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Nr. 273.
Amis- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.
92. Jahrgang.
Eriche inungswet^s: Smal wöchentlich. Anzeigenpreis: Im Oberamis- öezirr Calw lür die einspaltige Zeile 10 Psg., außerhalb desselben 12 Psg., Reklamen LS Psg. Schluß tür Anzeigenannahme S Uhr vorrnittagS. Fernspr. S
Mittwoch, den LI. November 1917.
Vc ;rrg «p retL: In der Stadt mit Lrägerlohn Mk. 1^5 vierteljährlich, o ibezugSprei- im Orrs« und Nuchbarorrtzverkehr Mk.l.Lö. im Fernverkehr 1.65 BesteNg-ld in Württemberg 30 V'g.
Starke englische Angriffe südwestlich von Cambrai.
Die Lage ans den Kriegsschauplätzen.
Die deutsche amtliche Meldung.
Heftiger Artilleriekampf in Flandern.
Neue starke Gegenangriffe der Italiener in Südtirol abgewiesen.
(WTB.) Erohes Hauptquartier, 20. Nov. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Nupprecht: Die Artillerie- tiitigleit in Flandern nahm gestern nachmittag vom Houthoulsterwaldc bis Zandvoorde bedeutend zu und hielt auch die Nacht über mit unverminderter Heftigkeit an. Starkes Störungsfeuer lag auf dem Kampfgebiet bei Poehl-Capelle und Paschendaele. Auch im Artois» beiderseits der Scarpe, bei Bullecourt und Queant, lebte die Gefechtstötigleit auf. Feindliche Aufklärungsabteilungen wurden im Nahkampf zurückgeworfe«.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: Nördlich von Soissons und auf dem östlichen Maasuser war das Feuer gegen die Vortage erheblich gesteigert, ihm folgte gegen den Chaumewald der Angriff eines französischen Bataillons; er wurde mit schweren Verlusten und unter Einbuße von Gefangenen abgewiesen. Unser Vernichtungskeuer verschlug den noch mehrfach am Abend zur Wiederholung seiner Angriffe sich rüstenden Feind in seine Bereitstellungen. Unternehmungen eigener Abteilungen nördlich und östlich von Verdun hatten Erfolg.
Oestlicher Kriegsschauplatz: Keine gröberen Kampfhandlungen.
Mazedonische Front: Auf dem westlichen Wardarufcr drangen bulgarische Stohtrupps in die srcni'ös'schen Gräben ein und machten Gefangene.
Italienische Front: Starke Gegenangriffe der Italiener gegen die von uns eroberten Stellungen am Nor^bangc des Monte Tomba führten gestern zu erbitterten Kämpfen. Das Feuer unserer Artillerie und Maschinengewehre lichtete die Reihen des in dichten Haufen anstiirmendcn Feindes; die Infanterie warf ihn in seine Ai'«g"n-'sstelli,ng Zurück. Starkes Feuer dielt in diesem Kampfabschnitt an. An der unteren Piave ni5>!s Neues.
Der erste Eensrakquartiermeister: Ludendorff.
Die gestrige Abendmeldung.
(WTB.) Berlin, 20. Nov. Abends. Amtlich wird mitgeteilt: Lebhafte Fcuertötigkeit bei Poehl-Capelle und Paschendaele. Im Gebiet zwischen dem von Ba- paume und PSronne auf Cambrai führenden Straßen hat der Engländer mit starken Kräften angegriffen und Gelände gewonnen. Unsere Eegenmabnahmen find in vollem Fluh.
Im Osten keine größeren Kampfhandlungen.
In Italien nichts Neues.
14 500 Quadratkilometer italienische« BodenS erobert!
Was die Italiener in elf blutigen Isonzo-Schlachten an österreichischem Gebiet erstritten, ging ihnen in wenigen Tagen in der zwölften Jsonzo-Schlacht wieder verloren. Darüber hinaus aber eroberten die kühnen Angreifer in erfolgreichem Vordringen beträchtliche italienische Gebiete. Bis zum 13. November 1917 ist den Italienern in ihrem eigenen Lande ein Gebiet von rund 14 500 Quadratkilometer entrissen worden.
Eine offiziöse italienische Note zur Kriegslage.
(WTB.) Bern, 21. Nov. Die „Agenzia Stefan!" der- breitet eine offiziöse Note zur Kriegslage, worin es heißt: Zm Gebirge zwischen Prenta und Piavx nehmen die feind
lichen Masten an mehreren Stellen an Dichte zu. In mehreren Richtungen werden Bewegungen der Artillerie und solche von Marschkolonnen gemeldet. Die Phase der Vorbereitung ist zu Ende. Eine neue Bktionsperiode wird ein- sehen. Es ist möglich, daß der Feind die Absicht hat, eine große strategische Unternehmung rasch entschlossen zu versuchen, um unsere Flügel zu durchbrechen und uns dann ein- zuschlteßen, es ist aber auch möglich, daß der Feind eine langsame. methodische Abnutzungsaktion unternimmt. Schließlich könnte er eine Reihe kräftiger Vorstöße wie s. Z. vor Verdun versuchen. Wie dem auch sei, der Feind mußte sich bei den letzten Aktionen überzeugen, daß er nicht auf die Auflösung der italienischen Armee infolge mangelnden Widerstandes rechnen kann. Das Land ist einmütig in dem Willen, Widerstand zu leisten, und schickt sich an, in den bevorstehenden großen Kampf zu gehen.
Der Krieg in Südostaftika.
(WTB.) London, 18. Nov. Heeresbericht aus Ostafrika. Auf der Mahombo-Hochebene besetzten unsere Truppen am 14 November Mwiti. Nach schwachem Widerstand setzten sie sich auf dem Höhengelände nordöstlich und westlich Tschiwata fest. Am 15. Nov. besetzten wir Tschiwata nach einem Gefecht auf den Höhen östlich der Miffionsstation. 46 deutsche Europäer mit 425 Askaris wurden gefangen genommen. Insgesamt meldeten unsere Truppenabteilungen von allen Fronten seit dem 1. November 473 deutsche Europäer und 1042 Askaris als getötet oder gefangen, sowie 4 12zöllige Schiffsgeschütze. 33 M^ch-'nengewelire und viel Kriegsgerät als erbeutet. Der Feind ist endgiltig aus dem ganzen Ma- hengegebtet vertrieben. (Bemerkung de- WTB.: Bereits reits nach ihrer Meldung über die vom 6. bis 8. Nov. stattgehabten Kämpfe wollen die Engländer dicht vor Tschiwata und Wwiti gestanden haben, daß sie erst am 14. und 15. Nov. beide Punkte besetzen konnten, beweist, daß der Vorgefundene Widerstand doch nicht so schwach gewesen sein konnte. Damit ist jedoch die Mahombo-Hochebene, wie die Engländer machen möchten, noch nicht erreicht. Die Angaben iber die deutschen Verluste an Menschen und Material können hier natürlich nicht nachgeprüft werden. Im allgemeinen baben sich derartige Meldungen bei früheren Gelegenheiten eist als übertrieben erwiesen.)
Hervorragende Tat eines U-Bootes.
(WTB.) Berlin, 20. Nov. (Amtlich.) Eines unserer U-Voote, Kommandant Oberleutnant zur See Wend- landt, griff am 11. November an der sprachen Küste operierende feindliche Seestrritkräfte, die sich auf geringer Wassertiefe hinter Netzen sicher glaubten, mit hervorragendem Schneid an und vernichtete einen großen englischen Monitor, sowie einen Zerstöre, durch Torpedo- doppclschuß. Der Feind hatte beim Untergang der Schiffe erhebliche Mannschaftsverluste.
2. Auf dem nördlichen Kriegsschauplatz wurden durch unsere U-Boote neuerdings 5 Dampfer versenkt. Darunter befanden sich zwei vollbelÄwne englische Dampfer, die bewaffnet waren.
Der Chef des Admiralftabs der Marine.
Zur Kriegslage. — Lloyd George verteidigt sich. — Der ungebrochene Kriegswille der Entente.
Die Italiener haben erkannt, daß es zur Rettung der Piavelrnie unbedingt notwendig ist. wenn sie die Eebirgsfront zwischen Piave und Brenta unter allen Umständen halten. Deshalb haben sie in das Grenzgebiet der Sieben Gemeinden, im Bereich von Asiago und weiter östlich bis Quero (7 Kilometer südlich van
Feltre) alle verfügbaren Reserven geworfen, und richten jetzt andauernd gewaltige Massenangriffe gegen diese Front, um das wertere Vorwärtsschreiten der Verbündeten und den Austritt in die Ebene zu verhindern. Denn gelingt es der Armee Konrad, aus dem Gebirge zwischen Piave und Etsch herauszuksmmen, dann können die Italiener trotz aller Verstärkungen die Piave- linie nicht halten. Die Ententepresse bereitet auf diese Möglichkeit schon vor, und selbst die italienische Presse macht kein Hehl daraus, daß, wenn es gelingt, in die Stellungen zwischen Brenta und Piave eine Bresche zu legen, die Folgen für die Front sehr ernst sein würden. Wie weit die Entwicklung der Dinge an den italienischen Fronten schon gediehen ist, geht aus der Feststellung der italienischen Militärkritiker hervor, daß die Eebirgsfront bis zur Etsch und dem Gardasee in Bewegung zu geraten scheine, da der Artilleriekampf dort schon heftig eingesetzt habe. An der unteren Piave sind noch keine weiteren Aenderunaen eingetreten. Die strategischen Maßnahmen daselbst sind von der Entwicklung an der Eebirgsfront abhängig. Was" die englische und französische Hilfe anbelangt, so tröstet ein Pariser Blatt, der „Petit Parisien", das Organ des neuen Außenministers PiKon, die Italiener damit, daß die französisch- englischen Verstärkungen insgesamt einareifen werden, wenn sie zusammengestellt sind, denn es sei nicht rötlich, sich „in kleinen Paketen" in die Schlacht zu werfen.
Eine neue Phase der englischen Strategie ist mit dem gestern eingesetzten starken enalisch"n Anoriff nördlich von St. Quentin zu verzeichnen. Wie der deutsche Abendbericht meldet, haben starke englische Kräfte zwischen den von Bapaume und PSronne auf Cambrai führenden Straßen angegriffen. Der Angriffspunkt befindet sich im Zentrum der sog. Cieasriedstellung, deren Vorland bekanntlich im März von Arras bis Se'ssons geräumt worden war. Jetzt verläuft die neue Front etwa 9 Kilometer östlich Arras—15 Kilometer östlich Bapaume—18 Kilometer östlich Pöronne—St. Quentin—La Fere—15 Kilometer westlich Laon—
18 Kilometer nordöstlich Soissons, oder 10 Kilometer südwestlich Laon, usf. Die Engländer haben also nun etwa auf der Linie Boursies (12 Kilometer westnordwestlich von Bapaume)—Eouzeauvaux (18 Kilometer nordöstlich von Pöronne) angegriffen. 7 Monate haben sie gebraucht, um hier wieder eine Angriffsgrundlage zu schaffen, so gründlich hatte Hindenburg ihnen das geräumte Gelände verdorben. Der Zweck des Angriffs in diesem Punkt ist, die deutsche Front im Zentrum entweder zu durchbrechen und aufzurollen, was durch gleichzeitige Angriffe in Flandern und französischerseits auf Laon zu zu bewerkstelligen wäre, oder aber soviel wie möglich deutsche Divisionen cm der Westfront zu fesseln. Unwahrscheinlich wäre es nicht, wenn an der Westfront von den Engländern und Franzosen jetzt noch vor Winteranfang ein großer Sctzlag, gewissermaßen eine Ee- neraloffcnsive geführt würde, denn die Entente hat es nötig, etwas zu machen, wenn sie auf die italienische Katastrophe hin nicht ihr ganzes militärisches Ansehen verlieren will.
Das haben die Alliierten eingesehen, deshalb wurde doch zwecks Beschönigung des erneuten Zusammenbruchs einer der Bundesgenossen die Parole der Einigkeit auch in militärischen Dingen ausgegeben. Und Lloyd George hat jetzt diese Anschauung vor dem engli- ' schen Unterhaus verteidigen müssen. Er begründete das wie in Paris damit, daß der Mangel an Zusammenarbeit das Unglück in Italien zur Folge gehabt habe, wie auch aus diesem Grunde die Niederlagen Serbiens