu dem Weniger der einmaligen Ausgaben tragen vorzugsweise bei die Post- und Telegraphen-Verwaltung mit 6 061122 M., die Verwaltung des Reichsheeres .mit 21278 802, die Marineverwalmng mit 2644758, die Ausgaben infolge des Krieges mit Frankreich 1679 962 M. Diesen sehr bedeutenden Ersparnissen steht allerdings ein Mehr von 1011936 Mark bei der Eisenbahn- Verwaltung, sowie 12062468 als Fehlbetrag des Haushalts des Etatsjahres 1880/81 und 10200000 als Betriebsfonds der Reichspost und Tclegraphenverwaltung und der Reichs­druckerei gegenüber, so daß das Weniger der einmaligen Ausgaben sich auf 8 575 514 Mark verringert. Der Gesetz-Entwurf enthält außer-

Die Karfenspiekerin.

Romantische Erzählung von N. I. Berger.

(Fortsetzung.)

Rastlos machte Franziska sich nun an die Arbeit. Es wurde ihr schwer, da sie nicht darin geübt war; aber sie nahm die Nacht zu Hilfe, der Gedanke, des Vaters be­drängte Lage zu erleichtern, ihn zu versöhnen, vielleicht sein« Liebe und sein Vertrauen wieder zu gewinnen, stärkte sie und ließ sie keine Aufopferung scheuen.

Die erste Arbeit war fertig; Franziska berechnete freudig den Erwerb und wie weit er reichen würde. Es war ihr ein unendlich wohlthuendes Gefühl, daß sie im Stande sei, den hilflosen Vater zu ernähren, ja sie rechnete weiter; es war eine kostspielige Kur erforderlich, des Alten gelähmten Arm vollständig herzustellen, auch so viel dachte sie zu erschwingen, um die Kosten dieser Kur zu bestreiten; sie fühlte sich ja kräftig ge­nug, sich mit wenigen Stunden der Ruhe zu begnügen.

Die Arme hatte ihren Verdienst nach der Anstrengung berechnet, welche die Arbeit ihr gekostet. Sie wurde bitter enttäuscht, als der Krämer ihr einen Lohn hinlegte, der

kaum den vierten Theil dessen erreichte, was sie erwartet.

Schmerzlich betroffen blickte sie das karge Sümmchen an, doch nahm sie es

schweigend hin; sie wagte keine Einwendung, aus Furcht, man dürste ihr sonst keine neue Beschäftigung geben und ihr auch dies Geringe entzogen werden.

Mit erhöhter Anstrengung arbeitete sie weiter, ihr verdoppelter Fleiß sollte ein- bringen, was die Habsucht des Krämers ihr entzog. Sie lieferte zum zweiten Male ihre Arbeit ab, man fand viel daran zu tadeln möglich, daß bei ihrer übertriebenen Eile und der Arbeit während der Nacht manches mangelhaft ausgefallen sein mochte, sie mußte ihr saures Machwerk um einen noch geringeren Spottpreis überlassen.

Mehr und mehr wurde ihr Muth gebeugt, wie sie sich auch immer abquälen mochte, ihr Verdienst reichte kaum hin, sich und ihren Vater zu sättigen. Und kein

freundliches Wort, kein liebevoller Blick lohnte ihr die übermenschliche Anstrengung, kalt

und finster bewegte sich der Vater neben ihr; wenn er einmal lächelte, so war es das Lächeln des Hohnes bei ihren Klagen über die unersättliche Gewinnsucht des Kaufmanns.

Die Zeit war da, wo der Miethszins entrichtet werden mußte. Jn Thurnau's Kasse be­fand sich kein Pfennig, was von dem Hausrath einigen Werth gehabt, war längst ver­äußert, nur die Betten und einige ganz unentbehrliche Stücke waren noch vorhanden. Jetzt sollten auch die Betten verkauft werden, damit die Miethe gezahlt werden könnte

Franziska war in Verzweiflung. Der Vater in seinem leidenden Zustande ohne Bett! Sie hätte vergehen mögen, wenn sie an die ganze Größe des Elends dachte. Und was sollte noch weiter werden, wenn nicht bald Hilfe kam?

Mit eisigem Gleichmuth hatte Thurnau zugesehen, wie sein Zimmer leerer und leerer geworden, er blieb auch jetzt ruhig, als das Letzte, ihm das Nöthigste fort sollte. Es schien, als könne ihn nichts mehr erschüttern, mit wahrer Todesruhe sah er allem entgegen.

Franziska konnte den Gedanken nicht ertragen, den kranken Greis auf harte« Stroh liegen zu sehen. Nach kurzem Bedenken faßte sie einen Entschluß.

Ohne daß der Vater etwas wußte, gieng sie hinunter zu dem Hauswirth; mit aller Beredtsamkeit des Unglücks schilderte sie ihm des Vaters und ihre Lage und bat mir heißen Thränen um Nachsicht wegen des Miethszinses.

Es war ein freundlicher Mann, der Eigenthümer, mit sichtbarer Rührung hörte er des Mädchens Bitte an.

»Seien Sie ruhig," sagte er im Tone des Wohlwollens, »ich bin kein Unmensch ich weiß das Unglück zu ehren. Lassen Sie den Vater nichts mehr verkaufen, ich werde ihn heute noch besuchen."

Franziska hätte niederkmeen und die Füße des Mannes küssen mögen, der s» liebreich ihren Bitten Gehör schenkte. Neuer Muth, neue Hoffnung beseelte sie: sah sie doch, es gebe noch mitleidige Herzen und sie brauche nicht ganz zu verzweifeln.

Freudig trat sie zu dem Vater herein.

»Wir werden unsere Betten behalten!" rief sie, »der Hauswirth ist ein gut« Mann, er hat mir versprochen, uns zu helfen."