Serbischer Schwindel über die Salonikiarmee.

Berlin, 4. Aug. DerLokalanzeiger" meldet aus Bukarest: Der hiesige serbische Gesandte Marinkowitsch gab in einem Interview die Zahl der in Saloniki be­findlichen serbischen Truppen mit 120 000 an, die er als serbische militärische Quintessenz bezeichnet«. Eine wei­tere Division befinde sich in Korfu unter dem Kom­mando des Prinzregenten. Die Kräfte der Verbündeten in Saloniki seien weit über 2 000 000 Mann, darum ter zahlreiche Gebirgsartillerie, die früher fehlte. Die Serben würden sich schlagen, als ob die Ereignisse des Krieges von ihnen abhängen. Der Serbe mutz die Rumänen doch zum Anbeißen verleiten, da kommt es auf eine Million mehr oder weniger nicht so genau an.

Bulgarisch-rumänische Grenzzwischenfälle.

(WTV.) Bukarest. 4. Aug. Zu den Grenz- zwisenfällen auf der Donau wird halbamtlich ver­lautbart, daß der rumänische Minister des Aeutzein die notwendigen Schritte unternahm, um die Auf­merksamkeit der bulgarischen Regierung darauf zu lenken, daß sich die Zwischenfälle zu oft wiederholen, und daß sie den guten Beziehungen der beiden Länder zu einander nicht entsprechen. Die Bul­garen wissen genau, wie es sich mit den guten Be­ziehungen zu dem neidischen Rumänien verhält.

Unsere U-Boote.

(WTB.) London. 4. Aug. Lloyds melden: Der englische DampferBritannia" (2240 Tonnen) der Cockerlinie wurde von einem Unterseeboot versenkt. Der englische DampferMargaret Sutton" wurde ebenfalls versenkt.

(WTB.) London, 4. Aug. Lloyds melden: Die englischen DampferHeighington" undLetimbro", das italienische Segelschiffillosarina", sowie die norwegischen FischerfahrzeugeE-inar" undErling" sind versenkt worden.

(WTB.) Malta, 4. Aug. Reuter meldet: Der italienische PostdampferLetimbno" (2210 Tonnen) wurde von einem U-Voot versenkt. 28 Ueberlebende sind hier angekommen und erklärten, daß derLe- timbno" mit einer Besatzung von 50 Mann und 113 Passagieren auf der Reise von Syrakus nach Ben- ghasi begriffen war, als ein U-Boot zuerst einen Warnungsschutz löste und darauf das Schiff unter fortwährendem Feuern verfolgte. Das U-Boot holte den Dampfer, der die Rettungsboote aussetzte, in einer Stunde ein. Es setzte die Beschießung fort und traf 5 Boote, die vernichtet wurden. Man glaubt, daß die Insassen ertrunken oder durch das Granat­feuer getötet worden sind. Wie verlautet, sind zwei Boote in Syrakus angekommen. (Der Dampfer ver­suchte also zu entkommen.)

(WTB.) Kopenhagen. 4. Aug.Nationalti- dende" meldet: Die Gefahren für die dänischen Dam­pfer, die Kohlen nach dem Mittelmeer befördern, sind noch immer nicht geringer geworden. Der dä­nische DampferKatholm", der mit Kohlen von Newport nach Malta unterwegs war, wurde, wie ein Telegramm des Kapitäns aus Pantellaira an die Reederei berichtet, bei Kap Bon in der Nähe von Tunis von eine« deutschen Unterseeboot ver­senkt. Die Besatzung ist gerettet.

(WTV.) London, 4. Aug. Lloyds melden, daß der italienische DampferCitta di Messina" versenkt Wör­den ist, ferner daß der britische SchonerCradwell", der japanische DampferEohina Maru" und die BariF. II" von London versenkt wurden. Der dkiyische Dampfer Katholm" ist wahrscheinlich gesunken.

Zwei italienische U-Boote verloren.

(WTB.) No«, 4. Aug. Agenzia Stefani mel­det: Zwei unserer Unterseeboote, die vor längerer Zeit zusammen mit anderen zu einer Unternehmung an den feindlichen Küsten ausgefahren waren, sind nicht mit den anderen zu ihrem Stützpunkt zurück­gekehrt. Man mutz sie als ve^oren betrachten.

Zum letzten Zeppeliwangriff ans England.

(WTB.) Berlin, 4. Aug. In Ergänzung tzsr amtlichen Meldung über den Angriff unserer Ma- rineluftschiffe auf England am 2./3. August erfahren wir noch nachstehende Einzelheiten: In Harwich wurden im zweimaligen Angriff die im Hafen liegenden Seestreitkräfte, ferner Werft- und Bahn­anlagen ausgiebig mit Bomben belegt. In der Graf­schaft Norfolk wurden Industrieanlagen und Schein­werferbatterien von Norwich und Winderton erfolg­reich angegriffen. Ferner galt der Angriff Lowestoft, in dessen Nähe eine größere Fabrikanlage infolge Bombsnwurfs unter immer neu ausbrechenden Feuererschsinungen in Brand 'gesetzt wurtw. Ueber die feindliche Gegenwirkung ist zu bemerken, daß auf dem Hinmarsch über den Hoofden ein plötzlich aus einer Wolkenschicht heraustretendes feindliches Wasserflugzeug dreimal eines unserer Marineluft­schiffe anzugreifen versuchte. Das feindliche Flug­zeug wurde jedoch jedesmal durch Maschinengewehr­feuer zum Abdrehen veranlaßt und verschwand dann in westlicher Richtung. Auch vor Parmouth traf

eines unserer Luftschiffe auf einen englischen Was- serflieger. der ebenfalls in die Flucht geschlagen wurde.

Rotterdam, 4. Aug. Was man von den üblichen Meldungen der englischen Presse über dis Erfolg­losigkeit der deutschen Zeppelin-Angriffe zu halten hat, geht aus heute hier eingetroffenen Nachrichten der Londoner Blätter hervor. Wie es darin heißt, benutzt die deutsche Luftflotte jetzt eine Art von Luftgeschossen, die eine bedeutend größere Spreng­kraft besitzen als sonst der Fall war. So wurde bei dem Angriff der deutschen Luftflotte am 1. August auf die englische Südostküste die Wirkung der Luft­torpedos beobachtet, deren Zerstörungskraft ganz enorm gewesen sein soll. Eines davon verfehlte das Ziel und fiel in die Nordsee, wodurch eine haushohe Wassersäule in die Luft geschleudert wurde.

Don den Neutralen.

Die Vergewaltigung der Neutralen durch England.

(WTV.) Kopenhagen, 4. Aug. Die dänische Generalpostdirektion meldet: Die Brief- und Paket­post des dänischen AmerikadampfersHellig Olaf", der sich auf der Reise von Newyork nach Kopenhagen befand, wurde von den Engländern in Kirkwall be­schlagnahmt, desgleichen 149 nach Dänemark be­stimmte Postsäcke von dem norwegischen Dampfer Christianiafjord".

(WTB.) Amsterdam, 6. Aug. Nach privaten Ve- richaen, die hier eingetroffen sind, mußten skandi­navische Reeder die Charterpartien verschiedener Dampfer, die mit Viehfutter, Holz und Phosphaten für die Niederlande geladen waren, annullieren, da die englische Negierung den Schiffen nur dann Bun­kerkohlen geben will, wenn sie für britische Häfen oder für Häfen der Verbündeten bestimmt sind.

Holländische Fischer in England zurückgehalten.

(WTV.) Haag, 4. Aug. Die Leitung des Bun­des christlicher Seeleute hat bei dem Minister des Aeußern um eine Audienz für die Frauen der Fischer aus Scheweningen und Katwijk nachgesucht, deren Männer in England zurückgehalten werden. Schon in einer früheren Adresse an den Minister des Aeußern war auf die unter den Frauen herrschende Unruhe und auf den Mangel an Lebensmitteln an Bord der in England aufgehaltenen Fischerfahr­zeuge hingewiesen worden. An Erey wurde von den Fischerfrauen ein Telegramm gesandt, in dem sie um Freilassung ihrer Männer ersuchen.

Ein englischer Gshermbefehl zur Aufbringung der holländische» Fischsrfahrzeuge.

(WTB.) Berlin, 4. Aug. (Amtlich.) Folgender Befehl ist auf einem durch ein deutsches Unterseeboot versenkten englischen Vorpostenboot aufgefunden wor­den:Geheim". Rear-Admirals-Office. Peterhead 3. 7. Segelordre. Die Abteilung hat am Donnerstag morgen, anstatt am Freitag nach Aberdeen zurückzu- kehren. Vorläufig sollen keine holländischen Fischer- fnhrzeuge mehr nach Peterhead eingebracht werden. Eez.: C. H. Simson, Rear-Admiral. Leutnant C. As- quith. R.N.R.H.M.T." Onward. Aus diesem Ee- heimbefehl folgt, daß die englische Regierung den Befehl gegeben hat, alle holländischen Fischerfahrzeuge, deren man habhaft werden konnte, nach England einzu­bringen. Es war der englischen Regierung also gleich-, giltig, ob gegen die einzelnen eingebrachten Fischerfahr- zeuge Verdacht vorlag, der die Aufbringung gerecht­fertigt hätte oder nicht. Es kam ihr offenbar allein daraus an, durch nackte Vergewaltigung die Mittel in die Hand zu bekommen, ihre Erpressung gegenüber der holländischen Regierung und gegen die Holländische Fi­scherei durchdrücken zu können.

Die Bereinigten Staaten und Mexiko.

(WTB.) Washington, 4. Aug. (Reuter.) Mexiko hat Kommissare ernannt, um mit den amerikanischen Kommissaren über die Beilegung de» zwischen den bei­den Ländern bestehenden Streitigkeiten zu beraten. Man erwartet, daß der mexikanische Gesandte in Wa­shington zum amerikanischen auswärtigen Minister er­nannt werden wird, und daß dies ebenfalls zvr Befesti­gung der guten Beziehungen beitragen werde.

Von unfern Feinden.

Beginn des italienischen Handelskriegs gegen Deutschland.

(WTB.) Bern, 4. Aug.Secolo" zufolge soll der gestrige Ministerrat in Rom ein Dekret ge­nehmigt haben, wonach den italienischen, auch im Ausland ansässigen Staatsangehörigen der Ge­schäftsverkehr mit Angehörigen von Ländern, die mit Italien feindlichen Staaten verbündet sind, verboten werden. Trotz des Verbots eingegangene Verträge sind rechtsungültig. Die Vertragschließen­den sind strafbar. Ein weiteres Dekret soll der Ne­gierung die Befugnis geben, Handelsgesellschaften, die ihren Sitz in Italien haben, und deren Kapital

gänzlich oder vorzugsweise Bürgern feindlicher Staaten oder mit diesen verbündeten Ländern an­gehört. unter Kontrolle zu stellen. Im Bedarfsfalls kann zur gerichtlichen Beschlagnahme und Liquida­tion geschritten werden. Versicherungsgesellschaften sollen nicht unter diese Bestimmungen fallen.

Italien und England.

(WTB.) London. 4. Aug.Daily Telegraph" be­richtet, daß der Präsident des Handelsamts Runciman nach Rom gereist ist, um die Schwierigkeiten, die sich in der Schiffahrtsfrage ergeben haben, zu beseitigen. Diese Frage hat zu einer ziemlich heftigen Auseinandersetz­ung zwischen beiden Ländern Anlaß gegeben und be­reits den Gegenstand von diplomatischen Unterhand­lungen gebildet.

Französische Kredite an Rußland.

(WTV.) Bern, 5. Aug. Nach einer Sonder­meldung desTemps" aus Petersburg erklärte der Finanzminister Bark, daß die zwischen ihm und Ri- bot getroffenen Vereinbarungen Rußland bis zum Kriegsende Kredite für die von ihm in Frankreich gemachten Materialbestellungen und zur Bezahlung der Zinsen für alle von Rußland bis heute mit Frankreich vorgenommenen Finanoperationen sicher­ten.

Portugal.

(WTB.) Amsterdam, 4. Aug.Times" erfährt aus Lissabon, daß der Kongreß am Montag zu «iner außer­ordentlichen Sitzung einberufen werde, und daß man wichtige Entscheidungen wegen der aktiven Teilnahme Portugals am Kriege erwartcr.

(WTB.) Amsterdam. 4. Aug. Aus London wird berichtet, daß Portugal auf Ersuchen Englands zu­gestimmt hat, einige der von Portugal beschlag­nahmten deutschen Schiffe an England abzutreten.

Vermischte Nachrichten.

Schwere Unglücksfälle.

(WTV.) Berlin. 3. Aug. DerBerliner Lokalan­zeiger" meldet: Bei dem Besitzer Kijewski in Trzepowo Lei Plosk entstand nachts im Wohnhaus« Feuer. Da die Tür von außen verrammelt war, verbrannten die Mut­ter und die Frau des Besitzers, sowie 6 Kinder und 2 Mägde. Der Besitzer und die Knechte, die in der Scheune schliefen, wurden gerettet.

(WTV.) Berlin, 5. Aug. LautBerliner Lokal­anzeiger" fielen in der Ziegelei Bergenhorft bor^ Schncidemühl zwei 18jährige Burschen und ein gleich­altriges Mädchen beim Scherzen in einen Behälter mit kochendem Wasser. Alle drei fanden den Tod.

Zum Tods von Roger CasemZnt.

Amsterdam, 4. Aug. Wie derNationalztg." aus London gemeldet wird, brachte Sir Roger Ca­fement den ganzen Tag und zum Teil auch die Nacht vor seiner Hinrichtung mit einer Abfassung seiner Lebensqeschichte zu, ferner beschäftigte er sich auch mit der Niederschrift der Geschichte seines Kampfes Kr die Freiheit Irlands. Am Morgen vor seiner Hin­richtung übergab er dieses Schriftstück dem Ver­teidiger. Er war Protestant, äußerte aber den Wunsch, noch vor seinem Tode in dis katholische Kirche ausgenommen zu werden. Er empfing die Sakramente und verbrachte darauf eine ruhige Nacht. Cr starb mit den Worten:Ich sterbe für mein Vaterland. Es lebe Irland!"

,. Ein Amerikaner zur Nordseeschlacht.

(WTB.) N-wyork, 4. Aug. (Durch Funkspruch vom Vertreter des WTB.) Der Bericht des Kapitäns Wil­liam Sims von der Marine der Vereinigten Staaten über die Seeschlacht im Skagerrak ist vom Ausschuß für Marineangelegenheiten veröffentlicht worden. Sims sagt, daß eine gut zusammengesetzte Flotte über Schlacht­kreuzer verfügen müsse, eine Notwendigkeit, wie er sie schon vor der Seeschlacht im Zusammenhang mit dem amerikanischen Flottenprogramm vertreten habe. In seiner Besprechung der Seeschlacht hebt Sims die Mög­lichkeit der Unterdrückung gewisser wesentlicher Grund- züge in den Berichten über die Schlacht aus militäri­schen und politischen Gründen hervor. Sein Aufsatz über die Schlacht enthält folgende interessante Beob­achtungen: Die Behauptung englischer Schriftsteller, daß die Aufopferung eines Geschwaders von Schlacht­kreuzern in einem hinhaltenden Gefecht gegen Schlacht­schiffe gerechtfertigt sei, kann nicht als richtig ange­sehen werden da die miliärische Lage keine entscheidende Schlacht erforderte. Es ist kern Grund vorhanden, zu glauben, daß die Deutschen die Absicht hatten, ihre Flotte in einem entscheidenden Kampf gegen den über­legenen Feiyd aufs Spiel zu setzen. Dagegen besteht Grund zu glauben, daß die Deutschen wußten, was sie wollten. Eine vernünftige Vermutung ist, daß sie ihre Absichten ausführten, nämlich zyklische Schrachtkreuzer in eine Falle zu locken, um sie zu vernichten, ehe sie von der Hauptmacht unterstützt wurden.