und gedachte, denselben in seiner Gärtnerei zu verwenden. In Ohmenhausen (Reutlin­gen) hat sich eine Wittwe mittelst eines Rastr- mesfers den Hals abgeschnitten. Man ver- muthet, daß dieselbe an Geisteskrankheit gelitten habe.

Bayern.

In Brückenau ist abermals der Cassirer der Districtssparkasse flüchtig geworden, man spricht von einer Unterschlagung von 10 000 M. Die Unterschlagung soll mit großer Raffinirt- heit und feiner Berechnung erst in jüngster Zeit betrieben worden sein; ob man den hiezu auf­gestellten Controleur für Schaden-Ersatz verant­wortlich machen kann bleibt eine Frage.

Elsaß-Lothringen.

Metz. Am 25. Aug. wurde eine Ver­spätung des Pariser Schnellzugs dadurch ver­anlaßt, daß in Pagny etwa 50 ausLourdes zurückkehrende Kranke umgeladen werden muß­ten, die zum großen Theil auf Matratzen und Tragbahren transportirt wurden. Die Unglück­lichen, deren Zustand nur zu deutlich bekundete, daß sie die gehoffte Heilung an der Wunder­grotte nicht gefunden hatten, wurden von meh­reren Geistlichen und Krankenschwestern geleitet. Sie waren fast sämmtlich in den Kreisen Dieden- hofen und Bolchen heimisch.

Preußen.

Berlin, 29. Aug. Der Reichsanzeiger veröffentlicht folgendes Schreiben derKaiserin an denReichskanzleraus Koblenz, 27. Aug.: Da ich nach langer, schmerzlicher Krankheit nunmehr durch Gottes Gnade in die Wieder­genesung trete, sehne ich mich von ganzem Herzen darnach, hierdurch den tief empfun­denen Dank auszusprechen, den ich allseitig für die so große, mich wahrhaft ergreifende Theil- nahme schulde. Von Nah und Fern, von Ver­einen und Privatpersonen, von allen Stufen der Bevölkerung, wie aus allen Klaffen der Gesellschaft, aus weitem Kreise aller Bekennt­nisse, Stände, und aus fremden Ländern sind mir Zeichen jener Theilnahme zugegangen, die ihren Lohn trägt in dem Bewußtsein, mir wohlgethan zu haben, die ich aber nie vergessen darf, wenn es mir gelingt, nach der Wieder­kehr meiner noch fehlenden Kräfte meinen Be­ruf an der Seite des Kaisers pflichtgetreu weiter zu führen. Damit dieser Dank warm und herzlich, wie ich ihn empfinde, Alle erreiche, die meiner so mitfühlend gedacht, ersuche ich Sie, Vorstehendes in entsprechender Weise bekannt zu machen.

Frankfurt, 27. August. Eine englische Familie kam gestern per Schnellzug von Mainz her in erster Klasse hier an. Die Familie ent­stieg dem Coup«, der Herr eilte sofort mit dem Gepäckschein in den den Gepäckwagen umdrängen- den Menschenknäuel. Er bekam auch rasch seine Koffer ec. ausgehändigt. Doch wer beschreibt seinen Schrecken, als er nach seinem Porte­monnaie griff. Dasselbe war mit 2000 Pfund

Galerma Gornaro.

Historisch-romantische Erzählung von LrirolL (Fortsetzung.)

Aber die Reue kam zu spät, der Würfel war gefallen und es blieb nichts weiter übrig, als das Zukünftige abzuwarten.

Und dies von Qualen jeder Art gefolterte Herz sollte noch ein neuer Schlag treffen, entsetzlicher als alle früheren, Ihr Kind erkrankte wenige Tage nach dem Tode ihres Gatten. Von namenloser Angst ergriffen, sandte zu Antonio. Dieser hatte dem Knaben kaum den Puls gefühlt, als er bedenklich die Achseln zuckte und sagte:

Wenn es der himmlischen Weisheit nicht gefällt, dies erlauchte Kind zu retten, so wird es leider bald seinem Vater Nachfolgen, denn es trägt den Keim des Todes in seiner Brust; ich habe es Eurer Majestät lange verborgen, doch jetzt ist es nicht mehr möglich."

Da warf sich Caterina über ihr Kind, als wollte sie es dem unerbittlichen Tode, den sie im Geiste auf der Schwelle stehen sah, verbergen.

Mein Kind, mein theur.s Kind!" schrie sie in herzzereißenden Tönen,kann der Himmel zugeben, daß auch Du, mein einziges Gut auf Erden, mir entrissen wirst?"

Und zu dem Leibarzt sich wendend, flehte sie:

O bietet alle Eure Kunst, alle Sorgfalt auf, um mir dies Kind zu erhalten. Alle Schätze, die ich mein nenne, lege ich Euch zu Füßen, wenn Ihr sein Leben rettet!"

Eine ganze Nacht saß Caterina an dem Bettchen ihres Kindes, jeden Athemzug ängstlich belauschend, jeden Blick begierig auffangend; aber bas liebe Auge brach und der, Athem wurde von Minute zu Minute schwächer, bis er, als der Morgen zu dämmern begann, still stand.

Sprachlos starrte die Mutter die Leiche des Kindes an, ihrem Munde entfloh kein Schmerzcnslaut, ihr Auge blieb trocken, denn der furchtbare Schmerz findet weder Worte noch Thränen.

fand, daß das Loos bereits am 1 Januar L. I. mit dem Haupttreffer von 20000 Gulde« gezogen worden war. Man kann sich die Freude der armen Frau vorstellen, welche in der bitter­sten Noth gelebt hatte und nun plötzlich in de« Besitz eines so ansehnlichen Vermögens gelangt war. Sie nahm einstweilen nur einen Betrag von 200 Gulden mit sich,das Ucbrige werde sie sich später abholen". Merkwürdigerweise hatte sie sich früher, trotzdem sie begreiflicher­weise oft in Geldnoth gewesen, nie zum Ver­kaufe des Looses entschließen wollen.

Schweiz.

Genf, 27. Aug. Heute Abend findet in Genf eine Versammlung statt, welche einen Protest gegen die Ausweisung des russischen Fürsten Krapotkin beschließen soll.

Italien.

Rom, 26. August. DieOpinione" ver­sichert. Gambetta ersuchte mehrere hervor­ragende Mitglieder der italienischen Linken, die Allianceversuche Italiens mit Deutschland und Oesterreich zu Hintertreiben.Opinione^ vcrurtheilt entrüstet das Ansinnen Gamberta» und erklärt eine Alliance mit Frankreich unmög­lich, solange dieses nicht seine Truppen aus Tunis abberufe.

Frankreich.

Paris, 28. August. Morgen erwartet man hier die Ankunft von Charles Dilke als Delegirten für die Verhandlungen über derr französisch-englischen Handelsvertrag; derselbe wird die betreffenden Berathungen mit Barths- lemy-Saint-Hilaire pflegen.

Das Cabinet Gambetta steht jetzt sehr ernstlich zur Discusston. Mehr als jemals wird es als selbstverständlich bezeichnet, daß Gambetta sich der Aufgabe nicht entziehen kann^, an die Spitze der Regierung zu treten; der ge- geringe Erfolg in Belleville hat an dieser Auf­fassung nichts geändert. Zunächst freilich ist der Rest der tobten Saison abzuwarten. Das Mandat der früheren Kammer ist noch in Kraft und währt noch bis zum 28. Oktober. Früher kann die neugewählte Kammer nicht zusammew- treten, es sei denn, daß vorher ein Auflösungs­dekret ergienge und zu diesem wäre die Mit­wirkung des Senats, also eine vorhergehende Zusammenberufung der Kammern, erforderlich. Nach Bildung der neuen Kammern erwartet man, daß Grevy dem bisherigen Kammerpräsi­denten das Portefeuille des Ministerpräsidenten anbieten werde. Der Ehrgeiz Gambetta's ging, wie man weiß, auf diese Stellung nicht; er hatte gehofft, dereinst von dem Präsidentenstuhl der Kammer aus den ersten Posten in der Re­publik berufen zu werden. Der empfindliche Fehlschlag, den er erlitten, war nicht die flaue Wabl in Belleville, sondern er fällt in eine frühere Zeit zurück. Das Votuin des Senats über das Listenscrutinium zerstörten seine schön­sten Hoffnungen und zwang ihn, mit dem Ge­danken sich vertraut zu machen, einstweilen nur Ministerpräsident zu werden. Wie sein Organ

Eine Stunde später überbrachte der Leibarzt in eigener Person seinem Mitgenosfe» die Nachricht von dem Ableben des Thronerben.

Ich habe mein Wort gehalten," sagte er.

Die Republik wird Euch das ihre halten," entgegnete Cornaro.

Reichlich floß der Cypernwein, es war ja ein Festag für die beiden Verworfenen; sie sahen sich beide den: Ziele lange gehegter Wünsche nahe.

Der Sargdeckel war geschloffen. Lange noch hatte Caterina das liebe bleiche Ant­litz angcschant, das sie oft, wenn alte Erinnerungen ihre Seele durchzogen, mild tröstend angelächelt und sie mit ihrem Geschick ausgeföhnt hatte. Ihr Friedensengel war in den Hafen ewigen Friedens eingekehrt, ehe ihn die Wogen des Lebens auf nackte Klippen verschlungen. Ist es schon schwer, eine Mutter über den Verlust ihres Kinder zu trösten, so konnte dies ihrer jetzigen Umgebung, der es an Herzen ganz fehlte, noch weniger gelingen. Ein schwankend Rohr, wankte die Königin durch die ihr so öde ge­wordenen Räume des großen Schlosses; oft glaubte sie den Knaben suchen zu sollen und es war ihr, als müsse ihr bald sein mildfreundliches Gesichtchen entgegenlächeln, aber sie fand es nicht und dann war es ihrem Herzen jedesmal, als hätte sie ihr Kind aufS Neue verloren.

Ach! Und hätte sie nur die Einsamkeit aufsuchen und ihren Thränen da freien Laus lassen können! aber mehr als je wurde sie jetzt von Staatsgeschäften in Anspruch genommen, denn es galt, den bedrohten Thron zu schützen gegen die Feinde, die sich nun in großer Zahl erhoben.

Nur ein alter Staatsmann hielt treu zu Caterina; es war der unter König Johann lange Zeit gefangen gehaltene und bei Jakobs Regierungsantritt befreite Staatsrath Or- belio. Dieser Mann, welchen die Königin Caterina wie das Volk hoch verehrte, Hinz mit seltener Treue an jener und liebte sein Vaterland über Alles. Eben deshalb ab« verachtete er den elenden Andrea Cornaro, dessen verrätherische Politik und eigennützige Absichten er von Anfang an durchschaute. Aber erlegte seine Gesinnung auch offen dar. Mehr als einmal hatte er in des verstorbenen Königs Gegenwart es frei herauS-

(?) verschwunden. Bis jetzt ist noch keine Spur vom Verbleib entdeckt.

Der Privatdozent an der Kieler Universität Lehmann gab ein wissenschaftliches Gutachten über die Beschlagnahme der DampferDiogenes" undSokrates" ab, welches zu dem Schluffe kommt, daß die Regierung nicht nur verpflichtet sei, die Beschlagnahme der Dampfer sofort frei zu geben, sondern auch den Erbauer für jeden direkten und indirekten Nachtheil zu entschädigen.

Griesheim, 26. Aug. Zwei junge Burschen im Alter von 14 und 18 Jahren fanden beim Kugelsuchen am Mittwoch eine Granate. Sie wollten dieselbe öffnen und ihres Inhalts entleeren, aber es explodirte dabei das Geschoß. Dem jüngeren der Burschen wurde ein Bein abgeschlagen; dem älteren wurden beide Beine und Hände abgerissen. Nach IVr qualvollen Stunden erlag er seinen Leiden. Auch der zweite Kugelsucher ist nun im Land­krankenhaus gestorben. Dem Kugelsuchen auf dem Schießplatz sind jetzt in den letzten 3 Jah­ren 7 Menschenleben zum Opfer gefallen.

Rostock, 26. August. Von einem sigen- thümlichen Unfall wurde neulich ein Rostocker Einwohner betroffen, als er auf einem offenen Wagen aus der Stadt über den Mühldamm fuhr, an welchem die Telegraphenleitung ent­lang führt. Einer der Telegraphendrähte riß, schlug auf das Pferd und schlang sich dann so fest um den Hals des auf dem Wagen sitzenden Herrn, daß dieser, da das erschreckte Pferd vor­wärts sprang, von dem Wagen herabgezogen wurde und auf die Erde stürzte.

Oesterreich-Ungarn.

Aus Oesterreich, 26. Aug. Von voll­kommen vertrauenswürdiger Seite wird der D. Z." folgende Mittheilung eingesendet: Ein hiesiger Kaufmann unternahm gelegentlich feiner jüngsten Geschäftsreise nach Brünn mit zwei andern dort domicilirenden Kaufleuten ei­nen Ausflug in die Gegend von Adamsthal und kehrte nach mehrstündigem Marsche mit seinen Genossen in Jddownitz bei Adamsthal in das Wirthshaus des Gemeindeausschusses undGast- wirthes Franz Pokorny ein, um hier zu Mittag zu essen. Auf die an die Wirthin mit deut­scher Sprache geeichtere Frage nach einem Mittagsmahle jerhielt die Gesellschaft die Ant­wort:In diesem Wirthshause bekommt kein Deutscher zu essen, hier wird einem Deutschen nicht einmal Wasser gewährt" und die Ge­sellschaft mußte thatsächlich das zweite in dem Orte befindliche Wirthshaus hungrig und müde aufsuchen, wo sie allerdings in gebrochenem Deutsch empfangen, aber für ihr gutes deut­sches Geld auch ziemlich gut bedient wurden."

Kürzlich erschien in einer Wechselstube zu Brünn ein ärmlich gekleidetes Weib, eine Wittwe, die sich und ihre Tochter durch Wa­schen kümmerlich ernährte, um ein Salzburger Loos, welches sie vor längerer Zeit im selben Bankhause gekauft hatte, zu versilbern. Der Beamte schlug im Verloosungsbuche nach und