Aus Stadt und Land

Calw, den 26. Juni 1928.

Geistliche Abeubmusik i« -er Stabtkirche.

Wenn heute, in unserer Zeit der Mechanisierung, die Be­hauptung nicht mehr allgemeine Richtigkeit hat, daß alles, was auf dem Gebiet des Konzertwesens, ja des Musiklebens überhaupt getan wird, im letzten Grunde aus dem Drange nach der Bekanntschaft mit den Offenbarungen -er Tonkunst geschehe, so darf die Darbietung der geistlichen Abendmustk am Sonntagabend in der Stadtkirche zu den Veranstaltungen gezählt werden, die, auf frendegebendem Boden gewachsen, nur nach wertvollen Früchten greifen. Ihrem Zwecke, die Hörer zu erbauen und zu erfreuen, suchte sie mit viel Liebe und Hingabe gerecht zu werden. Die Vortragsfolge setzte frei­lich ein gewisses Kunstverständnis und einen entschiedenen Bildungsdrang beim Hörer voraus, aber dafür wird, wer hier seinen Drang nach Musik stillt, gegen verderbliche Ein­flüsse schlechten Geschmacks am sichersten gefeit bleiben. Her­mann Achenbach-Tübingen, ein junger, vielversprechender Sänger, besten Name in den Musikkreisen Schwabens schon einen sehr guten Klang hat, gab prächtige Proben seines Kön­nens. Mit Hingabe und reicher Gestaltungskraft, durch eine abgerundete und volle Tonbildung und verinnerlichte Wie­dergabe brächte er Werke von Johann Sebastian Bach, Hein­rich Schütz, Mendelssohn-Bartholdy, Karl Hasse und Max Neger zum miterlebenden Vortrag. Hermann Mall-Calw stellte sein künstlerisches Können erneut unter Beweis. Die Orgclbegleitung der Gesänge zeugte durch ihre reiche Schat­tierung von dem feinen Verständnis des Künstlers, den Ge­sangsvortrag zu erweitern, vertiefen und zu veredeln. Als Komponist eines Orgelchorals:Herr Jesu, Gnadensonne"" zeigte sich Hermann Mall als trefflicher Meister der Orgel. Die Vortragsfolge führte von den alte» Meistern der Kir- chomvusik, in deren Mittelpunkt die Riesengestalt des. Leip­ziger Kantors stand, hin zu den Meistern und Forschern des vergangenen Jahrhunderts und der Gegenwart) in ihrem inneren Wesen führte sie empor, bergaufwärts, der Höhe zu und wieder erlöschend wie die Strahlen der Sonne und ver­welkend wie das Leben des Menschen, der sich dem Schutze des Höchsten ergibt:Mit meinem Gott geh ich zur Ruh." Es war eine Stunde weihevollen Erlebens, für welche den Künst­lern herzlicher Dank gesagt sei.

Die Übergehung -er Opposition in -er Lehrerbild«ngSfragc.

Die Regierung hat auf die Kleine Anfrage der Abg. Ul­rich und Gen. (Soz.) folgende Antwort gegeben: Di« Denk­schrift über die Lehrerbildung und der Vorentwurf des Lan­desschulgesetzes find lediglich Vorarbeiten für die Entwürfe an den Landtag. Solche Vorarbeiten bespricht in keinem par­

lamentarische« Staate die Regierung mit Len Abgeordneten der Opposition. Eine völlige Gleichstellung käme nur bann iu Frage, wen» alle Fraktionen dieselbe Stellung zur Regie­rung hätten. Da die Oppositionsparteien aber die Verant­wortung für di« Regierungsführuug ablehnen, so wirken sie auch nirgends bei der Vorbereitung der Regierungshandlun­gen mit. Sobald die Entwürfe so weit durchgearbeitet sind, daß sie der öffentlichen Besprechung unterstellt werden kön­nen, werden sie selbstverständlich auch den Abgeordneten der Opposttwn -»gehen, so daß diese in keiner Weise in der Mit­arbeit beeinträchtigt sind.

Die Lage des Arbeitsmarktes.

wp. In der Berichtszeit vom 18. bis 19. Juni 1929 ist, wie vom Landesarbeitsamt Südwestdeutschlands mitgeteilt wird, hauptsächlich infolge der günstigen sommerlichen Wit­terung, welche die Arbeiten in den Saifonberufen sehr för­derte, in fast allen Arbeitsamtsbezirken eine wieder etwas verstärkte Belebung des Arbeitsmarktes und eine weitere Entlastung der Unterstützungseinrtchtungen eingetreten. Der Stand der Hanptunterstützungsempfänger am 19. Juni war folgender: In der versicherungsmäßigen Arbeitslosenunter­stützung 86163 Personen (24 799 Männer, 11663 Frauen), in der Krisenunterstützung 9692 Personen (7613 Männer, 2180 Frauen. Die Gesamtzahl der Unterstützten fiel um 3167 oder , 4,4 Prozent von 48 312 Personen (83 638 Männer, 14 674 > Frauen) aus 46148 Personen (32 302 Männer, 18 843 Frauen). Davon kamen auf Württemberg 11593 gegen 13-348 und auf Baden 34 642 gegen 35 964. Im Gesamtbezirk des Landes, arbeitsamts Südwestdeuischland kamen am 19. Juni 1929 auf 1999 Einwohner 9,1 Hauptunterstützungscmpfänger gegen 11,6 am 16. Mai, 16,9 am 17. April und 3l,9 am 6. März. Für das Baugewerbe war der Bedarf an Fach, und Hilfs­kräften reger als in der Vorwoche.

Wetter für Donnerstag und Freitag.

Seit gestern rückt ein Hochdruck gegen" den Kontinent vor. Fiir Donnerstag und Freitag ist mehrfach aufheiterndes und vorwiegend trockenes Wetter zu erwarten.

Nagol-, 25. Juni. Gestern morgen ereignete sich wieder­um ein Unfall bei Arbeiten am elektrischen Leitungsmast. In der Wiese, gegenüber der Gärtnerei Reule, war der 19jährige Monteur Gottlob Killinger von Nagold damit beschäftigt, mit einem Flaschenzug bi« Drähte zu spannen. Bevor er den Mast bestieg und auch als er die halbe Hiche erreicht hatte, prüfte er besten Festigkeit, wobei sich keinerlei Warnungs« »eichen bemerkbar machten. Beim Spannen der Drähte aber gab der Mast nach und fiel um, jedoch glücklicherweise zuerst auf dt« Telephonleitungen, so daß er etwas abgeleitet wurde und nicht mit voller Wucht auf dem Boden aufschlug. Killin­ger, der sofort ins Bezirkskrankenhaus verbracht wurde, er­

litt dabei Wirbelsäulen- und Lendenquetschungen. Sein Be­finden ist verhältnismäßig gut.

» Obertalheim, 25. Juni. Nach einem Wortwechsel vor dem Gasthaus zumEngel" wurden die beiden Karrenleute Schies­sel und Zinkstein gegeneinander tätlich. Zinkstein griff dabei in die Tasche, um einen Revolver zu ziehen. Schiestel kam ihm aber zuvor und richtete Z. mit einem Messer übel zu. Er muß tierisch auf seinen Gegner eingestocheu haben, denn un­ter den 5 Verletzungen an Hals, Arm, Hand usw. befindet sich ein« 29 Zentimeter lange Wunde im Nacken. Schieffel erhielt nur einige kleine Wunden am Kopfe, die ihm Zink­stein durch Schläge mit dem Revolver beibrachte. Der Messer­held wurde in das Nagolder Amtsgerichtsgefängnis einge­liefert.

SCB. Stuttgart, 26. Juni. Im Jahre 1916 war der Jahve alte Knabe des Oberkontrolleurs Laun in Berg spurlos verschwunden. Vor einigen Wochen erhielt die Fa­milie Laun die Mitteilung, - in der Tschechoslowakei ein

. Knabe ausgeschrieben sei, der nach -er Beschreibung das verschwunden« Kind sein sollte. Laun reiste mit feinem Schivager, dem Lokomotivführer Kälberer, in die Tscheche, slowakei. Kälberer «ist inzwischen zurückgekechrt und hat mit­geteilt, daß durch Lichtbilder, dann vor allem aber auch durch eine Narbe, die der Knabe schon von klein auf an -er inne­ren Oberlippe besaß, di« Identität einwandfrei festgestellt wurde. Der Knabe wurde von einer Zigeunertruppe herum, geschleppt und durch Schläge zum Betteln gezwungen. Nach 6 Jahren entlief er den Zigeunern und kam so zu seinen Pflegeeltern in Brunntal in der Tschechoslowakei. Lau« wird demnächst mit dem Knaben zurückerwartet.

SCB. Stuttgart, 26. Juni. Dem Landtag ist ein Entwurf eines Gesetzes über die Vereinigung von Hofen mit Stuttgart zugegangcn. Demnach soll die Gemeinde Hofen mit Wirkung vom 1. Juli 1929 von dem Oberamtsbezirk und Amtskörper, schaftsverband Stuttgart-Amt getrennt und unter Zuteilung zu dem Sadtbezirk Stuttgart mit der Stadtgemeinde Stutt­gart zu einer Gemeinde vereinigt werden. Die Stadtgemeinde Stuttgart hat an die Amtskürperschaft Stuttgart-Amt anläß­lich des Ausscheidens der Gemeinde Hofen aus dem Amts- körperschaftsverbaud Stuttgart-Amt aus Billigkeitsgründen als einmalig« Abfindung auf den Tag der Eingemeindung den Betrag von 19 999 R^t zu entrichten.

SCB. Strümpfelbach, OA. Waiblingen, 26. Juni. Landes- ökonomicrat Mährlen-Weinsberg besichtigt« di« durch die Hagelkatastrophe am 38. Mat ds. Js. in den Weinbergen her- vorgerufenen Schäden. Dabei wurde festgestellt, daß in dem 349 Morgen großen Weinbaugebiet 199 Morgen zu 199 Proz., 30 Morgen zu 75 Proz., 80 Morgen zu 59 Proz. und die rest­lichen 49 Morgen zu W Proz. durch Hagelschkag vernichtet sind. »

Maul- und Klauenseuche.

In der Stadtgemeinde Dferzheim, sowie in der Ge- «rind« Wnrneberg O/A. Maulbronn ist di« Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. Im Oberamtsbezirk Calw fallen folgend« <8»meind«n in den 15 km Umkreis:

Unterreichenbach, Monakam, Bad Liebenzell, Unterhaugstett. Möttlingen und Simmozhrim. Sal», den 25. Juni 1929.

Oberamt: Nagel, RegierungSrat.

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Calw, den rs. Juni 1929.

Unser« klebe Schwester und Schwägerin

Julie Wöhrle .

durfte heute nach schweren Leidenstagen in ihrem 59. Lebensjahr in Friede und Fr.ude in dir ewige Heimat eingehrn.

Die trauernden Geschwister:

Maria Wöhrle, Karlsruhe;

Anna Boehringer, geb. Wöhrle, Bönnlgheim;

Or. e. ti. Friedrich Wöhrle u. Frau Alwine, geb. Seeländer, Dresden;

Clara Wöhrle.

Beerdigung Donnerstag, 27. Juni, nachmittags 3 Uhr.

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Der EksüMereiu der Pforzheiiler BiiSer-Iimutls

feiert am Sonntag, den SV. 3«ni, sein

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