Petersburg" nurNowosti" die Reise sebr sympathisch; das Blatt führt aus, diese Reise kennzeichnet das Bestreben Rußlands, die fried­lichen Beziehungen zu den übrigen Staaten unter allen Umständen aufrecht zu erhalten, wie sie auch das Zurücktreten des panslavischen Gespenstes, welches sich zwischen die Nachbar­staaten drängen wollte, bedeute.

Bulgarien.

Sofia.Erst die Pfarre und dann die Quarre!" sagt das Sprichwort. Nun, wenn der Fürst Alexander auch wohl nicht gerade wegen der ihm zu Theil gewordenenPfarre" beneidet werden dürfte, so ist er mit seinen Vorbereitungen zurQuarre" schon bester daran. Seine Braut, die russische Prinzessin Jussupoff bekommt 80 MM. Rubel als Mitgift. Die Heirath soll auf Wunsch des Czaren erfolgen.

Türkei.

Eine Reihe von Gnadenbezeugungen ist den in türkischen Staatsdiensten stehenden Beamten deutscher Herkunft erwiesen woroen. Die Herren Mertendorf, Gescher und Bertram haben in Anerkennung ihrerunermü- deten Thätigkeit" vom Sultan jeder ein arabi­sches Pferd zum Geschenk erhalten, überdies wurde Herrn Wettendorf das Großkreuz, Herrn Gescher das Offizierskreuz und Herrn Bertram das Kommandeurkreuz des Medjidie-Ordens verliehen.

Amerika.

Washington, 10. Septbr., Morgens. Staatssekretär Blaine telegraphirte heute Mor­gen : Die ärztlichen Berichte über das Befinden des Präsidenten Garfield lauten gün­stiger, der gestrige Tag war der beste seit meh­reren Wochen, Fieber sehr gering, Respiration normal, Puls nicht über 100.

Cincinnati. Im Staate Michigan haben ungeheure Waldbräude stattgefunden. Es steht bereits fest, daß 200 Menschen umgekom­men sind; wahrscheinlich aber ist die dreifache Zahl verbrannt. Tausende sind brot- und ob­dachlos geworden. In 20 Ortschaften sind weder ein Haus noch eine Scheune, noch Vor- räthe irgend welcher Art übrig geblieben. Horn­vieh, Schafe und Schweine sind auf den Feldern verbrannt. Es herrscht fürchterlicher Wasser­mangel in Folge der Dürre.

Handel und Verkehr.

Sturtgart, 10. Sept. (Kartoffel-, Obst­und Krautmarkt.) Leonhardsplatz: 800 Säcke Kartoffeln L 2 M. 80 Pfg. bis 3 M. Pfg. per Ctr. Wilhelmsplatz: 1000 Säcke Mostobst ä 4 M. 20 Pfg. bis 4 M. 40 Pfg. pr. Ztr. Marktplatz: 5000 Stück Filderkraut ä 18 bis 24 M. pr. 100 Stück.

Heilbronn, 10. Sept. (Obst- und Kar­toffelmarkt.) Heute stellten sich die Preise beim Obst auf 3 M. 70 Pf. bis 4 M., gebrochenes Obst 2 M. 20 Pf. das Simri. Bei Kartoffeln gelben 2 M. 20 Pf. 2 M. 50 Pf., Wurst- kartoKeln 3 M. 3 M. 20 Pf., blauen 2. M. 80 Pf.2 M. 90 Pf. per Ztr.

KünzelSau, V. Sept. Obst 4M. 50 75 Pfg. pr. Atr.

Tübingen, 8. Septbr. Die Stadtgr- meinde hat Frühhopfeu verkauft zu 130 M. Pr. Ztr.

Vermischtes.

(Verhungert.) Die Insel St. Lorenz liegt ungefähr in der Mitte zwischen Asten und Amerika, hoch im Norden, und gehört zu der Aleutengruppe; die Bewohner leben fast nur von Walroffen, die sich zu Tausenden an dem Ufer des Eilands aufzuhalten pflegen. Per letzte Winter war aber so kalt, Treibeis schloß die Insel ein, daß die Walrosse äbzogen. Fast die gesummten Bewohner, gegen 300, sind ver­hungert.

(Eine Petition der Mormonen.) An den Präsidenten Garfield ist folgende Zu­schrift, gezeichnet von den ältesten Mitgliedern der Mormonen, gelangt:Während Du Dich auf dem Schmerzenslager wälzest, gedenke des Nebels, das Du über «ns verhängst, und ziehe Deine Truppen aus unserer reisen Nähe. Dann wirst Du gesundes Blut in Deine Adern be­kommen. Wärest Einer der Unseren, hättest Du viele treue Frauenhände, Dich zu pflegen. Dein Weib müßte nicht allein Kummer und Angst um Dich tragen, andere Herzen würden mit ihr trauern. Sei gerecht und Du wirst genesen.Der Gerechte stirbt nie", sagt Gott der Herr."

(Wanderang eines Storch es.) In dem Monatsberichte des französischen Thier­schutzvereins liest man Folgendes: ein Nabob in Indien hatte eines Tages einen lebenden Storch gefangen, der mit einem eisernen Hals­bande versehen war, auf welchem in lateinischer Sprache stand:Dieser Storch kommt aus Polen." Im folgenden Frühjahr wurde dieser Storch wieder in Polen gefangen, wo der Vogel auch im vorhergehenden Jahre ge­nistet hatte. Statt des eisernen Halsbandes trug er aber ein goldenes, reich mit Edelsteines besetztes Halsband mit der Inschrift:Diesen Storch sammt dem Geschenke sendet Indien an Polen zurück."

(N eufa h rw asser.) Ein hübsches Witz­wort zirkulirte dieser Tage an der Berliner Börse, als es hieß, daß die Kaiserzusammen­kunft in Neafahrwaffer stattstnden sollte. Mau habe diesen Ort gewählt, hieß es, weil die russische Politik in ein . . . neues Fahrwasser einlenken soll.

(Bei einem Streite,) in welchen der Kardinal Campeji mit dem Herzoge von Modena gerathen war, wollte der Letztere seinen Gegner dadurch kränken, daß er ihn daran er­innerte, sein Vater war Schweinehirt gewesen. Das ist wahr," versetzte der Kardinal, und wäre der Ihrige ein solcher gewesen, so würden Sie sicher auch einer sein."

A:Warum hast Du denn eine so schreck­lich rothe Nase?" B:Ach meine Frau zwingt mich eben immer, so enge Sacktücher zu tragen!"

Schweiz.

Bern, 8. Sept. Der Socialisten- congreß ist nunmehr doch nach Bern, und zwar auf den 23. Oktober, einberufen.

Aus dem Vorhaben, die Post schon mit Anfang oder Mitte k. M. regelmäßig durch den großen Gotthardtunnelzu befördern, wird bestem Vernehmen nach nichts. Es ist jetzt der 1. Ja­nuar oder frühestens der Dezember hierfür in Aussicht genommen. Für den Oktober sind einzelne Arbeiten noch zu sehr im Rückstände und von den eigentlichen Betriebsschienen ist im Tunnel selbst noch keine Spanne gelegt.

England.

London, 8. Sept. Verschiedene Mor­genblätter berichten von einem mißglückten Ver­such, die Truppenkaserne in Castlebar in die Luft zu sprengen. (Castlebar ist ein Städtchen von 45000 Einwohnern in Irland, in der nordwestlich gelegenen Provinz Connaught.

Aus Irland werden wieder die scheußlichsten Agrarverbrechen gemeldet. So erschienen auf einer Farm, wo fremde Arbeiter unter polizeilichem Schutze arbeiteten, 1000 Mann, welche die Erntemaschinen und Getreidevorräthe vernichteten und 8 Polizisten so arg mißhandelten, daß an ihrem Aufkommen gezweifelt wird. Es konnten keine Verhaftungen vorgenommen wer­den; gelingt es aber auch einmal, einen der Verbrecher gefangen zu nehmen, so spricht das Gericht, trotz aller Beweise, denselben frei. Es ist die höchste Zeit, daß die englische Regierung, nachdem jetzt die Landbill Gesetzeskraft erhalten hm, dem schandbaren Treiben ein Ende zu ma­chen sucht.

London, 10. Sept. Reutter meldet aus Kairo von heute: 4000 Soldaten mit 30 Ge­schützen umzingelten den Palast' Abdin und for­derten die Einberufung von Notabeln und die Absetzung aller Minister. Der Khedive stimmte dem Ministerwechscl zu. Ein den Konsuln vor­her zugegangenes Circular konstatirt, daß die Demonstration nicht gegen die Europäer gerichtet ist. Man glaubt allgemein, es werde eine fremde Okkupation nöthig werden.

London, 10. Sept. DieTimes" schreibt V der Kaiserzusammenkunst, Großbri- tmien werde von den großen Militärreichen Europas nicht befragt, welchen Grad von Wärme sie ihren gegenseitigen Beziehungen ein- flötzen sollten, Großbritanien wünsche auch nicht befragt zu werden. Falls die Militärreiche nicht Abmachungen träfen, welche legitime eng­lische Interessen beeinträchtigen, überlasse England es ihnen, sich nach Belieben untereinander zu verständigen. England könne in der Begegnung der beiden Kaiser keinen Grund zu einem Miß­trauen entdecken.

Rußland.

Petersburg. Die Mehrzahl der russi­schen Blätter schweigt noch über die Reise des Kaisers nach Danzig, die außerordentlich überrascht hat. Außer den beiden deutschen Zeitungen bespricht neben demJournal de St.

sprechen; es wurde sämmtlichen Gefangenen ihrer Partei verkündet, daß man ihnen auf dringende Verwendung Caterina's das Leben lassen wolle; doch wurden sie vorläufig noch im Gcfängniß zurückbehalten, damit sie nicht etwa nach Venedig gelangten und dort zu früh die Kunde von den wichtigen Ereignissen in Nikosia verbreiteten.

Der frühere Leibarzt Antonio dagegen wurde durch ein langsam wirkendes Gift nom Leben zum Tode befördert.

Caterina wurde ihr vorläufiger Aufenthalt im Schlosse zu Nikosia angewiesen. Der Erzbischof wollte sich vollends an der Rache sättigen und die ehemalige Königin zwingen, den Triumph ihrer siegreichen Nebenbuhlerin anzuschauen.

Vermöge des Geldes und des Weines, welches beides in reichlichem Maße unter die Volkshaufen ausgetheilt wurde, gelang es, ein anhaltendes Jubelgeschrei hervorzu­rufen, welches man der einziehenden Königin Charlotte als des Volkes Stimme kundgab.

Als Charlotte in die Nähe des Schlosses kam, machte man sie auf Caterina aufmerksam, welche an einem Fenster im Erdgeschosse saß. Die Königin warf ihrer ehe­maligen Nebenbuhlerin einen mitleidig-spöttischen Blick zu, den aber Caterina mit solcher Gelassenheit erwiederte, daß der Aerger die Wangen ihrer Gegnerin über und über mit Rothe begoß. Bis zu Ende sah die Venetianerin dem Treiben wie einer zu ihrem Ver­gnügen aufgeführten Eomödie zu.

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Groß war am andern Tage die Bestürzung der Gewalthaber in Nikosia über die Rachricht, daß Caterina und Franzesco . . . entflohen seien.

Der Erzbischof schwur, Alle, welche zur Flucht behülflich gewesen, oder sie nicht, n»e sie es konnten, gehindert hätten, auf eine schreckliche Art zu strafen. Sogleich sandte « nach allen Richtungen Schiffe aus, um die Flüchtigen lebendig oder todt zurück­zubringen.

Aber von den ausgesandten Schiffen kehrte eins nach dem andern ohne den ge­wünschten Erfolg zurück; ein günstiger Wind hatte die Entflohenen in wenigen Tagen n"ch Morea geführt, wo die venetianische Flotte ankerte.

Hier begab sich Franzesco sogleich zum Admiral Moncenigo. In glühender Sprache trug er ihm die Ereignisse, welche den Sturz Caterina's zur Folge gehabt, vor und beschwor Jenen, da Venedig einmal Vaterstelle bei derselben vertreten habe, mit allen seinen Kräften ihrer gerechten Sache briznstehen.

Moncenigo seinerseits stellte sich sehr entrüstet über das Gehörte und versprach, der Königin sogleich seine Aufwartung zu machen, um mit ihr und Franzesco gemein­schaftlich zu berathen, was zunächst zu thun sei; auch wollt« er sofort die Botschaft von den betrübenden Ereignissen nach Venedig senden und zweifele er nicht im Mindesten daran, daß die Signoria ihm Befehl geben werde, sich zur Unterstützung Caterina's nach Cypern einzuschissen.

Berauscht über die Aufnahme, welche er bei dem Admiral gefunden, eilte Franzesco zu Caterina zurück und rief ihr entgegen:

Triumphier, edle Königin! Moncenigo ist der Unsere; bald werden wir, von seinen Truppen begleitet, nach Cypern zurückkehren und das Volk wird Dir entgegen­jauchzen. Dann bleib' ich an Deiner Seite, und von dem schönsten, dem innigsten Bande, der Liebe zum Vaterlande, umschlungen, führm wir ein glücklicheres Zeitalter herauf, gründen wir ein Gebäude, das allen Stürmen Trotz bieten wird. Und wenn wir dann einst nicht mehr sind, wird man segnend Deinen Namen nennen und hinzufügen : Fran­zesco Cesari war ihr bei ihrer segensreichen Regierung ein treuer Gefährte.

Tief ergriffen von den Worten des edlen Freundes reichte Caterina demselben die Hand.

Wohlan," sagte sie,ich lege mein und Cgperns Geschick in Deine Hände, Dein Wille sei der meine, Dein Denken mein Denken! Was auch kommen möge, ich werde mich an Deiner starken Seele emporranken, wie der Epheu an der Ulme!" (Forts, f.)

(Kaiser Karl V.) spielte besonders gut den Flügel, weshalb ein reisender

Tonkünstler zu dem Ausruf veranlaßt wurde:Schade, daß Euer Majestät kein Virtuos geworden sind; Sie hätten überall Ihr Glück gemacht!"Je nun," meinte der Kaiser,Wir sind Euch für Eure gute Meinung sehr verbunden, aber wir stehe» Uns so besser."