'„Deutschland"' ist "eimk jentzt «eltgeschichlttchÄ raten, die bei Freund und Feind uneingeschränkte Bewunderung erwecken, weil sie jedermann Achtung abnötrgen vor dem Mut und der Leistungsfähigkeit der Liegenden.
(WTB.) Kopenhagen, 11-Juli. Im Leitartikel von „Degens Nyheter" über die Ankunft des Ilnterseebovts- faHr,zeuges in Baltimore heißt es: Mit dem unwillkürlichen Gefühl von Bewunderung verzeichnet man diesen neuen Beweis deutscher Energie und Initiative.
- Es wir der Zukunft Vorbehalten sein, auf dem jetzt gewiesenen Wege fortzuschreiten. Möge die Tatsache, daß das Friedensunterseeboot die deutsche Flagge führt, von guter friedlicher Bedeutung sein.
(WTB.) Amsterdam, tl. Juli. Das „Handclsblad" nennt die Fahrt der „Deutschland" ein verwegenes Seemannsstiick. Reuter versucht den Eindruck zu erwecken, als ab das Unterseeboot in Amerika festgehalten werden sollte. Das ist unmöglich, denn das Schiff hat das Recht, als Handelsfahrzeug behandelt zu werden. Selbst wenn es zwei Kanonen führte, bestände noch kein Grund, es als Kriegssahrzeng zu behandeln und zu internieren, denn es sind auch bewaffnete Handelsschiffe der kriegführenden Länder in amerikanischen Häfen un- belSstigt geblieben, wenn ihre Bewaffnung nur Ver- tcidigungszwecken diente. Das Erscheinen dieses Unterseebootes ungefähr zu derselben Zeit mit der Aufhebung der Londoner Deklaration durch England ist eine merkwürdige Ironie.
Der englische Botschafter protestiert.
Köln, 11. Juli. Die „Kölnische Zeitung" meldet saus Washington vom 9. Juli: Das Staatsdepartement war vor ein ernstes diplomatisches Problem gestellt, besonders weil der englische Botschafter darauf bestand, dag das U-Boot als Kriegsschiff anzusehen sei und infolgedessen nur 24 Stunden verweilen dürfe. Lansing dagegen erklärte vor einigen Tagen, das Schiff werde als Handelsschiff angesehen, wenn es den Charakter eines Handelsschiffes aufweise. Die stark bezweifelte Ankunft des deutschen Tauchbootes „Deutschland" diesen Morgen erregte das größte Aufsehen, das je beobachtet wurde.
Englische Kopfschmerzen.
(WTB.) London, 12. Juli. Die „Morning Post" Meldet aus Washington, daß die Entscheidung über den Status der „Deutschland" von der Beschaffenheit der Ladung und der Art der Besatzung abhängen würde. Entscheidend ist der Bericht des Zolleinnehmers und der nnt der Untersuchung des Schiffes betrauten Marineoffiziere. Ein hoher Beamter des Staatsdepartements (!) äußerte sich, daß der Durchbruch der „Deutschland" keinen Einfluß auf die Blockade habe. Sie könne als ausreichend betrachtet werden, wenn cs'Äeütsch- land nicht gelinge, einen regelmäßigen unterseeischen Dienst mit der Außenwelt zu unterhalten. Bon
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LI. Fortsetzung. (Nachdruckverboten.)
„Wollen Sie sich wohl gleich 'rausscheeren aus meinem Haus?" brüllte sie der Eigentümer an.
„Sobald wir Käpp'n Blohm gesehen haben," antwortete Frau Rademacher ganz ruhig. „Keinen Augenblick eher. Sie können noch so laut schreien, das .ist uns ganz egal, wir haben keine Angst vor Ihnen."
Die wutschnaubende Antwort des Rotbärtigen ging in dem lauten Knall unter, mit dem plötzlich die Haustür von außen zugeschlagen wurde, so daß er sich mit den beiden Frauen im Hausgang allein sah.
Von der Straße erklangen Triumphschreie und schnelle die Treppe herabeilende Schritte. Frau Rade- wacher machte sich verzweifelt an dem Türdrücker zu schaffen; als es ihr endlich gelang zu öffnen, konnte sie nur noch sehen, wie der Kutscher den dringenden Bitten des Steuermanns nachgab und davonjagte, so schnell sein Gaul es vermochte.
„Bis hierher ging alles gut," murmelte Ler Steuermann, während er noch einen Blick auf die kleine Gruppe vor dem Hause zurückwarf. „Ich habe mein möglichstes getan, ich fürchte bloß, das dicke Ende kommt nach."
An der Pforte des Bollwerks wurden sie von dem Wächter und dem Rest der Mannschaft mit neugierig fragenden Gesichtern erwartet. Die Neugierde wuchs noch beträchtlich, als der Steuermann das Tor eilig zuschlug, die starke Eisenstange vorlegte und sich dann dem Wächter zuwandte.
„Du machst das vor Niemandem auf, ehe wir nicht abgesegelt sind, hörst du?" sagte er hastig. „Der Kapitän ist noch nicht zurück?" fragte er dann.
„Ne, Herr." sagte Hein.
deutscher Seit? MerK geltend gemacht,'daß Mr'ch'dle Fahrt „Deutschland" die englische Blockade ungesetzlich geworden sei und die Bereinigten Staaten Vase Recht hätten, von England zu verlangen, neutrale, für die deutschen Häfen bestimmte Schiffsladungen nicht länger aufzuhalten. Die Vereinigten Staaten hätten den Grundsatz vertreten, daß ein Handelsschiff auf ein Unterseeboot feuern dürfe, da man annrhmen könne, daß es in feindlicher Absicht erscheine. Wenn aber ein Handelsschiff auf ein gleichfalls als Handelsschiff fahrendes Unterseeboot feuern würde, so müsse man dies als einen flagranten Völkerrechtsbruch betrachten. Die „Morning Post" fügt hinzu, daß Deutschland gerne sehen würde, daß diese Frage zwischen Amerika und England aufgerollt werde.
Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.
Die deutsche amtliche Meldung.
Heftige Angriffe der Engländer zwischen Ancre und Somme abgewiesen. — Starke russische Angriffe in Wolhynien abgewiesen.
^ vestkichrr Krsejzrschäüplatz. An der Front »oh de» Kthi« bei Pino» teilte besonder«» Ereignisse. Bei Pinst Ruhe. Die russische Kerössrntttcht«, über die Räumung der Stadt ist frei erfand««. Gegen di« Ttechodlinre lief der Eeg- ner au viele» Stelle« vergeblich an, mit starken Kräften bei Czerewiszcze, Gulreoicz«, Korsyui, Janewla und beiderseits de» Bahn Kamel—Aowu». Bei Gulewicze wurde er durch kräftigen Gegenstoß über seine Stellung hinaus zurückge- worsen. Er büßte iu diese» Kämpfen über 70V Gefangene und 3 Maschinengewehre ein. Unsere Fliegergeschwader habe» Truppeoausladungen bei Horodzieja (Strecke Barano- witschi—Minsk) ausgiebig mit Bomben belegt und ihre Angriffe auf russische Untrrkunstsorte östlich des Stochod wiederholt. Im Lustkampf wurde je ei» feindliches Flugzeug bei Worontscha (westlich von Zirin) und westlich Oknok abgeschossen.
Bei der Armee des Generals Grafen von Bothmer hatte ein Jagdkommundo ein günstiges Gefecht südlich des Waldes von Burkanow und hat einige Dutzend Gefangene eiogebrircht.
Balkankriegsschauplatz. Di« Lage ist unverändert.
Oberste Heeresleitung.
(WTB.) Großes Hauptquartier, 11. Juli. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Zwischen Ancre und Somme fetzten die Engländer nachmittags und nachts starke Kräfte zum Angriff in breiter Front beiderseits der Straße Bapaume—Albert ein. Nordwestlich der Straße wurden sie zusammengrschossen, ehe es zu Stühkamps kam, östlich der Straße entspannen sich heftige Kämpfe am Südrand des Dorfes Contal Maison und des Waldes von Mamctz. Dir wiederholten Versuche des Feindes, das Wäldchen von Trones wieder in die Hand zu bekommen, scheiterten unter großen blutigen Verlusten für sie und unter Einbuße von etwa 1VV Gefangenen. Südlich des Dorfes wurde der Ansturm von Negerfranzosen gegen die Höhe von La Maisonette mit überwältigendem Feuer empfangen. Einzelne Neger, die bis in unsere Linie vorgedrungen, fielen unter den deutschen Bajonetten oder wurden gefangen genommen. Bei dem gestern berichteten Gegenangriff auf Barleux blieben S Offiziere, 117 Mann gefangen in unserer Hand. Die Artillerietätigkeit war im ganzen Kampfabschnitt bedeutend. Unser Sperrfeuer unterband alle Angrisfsabsichten des Feindes zwischen Belloy und Soyecourt. Im Maasgebiet fanden lebhafte Artilleriekämpfe statt. Auf der übrigen Front stellenweise gesteigertes Feuer und mehrere ergebnislose feindliche Gasangriffe. Patrouillen und Erkundungsabteilungen unserer Gegner zeigten große Rührigkeit. Sie wurden überall abgewiesen. Bei Lein- trey (Lothringen) drang eine deutsche Abteilung nach einer umfangreichen Sprengung in die stark beschädigte französische Stellung ein und nahm 60 Mann gefangen.
Bei sehr reger Fliegertiitigkeit ist cs zu zahlreichen Luftgefechten gekommen, in denen der Feind an der Somme und westlich von Bouziers je 2 Flugzeuge verlor. Außerdem ist ein englischer Dopeldecker bei Courcellette (an der Straße Bapanme—Albert) durch Abwehrfeuer heruntergeholt.
Deutsche Flieger
an -er englischen und französische« Küste.
WTB. Berlin, 11. Juli. Amtlich wird mitgeteilt: Zwei deutsche Marineflugzeuge haben nachts I vom 9. zum 10. Juli die Hafenimlage» und Küstrn- werke bou Harwich und Dover mit Bombe« belegt.
WTB. Berlin, 11. Juli. Amtlich wird mitge- teilt: Zwei deutsche Martvefluazenge haben in der Nacht vom 10. zum 11. Juli Calais und Trnppen- lager bei Bray-DuneS mit Bomben belegt. Die Flugzeuge sind wohlbehalten zurückgekehrt.
Die englischen Meldungen.
^ (WTB.) London, 11. Juli. General Haig berichtet: Gestern abend 8 Uhr unternahmen die Deutschen zwei heftige Angriffe auf den Wald von Trones. Der erste wurde zurückgewiesen, beim zweiten drangen die Deutschen zum südlichen Ende vor, wurden aber sofort wieder aus dem Wald vertrieben. Ein weiterer heftiger Angriff, der später erfolgte, brach vollständig zusammen. Die Verluste des Feindes bei diesen Angriffen waren schwer. An anderen Stellen machten wir Fortschritte. Nordwestlich von Contalmaison besetzten wir ein kleines Gehöft und erbeuteten 3 Kanonen. Heute morgen machten wir hundert Gefangene. flu -
(WTB.) London, 11. Juli. Amtlicher Bericht, vpm^ 10. Juli: Nach einem sechsten verzweifelten Angriff ge-' lang es den Deutschen, in das Wäldchen von Trou.e>ss um den Preis schwerster Verluste einzudringen.
Kampf setzt sich westlich fort. Wir gewannen Raum beim Mametz-Wäldchen, wo die Verteidigung des Feindes unseren Anstrengungen äußersten Widerstand entgegensetzt. Wir gewannen auch Raum östlich von Ovillers und bei La Voiselle.
Nun begaben sich alle auf den Schoner. Der Steuermann blieb auf Deck und horchte sorgenvoll in die Nacht hinaus, ob die furchtbare Frau Rademacher wohl noch einmal kommen würde. Aber seine Angst war unbegründet. Alles blieb ruhig. Nur einmal entstand ein falscher Alarm, als zwei verspätete Matrosen an der Bollwerkpforte vergeblich Einlaß begehrten und ihrer Empörung über den verschlafenen Wächter lauten Ausdruck gaben. Endlich kam die Ebbe. Und als sich der Schoner erst in der Mitte des Stromes langsam durch die zahlreichen Fahrzeuge durchwand, da fielen alle Gewissensbisse über die scheußliche Art, wie er zwei hilflose Frauen behandelt hatte, von ihm ab, und gleich seinem abwesenden Kapitän begann auch er etwas von dem Zauber zu empfinden, den erfolgreiches Unrechttun mit sich bringt.
SiebentesKapitel.
Beim ersten Grauen der Morgendämmerung langte er vor Blankenese an; Fahrzeuge von allen Größen und Gestalten kamen in beiden Richtungen vorbei, aber von dem Schiffer war nichts zu sehen. Sein Seemannsherz blutete, daß er den frischen Wind, der stromabwärts blies, nicht ausnutzen konnte; er mutzte jedoch noch eine volle Stunde warten, ehe Fritz, der am Bugspriet Ausguck hielt, ihn auf eine Jolle aufmerksam machte, in deren Hinterteil eine zusammengesunkene Gestalt kauerte. Man sah dem Manne an, daß er die Nacht über nicht ins Bett gekommen war; ohne den freudigen und verständnisvollen Gruß des Steuermanns zu erwidern, ließ er sich in seiner Kabine auf einen Sitz fallen und starrte in finsterem Schweigen vor sich hin, bis sie wieder unterwegs waren.
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Vrodersen hatte es sich so nett gedacht, dem Kapitän einen recht dramatischen Bericht über die Ereignisse des Abends zu geben; bei diesem Benehmen verging ihm aber die Lust dazu, und er begnügte sich damit, ihm in wenigen trockenen Sätzen zu sagen, was vorgefallen war. „Und nun hilf dir man alleine weiter," schloß er, „ich habe genug davon."
„Da hast du ja 'neu schönen Sums gemacht," brummte der andere. „Das wird noch 'nen netten Spektakel geben. Warum konntest du sie denn nicht in aller Güte wegbringen? Darum hatte ich dich doch extra gebeten."
„Das kannst du ja nun reichlich selber ausprobie- ren, wie weit du mit der Güte kommst," versetzte Vrodersen bissig. „So wie ich's machte, war's die einzige Möglichkeit sie los zu werden."
„Hättest jemand zu mir schicken sollen und mir sagen lasten, was du vor hattest," meinte Blohm. „Ich dachte, du müßtest jeden Augenblick wieder kommen, so blieb ich in der elenden Kneipe, bis sie mich um Mitternacht an die Luft setzten. Nun humpelte ich, so gut es mit meinem schlimmen Fuß ging, nach Blankenese. Gott weiß, was nun noch alles kommen wird."
„Na, augenblicklich steht doch alles ganz gut," meinte Vrodersen, „noch jedenfalls bester, als wenn die beiden Frauenzimmer nach Elückstadt zu Käpp'n Bartels gekommen wären."
Der andere blieb eine Weile in stumme Gedanken versunken sitzen. „Ich werde wohl," sagte er dann, „mit meinem Fuß einige Wochen krumm liegen müssen, und du kannst den Rademachers sagen, daß ich was anderes angefangen habe. Nach all dem Aerger während dieser Zeit wird mir eine Ruhepause gut tun." Damit beg ab er sich in seine Kabine und erholte