mit der Geschichte selbst in den Blättern verbreitet wurde, aus dem amtsgerichtlichen Gefängnisse entlasten worden. Sie hatten in der Wirtschaft zu Neuhaus, Gemeinde Waldthann, durch Einschlagen von Fenstern und Thüren, nachdem sie aus dem Wirthschaftslokale vertrieben worden waren, Schaden im Betrage von 17—18 Mrk. dem Eigenthümer zugefügt; da aber eine Zusammenrottung in größerer Anzahl als etwa 8 Personen zur Verübung von Ge- waltthättgkeiten nicht erhoben werden konnte und der beschädigte Wirth die einzelnen Personen, welche ihm Schaden zugefügt, nicht zu bezeichnen vermochte, so erfolgte die Einstellung des Verfahrens.
Der Ulmer Gemeinderath hat den Bau eines neuen Schlachthauses im Schiffgarten beschlosten, der auf 220 000 kommen wird.
Im Hohenlohe'schen holte ein Mann in einer Mühle an der Bühler eine Wagenladung Spreu ab und ließ sich beim Einfüllen der Säcke beigehen, zur Spreu Kernen einzufüllen. Die Manipulation wurde bemerkt und die Säcke untersucht, wobei sich das unreelle Verfahren herausstellte. Die Säcke wurden versiegelt. Das Endresultat dürfte vorauszusehen sein.
(Blitzschlag.) In Metterzimmern wurde die dem Rosenwirth Huber gehörige, wohlgefüllte Scheuer durch den Blitz in der Nacht vom Freitag auf Samstag entzündet und eingeäschert.
(Brandfälle.) In Heilbronn ist der mit Heu und Stroh gefüllte Dachstuhl des Knorr'schen Magazin-Gebäudes zum Theil verbrannt. Am Montag Mittag kam der Brand aus.
(Nnglücksfälle und Verbrechen.) In Oberhausen versuchte am Mittwoch Abend der Haustrhändler M. von Eningen in verschiedenen Häusern Geld zu entlehnen. Nachdem ihm dies mißlungen, entfernte er sich dem Walde zu mit der Aeußerung, er werde sich erhängen. Mehrere Männer gingen ihm nach und fanden ihn bereits mit seinem Taschentuche an einem Baume hängend, allein noch lebend. Er wurde in den Ortsarrest gebracht, wo er die Nacht zubrachte und dann an das Amtsgericht abgeliefert. — Ein strebsamer, fleißiger Taglöhner war im Gemeinde-Wald von Belsen an einem Bergabhang mit Hinaufschaffen einer Eiche beschäftigt, wobei er in Folge eines Kettenbruches an eine Buche gedrückt wurde, wodurch er sofort seinen Tod fand. Er hinterläßt eine Wittwe mit 4 Kindern. — In Riedlin gen stürzte ein Maurer bei Ausbesserung eines Dachstuhls so herunter, daß er Arm und Fuß brach und nebenbei noch innerliche Verletzungen erlitt.
Baden.
Karlsruhe, 20. Äug. Die „Karlsr. Z." veröffentlicht heute an der Spitze des Blattes folgendes:
Die angeblich beabsichtigte Erhebung des
Großherzogthums Baden zu einem Königreich wird in der deutschen und auswärtigen Presse mit solcher Ausdauer als eine wirklich bestehende Frage besprochen, daß die Großh. Regierung sich verpflichtet hält, der weiteren Behandlung dieser Angelegenheit in den öffentlichen Blättern mit der bestimmten Versicherung entgegen zu treten, daß solche Absichten weder geschäftlich noch persönlich von irgend einer Seite zur Sprache gebracht wurden, aber auch derr Wünschen und Ueberzeugungen des Landesherr» und seiner Regierung ganz zuwider find. Die Anschauungen, von welchen einstens Kar! Friedrich sich leiten ließ, als er die angebotene Königskrone ablehnte, werden auch heute noch von Großherzog Friedrich als ein weises Vermächtniß bewahrt.
Baden-Baden,22. August. Das kühne Wagniß der Aeronautin Securis, die gestern ihre 124. Äuffahrt, diesmal mit 5 Ballons, unternahm, und zwar bei sehr bewegter Atmosphäre, jscheint glücklich von Statten gegange« zu sein; denn heute früh traf ein Telegramm ein, wornach dieselbe in Röthenbach OA. Neuenbürg jihre Landung bewerkstelligt hat. Trotz ihrer Einladung zur Mitfahrt (L 150 M.) hatte sich kein Reisegenosse gefunden. Ihrer Auf- fahrtzwohnte eine ungeheure Zuschauermenge bei.
Preußen.
Berlin, 19. Aug. In Bezug auf de» zweiten diesjährigen Kometen erläßt die königliche Sternwarte folgende Ankündigung: „Der um Mitte vorigen Monats in Nordamerika entdeckte Komet, welcher am 22. August die Sonnennähe und am 26. die größte Erdnähe erreicht, ist jetzt an der Vordertatze des große» Bären — durch einen kurzen Schweisansatz kenntlich — dem bloßen Auge sichtbar geworden. Er wird im Laufe der nächsten Woche sich ziemlich schnell unterhalb des großen Bare» nach Westen hin bewegen und dabei noch merklich Heller und größer werden, obgleich er seine« unmittelbaren Vorgänger vermutlich an Helligkeit nicht erreichen wird. Gegen Ende August wird er uns wieder entschwinden."
Berlin, 20. August. Gestern hielt Herr Hofprediger Stöcker im christlich-sozialen Verein einen Vortrag. In seinem Vortrag „Sonntag und Sabbath" verlangt Hofprediger Stöcker eine größere Heilighaltung des siebenten Tages, besonders für Berlin, tadelt es, daß Postwagen und Briefträger, Omnibus und Pferdebahn kutscher Vormittags im Dienst stehen, spricht sich tadelnd aus über den Andrang zum Billetschalter des Opernhauses, über den Besuch der Museen gleich nach Schluß der Kirche und behauptet, daß Sonntags Nachmittags mehr Leute im Zoologischen Garten seien, als Vormittags in allen Kirchen Berlins zusammengenommen. Von unendlich Vielen werde der Sonntag entheiligt und die Statistik ergebe, daß Montags und Dienstags, also nach einem im Jubel und Rausch verbrachten Sonntag die meisten Verbrechen und Selbstmorde stattfinden.
ist es Se. Majestät der König, welcher Ihrer Majestät der Königin zu diesem Zwecke den Betrag von 4000 M. zur Verfügung gestellt hat. Allerhöchstdieselbe hat nun einen Theil dieser Summe zu Anschaffungen behufs der Ausrüstung eines Saales in der Olgaheilanstalt verwendet, das Uebrtge aber zum Besten anderer derartiger Institute, welche solche Äusstattung am Nötigsten brauchen, zu bestimmen geruht. Von diesem neuen Beweis Königlicher Munificenz, welcher ebenso den Wohl- thätigkeitsanstalten des Landes, wie der vaterländischen Industrie zu Gute kommt, wird sicher allenthalben mit Freude und Dank Kenntniß genommen werden.
Seit etwa 3 Wochen sind für die reitenden Mannschaften der Fußartillerie, sowie für die Unteroffiziere der Cavallerie (welche bekanntlich nicht wie die Mannschaft mit Carabiniern bewaffnet sind) die „Revolver,Modell 1879" zur Uebung ausgegeben. Die Einführung dieser neuen Schußwaffe ist ungefähr seit einem Jahr ins Werk gesetzt. Für Württemberg sollen 3000 Exemplare angeschafft worden sein, und es soll sich ein Preis von der Fabrik aus ohne die Revisionskosten pro Stück auf 32 M. belaufen.
Cannstatt, 18. Aug. Der neue Etat der Stadtgemeinde stellt sich nach den Voranschlägen auf 212779 Mark Einnahmen und 323 616 Ausgaben, stellt also eine Stadtschadensumlage von ca. 110 000 M. in Aussicht. Die Konsumsteuern liefern einen Reinertrag von 52 396 M.
Niedernau, 20. Aug. Für die durch Brandunglück so schwer betroffene Gemeinde Gechingen hat sich auch in unserem stillen schönen Niedernau das Gefühl wohlthätiger Hilfe kund gegeben, indem letzten Freitag Abend im Badhotel zu Gunsten der-Abgebrannten ein von mehreren Herren der Kurgesellschaft arran- girtes Konzert gehalten wurde, welches einen Reinertrag von 60 M. ergab. Die Badgäste waren sichtlich erfreut über das gelungene Programm, das eine hübsche Abwechslung in Gesang, Deklamation und Jnstrumentalvorträgen brachte. Ganz besonders befriedigend waren die Leistungen des Gesangpersonals von Niedernau, welches unter der Leitung des Lehrers einige schöne gemischte Chöre zum Vortrag brachte.
Rotten bürg, 20. August. Der wegen Veruntreuung von Geld im Betrage von 1080 Mark vom Budapester Gericht aus telegraphisch verfolgte Georg Lauer von Mössingen, welcher als Unterakkordant an dem Eisenbahnbau in Ungarn betheiligt war, wurde laut „N.-B." gestern Morgen in Mössingen durch Landjäger Schnaufer daselbst ausfindig gemacht, verhaftet und alsbald an das hies. Amtsgericht einge-
Crailsheim, 20. August. Heute sind die am 15. und 16. d. M. zur Haft gebrachten 11 Zigeuner, nicht 32, wie die Zahl übertrieben
Halerina Eornaro.
Historisch-romantische Erzählung von Lnrrolck l-ault.
(Fortsetzung.)
Eornaro trat jetzt näher an den Fürsten heran und sagte zu ihm:
„Nun? habe ich das Ehrenwort, das ich Ew. Majestät gegeben, eingelöst? Cate- rina ist jetzt die Eure?"
Jakob fuhr erschreckt zusammen bei dieser Stimme, der er einst so bereitwillig gefolgt war, die ihn aber jetzt erbeben ließ, wie die Stimme des bösen Gewissens.
„Ja," versetzte er, „Caterina ist mein, aber um welchen Preis! Ihr Herz blutet, da sie es mir schenkt und fast verzweifle ich daran, daß meine zärtlichste Liebe es jemals heilen werde. Ihr thatet nicht gut daran, Eornaro, daß Ihr jenes verhängnißvolle Bild mich sehen ließet, das zwei Herzen den Frieden^und das Glück geraubt har."
„Was Caterina betrifft," erwiederte Eornaro gelassen, „so wird sie für das verlorene Glück ein schöneres wiederfinden; in Betreff Franzesco Cesari's aber denke ich, daß Freiheit ohne Liebe eher zu ertragen sei, als Liebe ohne Freiheit."
«O, daß Ihr Recht behieltet!" entgegnete Jakob. »Doch ich vergesse ganz die Hilfe, welche ich der Ohnmächtigen schuldig bin. Ich werbe sie Euch und einer der Frauen des Hauses überlassen, meine Gegenwart dürfte ihr beim Erwachen schmerzlich sein."
Mit diesen Worten schritt Jakob hinaus. Eornaro aber flößte seiner Nichte aus einer Piole einige Tropfen in den Mund. Bald darauf schlug sie die Auge« auf und sagte mit matter Stimme:
„Franzesco. leb' wohl, ich blieb Dir treu, aber es mußte ein Opfer fallen und ich will es sein!" — Ihr habt mein Herz gebrochen," wandte sie sich zu ihrem Oheim, „kommt Ihr, Euch Eures Opfers zu freuen?"
„Ich komme," versetzte Eornaro, indem er sich auf die Lippen biß, „um meine Nichte als Königin von Cypern zu begrüßen."
Jakob beeilte sich, sein in Betreff Franzesco's gegebenes Versprechen zu erfüllen- er sandte Andrea Eornaro als außerordentlichen Gesandten nach Venedig, um von der Signora die Freilassung des Gefangenen zu erbitten und Jene dafür seiner dauerndsten Freundschaft und Ergebung zu versichern.
Von besserer Wirkung aber als diese Bitte war die von Eornaro gemachte Mittheilung, daß Caterina, die Tochter der Republik um den Preis von Cesari's Befreiung entschlossen sei, die Hand des Königs von Cypern anzunehmen.
Eornaro kehrte bald mit dem Bescheide nach Cypern zurück, daß die venetianisch« Regierung sich ein Vergnügen daraus mache, den Wunsch König Jakobs zu erfüllen und i
was Caterina beträfe, bei derselben Vaterstelle vertreten und sie dem angemessen auS- statten wolle womit das Ansuchen an die zukünftige Königin verbunden war, schleunigst !
nach Venedig zurückzukehren, um mit einem venetianischen Gefolge, ihrem hohen Range ; gemäß nach Cypern abzusegeln und dann mit feierlichem Gepränge in Nikosia einzuziehen.
I
Dreißig lange Tage hatte Franzesco unter den Bleidächern Venedigs zugebracht, die Stiche der Moskito's hatten seinen Leib, die Dolchstiche der Eifersucht sein Herz zer- I ^
fleischt. Eben graute ein neuer Morgen, da hörte er draußen Schlüsseln rasseln, die ,
Thür seines Kerkers wurde geöffnet und, gefolgt von einem Schließer, trat ein Abgeordneter des Rathes der Zehn ein.
„Was bringt Ihr mir?" fragte Franzesco bitter, „will der hohe Rath, der mir dies treffliche Logis anwies, aus besonderer Milde und Barmherzigkeit meine oft gethane Bitte erfüllen und statt der Gefangenschaft mir den Tod geben lassen?"
„Ich komme," versetzte Jener ruhig und gemessen, „um Euch den Beschluß des hohen Raths der Zehn zu verkünden, welcher dahin lautet, daß Ihr, Franzesco Eesari, die Freiheit erhalten sollt unter der Bedingung, Venedig binnen vierundzwanzig Stunde« zu verlassen und bis auf Weiteres nicht wieder hierher zurückzukehren.'
„Darf ich meinen Ohren trauen? Der gestrenge Rath schenkt mir die Freiheit? rief Franzesco zweifelnd aus.