Die deutschen Friedensangebote und die Cutenteziele.
Die Entente und die Neutralen.
Z»m dritten Mal hat der deutsche Reichskanzler in seiner n großen Rede die Richtlinien gezeichnet, die wir zur erung unserer Existenz und Zukunft gegenüber unfern inden bei künftigen Friedensverhandlungen gewahrt wis- i wollen. Und man darf sagen, die Bedingungen, unter de- ' n Deutschland Frieden zu schließen bereit ist, widerlegen lagend die Behauptungen unserer Feinde von der „unrr- ttlichen Ländergier" der deutschen „Militaristen". Die Zen- .alinächte haben zwecks Sicherung ihrer Grenzen gegen Osten ie Unabhängigkeit Polens ausgesprochen, und damit von vornherein den lauernden Feinden die Gelegenheit genommen, die Zeniralmächte als Unterdrücker der kleinen Völler hinzustellen, ja auf diese Weise wurden die feindlichen Westmächte sogar in die peinlichste Verlegenheit gebracht, da sie es doch bisher stets waren, die den Polen bei ihren Unabhängigkeitsbestrebungen die größten Sympathiekundgebungen zu Teil werden ließen, was allerdings recht billig war. In seiner letzten Rede hat nun der deutsche Reichskanzler noch weiter betont, daß wir niemals Annexionsabsichten gegenüber Belgien ausgesprochen hätten, also auch hier das Gegenteil von den verleumderischen Behauptungen unserer Feinde. Auch dieses Entgegenkommen des bisherigen Siegers — und als solcher können wir auch, ohne uns etwas zu vergeben, günstige Friedensbedingungen stellen — hat die. Entente, abgesehen von vernünftigen Einzelstimmen, nur mit einem Wut- und Hohngeschrei beantwortet. Das Endziel der Vernichtung Deutschlands wurde nicht aufgegeben, und so stehen wir heute vor der harten Notwendigkeit, den Krieg weiterzuführen, bis unsere Feinde die Aussichtslosigkeit ihrer Pläne einsehen, die daraus ausgehen, Deutschland politisch, wirtschaftlich und militärisch onhmächtig zu machen bis zu jenem Jdealzustand, bei dem unsere heutigen Gegner ihre Kriege so schön in Deutschland führen konnten, weil „Deutschland" nur ein geographischer Begriff war, und die Deutschen sich mit „Biertrinken und Versemachen" beschäftigten. Wenn die Alliierten nicht ihrerseits nur einem niedergeworfenen Deutschland ihre Bedingungen diktieren wollten, dann müßten sie die vom Reichskanzler im Umriß gegebenen deutschen FriedensLeding- ungen schon lange als Grundlage für Verhandlungen angenommen haben, aber die Entente selbst ist es, die auf Erobe rungen ausgegangen ist und noch ausgeht, und deshalb wollen die enttäuschten Staatsmänner dieser Länderraubgesellhaft ihr Spiel noch nicht verloren geben. Betrachten wir nur die Vorgänge in Aegypten, das England im Krieg ein- ach unter Zustimmung der Entente annektiert hat, dann die Machenschaften Englands und Rußlands in Persien, das sie unter sich zu teilen beabsichtigen, denken wir ferner an sie Absicht der Entente, die Türkei aufzuteilen, und Oesierreich- Ungarn um seine südwestlichen und südöstlichen Grenzländer zu berauben. Die Mehrzahl der Franzosen stimmt mit den erst kürzlich wieder ausgesprochenen Kriegsplänen französischer Militärs und Politiker überein, wonach das Saarkohlengebiet und die lothringischen Erzminen französisch werden müßten, und in Zukunft kein deutscher Soldat mehr auf dem linken Rheinufer stehen dürfe. Deutschlands politische Selbstständigkeit solle von der Entente auf eine Form gebracht werden, wie das Verhältnis zwischen Deutschland und Luxemburg. Und wir müssen heute zugestehen, solange unsere Feinde noch die leiseste Hoffnung haben, — mag sie uns auch noch so absurd erscheinen, — ihre Pläne zu verwirklichen, solange werden sie ihre Völker weiterhin in den Tod treiben. Wir aber können nichts anderes tun, als durchhalten und das Errungene festhalten. Und wenn noch einmal einen Winter über dieses fürchterliche Ringen dauern sollte, so werden unsere Feinde es sich selbst zuzuschreiben haben, wenn auch die Bedingungen von unserer Seite beim Friedensschluß andere werden. Allgemein wird im Ententelager davon gesprochen, vaß das Frühjahr die Entscheidung bringen soll, ja der fran- zöstjche Eeneralstab rechnet angeblich sogar damit, daß noch 15 Monate nötig seien, um endgültig die deutsche Front durchbrechen zu können. An die Opfer Frankreichs bis zu diesem Zeitpunkt denkt anscheinend Herr Joffre dabei nicht. Die Alliierten überlegen wohl auch nicht, daß der Vierbund im Frühjahr mindestens im selben Verhältnis wie die Entente gerüstet dastehen wird, und der Name' Hindenburg garantiert uns dafür, daß auch die angekündigte neue Generaloffensive unsere Heere nicht überraschen wird.
In ihren Plänen für die Zukunft rechnen die Alliierten aber wohl auch auf die Ergebnisse des Wirtschastskampsrs, in dem sie die Hilfe der Neutralen einfach erpressen. Was Amerika anbelangt, so haben sie das bisher ja nicht notwendig gehabt,' Amerika hat einerseits Kriegsmaterial und Geld in Hülle und Fülle geliefert, und andererseits hat es sich den Absperrungsmaßregeln gegenüber Europa so willfährig gezeigt, daß die Entente die Vereinigten Staaten nicht ohne Grund alo Bundesgenossen in Anspruch nimmt. Jetzt wirbt die ame'.ikanische Bankengruppe, die die Ententegeschäftc finanziert, unter ihrem Hauptleiter Morgan dafür, daß die amerika mischen Banken der Entente auch Anleihen ohne Golddeckung gewähren, also lediglich durch Annahme von Obligationen. Morgan behauptet, daß die starke Eoldzufuhr nach Amerika das wirtschaftliche Gleichgewicht (!) störe. In Wirklichkeit wurde dieser Schwindel aber natürlich nur erfunden, weil Englands bare Zahlungsfähigkeit aufzuhören beginnt,
Richtpreise vom II.—17. November 19!6. s) für Gemüse:
im im
Großhandel Klerrihaud l
Zwiebel.1 Pfd. b. I-i.Noo. II ^ 14c)
ad 15.Nov. 11,75 I 15 I
Kepfsalat. 1 Stück 5—10Z 6-12 I
Endiviensalat..1 S ück 6 —12 I 8—15 I
Weißkraut (Rundkraut) . . 1 Pfund 4 c) 6 A
Rotkr ut.1 Pf nd 7 I 16 I
Wrsingkohl.1 Pfund 5Z 8Z
Blumenkohl.1 Stück 15—4 s 20 kü I
Rettich.1 Stück S—12 Z 6 -14 I
Koi-Ira'en (Kopfkohftoben) 1 Stück 8—6 I 4-7 I
Gelbe Rüben (o. Kraut). . 1 Pfund 7—8 ^ 9 II ^
Karotten lo. Kraut) . . . . 1 Pfund 18-20 I 21—23 I
Tomaten reif ..1 Pfund 20 30 I 25—35§
Tomaten halbre f. ..... 1 Pfund 10 -1üI 15—2o A
Filderkraut (Svitzkrout) . . 1 Zentner 4,50 1 Pid. 6 I
Kohlrüben (Bodenkohlraben) 1 Zentner 3,50 k 1 Pfd. 4 I
Sp'Nat.1 Pfund 15^ 22 I
Rosenkohl.1 Stück 8—18^ 12—22<'
Sellerie ..1 S'ück 6—14Z 8-16Z
' d) für Obst:
B.ste Winter-Tafeläplel . . 1 Pfund 18—20 c) 22—28 c)
Gew. Tafel- u Kochbi n.n 1 Pfund 15—20I 20—25Z
Tafechirnen, gr. Spaiierb. 1 Pfund 25—35 I 30—45 I
Gew. Tafel- und Kochäpfel 1 1 -fund 10—16§ 12—20§
Mostobst.1 Pfund 8 10 ^ —
Hag'n^nttenmark.I Pfund 70—80 I 90—100-)
Calw, den 11. November I9l6.
K. Oberamt: Binder.
Herstellung von Schnitzbrot.
Für die Zeit bis Weihnachten wird, wie' im vorigen Jahr die Herstellung von Schnitz- oder Hutzel- brot aus Brotgetreidemehl in gewerblichen Betrieben und in Haushaltungen gestattet.
Um den gewerblichen Herstellern das erforderliche Mehl zu verschaffen, wird vorgeschrieben, daß das Schnitzbrot nur gegen Mehl- und Brotmarken abgegeben werden darf, und zwar entsprechend der üblichen Zusammensetzung des Brotes für eine Marke ein Schnitzbrot, mindestens im dreifachen Gewicht der Mehlmengc, auf welche die Bkarke brütet.
Die Herstellung von anderem Weihnachtsgebäck aus Brotgetreidemehl kann bei der Knappheit der dafür erforderlichen Stoffe nicht zugelassen werden. Dies gilt insbesondere auch für Honiglebkuchen mit Rücksicht auf den schlechten Ausfall der diesjährigen Honigernte.
Calw. 9. Nov. 1916. K.Obcramt: Binder.
und weil die Morgangruppe ein Interesse daran hat, daß die weitere wirtschaftliche Hilfe Amerikas für die Entente nicht aufhört. So kommen die Interessen der Entente und der maßgebenden amerikanischen Wirtfchaftsverbände immer näher zu einander, und es wird uns deshalb auch, immer verständlicher, wenn die „Liebe" der Amerikaner nach der andern Seite neigt. Auf die europäischen Neutralen wird der Druck der Entente unter stillschweigendem Einverständnis Amerikas mit jedem Tag unerträglicher. Abgesehen von Griechenland, das man jetzt zur Spottgeburt eines selbstständigen Staates herabgewürdigt hat, indem man es seiner Flotte und seiner Artillerie beraubte, und seine Eisenbahnen beschlagnahmte, und anscheinend noch nicht in Ruhe läßt, verlegt man sich gegenüber den andern kleinen Staaten auf Erpressungen wirtschaftlicher Natur, die geradeso erniedrigend für die Neutralen sind. England, Frankreich und Italien sind jetzt wieder mit unverschämten Zumutungen an die Schweiz herangetreten. Nachdem sie mit allen Mitteln versucht hatten, das Wirtschaftsverhältnis zwischen Deutschland und der Schweiz zu trüben, verlangen sie jetzt nach Mißlingen dieses Planes dieselben Vorteile zugedacht, wie Deutschland sie erhalten habe, wogegen sie natürlich nach bekannten Vorgängen keine Gegenleistungen zugestehen wollen. Es wird dann weiter von der Schweiz verlangt, daß sie an Deutschland keine Fabrikate mehr liefere, die mit Maschinen hergestellt sind, zu deren Fettung von de« Alliierten gelieferte Orle verwendet wurden. Ferner wird von der Schweiz verlangt, daß sie der deutschen Industrie auf dem rechten Rheinnfer keinen elektrischen Strom mehr liefere mittelst Leitungen, die aus von den Alliierten geliefertem Kupfer hergestellt wurden, usw." Die einzelnen Forderungen wurden vom Bundesrat noch nicht bekannt gegeben, man sieht aber schon hieraus den Zynismus der Ententeansprüche gegenüber kleinen Staaten, die sowieso schon schwer bedrückt werden von ihren „Beschützern". Wir müssen damit rechnen, daß gegenüber allen europäischen Neutralen der wirtschaftliche und politische Druck -noch weiter verschärft wird, solange diese nichts als Proteste dagegen erheben. Lange werden wir aber gegenüber solchen Schädigungen unserer Interessen nicht mehr zusehen können, und daß wir bei weiterer Passivität der Neutralen in der Lage sind, uns unser Recht und das der Neutralen selbst zu verschaffen, das haben die Ereignisse der letzten Wochen zur See jedenfalls bewiesen O. 8.
Bon den Neutralen.
Neue unerhörte Pressung der Schweiz . durch die Entente.
(WTB.) Bern, 12. Nov. Der „Temps" schreibt, die französischen Sympathien für die Schweiz könnten die Entente nicht hindern, alle legitimen Mittel anzu
wenden, um gegen die Mittelmächte das zu erreichen, was sie gegen die Entente in die Praxis umsetzten. Darauf antwortet die „Berner Taewacht" folgendes: Man kann es dem „Temps" glauben, daß die französische Regierung mit der an die Schweiz gerichteten Note in erster Linie Deutschland, nicht die Schweiz treffen will. Praktisch kommt es aber nicht auf die Absicht, sondern auf die Gesinnung an. Die Wirkung ist. daß die Forderung die Schweiz, nicht Deutschland trifft. Darüber gibt es keinen Zweifel. Alle, eleganten Redewendungen, mt denen man von französischer Seite vorab die welsche Schweiz gewinnen will, täuschen über die dem schweizerischen Wirtschafts- und Erwerbsleben aus der Note erwachsende Gefahr nicht hinweg. Die Handlungen bedeuten in diesem Falle einen neuen unerhörten Druck, der in krassem Widerspruch zu allem steht, was die Ententepresse über die Wahrung der Rechte der neutralen Staaten seit Beginn des Krieges fabuliert.
Englands Druck auf Holland.
(WTB.) Amsterdam. 12. Nov. Wie das „Handelsblad" erfährt, hat England gefordert, daß die Ausfuhr von Obst aus Holland nach Deutschland verboten werde» müsse, ehe England die Einfuhr von ausländischem Obst und Obstprodukten nach Holland gestatte. Der N.O.T. ist in einigen Fällen durch die englische Regierung genötigt worden, ausländisches Obst, das bereits in Holland eingeführt war, wieder nach England zurückzusrhicken und vor ein englisches Prisengericht zu bringen. Ferner hat England einige holländische Boote angehalten und die darin verfrachteten Südfrüchte beschlagnahmt. Bekanntlich haben sich die holländischen Dampfergesellschasten entschlossen, keine Südfrüchte mehr als Fracht zu transportieren.
Ein englisch-norwegisches Einfuhr-Abkommen.
Kopenhagen, 11. Nov. Wie „Nationaltidende" aus Christians meldet, soll zwischen England und Norwegen ein llebereinkommen abgeschlossen sein, wodurch die Zufuhr von Getreide, Mehl, Kolonial- und Frttwaren nach Norwegen gesichert wird.
König Konstantin und die Revolutionäre.
(WTB.) Berlin, 13. Nov. Aus Budapest wird dem Berliner Lokalanzeiger" berichtet: Dem Vorschlag des französischen Gesandten, daß man zwischen den königlichen und den nationalistischen griechischen Truppen eine neutrale Zone bestimmen solle, die durch französische Truppen best ft werden würde, hat nach einer Meldung des Sofioter „Mir" , König Konstantin widersprochen. Er erklärte, daß er seinem Vorhaben, Ekaterini zurückzuerobern, auch in dem Falle nicht entsagen wolle, wenn, was er nicht glaube, die französische Kriegsleitung in Saloniki die venizelistischen Revolutionäre gegen die königlichen Truppen in Schutz nehmen und unterstützen würde.
Griechenland und Rußland.
(WTB.) London, 12. Nov. „Lloyds News" melden aus Athen vom 10. November: Der russische Gesandte, Fürst Demidoff, hat den König, die Kgl. Prinzen und die Kgl. Familie als Gäste zum Abeirdessen bei sich gesehen. Der französische Abgeordnete Bonazet war zugegen. Später nahmen alle Gesandten der Entente an dem Empfange teil.
Eine neue russische Anleihe in Amerika.
Newyork, 4. Nov. Ein verspätet eingetroffener Funkspruch des Vertreters von WTB. besagt: Die gemeldeten Unterhandlungen mit der russischen Negierung über eine ungedeckte Anleihe von 8V Millionen Dollars auf 5 Jahre gegen Zinsen wurden von
einem Bankensyndikat, an dessen Spitze die National City Compagny steht, die ihrerseits von der National City Bank abhängt, zum Abschluß gebracht. Es verlautet, der Preis, zu dem die Anleihe aufgelegt werden soll, sei noch nicht festgesetzt, doch werde der Betrag wesentlich über dem Zinsfuß sein, wahrscheinlich höher als 61L
Wilsons Wiederwahl.
(WTB.) Newyork, 10. Nov. Meldung des Vertreters des WTB.: Wilson ist zum Präsidenten wiedergewählt worden.
(WTB.) Haag, 12. Nov. Nach einer Meldung der „United Preß" hat Wilson 8 563 750 und Hughes 8162 754 Stimmen erhalten. Das Abstimmungsergebnis von New Hampshire und Minnesota ist noch zweifelhaft. Obwohl die Republikaner noch nicht zugeben wollen, daß Wilson gewählt ist. wird doch allgemein angenommen, daß die amtliche Zählung das ^Ergebnis nicht mehr ändern werde.
Don unfern Feinden.
Ein englisch-russisches Annäherungsbankett.
(WTB.) Kopenhagen, 12. Nov. Nach hiesigen Zeitungen hat im Petersburger Rathaus am 11. November eine Versammlung der Gesellschaft „Englische Flaggen" stattgefunden, die zur Annäherung zwischen England und Rußland dienen soll.' Eine Anzahl russischer Politiker und der englische Botschafter Buchanan waren anwesend. Der Vorsitzende der Gesellschaft,