Aufmerksamkeit. Als höchster Sprung wurde 1,8 m angegeben. Mit Preisvenheilung und Rede endigte der anstrengende Turntag. Erste Sieger sind Klenk (Ulm), Dix (München), Walz (Männerturnverein Stuttgart).

Frtedrichshafen, 25. Juli. Der Brunnenmacher König, der 30 Stunden in dem Brunnenschächte begraben war, ist gestern Nachmittag um 5 Uhr gestorben. Allgemeine Schwäche und Blutzersetzung, die Folgen jenes Unglücks, waren die Todesursache.

Von der Tauber, 26. Juli. In den Stallungen des Bierbrauers St oll von Reichels­hofen bei Rothenburg ist die Lungenseuche ausgebrochen und mußten 42 Stück Vieh ge- tödret werden.

Eschenau, 27. Juli. Bei der Arbeit im Weinberg wurde heute Nachmittag die Wittwe Schweikert und ihr während der Ernte vom Militär beurlaubter ältester Sohn vom Gewitter überrascht und beide flüchteten unter einen nahestehenden Baum. Eben dort angelangt, schlug der Blitz an jener Stelle ein und rödtete die Frau sofort, der Sohn dagegen wurde blos betäubt. Man zweifelt nicht, daß derielbe am Leben wird erhalten bleiben können. Die Verstorbene hinterläßt 11 unversorgte Kinder.

(Blitzschlag.) In Schnittlingen, O.A. Geislingen, schlug am 20. Juli, Nachts 1 Uhr, der Blitz in ein Wohnhaus sammt Scheuer, welche sofort fast ganz abbrannlen.

(Brandfälle.) In Löwen stein, O.A. Weinsberg, brach am 25. Juli, Nachts 9 Uhr, Feuer aus, in Folge dessen 1 Wohnhaus sammt Scheuer niederbrannten. Wegen Ver­dachts der Brandstiftung wurde eine Person in Hast genommen.

(Unglücksfälle und Verbrechen.) In Göppingen machten sich zwei Frauen auf den Weg nach Hetningen zu einem Leichenbe- gängniß. Unterwegs wurden sie von einem Ge­witter überrascht. Da sie die Regenschirme vor sich hinhielten, vermochten sie bei dem Brausen des Sturmwindes ein Fuhrwerk, das in ge­strecktem Trabe die Steige bei den Euttshöfen herab ihnen cntgegenkam, erst zu bemerken, als es zu spät war. Die eine der Frauen wurde niedergeworfen und überfahren und ihr dabei ein Fuß zweimal, sowie der Achselsteg ge­brochen, auch erlitt sie bedeutende Verletzungen am Kopfe. In diesem übel zugerichteten Zu­stande wurde die Frau hieher zurückgebracht. In Dobel stieg ein 8jähriger Knabe auf den Heuboden einer Scheuer, und fiel von dort 3 Meter ties auf die harte Sreintenne herunter, und zwar auf den Kopf, so daß eine Gehirn­erschütterung zu constaüren war; aber nach acht Tagen verließ er das Bett so munter und ge­sund wie zuvor. Ein 3jähriges Mädchen da­selbst, das von einem im Gang befindlichen Wagen fiel, kam mit einem Fuß unier das Rad, wodurch derselbe gebrochen wurde. Ein VZähriges Mädchen von da sollte ein schlimmeres Loos haben: Kaum mit seinen Eltern in ein

neu erkauftes Haus eingezogen, fiel es von der Treppenseite in den Oehrn und verletzte sich so, daß es nach zwei Stunden eine Leiche war. In Stuttgart wurde letzten Lwnntag Nachmittag bei einem Uhrmacher in der Tü­bingerstraße ein frecher Diebstahl verübt. Die Familie war ausgegangen; der Dieb hat mit­telst Hauptschlüssels eine Thüre geöffnet, ist auf diesem Weg in die Wohnung eingedrungen, hat dort mehrere Behältnisse erbrochen und 18 Uhrketten von Talmigold gestohlen. Die werth­volleren Gegenstände hatte der Bestohlene in ei­nem feuerfesten Kassenschrank aufbewahrt, woran sich der Dieb nicht gewagt hatte. Der Thäter ist bis jetzt nicht ermittelt.

Baden.

Von einem schönen Akt berichtet man aus Freiburg: Der ch Post-Verwalter Freiherr v. Lamezan hat der Stadtgemeinde Freiburg etwa 28000 M. zu einer Stiftung vermacht, deren Zinsen jedes Jahr ein Dienstmädchen als Aussteuer erhalten soll, welches heirathm möchte, aber die Mittel dazu nicht hat.

Ueberlingen, 25. Juli. Gestern Abends 6 Uhr wollten sechs junge Leute worunter ein Soldat aus Konstanz, die übrigen hier be­schäftigte eine Vergnügungsfahrt auf dem See nach Dingelsdorf machen, wobei in Folge Schaukelns der Insassen das Boot umschlug und alle 6 Leute ins Wasser stürzten. Drei derselben wurden gerettet, die andern drei (ein Fischer aus Schlesien, ein Schneider aus Sach­sen und ein Schreiner aus Württemberg) ertranken. Die Reichen der Verunglückten find bis jetzt noch nicht gefunden.

Bayern.

München, 27. Juli. Der Ochse wurde gestern wirklich gebraten. Bis Nachmittags 3 Uhr hatte der Riesenbraten bereits ein sehr appetitliches goldgelbes Aussehen angenommen und es zeigte sich keine Spur von Verbranntsein. Abends war der Braten gar, das Publikum kaufte sich Portionen von dem Ochsenbraien L 50 Pf.

(Vom Münchener Schützenfest.) Schweizer:Weil's bigott au so famos ischt bi üch in Dütschland ussa, so will ichch mim' Härz kei' G'walt mer anthue, und offa aus- spracha: Dütschland läba hoch!" Berliner: Ich jlobe, dat man Ihre Rede janz famos war, aberst wann Sie jloben, dat ich och nur ne Silbe verstanden, so sind Sie man uff dem Holzweje." Schwabe:Jetzt hent boid a Red g'halta, aber Verstands Han i au koi Sterbes- wörtle." Tiroler:Do hoscht jetzt die Sakra; Hab's alm g'fagt, sie lad'n koani Welsche ein, do sitzt glei a ganzer Tisch voll, wo koaner a Wort deutsch kann."

Preußen.

Berlin, 26. Juli. Ueber einen grauen­erregenden Mord der heute früh von einem jungen Mann an seiner eigenen Mutter dahier begangen worden ist, berichten die hie­sigen Blätter folgendes: Die in der Louisenstr.

18, Hof parterre, wohnende Wittwe Henriette Caroline Greiner, geb. Schinges, am 30. Mai 1830 zu Freiburg geboren, hatte vor etwa 8 Tagen ihren einzigen 18jährigen Sohn Her­mann, der früher auf der hiesigen Universität studirte, sodann geisteskrank der Irrenanstalt zu Dalldorf überwiesen worden war zu einem Besuche von dort abgeholt. Da sich der Zustand des jungen G. anscheinend etwas gebessert hatte, so wurde ihm von der Anstaltsdirektton ein 8tägiger Urlaub bewilligt, der heute, am 26. d. Mts., abgelaufen war. In der vergangenen Nacht nun gegen 3Vr Uhr hörten Hausbewohner mehrfach Stöhnen und Röcheln aus der G.'schen Wohnung, dem man jedoch weiter keine Beacht­ung schenkte. Etwa 15 Minuten später ließ sich der junge G., der seinen besten Anzug ange- zogcn hatte, von dem Portier die Hausthüre öffnen und antwortete diesem auf die Frage, wo er schon so früh hin wolle: daß er um 4 Uhr 30 M. mit der Nordbahn verreisen wolle." Dieser Umstand in Verbindung mit dem anfangs erwähnten Stöhnen erweckten bei dem Portier Verdacht und begab sich daher dieser mit einigen inzwischen wach gewordenen Hausbewohnern nach der G.'schen Wohnung. Hier bot sich ihnen ein entsetzlicher Anblick dar. Die Frau lag am Eingang zur Wohnung in, einer großen Blut­lache mit dem Tode kämpfend, Gesicht, Stirn und Hinterkopf waren über und über mit Wunden bedeckt uud kaum wieder zu erkennen. In der Wohnung selbst herrschte große Ver­wüstung. Das Bett und der Fußboden war mit Blut bedeckt; auf einem Stuhle lag das ebenfalls von Blut durchtränkte Hemd des Sohnes und daneben eine zerbrochene Gardinen­stange, mit der offenbar die ersten Schläge voll­führt waren. Ein sofort hinzugerusener Arzt constatirte neben vielen Fleischwunden einen Bruch des Nasenbeines, Zerschmetterung des Stirn­beins, und mehrere klaffende Wunden am Hin­terkopfe. In bewußtlosem Zustand aber noch lebend, wurde die Frau nach der Charite ge­schafft, wo sie um Uhr ohne noch einmal vernehmungsfähig zu werden, verstarb. Der sofort benachrichtigte Criminalcommissär Horn, Staatsanwalt und Untersuchungsrichter sind mit der Feststellung des Thatbestanoes beschäf­tigt. Allem Anschein nach hat der Sohn in einem Anfall von Tobsucht die im Bett schla­fende Mutter ermordet. Bisher war sein Auf­enthaltsort nicht zu ermitteln.

In dem Schlosse Klein-Schwerin im Glogauer Kreise war vor einer Woche einge­brochen und eine Summe von 71000 M. geraubt worden. Der Räuber hatte den Guts Besitzer chloroformirt und dessen Frau durch einen Schlag auf den Kopf für todt niedergestreckt. Auf die Entdeckung des Thäters war eine Belohnung von 2000 M. ausgesetzt, ohne daß die Polizei etwas ermittelte. Da stellte sich ein Güter- agent Hagermann aus Danzig ein, verweilte in Geschäften in dem Schloß und der Umgegend, wurde mit Jung und Alt bekannt und vertraut.

Der glückliche Erbe.

Novelle von üä. Llorris.

(Fortsetzung.)

Es fehlte nicht viel, so hätte der Baron seinen Bedienten umarmt.Lieber, bester Kauz," bat er,führe mich bei der wunderthätigen Dame ein! Ich will Dich fürstlich dafür belohnen."

Kauz versprach sein Möglichstes zu thun und eilte fort. Er blieb einige Stunden aus, kam mit einem frohen Gesichte zurück und meldete: Madame habe sich durch anhal­tendes Bitten bewegen lassen, Sr. Ercellenz am Abend um zehn Uhr eine Audienz zu bewilligen.

Der Baron freute sich und zitterte zugleich mit der hochweisen Frau zu sprechen. Er wollte sein Anliegen niederschreiben und den Aufsatz auswendig lernen, aber der Lakei versicherte ihn, er habe diese Borbereitung nicht nöthig, indem Madame eine Herzenskundige sei und alles schon wisse, was man ihr sagen wolle.

Gegen zehn Uhr führte Kauz seinen Gebieter nach der ziemlich entfernt gelegenen Wohnung der berühmten Wahrsagerin. Ein seltsames, in ein langes weißes Gewand gehülltes, gespensierhaites Wesen empfing sie an der Thür eines unbedeutenden Hauses und öffnete ihnen am Ende eines langen Ganges im untersten Stockwerk ein Zimmer.

Da saß hinter einem Lische, der mit verschiedenen von einrm Sphinr bewachtenZauberge - räthen bedeckt war, eine tiefverschleiert-Dam-. Ein weites schwarzes Kleid wallte von .hren Schultern herab und auf dem Haupte trug sie eine ellenhohe, pyramidenförmige rothe Mütze.

Bebend beugte sich der Bakon vor der erhabenen Gestalt, die sich so wenig als ein Felsen bewegte. Als er aber eine stammelnde Anrede begann, sagte sie mit einem hohlen langsamen Tone:Spart Eure Worte, Ihr steht vor der Lenormand, die durch ihre Geister bereits von Eurer Angelegenheit unterrichtet ist. Doch Ihr seid nicht allein. Wollt Ihr, daß Euer Begleiter ein Zeuge unserer Unterredung sei?"

O ja! wenn es Ew. Hochweisheit erlauben!" stotterte der furchtsame Baron.

Also zur Sache!" begann die Verschleierte feierlich.Ihr liebt! Kennt Ihr die Schicksale Eurer Geliebten?"

Nein, hochweise Dame!"

Ihr wünscht darüber Aufklärung zu erhalten?"

Ja!" erwiederte der Graf zögernd.

Geht hin, verriegelt die Thür, damit uns Niemand störe!"

Kauz vollstreckte den Befehl. Es war außer den Dreien Niemand im Zimmer. Die Wahrsagerin wirthschaftete unter den Zaubergeräthen; nachdem sie zum Schrecken des Barons die vor ihr stehenden zwei Lichter ausgelöscht hatte und das Zimmer nun so finster war, daß man nicht die Hand vor Augen sehen konnte, rief sie mit starker Stimme:

Astarot! Astarot, erscheine!"

Plötzlich erhellte sich ihm gegenüber die Wand und ein kleiner schwarzer Kobold gaukelte auf diesem Lichtfelde herum.

Sei ruhig und beantworte die Fragen, die ich Dir vorlegen werde!"

Der Kobold stand aufmerksam still, wie ein Schüler vor seinem Lehrer.

Hast Du Kenntniß von der Dame, die der gegenwärtige Freiherr von Hall liebt?

Ja!" sagte eine dumpfe, doch deutlich vernehmbare Stimme.

Wie heißt daS Fräulein?"

Antonie von Riedau."

Sag' an, was weißt Du von ihr?"

Antonie von Riedau ist die Tochter eines Obersten, der vor neun Monaten auf dem Schlachtfelde starb. Der brave Mann erwarb sich aber durch seinen Heldentod wentz Dank: denn der Sohn des Fürsten, dem er sein Leben geopfert hatte, verfolgte kurz nach­her die sanfte, tugendhafte Antonie mit so gefährlichen Nachstellungen, daß sie, begleitet von ihrer trefflichen Mutter, aus ihrem Vaterlande flüchten mußte." ,

So kämpfen sie wohl hier unter einem fremden Himmel mit dem Elend des Mangels ?