die Begleitung außerordentlich schwierig. Mehrere Beispiele hätten gezeigt, daß diese Vorsicht durchaus nicht die Sicherheit der Schiffe so völlig verbürge wie nian glaube. Erst neulich sei -er italienische Hilfskreuzer „Citta di Messina", der von dem französischen Unterseeboot „Foucault" begleitet war, versenkt worden, eine Stunde darauf das Unterseeboot selbst. Ferner sei der englische Truppentransport auf der „Caledonia" trotz des Geleits versenkt worden, ferner ein weiterer Hilfskreuzer, dessen Namen man nicht nennen dürfe, der von 11 Zerstörern begleitet war. Die Begleitungsfrage sei in einer Zusammenkunft der Ententeadmirale im vergangenen Jahre genau studiert wordön. Der Artikel macht weiter die Angabe, daß täglich 15V bis 20V Transporte im Mittelmeer zu schützen seien. Insgesamt seien bisher über das Mittelmeer 9VV0V0 Mann transportiert worden, ungerechnet die Besatzung der Spitalschiffe. Versenkt wurden hiervon: „Admiral Hamelin" (Verluste: 55 Mann), „Paloados" (470), "La Provence" (1059), „Ville de Rouen" (3), ..Eal- lia" (1050), im ganzen 2907 Mann Verluste.
Don den Neutralen.
Schweden und England.
(WTV.) Kopenhagen, 20. Okt. „Berlingske Tiden- de" meldet aus Stockholm: Die schwedische Staats- vahnleitung beschloß, eine Kommission nach England zu senden, die an den Verhandlungen über die Einrichtung einer Dampffährenverbindung zwischen Schweden und England teilnehmen soll. Der Kommission wird auch Eeneralpostdirektor Juhlin angehören.
Behinderung der norwegischen Lederindustrie.
(WTB.) Kopenhagen. 20. Okt. „Nationaltidende" meldet aus Christiania: Durch die englische Zurückhaltung der amerikanischen Häutezufuhr hat die norwegische Lederindustrie mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Viele Betriebe, namentlich Schuhwarenfabrikcn, sind gezwungen, aus Mangel an Leder die Arbeit einzustellen.
Zur deutschen Protestnote an Norwegen.
Köln, 20. Okt. Die „Kölnische Zeitung" schreibt zu der deutschen Verwahrung gegen Norwegens U-Bootsperre: Was den Versuch Norwegens betrifft, Schweden vorzuschieben, so kann man darauf erwidern, daß der einfachste Mann aus dem Volke begreift, daß Schweden, in dessen Gewässern russische U-Boote ohne Unterlaß deutsche Handelsschiffe angreifen, gerade um seine Rechte als neutraler Staat zu schützen, in der ihm zur Erreichung dieses Zieles geeignet erscheinenden Weise Vorgehen mußte. Deshalb bestand auch bei uns nicht die geringste Mißstimmung gegen Schweden, weil man den Zwang begreift, unter dem Schweden hat handeln müssen. Anders bei Norwegen. Dort hat kein Zwang Vorgelegen. Praktisch kommen die norwegischen Gewässer für unsere U-Boote so wenig in Betracht, daß wir sie ruhig meiden können, wie wir sie bisher gemieden haben. Dazu befähigt sie die außerordentliche Reichweite dieser ausgezeichneten Waffe. In unserer Seekriegführung wird sich nicht das geringste ändern, nur eines hat sich geändert: die Einschätzung der norwegischen Neutralität.
Was die Entente noch alles von Griechenland verlangen will.
(WTB.) Berlin, 21. Okt. Aus Lugano wird dem „Berl. Lokalanzeiger" gemeldet: Nach einem Bericht der Mailänder „Italia" aus Athen hat der Ministerpräsident Lambros seine Absicht, zurückzutreten, geäußert, da es ihm nicht gelungen sei, Venizelos und dessen Parteifreunde mit der vom gegenwärtigen Ministerium vertretenen Richtung zu versöhnen. Ein weiterer Grund für den Entschluß des Ministers sei das Vorgehen der Italiener in Epirus. In diplomatischen Kreisen in Athen verlaute, daß das griechische Heer aufgelöst und auf der sicheren Basis der venizelistischen Organisationen neu geordnet werden solle. Die 45 000 Mann, über die Venizelos in Saloniki verfüge, sollten dann mit dem neuen Heer verschmolzen werden. Nach einer Meldung des „Popolo d'Jtalia" aus Rom sind die Ententemächte entschlossen, ein für allemal gründliche Klarheit in die griechischen Angelegenheiten zu bringen und weitere Maßregeln als die bisherigen zu ergreifen, um ihre Interessen in Mazedonien zu sichern. Die Ententemächte würden ohne weiteres die Herabsetzung der Effektivstärke des Heeres, die Auslieferung der Artillerie, der Eeschoßfabriken und der Militärmagazine erzwingen. Die Eisenbahnen würden völlig von den Ententemächte« besetzt werden und in Athen werde der Belagerungszustand erklärt.
Die „Befreier" Griechenlands.
(WTB.) London, 20. Okt. Dem „Daily Telegraph" wird aus Athen gemeldet: Als gestern um 11 Uhr abends 80 französische Matrosen die Hauptstraße patrouillierten, begann in der Stationsstraße die Menge, die der Patrouille folgte, zu johlen. Rufe: Pfui! Weg mit Frankreich! und: Es lebe der König! wurden laut. Der französische Offizier ließ darauf die Patrouille Kehrt machen und die Manifestanten angreifen. Es entstand ein Handgemenge, in dem 9 Demonstranten verhaftet wurden, die übrigen liefen davon. Auf der anderen Seite der Straße sah eine berittene griechische Patrouille zu, ohne etwas zu unternehmen. Die französische Patrouille nahm die Verhafteten in die Mitte und kehrte nach dem Zappeion-Park zurück. An einer anderen Stelle der Straße begegnet die Patrouille einem ganzen griechischen Bataillon, das auf den Bürgersteg auswich, um den Weg fret zu machen.
Amtliche Bekanntmachungen.
Erdöl für Landwirte und Heimarbeiter.
Das Erdöl zur Verteilung an die Landwirte und Heimarbeiter für die Monate November und Dezember ist nun eingetrosfen und kann an folgenden Verkaufsstellen gegen Erdölmarken gekauft werden:
1. Lamparter, Friedrich.Handlung in Calw,
2. Ohngemach, Eotthilf, Handlung in Altbulach,
3. Beißer, Wilhelmine, Handlung in Altburg,
4. König, Christian, Handlung in Althengstett,
5. Frey, Gustav, Handlung in Bergorte,
6. Laur, Jakob, Handlung in Deckenpfronn,
7. Gräber, Jakob, Handlung in Eechingen,
8. Wohlgemnth, Georg, Handlung Liebenzell,
9. Duß, Jakob, Handlung in Neubulach,
10. Stanzer, Witwe, Handlung in Neuhengstett,
11. Seeger, Samuel, Handlung in Neuweiler,
12. Hammann. Michael, Handlung in Oberkollwangen,
13. Dittus, Michael, Handlung in Ottenbronn,
14. Schwarz, Wilhelm, Handung in Ctammheim,
15. Roßtcuscher, Marie, Handlung in Teinach,
16. Eengenbach, Wilhelm, Handlung in Unterreichenbach,
17. Hammann, Wilhelm, Handlung in Zwerenberg.
Das Erdöl darf teilweise auch für allgemeine Beleuchtungszwecke, wo große Beleuchtungsnot herrscht, jedoch ebenfalls nur gegen Erdölmarken abgegeben werden.
Bezüglich der Verteilung der Erdölmarken wird auf die Bekanntmachung vom 16. Oktober 1916, betr. Petrolcuni, Calwer Tagblatt Nr. 245 Bezug genommen. Das Markenöl wird in den oben genannten Verteilungsstellen um 32 Pf. das Liter verkauft. Bei Lieferung in das Haus ist der Preis 1 Pf. das Liter. Für das Füllen oder Leihen von Behältnissen darf keine besondere Gebühr berechnet werden. Die grauen Erdölmarkcn verlieren ihre Gültigkeit mit dem 15. Dezember 1916.
Lalw, den 20. Okt. 1916.
K. Oberamt: Binder.
K. Ev. Bez.-Schulämter Nagold, Neuenbürg und Calw.
Laut Min.-Erl. vom 11. Okt. d. Js. ist über die Erfahrungen, welche in diesem Jahre über die Sonnenblumenzucht und -Ernte gemacht worden sind, zu berichten.
Die Schulvorstände, ersten und einzigen Lehrer werden daher ersucht, darüber spätestens bis 1. Nov. Bericht, bezw. Fehlbericht, einzusenden.
Den 18. Oktober 1916.
Schulrat: Bez.-Schul-Jnsp.:
Schott. Baumann.
Bekanntmachung.
Der Kommunaloerband Calw ist dem Postscheckverkehr angeschlossen und es können Zahlungen für ihn unter „Postscheckrechnung Stuttgart Nr. 7375" gemacht werden.
Calw, 19. Okt. 1916.
K. OLeramt: Binder.
Als die französische Patrouille das Quartier im Zappeion- Park erreichte, wurden die 9 Verhafteten untersucht. 6 wurden freigelassen und 3 in Haft genommen. Einer davon ist Dr. Konstantinos, bei dem ein Brief an die Königin gefunden wurde. Der Doktor gab zu, „Weg mit Frankreich!" gerufen zu haben und einen Revolver bei sich zu führen. — Nach einer Meldung der Exchange Telegraph Company heißt der Angehaltcne Alexion, er ist Tierarzt in den königlichen Stallungen nud gab einen Revolverschuß ab.
Im Zeichen des Wahlkampfes in Amerika.
(WTB.) Berlin, 21. Okt. Der „Vossischen Zeitung" zufolge steht Präsident Wilson nunmehr auf dem Standpunkt, daß die Versenkung der „Lusitania" entschuldbar gewesen sei. Er habe eine von dem Grafen Bernstorff überreichte Note angenommen, in der die deutsche Regierung es ablehne, die Versenkung der „Lusitania" zu desavouieren.
(WTV.) London, 20. Okt. Die „Times" läßt sich aus Washington melden, die Präsidentschaftskandidaten verstärkten ihre Tätigkeit, weil eine sehr zahlreiche Erupe von Wählern, denen es wirtschaftlich sehr gut gehe, sich vollständig apathisch verhalte. Wilsons Reise erwecke Begeisterung in Arbeiterkreisen und bei den kleinen Leuten. Beide Parteien konzentrierten ihre Bemühungen auf die Staaten des mittleren Westens am linken Ufer des Mississippi. Später werde wahrscheinlich der Staat Newyork Hauptkampfplatz werden. Dort, in Ohio, Illinois und Indiana hätten Demokraten und Republikaner den Wahlkampf begonnen. Das einzig neue Element in der Lage sei, daß die Deutschen neuerdings geneigt zu sein schienen, für Wilson zu stimmen.
Don unfern Feinden.
Ein politischer Diebstahl in Rußland.
Stockholm, 20. Okt. Der neue japanisch« Außenminister, der bisherige Petersburger Botschafter Baron Motono, hatte sich vor seiner Abreise ins russische Hauptquartier begeben und wurde vom Zaren in Gegenwart Stürmers in sehr langer Audienz empfangen. Nach seiner Rückkehr nach Petersburg ereignete sich, wie man der „Kriegszeitung" berichtet. ein eigentümlicher Zwischenfall. Der Minister, der
um 3 Uhr nachts zurllckkehrte, wurde morgens um 6 Uhr vo» einem Geräusch aufgeweckt. Er fand den Aktenschrenk ev brachen und die Aktenmappe, die er aus dem Hauptquartiri zurückgebracht hatte, entwendet. Da nach den Aussagen de! Botschafters die Tat genaue Ortskenntnis voraussetzt, laß dieser politische Diebstahl anläßlich der erregten Lage eigen tümliche Kombinationen zu. Motono sprach in einem streu, vertraulichen Privatbriefe Stürmer gegenüber von schwer wiegenden Verdachtsgründen, die ihm anläßlich der Tat aus gestiegen seien. Petersburg hat also wiederum seinen diplo malischen Skandal.
Rumänisches.
(WTV.) Berlin, 21. Oktober. Rumänische Eene ralstäbler sollen, wie die „Vossische Zeitung" meldet in feindlicher Stimmung gegen Bratianu sein, weil dessen ^Politik das Land in seine jetzige Lage gebracht habe. Sie hätten dies in einem Brief Bratianu selbst mitgeteilt und seien darauf ihrer Stellungen enthöbe, und nach Rußland zu anderen Truppenverbänden ge sandt worden. Der rumänische Generalstab sei durck eine Anz.hl «höherer russischer, französischer und eng lischer Offiziere ergänzt worden. — Aus Kronstadt meldet die „Kreuzzeitung", die Rumänen hätten dor die Geschäftsläden gänzlich ausgeplündert. Wohnungs einrichtungen und Möbel weggeschleppt. General Ernst niceanu allein habe Pelzwaren im Werte von etwa 38 000 Kronen gestohlen. Ein Gewerbetreibender wurde erschossen, weil er einen rumänischen Unteroffizier nicht grüßen wollte. — Marghiloman wird, wie ver schiedene Blätter melden, entgegen französischen Presse Meldungen nick>i i'' das neue Kabinett Bratianu cin- treten.
Vermischte Nachrichten.
Ein Ehrengeschenk des Kaisers an den Sultan. (WTB.) Berlin, 20. Oktober. (Amtlich.) Seim Königliche Hoheit Prinz Waldemar von Preußen be gab sich am 18. Oktober in besonderem Auftrag Seine, Majestät des Kaisers nach Konstantinopel. Der Prinf ist begleitet vom Kaiserlich ottomanischen Generalleut nant Zeki Pascha, attachiert bei Seiner Majestät den deutschen Kaiser, und dem diensttuenden Adjutanten Generalleutnant von Chelius. Er wird zur Wiederkehr des Tages, an dem vor zwei Jahren den 'beiden Kaiserreichen ein tapferer Bundesgenosse erwachsen ist Seiner Majestät dem Sultan einen Ehrensäbel überreichen.
Die bundesstaatlichen Minister in Berlin.
(WTV.) Berlin, 20. Okt. Eine Beratung der leitenden Minister aller Bundesstaaten und Elsaß-Lothringens wird, wie dem „Berl. Tageblatt" aus München berichtet wirb, heute Vormittag in Berlin stattfinden. Die Einladungen hat der Reichskanzler ergehen lassen. Bei diesen Beratungen soll es sich um die Winterversorgung mit Kartoffeln uüd um sonstige Fragen der allgemeinen Bolksernährung handeln.
Die Ernährungsfragen im Reichstagshauptausfchutz.
(WTB.) Berlin, 20. Okt. Der Hauptausschutz de- Reichstags setzte heute die allgemeine Aussprache über Erniihrmrgsfragen fort. In Beantwortung einer Rede eines sozialdemokratischen Abgeordneten führte v. Datocki aus, in den letzten Wochen feien in Preußen täglich 3000 Waggons Kartoffeln, dis höchste mögliche Zahl, zur Verladung gelangt. So werde in einige,, Tagest der nur an einigen Orten hervorgetretene Kartsffelmangel beseitigt sein. Für eine Beschlagnahme des im Konsum befindlichen Schnapses könne er sich nicht ohne weiteres aussprechen in Rücksicht auf die Versorgung der Bevölkerung. Die gleichmäßige Fett- und Flelschzuftellung werde in kürzester Zeit durchgeführt sein. Den Schwerarbeitern werde eine größer' Nation von Fett (125 Gramm pro Kopf und Woche) zugeteilt. In der fortgesetzten Debatte im Hauptaus schuß machte Staatssekretär Dr. Helfferich Angaben über die Sterblichkeit. Die Ziffern llewegen sich von 1911 bis 1916 auf 14,7 bis 19,7 pro Tausend. 1916 zeigt in den ersten sieben Monaten 16,0. Die Kindersterblichkeit bewege sich in absteigender Richtung. '— Präsident v. Batocki stellte für den 1. Dezember 1916 eine Art Volkszählung in Aussicht, durch die auch festgestellt werden soll, woher es komme, daß nach der Zahl der ausgegebenen Brotkarten die Bevölkerungszahl 4 Millionen Menschen mehr betrage, als nack de» Statistik nachge- rviefen fei.
Wie Bulgarien von der Entente gewonnen werden sollte
(WTB.) Budapest, 20. Okt. Der „Pester Lloyd" berichtet aus Sofia über den Hochverratsprozeß gegen (den früheren Minister) Ehenadiew und Genossen: Die Anklage laut« auf Hochverrat, dadurch verübt, daß Ghenadiew durch Vermittlung Declozieres 20 Millionen Francs erhalten habe, um einen Umschwung zugunsten der Entente herbeizuführen. Die Verhandlung dauerte 6 Wochen. Ehenadiew soll sich überaus geschickt verteidigt haben. Staatsanwalt Oberstleutnant Markow hat die Anklage dahin abgeändert, daß sie nur auf Bestechung lautet. Das Urteil wird am Freitag, spätestens Samstag erwartet und wird, da es sich um ein Militärgericht handelt, sofort Rechtskraft erlangen.