»er aulleben zu lassen. Die deutsche Regierung aber wird de« Ü-Bootkrieg wieder beginnen, wenn es ihr patzt, und «ich», wenn es im Interesse Englands liegt. Die Schrtftl.)
Bor der Kündigung de« deutsch-italienischen Handelsvertrags.
Kerli«. 30. Juni. Der „Berliner Lokalanzeiger" hört «m besonderer Seite, es erscheine nicht ausge- schlogen, daß die italienische Regierung sich in absehbare» Zeit dem auf sie von Paris ausgeübten Zwange fügen wettie und eine Kündigung des deutsch-italienische» Handelsvertrages und aller sonstigen mit dem Deutschen Reich noch bestehenden Verträge vornehme. Zn Deutschland könne man diesem Schritt mit Ruhe entgsgensehen. Die Vorteile dieser Verträge lägen nicht am wenigsten auf italienischer Seite.
Eine Wirtschaftskarte für Paris.
lsWTB.) Paris, 30. Juni. (Ueber Bern.) Im Mrnißterium des Innern fand gestern eine Zusammenkunft der Vertreter der Pariser Stadtbehörden und der zugehörigen Präfekten zur Beratung über die Versorgung von Paris mit Kartoffeln und Fleisch statt. Es wurde die Forderung aufgestellt, daß die notwendige Menge auf dem Wege der Beschlagnahme zur Verfügung der Stadt Paris gestellt würde. Minister Malvy zeigte sich diesem Plan geneigt. Im Laufe der Erörterungen wurde die Schaffung einer Wirtschafts- ka»»r besprochen, ohne daß ein Beschluß darüber gefaßt wuive.
Vermischte Nachrichten.
Zum Fliegerangriff auf Karlsruhe.
MTB.) Berlin, 30. Juni. Wie das „Berliner Tageblatt" aus Stockholm erfährt, berichtet „Dagens Nyheter", doch die Königin von Schweden während des Fliegerangriffs ouf Karlsruhe sich nicht in Baden-Baden befand, sondern sich in, Karlsruher Schloß aushielt. — Es ist eigentümlich, auch beim ersten Angriff auf Karlsruhe befand sich die Königin von Schweden daselbst.
Karlsruhe, 29. Juni. Nach hiesigen Blättermel- dungen beträgt die Zahl der infolge des Fliegerüber- salles auf Karlsruhe am Fronleichnamstage Getöteten fetzt 117, darunter 82 Kinder, 5 Frauen und 30 Männer.
Deutschland und Bulgarien.
MTB.) Sofia, 29. Juni. Im Saale der Handelskammer vereinigte vorgestern ein Festmahl zu Ehren der Abordnung des deutschen Reichstages die Spitzen de, bulgarischen Geschäftswelt. In Erwiderung aus eine» Trinkspruch, den der Vorsitzende der Festver- sammlnng gehalten hatte, gab der deutsche Abgeordnete Mayer in einer glänzenden Rede einen Rückblick auf die Entwickelung der wirtschaftlichen Unabhängigkeit Bulgariens, die dieses einem gemäßigten Schutzzollwesen verdanke. Der Redner wies auf die ungemein reichen Nat»rschätze des bulgarischen Bodens hi«, insbesondere auf die mineralischen Reichtiimer, die der bulgarischen A«dustrie eine weit beträchtlichere Entwckelung als
6« von Z«a« vo» äer lllarrernanie
von W. A. lacodr
1«. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
.Möchten Sie nicht in mein Zimmer heraufkommen und dort oblegen?" fragte Frau Jürgensen, indem sie den feindseligen Blick der anderen fest erwiderte.
»Ich möchte lieber hier unten ablegen, wenn Käpp'n Bartels nichts dagegen hat," sagte die Angeredete und ließ sich seufzend in einen Sessel fallen. „Wir beide sind sehr alte Freunde." Damit löste sie ihre Hutbänder und legte dies Wunder von einem Putzstück in den Schoß, um ihr Umschlagetuch aufzuknüpfen. Dann streckte sie beides Frau Jürgensen entgegen und ermahnte sie, recht sorgsam damit umzugehen.
„O, was für ein süßer Hut," sagte diese scheinbar außer sich. „Geradezu entzückend. Ich habe noch nie etwas ähnliches gesehen. Wirklich, noch nie!"
Kapitän Bartels lächelte erfreut über die Höflichkeit seiner Haushälterin, als er zu seinem Schreck bemerkte, wie die Wangen der alten Dame sich mit dunklem Rot überzogen.
„Frau Petersen hat ihn selbst gemacht," sagte er. „Sie ist sehr geschickt in solchen Sachen."
„Sehen Sie, das Hab' ich doch gleich gewußt," sagte Frau Jürgensen strahlend. „Ich sah es sofort und dachte bei mir, das hat keine Putzmacherin gemacht; dazu sind die Blumen viel zu geschmackvoll angebracht."
Frau Petersen sandte ihrer Tochter einen stummen, Hilfe heischenden Blick zu.
bisher versprächen. Er hob hervor, daß Bulgarien durch sein« geographische Lage ausersehen sei. der große Vermittler zwischen dem Orient und dem Okzident zu werden, und er erklärte, daß Deutschland bereit sei, den wirtschaftlichen Aufschwung Bulgariens zu unterstützen, der sich nur durch die freie Entfaltung der bulgarischen Volkswirtschaft vollziehen könne. Ebenso habe Bulgarien ein Interesse daran, daß Deutschland wirtschaftlich stark uird auch aus diesem Gebiet ein mächtiger Verbündeter sei. Auf dieser Grundlage der Freiheit und des gegenseitigen Beistandes wollten die Deutschen ihre wirtschaftlichen Beziehungen zu dem vergrößerten Bulgarien stellen. — Lebhafter Beifall folgte der Rede.
Aus Stadt und Land.
Calw, den 30. Juni 1916.
Kriegsauszeichnung.
Musketier Matthäus Reinhardt von Sommenhardt, im Infanterieregiment 125, hat die silberne Verdienstmedaille erhalten.
Dienstnachricht.
Uebertragen wurde eine Oberreallehrerstelle an der Friedrich-Eugens-Realschule in Stuttgart dem Oberreallehrer Nothweiler andem Realprogymnafium und der Realschule in Calw.
Schulen und Dolksspende.
Der württembergische Landesausschuß der Bolks- spende für die deutschen Kriegs- und Zivilgefangenen wird vom 1. bis 7. Juli eine Geldsammlung veranstalten. Das Kultusministerium empfiehlt den Schulvorständen und Lehrern die Förderung dieser Sammlung angelegentlich. In den Schulen soll auf die Bedeutung der Volksspende hingewiesen werden. Soweit die Beteiligung der Schüler und Schülerinnen an der Sammeltätigkeit erbeten wird, soll dieser Bitte tunlichst entsprochen werden.
Gin deutscher Eisenbahneroerband.
Am 1. Juli tritt der Deutsche Eisenbahnerverband ins Leben. Durch den Krieg sind zahlreiche gewerkschaftlich organisierte Arbeiter in den Eisenbahndienst eingestellt worden. Die Vorstände der in Frage kommenden gewerkschaftlichen Zentralverbände haben laut „Vorwärts" beschlossen, freiwillig auf die Organisierung der Eisenbahner zu verzichten und ihren im Betrieb der Eisenbahn befindlichen Mitgliedern zu empfehlen, sich dem ins Leben tretenden Deutschen Eisenbahnerverband anzuschließen.
Eine Relchswohrruugsverficherrmg.
In einer umfangreichen Denkschrift an den Reichstag: „Handlungsgehilfenforderungen für die Ueber- leitung der Kriegswirtschaft in die Friedenswirtschaft" fordert der Deutschnationale Handlungsgehilfen-Ver- band u. a. als ersten Baustein zu einer großen Elternschaftsversicherung, die uns die Zukunft bringen muß. eine Reichs-W-^nungs-Versicherung. Durch die Ange-
stelltenversichcruiig sollen von alle« ledigen Ae s cherte» Beiträge eingezogen werden und die versicherten Familien mit mindesten drei Kindern sollen Wohnrente« ausgezahlt bekommen, die mindestens so hoch sind, daß davon die Miete für den durch die Kinder entstandenen Mehraufwand an Wohnräumen bestritten werden kann. Diese Renten sollen aber auf dem Wege des Ks- pitalabfindungsverfahrens auch vorweg als Kapital ausbezahlt werden können und dann als Anzahlung ans ein Eigentum dienen. Der Antrag des Deutsch- nationalen Verbandes verwertet die Erfahrungen, die bislang in Deutschland auf dem Gebiete der Sozialversicherung, der Wohnungsreform und Heimstättenbe- schaffung gemacht worden sind.
Warnung vor unvorfichtigem Genuß von Pilzen.
* Zu Beginn der Pilzzeit hat die Stuttgarter Stadtverwaltung die sehr empfehlenswerte Einrichtung getroffen, eine Kontrollstelle sür Pilze in der städtischen Markthalle M bestellen, die die eingebrachten Pilze auf ihre Eßbarkeit prüft. Auf diese Weise wird der Gefahr der Vergiftung durch Pilz- gemüse vorgebeugt, der alljährlich einige Menschen zum Opfer fallen. Da wir gerade jetzt dieses >-.idlschmeckende und nahrhafte Nahrungsmittel recht gut gebrauchen können, und unsere Gegend auch eßbare Pilze aufweift, so wäre es vielleicht angebracht, wenn auch bei uns solche Kontrollstellen ei-ge- richtet würden, um den Sammlern .die Sicherheit der Eßbarkeit der gesammelten Pilze zu gewährleisten.
Neue Höchstpreise für Soda.
Entsprechend der von dem Syndikat deutscher Sodafabriken vorgenommenen Neuregelung der Preise für kalzinierte Soda ist durch eine Bekanntmachung des Reichskanzlers eine Neufestsetzung der Höchstpreise für Soda erfolgt. Dabei find auch die Lieferungsbedingungen teilweise ab-* ändert worden. (Amtlich.)
Mu! nützliches Wetter am Samstag und Sonnta<.
Die Aussichten bessern sich mit der zunehmenden Aus- gleichung der Luftdruckverteilung. Für Samstag und So-n- mg iL weiterhin aufheiterndes und wärmeres Wetter zu erwarten. ^
(SCB.) Oberndorf, 29. Juni. Die bürgerlichen Kollegien haben mit Stichentscheid des Vorsitzenden die See«- mittelfreiheit in den Volksschulen beschlossen und für diesen Zweck 3000 bewilligt. — Ebenso wurden 5000 als erste Rate für die Ei- 'htung einer Wcckerlinie bewilligt. — Die städtischen Schulden betragen insgesamt 690 187 und er« fordern einen Zinsaufwand von 30 386 .
Stuttgart, 29. Juni. Die Militärattache« dee neutralen Staaten Argentinien, Brasilien, Chile, China, Dänemark, Rumänien, Schweden, Spanien und den Vereinigten Staaten haben auf ihrer Rundreise durch verschiedene deutsche Städte auch Stuttgart b - rührt. Donnerstag sah man sie in Begleitung von Offizieren des Kriegsministeriums und Mitalredern der Stadtverwaltung auf ihren Besichtigungsfahrten.
I „Darf ich Ihren auch mit heraufnehmen?" fragte die liebenswürdige Haushälterin, während Frau Petersen mit herausforderndem Ausdruck der mit- gebrachten Pappschachtel eine Haube entnahm und sich diese aufsetzte.
„Ich verwahre meinen lieber selbst," sagte Fraulein Petersen kühl.
„Ach dann seien Sie so gut und bringen Sie alles zusammen fort," meinte Frau Jürgensen und überlieferte ihr Hut und Umschlagetuch ihrer Mutter. „Ich kann dann ja gleich Nachsehen, ob das Teewasser kocht," fügte sie hinzu.
Einige Augenblicke darauf kehrte sie mit der Teekanne zurück, nötigte die Gäste zum Sitzen und nahm selbst am oberen Ende des Tisches Platz.
„Na, wie steht's denn mit dem Bein?" fragte Kapitän Bartels, der sich Frau Petersens geschraubtes Wesen anders auslegte.
„Welches?" fragte diese kurz.
„Na, das kranke," meinte der Kapitän.
„Sind beide krank," erwiderte Frau Petersen noch kürzer als vorher, da sie eben bemerkte, daß Frau Jürgensen echte Spitzen an ihren Manschetten hatte und den Tee offensichtlich so einschenkte, daß man recht sehen sollte, wie sie Hausfrauenrechte ausübte.
„Tja, tja," sagte der Kapitän teilnahmsvoll.
„Geschwollen?" fragte Frau Jürgensen bedauernd.
„Ganz unförmlich geschwollen," antwortete Kapitän Vattels für Frau Petersen.
„Armes Wesen," sagte Frau Jürgensen in einem Ton, daß es Frau Petersen in den Fingerspitzen kribbelte, sie zu schlagen. „Ja, ja, ich kannte mal 'ne Dame,
bei der war es genau so, aber die trank ja."
Wieder fand Frau Petersen keine Motte unö sah Hilfe flehend zu ihrer Tochter herüber.
„Himmel, wie entsetzlich muß es sein, solche Leute zu kennen," brachte sie endlich sich schüttelnd hervor.
»Ja," seufzte ihr Gegenüber, „sie tat mir wirklich riesig leid, bis zur Unkenntlichkeit waren ihr die Beine geschwollen, es war ganz gräßlich." c
„Akkurat so sehen Frau Petersen ihre aus," meinte Kapitän Bartels und nickte weise.
„Aber Ihnen ist heiß, Frau Petersen, nicht wahr? Soll ich nicht das Fenster 'n bißchen a«f- machen?" 1
„Ich war' Ihnen dankbar, wenn Sie nicht jv viel über mich sprächen, Käpp'n Bartels," sagte Fra« Petersen, und die Blumen auf ihrer Haube schwankten bedenklich.
„Wie Sie wünschen, meine Liebe," sagte Kapitän Bartels. „Ich wiederhole ja nur, was Dr. Ehristensen in Ihrer Gegenwart selbst sagte."
Hierauf erwiderte Frau Petersen nichts mehr und versuchte eine Ablenkung, indem fie um etwas mehr Tee bat. Aber ihre Empfindungen zu beschrei-
„Das ist ja ganz was Neues, daß Sie 'ne Haushälterin haben," bemerkte Frau Petersen, nachdem ihre Tochter ins Haus gegangen war, um beim Auswaschen zu helfen.
„Ja, ich wundere mich selbst, daß ich nicht schon früher dran gedacht habe," sagte der listige Kapitän. „Sie glauben nicht, wie angenehm das is."
„Was Sie nich sagen," erwiderte fie grimmig.
(Fortsetzvni fvlgt.) -