!
Viele, welche für die Leiden ersten Anträge gestimmt haben. Debattenlos werden noch ver- willigi: Malzsteuer je 6 684088 M. 80 Pfg. (infolge Erhöhung mehr 1215 288 M. 80 Pf.), Abgabe vom Branntwein-Kleinverkauf je 230000 Mark, Uebergangssteuer je 285 460 M. und zufällige Einnahmen je 41000 M. Hier wird die Sitzung abgebrochen.
Tagesnenigkeiten.
Die Gemeinden Egenhausen u. Spielberg und die Kriegervereine dieser Orte feierten den Geburtstag Sr. Majestät des Königs in gemeinsamer Weise. Nach dem Vormittagsgottesdienste fand ein sehr zahlreich besuchtes Festessen im Gasthaus zur „Krone" in Egenhausen statt und reihte sich hieran eine von ächt patriotischem Geiste durchwehte gesellige Unterhaltung.
Stuttgart, 7. März. (Corresp.! Heute ist der Antrag der Finanz-Eommission der Kammer der Abgeordneten auf Verwilligung eines Malzsteuersatzes von 4 M. 40 Pfg. per Ctr. mit 49 gegen 34 Stimmen angenommen worden. Zu der Zahl der Abgeordneten, welche diesen Malzsteuersatz abgelehnt haben, gehört auch der Abgeordnete für den Oberamtsbezirk Nagold. Derselbe hatte die Ansicht, daß entweder keine Erhöhung der Malzsteuer oder eine solche bis zu 5 M. per Ctr. vorgenommen werden sollte.
Stuttgart, 6. März. Gegen den verstorbenen Stadtschultheißen Rup p in Cannstatt soll durch das Kameralamt Cannstatt Untersuchung wegen enormer Kapitalsteuerdefraudalion eingeleitet worden sein; man spricht dabei von Summen von 200000 und 600000 M.
Rottweil, 5. März. (Strafkammer.) Der 54 Jahre alte ledige Joh. Georg Schaible von Eisenbach (Freudenstadt) entwendete im Januar dieses Jahres einem Holzhauer dort, bei dem er auf Gemeindekosten in Kost und Verpflegung sich befindet, vier Päckchen Cichorie, um durch ihre Veräußerung Geld zu bekommen. Der Thäter, ein wiederholt rückfälliger Dieb, wurde unter Annahme mildernder Umstände zu 6 Monaten Gefängnis; verurteilt.
— Vom nächsten Nottweiler Schwurgericht wird ein Mann aus Gündringen abgc- ürt heilt werden, welcher seinem erst ein paar Wochen alten Kinde eine Menge Knochen im Leibe nach und nach gebrochen haben soll, um seinen Tod allmählig herbeizuführen, welcher schließlich unter ungeheuren Qualen erfolgte.
— Unter der Anklage der Kapitalsteuer- Gesährdung stand letzten Mittwoch Oberamtmann Haller von Crailsheim vor dem dortigen Schöffengericht. Ueber den Gang der Verhandlung berichtet der Fr. Gr.: Der kameralamt- liche Strafbescheid vom 22. Dezember 1880 nahm eine Gefährdung der Kapitalsteuer in Anwendung des Art. 11 des Kapitalsteuergesctzes von 1852 an und erkannte auf den zehnfachen Be
trag der angeblich gefährdeten Steuer 6 M. 48 Pfg. für den Staat und 1 M. R In Pfg. für Körperschaft und Gemeinde. Nachdm zwil der Beschuldigte bei der schöffengerichtliG St Verhandlung an Hand der Kammerverhandl»», M gen und über den Sinn des Gesetzes naG roll wiesen hatte, daß das wesentlichste Moment ftz geoi die Strafbarkeit — Verschweigung eines Zinz W einkommens — nicht zutreffe, also auch vH U einer absichtlichen Steuergefährdung keine Rch siül sein könne, setzte das schöffengerichtliche UrthA Zn den kameralamtlichen Strafbescheid außer Sch Wirkung, erkannte jedoch gleichwohl auf e« Eb Kontrolstrafe in Anwendung des Art. 12 dr? Uch Gesetzes.
Crailsheim, 7. März. DerhiestgeU Mi meinderath und Bürgerausschuß beschloßen hech Fr« einstimmig die Forterhebung der Biersteuer a»f fest die Dauer weiterer sechs Jahre. Diese Sie»« M liefert der Stadt jährlich rund 9000 M. -
Die Zahl der Veteranen aus dem Fm- heitskriege schmilzt mehr und mehr zusamme». Ä So wurde lepter Tage in Schützingen, OL ^ Maulbronn der 90 Jahre alte Schreiner M A Veteran Gottlieb Striegel, in Göppingen A der letzte Veteran dieser Stadt, Paul Ruff, 88 X Jahre alt, zu Grabe getragen. ^
Von der Jagst, 6. März. Am 1i ds. verlassen über 30 junge Leute aus Jach zell, OA. Ellwangen, das Vaterland; sie wolle» xh in den Vereinigten Staaten von Nordamerika ^ eine neue Heimath suchen. Schon vor einige» M Wochen sind Europamüde aus den Bezirke» G Hall und Crailsheim dahin abgegangen, viele lös werden in kurzer Zeit folgen. ^
Ulm, 6. März. Kameralamtsbuchhalter gex Faul von Wiblingen, über dessen Entweiche» seh bereits Mittheilung gemacht wurde, befindet W sich in Salzburg in Haft. Er wurde dort vo» du dem in Wiblingen statiouirten Landjäger Geile, H der zu der Verfolgung Fauls von der Staats- stc anwaltschaft entsendet war, am 4. l. M. mit w Hilfe der K. K. österreichischen Sicherheitsorgane. ffl ermittelt und zur Haft gebracht. Derselbe wird l A in nächster Zeit zur Führung.der Untersuchung b und Aburtheilung hieher geliefert werden. M lä unterschlagene Geld hatte er bis auf eine» kaum nennenswerthen Betrag verbraucht. W
(St.-Anz.) he
— Beitrag zur Unfall-Statistik. 1l
Bei der Magdeburger Allgemeinen Versicherungs- Actien-Gesellschaft — Abtheilung für Unfall- M
Versicherung — kamen im Monat Januar 1881 Ai zur Anzeige: 22 Unfälle, welche den Tod der U Betroffenen zu Folge gehabt haben, 7 Unfälle, br
in Folge deren die Beschädigten noch in Lebens- Zl gefahr schweben, 41 Unfälle, welche für die H Verletzten voraussichtlich lebenslängliche, theils m
totale, theils partielle Jnvalididät zur Folge ch
haben werden, 630 Unfälle mit voraussichtlich in
nur vorübergehender Erwerbsunfähigkeit. Zusammen 700 Unfälle. kc
Kosten noch andere Auslagen, bei der Zahlung, die er lange vom Schankwirth nicht erhalte, 1 °/o Abzug, dann komme das Christkiudle und noch obendrein das Kundensaufen; für die Schenkwirthe bleiben nicht 5 °/„, denn da heißt es bei dem Bier holen über die Gassen, „wart bis die Frau nicht da ist," dann gebe es eine große Dreingabe; sodann seien in einem kleinen Orte mehrere Wirthe, die sich starke Concurrenz machen. Die Verhältnisse in Stuttgart und Ulm seien nicht maßgebend. Redner erinnert daran, daß die Brauereien bedeutenden Risiko's ausgesetzt seien. Er wäre für keine Erhöhung von 5 °/o der direkten Steuern. Im Weiteren würde ihm der Steuermodus, wie er in Baden besteht und der Vorzüge gegen Württemberg habe, am besten Zusagen. Hohl wäre für eine Weinsteuer, da aber die direkten Steuern nicht gesteigert werden können, das Deficit aber müsse gedeckt werden, wäre er für 4 M. 40 Pf., würde den Zollalimentirungsfonds beizieheu und den Rest durch Anleihen begleichen. Bis in zwei Jahren würden wieder klare Verhältnisse bestehen. Wenn 4 M. 40 Pfg. angenommen weiden, hätten sich die dafür stimmenden Abgeordneten jedoch klar zu machen, daß, wenn die weiter von ihm soeben bezeichneten Deckungsmittel von dem andern Hause nicht genehmigt werden, müßte man den Satz 5 M. annehmen. Der Berichterstatter Beutter replicirt auf die Einwürfe und spricht sich dahin aus, daß diejenigen, welche eine Ueberwälzung der Malzsteuer auf die Konsumenten wollen, für 5 M., diejenigen aber, die für eine ermäßigte Besteuerung der Brauer seien, für 4 M. 40 Pfg. sich zu entscheiden haben, v. Wöll warth wendet sich entschieden gegen einen Aufschlag von 5 M. 60 Pfg., auch gegen 5 M. erklärte sich Redner, dagegen empfiehlt er den Commissions-Antrag von 4 M. 40 Pfg. zur Annahme. Er bemerkt auch noch, daß die Verhältnisse in Baiern anders als in Württemberg bestehen, denn bei uns sei in Obst- und Weinjahren ein weit geringerer Consum an Bier. Er wäre für eine Wein- und Branntwein-Steuer. Ebner ist gegen jede Erhöhung der Malz-Steuer und glaubr, daß man das Deficit durch Nestmittel decken und die baulichen Ausführungen rc. durch Aufnahme von Anleihen bestreuen könne. Nachdem noch Mo hl gesprochen, wird ein Schluß-Antrag eingebracht, der angenommen wird. Es wird zuerst abgestimmt über den Antrag Ramm: die Malzsteuer von 3 M. 60 auf 5 M. 60 zu erhöhen; dieser Antrag wird mit 60 gegen 23 Stimmen abgelehnt; desgleichen derjenige Mohls die Steuer für einen Centner Malz auf 5 M. festzusetzen mit 47 gegen 87 St.; dagegen wurde der Antrag der Commissi onsmehrheit 4 M. 40 Pfg. für einen Ctnr. Malz zu erheben mit 49 gegen 34 St. angenommen. Damit ist der Antrag Schwarz von selbst beseitigt; unter den Verneinenden bei dem zum Beschlüsse erhobenen Anträge sind
Aas Testament des Verschollenen.
Criminal-Novelle von N. I. Berger.
(Fortsetzung.)
Ich will keinen Unschuldigen beargwöhnen, aber aussprechen muß ich, was keinem Fremden so wie mir, dem Bruder, bekannt sein kann. Sinnlichkeit, ungezügelte Leidenschaft war ein hervorstechender Zug in dem Charakter meines sonst trefflichen Bruders. Dies war der Grund zur Trennung seiner kurzen Ehe; seine Ausschweifungen haben ihn später, als er sich ihnen zwanglos überlies, in Verwickelungen geführt, die sich zu oft nur blutig lösen. Man erzählt in K. von einem Umgänge mit einer Ballettänzerin, die fast gleichzeitig mit ihm von dort verschwunden ist. Man sollte wohl bei den Gewährsleuten jenes Gerüchts von dem Umtreiben einer Frauensperson in der Nähe der Blutstatt Nachfragen.
Der Oberstaatsanwalt fand manche der hier ausgesprochenen Rügen nicht unbegründet. Man ging auf die bezogenen älteren Polizeiberichte näher ein und brachte nun bald die folgenden Vorgänge an's Licht.
- Sie bezogen sich aus den 24. August, den Tag, an dessen Frühmorgen der Entleibte die Waldschänke verließ. Der Tag war den Zeugen, als der Namenstag einer beliebten Prinzessin des regierenden Hauses, welche in dortiger Gegend residirte, besonders erinnerlich geblieben. Das Volk pflegte den Abend des Tages durch Freudenfeuer auf den umliegenden Höhen zu verherrlichen.
Ein zwanzigjähriger, aber sehr schwachsinniger Bube aus der im Gebirge angesiedelten Schweizercolonie stieg am Vormittage zu der
Warte empor, um zum Zwecke jener Freudenfeuer Holz zu suchen. Dü ^ fi
Sonne stand schon sehr hoch, als der Bursche dicht neben sich im Ge- -8
büsch ein wandelndes Paar erblickte: einen Mann, wie ein seiner Jäger d
aussehend, und ein Mädchen in buntem Kleide, mit Strohhut und ^
mit Sonnenschirm. Näher vermochte der Bursche die Kleidung nicht zu beschreiben, er unterschied, wie man wahrnahm, die Farben nicht. Z>
Beim Anblicke des Zeugen war das Paar, wie erschrocken in's --
Gebüsch zurückgewicheu. Nach einer geraumen Weile erblickte der dl
Bursche es wieder, hoch über sich, dem Raubstein ganz nahe. Der
Mann, so waren des Zeugen Worte — schien sich mit dem Mädli zu A
tümmcln. Die Gebcrden, mit welchem er den Ausdruck erläuten wollte, er
ließen sich auf ein Handgemenge deuten. . ^
Im Emporschauen glitt der Beobachter aus und rutschte eine d
Strecke von dem steilen Hange herab. Als er sich aufraffte und wieder hinaufsah, war das Paar verschwunden. Das war Alles, was man dem. n Geistesschwachen mühsam abfragte. ^
Inhaltsvoller waren die Aussagen des Baders zu Schlingen und feiner Ehefrau. Schlingen ist eine Kolonie von wenigen Häusern, -L
welche sich den letzten zerstreuten Höfen Hilgenbergs anschließt. ^
Am späten Nachmittage — so erzählen die Eheleute — kommt Z eine Dame in stattlicher Kleidung, groß und schlank, „fein und liebreizend von Angesicht, aber blaß und abgejagt", mit dunklem, lockigem k Haar. Sie bittet den Bader, ihr eine Wunde zu besorgen, die sie M a
der inneren Fläche der rechten Hand, bis dahin verhüllt mit einem
blutigen, weißen Tuche, vorzeigt. Der Bader findet eine breite, aber rr
nicht tiefe S Hautwunde, legt ein Pflaster und Verband an und seine Fra" «
reicht der Fremden auf ihr Bitten ein reines Tuch. Dafür drückt ihr n die Dame einen Dukaten in die Hand, nimmt eilend Abschied und ent-