spiel gegeben. Die Erbschaftssteuer verdanke man der Zeit der französischen Revolution, die manches Gute hervorgebracht, allein eben auch ein Erbschaftssteuer-Gesetz, daS nicht ge­recht sei. Das allgemeine Defizit zu decken, sei Pflicht des ganzen Landes. Er stellt den An­trag, den Entwurf abzulehnen. Untersee entgegnet Mohl auf die Einwürfe, v. Bosch er führt aus, daß er im Prinzipe mit dem Ent­wurf einer Erbschaftssteuer einverstanden sei, anders scheine es ihm aber bei der Schenkung zu liegen; er wäre dafür, daß über Erbschafts- und Schenkungssteuer besonders abgestimmt würde; im Uebrigen ist Redner für die Einzel- berathung. Hohl bemerkt in seinem Vortrage, daß nicht die Erbsmasse besteuert werde, sondern die 'Erben. Mohl sei vor 30 Jahren gegen die Steuer gewesen; seit dieser Zeit sei sie aber überall eingeführt worden. Redner sei auch Anfangs gegen die Schenkungssteuer gewesen, er habe sich aber vom Gegentheil der Berechti­gung und zwar vom praktischen Standpunkte aus überzeugt; er wünscht eine Maßhaltung und Beschleunigung der Berathung. v. Bitz er ist für Berathung der Erbschaftssteuer aber gegen die Schenkungssteuer. Mayer freut sich, daß die Regierung den Entwurf eingebracht habe, da derselbe der demokratischen Anschauung entspreche. Mohl vertheidigt noch einmal feinen dargelegten Standpunkt, dessen Antrag auf Uebergang zur Tages-Ocdnung abgelehnt und in die Einzelberathung eingeireten wird. Art. 1) handelt von der Erbschaftssteuer, in dem sie die Erwerbe bezeichnet; wird unter ei­nem kleinen Vorbehalte angenommen. Art. 2) gibt eine nähere Bestimmung des Steuerobjektes, je nachdem es in- oder außerhalb Württembergs gelegen und je nachdem der Erblasser bezw. Erbe Staats-Angehöriger ist oder nicht; ge­nehmigt. Art. 3) bezeichnet die Befreiung von der Erbschafts-Steuer a) an Kinder, l>) an Ehegatten, o) an Dienstboten; L. a) Vermögens­zuwendungen an das Staats-Oberhaupt und den Staat; d) kirchliche und wohlthätige Zwecke bis zum Betrag von 1000 M.; 0. Anfälle von Vermögen bis zu dem Betrag von 50 M. Es entspinnt sich eine lauge Debatte, wobei Zusatz- und Abänderungs-Anträge gestellt wer­den, zu welchen v. Fab er jeweils den Stand­punkt der Regierung bezeichnet. Reg.-Commis- sär Wintterlin gibt von der finanziellen Seite des Art. 3 eine kurze Erläuterung, wo­rauf, nachdem noch v. Bo sch er gesprochen, zur Abstimmung geschritten wird: s.) wird an­genommen, ebenso b), dagegen eine weitere Li­tera, daß auch Eltern frei sein sollen, abge­lehnt; o) wurde mit der Bestimmung gutge­heißen bis zum Betrag von 1000 M., L. a) wird unverändert, o) mit der Ausdehnung ge­nehmigt, daß auch Zuwendungen für gemein­

nützige Zwecke von der Steuer befreit bleiben. 6. mit der Erhöhung bis 100 M. gutgeheißen. Die Sitzung wird nm 3 Ubr abgebrochen.

Tagesneuigkeiten.

Altenstaig, 25. Febr. Der Taglöhuer Jakob Friedr. Ottmar stürzte Mittwoch Nachmittag die Stiege eines hiesigen Gasthauses hinunter und brach das Genick, worauf dessen alsbaldiger Tod eintrat.

(:) Walddorf, 24. Febr. Auf Einlad­ung des Hrn. Oberamtsbaumwarts Bihler versammelten sich heute in derKrone" ca. 20 24 Gemeindebaumwärter des Bezirks und einige Bürger Walddorfs, um ihre Erfahrungen in Beziehung auf den Obstbau umzutauschen. Der Meinungsaustausch war ein sehr lebhafter und gab Zeugniß davon, daß ein lobenswerthes Streben nach Weiterbildung vorhanden sei. Die Verhandlungen verbreiteten sich über Baumsatz, Veredlung jüngerer und Verjüngung älterer Bäume, Feinde des Obstbaus, wobei namentlich auch über die Erfahrungen mit dem Brumata- leim lebhaft debattirt wurde. Zum Schluß wurde beschlossen, in Zukunft jährlich je im Frühjahr und Herbst eine Versammlung zu ver­anstalten. Die nächste Versammlung soll am Feiertag Simonis und Judä in Wildbcrg 'ab­gehalten werden. Hr. Schultheiß Gänßle wurde ersucht, dabei einen Vortrag über die für unfern Bezirk geeignete Sortenwahl, zu halten. Einen weiteren Vortrag über Baumpflege und Baumscknitt, bis der Baum sich selbst überlassen werden kann, versprach Hr. Bihler zu halten, wenn die Zeit reiche. Die Versammelten trenn­ten sich in sehr befriedigter Stimmung.

Die bereits gemeldete Bestellung von 100 000 Stück Mausergewehren bei der Obern­dorfer Gewehrfabrik für die serbische Regierung hat in Objerudorf Anlaß zu einer F.euden- kundgebung geliefert. Dem Fabrikanten Wilh. Mauser wurde ein Fackelzug gebracht, denn durch diese Bestellung kommen in Oberndorf an die Arbeiter der Fabrik für längere Zeit allwöchentlich 22000 M. an Arbeitslöhnen zur Auszahlung, was natürlich von guter Einwirk­ung auf die ökonomischen Verhältnisse des gan­zen Städtchens sein muß.

Wie derSt. A." hört, hat die Piano- fortefabrik Schied mayer und Söhne in Stuttgart auf der internationalen Ausstell­ung in Melbourne den ersten Preis für Piani- nos und Flügel erhalten.

Am Freitag Nachmittag hat sich der Restaurateur zur Sonne, Christian Preisendanz von Stuttgart heimlich entfernt. Mit ihm sind die Kellnerin und ein -' rischen verschwunden.

Wie dieTüb. Chronik" ausführlich berichtet, hatte der nominelle Redakteur des Volksfreundes", Fritz Kränzle von din­

gen sich am 18. Febr. wegen Beleidigung durch die Presse zu verantworten. Es handelte fitz um einen Artikel aus Nehren, durch welch« SO die Mitglieder des Konsistoriums sich beleidigt Hai gefühlt und geklagt haben. Die Strafkammer Lau verurtheilte den Beklagten, welcher den Artikel abg vertrat, jedoch an eine Beleidigung nicht gedacht haben will, zu drei Wochen Gefängniß und Tragung der Kosten.

Eßlingen, 23. Febr. Der Viktualicn- M. Händler CH. Vetter hier hat 100 Fässer AeM M aus Philadelphia bezogen, welche in gurer sch M tiger Waare eingetroffen sind. Mi

Hall, 23. Febr. Wie demKocherb.' M mitgetheilt wird, ist vor einigen Tagen das M Zugseil an der Drahtseilbahn zwischen der Sta- wu tion und dem Bergwerk Wilhelmsglück 4 Tage 50 nach Ablauf der einjähr. Garantiezeit gebrochen, vor Den im Salzschuppen auf der Station beschäf- Ge tigten Auslader warf das zerrissene Seil zu liej Boden; hätte derselbe übrigens seinen gewöhn- wi lichen Standpunkt zur Empfangnahme derWa- W gen eingenommen, so wäre es wohl um sein rol Leben geschehen gewesen, mit solcher Wucht ist schnellte das Seil ab; ein Theil der Karren fiel in die Tiefe am Kocher hinab. Die Betriebs­störung dauerte übrigens nicht lange, bis das ur Seil wieder zusammengeflochten war. Das Sah be frißt, wie es scheint, doch zu stark an den Draht- st seilen. a«

Für die Dampfer auf dem Bodensee sej sind neue Vorkehrungen zur möglichsten Sicher- de ung der Schifffahrt vor Unglückssällen, besou- D

ders auch vor Zusammenstößen unter den bei eil der Dampfschifffahrt betheiligten Bodenseeuser- 10 staaten getroffen worden. Dazu gehört unter anderem auch das Versehen jeden Dampfboots ge mit zehn Korkrettungsringen und Korkrettungs- wi jacken, mit Nothsignalraketen, mit denen bei m> Nachtzeit ein weithin über sieben Minuten an- haltendes Roths euer gegeben werden kann behufs de Herbctrufung von Hilfsbooten u. s. w. in

(Unglücksfälle und Verbrechen.) P Zu Rat Hs Hausen hatte unlängst Einer die tr Frechheit, nicht nur aus einem Kamm gegeu de 50 Pfd. Schweinefleisch, sondern auch aus der 5l nicht verschlossenen Kammer des Hauses ein d Quantum Mehl von säst 3 Simri zu stehlen.

In Heuchlingen (Gerabroun) hat am m Montag ein in den 40er Jahren lebender, allein- st stehender Mann seinem Leben durch Erhängen le ein Ende gemacht. So viel auf dessen Aeu- ßerung zu schließen ist, hat die Besorgniß, sein de Vermögen möchte ihm nicht ausreichen, diesen K verhängnißvollen Gedanken in ihm gereift, ha welchen er auch aussührte. -- In Reutlin- El gen brach Mittwoch Nacht im Hause des W Schmied Wucherer Feuer aus, ^welches bald gelöscht wurde, aber au dem Haus bedeutenden N

Schaden anrichtete. en

Messers Leiden.

(Schluß.)

Jetzt schien es mit seinem Schlaf vorbei zu sein, er warf sich hin und her, dachte an alle seine lustigen Bekannten, dachte an die längsten Krankengeschichten in den neuesten medicinischen Journalen, dach Nichts wollte wirken; endlich las er sogar in einem Journale eine Abhandlung des langweiligsten und fadesten aller Schriftsteller, doch auch diese fruch­tete nichts. Nun löschte er das Licht wieder aus und legte sich halb verzweifelt auf sein Kopfkissen.

Da o ihr neckischen Geister der Nacht! klingelte es schon wieder, aber ganz leise, wie von einer schüchternen, furchtsamen Hand.

Giebt es noch mehr in Liebe und Mondschein schwärmende Kammerzofen hier im Hause? war sein erster Gedanke. Sein zweiter: es läge doch wohl in der Möglichkeit, daß sich endlich das Geschick und ein Kranker seiner erbarmt hätten. Bevor er Zeit gewonnen, einen dritten zu fassen, war er aus dem Bett und am Fenster.

Was wünschen Sie?"Wohnt nicht hier ein Doctor? Zu dienen!"Erbarmen Sie sich und kommen Sie mit mir! Meine Mutter liegt in den heftigsten Krämpfen!"

Mitkommen heftige Krämpfe diese Worte elektrisirten unfern Doctor.Bald, bald!" rief er, und wäre in einer Minute angekleidet gewesen, wenn das SprichwortElle mit Weile" nicht gar zu bald sein Recht gefordert hätte. So kam es daß er erst den einen Stiefel, dann die Weste verkehrt anzog, und außerdem noch einige Kleinigkeiten an die Unrechte Stelle brachte und endlich, als er nach dem Hute griff, in der Hast einen Todtenschädel erfaßte, der ihn im fahlen Mondenlicht grin- , send anstierte. Aergerlich schleuderte er das Knochenhaupt von sich und lief ohne Bedeckung davon. Die Treppe flog er hinab, schon stand er an der Hausthüre, schon hatte er die Klinke ergriffen und drückte, da

fiel ihm erst ein, daß die Thür verschlossen und sein Schlüssel in den m Händen der in Liebe und Mondschein schwärmenden Kammerzofe sei. Z Jetzt war es mir seiner Geduld Matthäi am letzten! O Schicksal! kl

O Glücks- und Unglücksnacht! rief er und hätte heulen mögen vor ei

Wuth. Wie Simson an den Pfosten des Philistergebäudes, rüttelte e: ei an dem Schlosse der Thür, doch das eiserne Schloß knarrte nur und rührte sich nicht.

Kommen Sie bald, Herr Doctor! Haben Sie Erbarmen, cilen Sie!" jammerte draußen eine zarte Stimme, daß dem Doctor das Herz aufgieng in Mitgefühl, und immer knarrte und raffelte die Thüre u und wollte nicht ausgehen. Z

Nach langen, vergeblichen Versuchen sah er endlich ein, daß man tr nicht mit dem Kopf durch die Thür rennen kann, und entschloß sich, da ihm nichts Anderes übrig blieb, das Schlafgemach des von Liebe und ai

Mondschein träumenden Kammermädchens aufzusuchen, um seinen Haus- hi

schlüssel wiederzufordern.

Das Haus, in welchem er wohnte, hatte drei Stockwerke, die ol

sämmtlich bewohnt waren; in jedem Stockwerk befand sich eine Reihe K

von Thüren, von diesen sollte er nun die einzelne herausfinden, hinter F

welcher die verwünschte Kammerzofe schlief, die er als eine böse Fee, als die Quelle all' seines Unheils betrachtete. a>

Er stieg die Treppe hinauf; ging an der Wand herum, betäubt eil

vor Aerger, und fing nun an der ersten Thür, auf die er stieß, erst vo

leise, dann immer nachdrücklicher zu pochen an. Niemand ließ sich ver- vc

nehmen. Er legte sein Ohr ans Schlüsselloch, Alles war still darin. Endlich legte er die Hand auf die Klinke, sie gab nach, die Thur(

sprang auf, er blickte ins Zimmer, da grinst ihm vom Fußboden, vom w

fahlen Mondlicht beleuchtet, ein Todtenkopf entgegen! Alle-! Nein, kn

das ist zu toll! Er hatte in der Verwirrung fünf Minuten lang au seine eigene Stuüenthür gepocht! ,

Er ließ die Thür offen und tappte weiter. Endlich gelangte er Z