hältnisse genötigt sei« kann, sogar Benizelos wieder mit der Kabinettsbildung zu beauftragen. Nach der Meinung unterrichteter Politiker kommt dann erst der Höhepunkt der Krise, wenn Venizelos, im Besitze der Macht, versuchen sollte, die griechische Arinee für die Entente aufzubieten. Dann wird der König in feiner Eigenschaft als oberster Heerführer so eingreifen können, wie es nach seiner Meinung die griechischen Interessen erfordern. Es bestehen starke Anzeichen dafür, daß der König zurzeit die Lage noch immer mit großer Ruhe und Kaltblütigkeit betrachtet.
Der U-Boot-Befuch in Spanien.
(WTB.) Berlin. 23. Juni. Wie wir in Ergänzung der gestrigen Reutermeldung aus Cartagena erfahren, hatte das deutsche Unterseeboot „U 35" größere Mengen von Medikamenten an Bord, die für die in Spanien internierten Deutschen aus Kamerun bestimmt find. Der Kommandant des Unterseebootes ist Kapitänleutnaut von Arnauld de la Perier.
(WTB.) Bern, 23. Juni. Mailänder Blättermel- dungen zufolge traf das deutsche Unterseeboot „U 35" am Mittwoch morgen im Hafen von Cartagena ein. Es hatte 30 Mann Besatzung und schiffte 30 Kiste» mit Arzneimitteln und chirurgischen Instrumenten aus. Das Unterseeboot begrüßte die Stadt mit 2l Kanonenschüssen. Der spanische Panzerkreuzer „Lataluna" und die Küstenbatterien antworteten. Der Kommandant besuchte den Bürgermeister, den militärischen Gouverneur, den Kommandanten des Zeughauses und den Hafenkomman- danten, sowie die anderen Behörden. Er lud die Offiziere der Garnison und des Hafens zur Besichtigung der Unterseebootes ein. Am Nachmittag ging von Madrid ein Sonderzug mit dem Sekretär der deutschen Botschaft und vielenMitgliedern der deutschen Kolonie und deren Damen nach Cartagena ab. Seit Dienstag kreuzten französische und englische Torpedoboote vor der Zone der Territorialgewässer. Sie suchten nachts den Horizont mit Scheinwerfern ab, um das Unterseeboot äbzufaugen, das am Donnerstag früh den Hafen verließ. Dem Anschein nach hat es den Sperrgürtel der feindlichen Torpedoboote durchbrechen können.
Eine nordische Wirtfchaftskonferenz.
(WTB.) Kopenhagen. 23. Juni. „Bevlinske Ti- dende" zufolge tritt am 6. Juli in Christiania eine Konferenz für das Zusammengehen der nordischen Staate« auf wirtschaftlichem Gebiet zusammen. Die Konferenz besteht aus Abgeordneten der wichtigsten Handelsorganisationen der drei nordischen Länder.
England und Dänemark.
(WTV.) Kopenhagen, 22. Juni. Zu der Meldung eines russischen Blattes, daß England wegen der Durchfahrt durch de« grohrn Belt mit Dänemark die Verhandlungen eingeleitet habe und daß England nicht beabsichtige, den Durchgang zu erzwingen, sondern die Angelegenheit in freundschaftlicher Weise mit Dänemark zu regeln wünsche, erfährt „National Tidende" von zuständiger Stelle, daß diese Meldung, die an sich einen sensationellen Charakter trage, jeder Grundlage entbehre. — Daß England dieses Ansinnen an Dänemark gestellt hat, ist nich^ so aus der Weise; die Hauptfrage liegt darin, wie in Kopenhagen die Sache ausgenommen worden ist.
Die Deutschenhetze in Amerika.
(WTB.) Philadelphia, 23. Juni. (Funkspruch vom Vertreter von WTB.) Dr. Hexamer, Vorsitzender des Deutsch-amerikanischen Rationalbundes, verlangt wegen der Vorwürfe, der Verband habe sich in eine ungesetzliche Verschwörung eingelassen, in einer öffentlichen Erklärung eine sofortige gründliche Untersuchung durch den Kongreß.
Roofevelt und Hughes.
(WTV.) Rewyork, 20. Juni. (Durch Funkspruch vom Bettreter des WTB.)> Nach einer Beratung mit Noosevelt erklärte Senatär Lod-ge, er glaube. Roofevelt «erde Hughes unterstützen.
Der Konflikt
zwischen den Bereinigten Staaten und Mexiko.
(WTB.) Washington, 23. Juni. Reuter meldet: Das Kriegsdepartement ordnete an, daß die ersten 5VVS Mann Miliztruppen, die in den mittleren und westlichen Staaten mobilisiert wurden, sofort nach der mexikanischen Grenze geschickt werden.
(WTB.) London. 22. Juni. Die „Times" melden aus Washington: Die militärischen Vorbereitungen gehen vorwärts. General Funston fordert 60 600 Miliz für den Erenz- dienst. Kriegsschiffe werden nach der mexikanischen Küste gesandt und man bespricht di? Frage einer Blockade Mexikos. Man fürchtet, daß ernste wirtschaftliche Nachteile hauptsächlich für Kanada entstehen können.
(WTB.) St. Louis, 23. Juni. (Funkspruch vom Vertreter des WTB.) Hier wird angekündigt, daß ein aus deutschen Ansiedlern in St. Louis gebildetes Regiment sofort für den Dienst an der Grenze von Mexiko aufgeboten werden würde, wenn dies notwendig wäre. Es wird erklärt, daß die Deutschen den Eindruck zu widerlegen wünschen, daß sie nicht be-
Lxrtltche Bekanntmachungen.
Bezug von Mais.
Als Ersatz für den nicht gelieferten Rohzucker werden 3M Zentner Mais angeboten, welcher zum Preis von 22 für den Zentner abgegeben wird.
Bestellungen wollen spätestens bis 1. Juli bei der Oberamtspflege eingereicht werden.
Falls die Bestellungen das Angebot übersteigen, werden in erster Linie die Besteller des Rohzucker berücksichtigt. Calw, den 2-1. Juni 1916.
Regierungsrat Binder.
Preise für Kraftfuttermittel.
(„Staatsänzeiger" Nr. 140, Beilage.)
Die Liste der im tz 1 der Verordnung vom 19. August 1915 (Reichs-Gesetzbl. S. 504) aufgeführten Gegenstände wird wie folgt geändert oder ergänzt:
Preis für 1 Tonne (1000 Kilogramm) Matt
25. Bierhefe, getrocknet als Viehfutter) 500,00 »)
25 a. Bierhefe, natz .. 62,50-)
25 b. Bierhefe, naß, Faßgeläger (gesondert) 15,00^) Berlin, den 6. Juni 1916.
Der Reichskanzler.
_ Im Aufträge: Kautz.
' Der Preis gilt für Ware mit einem Mindestgehalte von 50 vom Hundert Protein und Fett und einem Höchstgehalt an Wasser von 12 vom Hundert. Jeder Hundertteil Mindergehalt an Protein und Fett wird mit 16 Mark, jeder Hundertteil Mehrgehalt an Wasser mit 5,70 Mark in Abzug gebracht.
- Der Preis gilt für Ware mit mindestens 25 vom Hundert Trockenmasse. Jeder Hundertteil Mindergehalt wird mit
2.50 Mark in Abzug gebracht.
Der Preis gilt für Ware mit mindestens 10 vom Hundert Trockenmasse. Jeder Hundertteil Mindergehalt wird mit
1.50 Mark in Abzug gebracht.
Calw, den 22. Juni. 1916.
K. Oberamt: Binder.
Regelung des Verkehrs mit Web-, Witt- und Strickwaren für die bürgerliche Bevölkerung
(„Staatsanzeiger" Nr. 138, Beilage).
Die Gemeindebehörden werden beauftragt, die beteiligten Gewerbetreibenden alsbald in geeigneter Weise auf die Bestimmungen der bundesrätlichen Verordnung vom 10. Juni d. I. (Reichs-Gesetzbl. S. 403) und der zugehörigen Bekanntmachung des Stellv, des Reichskanzlers vom gleichen Tag (Reichs-Gesetzbl. S. 408), sowie der Minist.-Berf- vom 14. d. Mts. hinzuweisen, wobei besonders darauf aufmerksam zu machen ist, daß die Vorschriften der Bundesratsver- ordnung mit Ausnahme der 11—13 bereits voll in
Wirksamkeit getreten sind.
Calw, den 22. Juni 1916.
K. Oberamt: Binder.
reit wären, den Bereinigten Staaten zu helfen, sobald ein Aufruf zum Militärdienst erfolgen sollte.
(WTB.) Rewyork. 23. Juni. „Associated Preß" meldet aus Washington: Lansing hat an die diplomatischen Vertreter der süd- und zeatralamerikanische« Staaten ein Rundschreiben bezüglich der Vereinigten Staaten und Mexiko erlaßen, in dem er ankündigt, daß, falls Feindseligkeiten eintreten sollten, der Zweck der Vereinigten Staaten der sei, sich gegen eine weitere Invasion zu schützen, nicht aber sich in die mexikanischen Angelegenheiten zu mischen (?).
Don unseren Feinden.
Feindliche Preffestimmen
zur Ententewirlschastskonferenz.
Zürich, 23. Juni. Aus Paris wird hierher berichtet: lieber die Wirtschastskonferenz der Alliierten schreibt das „Echo de Paris": Zur gegenwärtigen Stunde hat Deutschland schon eine Menge Methoden ausgedacht, um die Rohstoffe, deren wir es berauben, insbesondere die Nitrate, zu ersetzen. Wenn es die ungeheuren Hilfsquellen, die es an Kohle und Eisen besitzt, behalten sollte, könnten die Alliierten beinahe nichts gegen es tun, auch wenn sie sich verschwören würden, ihm keines ihrer Naturprodukte zu verkaufen. Der Tag, an dem man ihm die Minen genommen haben wird, die man ihm wieder abnehmen muß, wird es immer noch die unergründliche Quelle des Reichtums haben, die die Arbeit eines ganzen arbeitsamen und wohlorganisierte» Volkes darstellt. Nur durch unsere Arbeit und unsere Organisation können wir ihm die Spitze bieten, und keine wirtschaftliche Mauer wird uns davon dispensieren.
Köln. 23. Juni. Die „Kölnische Zeitg." meldet aus Kopenhagen: Zur Pariser Wirtschaftskonferenz bemerkt die „Petersburger Börsenzeitung" unter anderem: Es genügt nicht, uns allein zu befehlen, mit Deutschland keinen wirtschaftlichen Verkehr zu unterhalten. Dazu kann uns die Notwendigkeit zwingen. Rußland führte z. B. vor dem Kriege ungeheure Mengen Futtermittel, namentlich Weizen, nach Deutschland aus. Rußland ist daher gezwungen, auch weiter mit Deutsch-
land Handel zu treibe«, wenn es nicht gelingt, für Rußland Ersatz zu schaffen, der ihm gestattet, auf den deutschen Markt zu verzichten. Wen« weiter Rußland, das den Zufluß ungeheurer ausländischer Kapitalien, mindestens einer Milliarde Rubel jährlich braucht, nicht mehr imstande ist, diese Summe von England und Frankreich zu erhalten, so wird Rußland sich gezwungen sehe«, sie in Deutschland zu suchen. Deutschland nur in dieser Hinsicht zu ersetzen, ist schon eine äußerst schwierige Aufgabe.
Die liberale Presse Englands zum Wirtschaftskrieg.
(WTB.) London, 23. Juni. Ueber die Beschlüße der Pariser Konferenz schreibt „Daily News": Der Beschluß, über gegenseitige finanzielle Unterstützung und über die Förderung wissenschaftlicher und technischer Forschung zeigt, daß die Konferenz den wirtlichen Grnnd der deutschen Erfolge ernannt hat. Dieser wahre Grund ist nicht der Bettauf unter den Selbstkostenpreisen (drumping), denn das tun wir alle. Es waren auch nicht die Zölle, denn außer England hatten alle Länder schon Zölle, sondern es war die überlegene wissenschaftliche Bildung der Deutschen, ihre überlegenen Geschäftsmethoden. ihr großer Fleiß, ihre große Anpassung an die Wünsche der Käufer, ein besserer Konsulardienft (?) und größere Aufmerksamkeit des Staates für die Interessen des Handels (?). — „Daily Chronicle" findet es besonders bezeichnend, daß die Beschlüße keinen Hinweis auf Schutzzölle enthielten. — „Manchester Guardian" ist mit den Beschlüßen über die Kttegszeit einverstanden. Das Blatt wendet sich aber dagegen, daß die Feindseligkeiten über die Kttegszeit hinaus fortgesetzt werden sollten. Die Berbündete« würden wirtschaftlich nicht gestärkt, sondern geschwächt werden, wenn sie billige Erzeugnisse von den Mittelmächten zu kaufen sich weigerten. Diese Erzeugnisse würden dann von den Neutralen gekauft werden, die ihrerseits den Handel, den Deutschland früher hatte, an sich ziehen würden. Die Neutralen, die jetzt schon durch den Krieg sehr reich geworden seien, würden weitere Gewinne auf Kosten der Kriegführenden nehmen. Die Beschlüße der Konferenz würden daher zu einer laugaudanernde« Verarmung beider Parteien führen. Das Blatt schließt: Viele der Beschlüße beruhen auf wirtschaftlich völlige falschen Grundlagen und einige ihrer Ergebnisse werden für England selbst besonders schädlich sein.
Das hinterlistige Spiel Italiens.
lWTB.) Bern, 23. Juni. Ein Eingeständnis, daß Italien von Beginn des Weltkrieges ab seinen damaligen Bnn- desgenoßen feindlich gesinnt war, bringt Hervs im „Victoire" vom 13. Juni. In einem Artikel über den Sturz Salandras schreibt Hervü wörtlich: Salandra genoß in Frankeich große Sympathien. Wir werden es ihm niemals vergehen, daß er von der ersten Stunde des Krieges ab ohne Zögern uns betreffs seiner Neutralität Sicherheiten gegeben hat» die derart waren, daß wir in aller Ruh« den Transpott unserer Armee von Algier nach Frankreich ausführen und fast augenblicklich unsere Alpen-Armee nach dem Elsaß schicken konnten.
Friedenskundgebungen in England und Frankreich.
Bettiu, 23. Juni. Wie die „Voss. Zeitg." aus Amsterdam meldet, nimmt die Friedenspropaganda in ganz England immer mehr den Charakter öffentlicher Kundgebungen an. Die unabhängige Arbeiterpattei veranstaltet überall öffentliche Friedensversammlungen und fast täglich Umzüge, unter starker Beteiligung der Arbeiterbevölkerung. In London sieht man allenthalben große Friedensplakate, die nicht mehr wie früher beschmutzt, abgerißen oder verboten werden, wie überhaupt allen diesen Bekundungen weder von der Polizei noch von anderen Behörden etwas in den Weg gelegt wird, während früher Verbote, Zusammenstöße und schwere Strafen an der Tagesordnung waren. — Ueber Bern wird gemeldet: Von glaubwürdiger Seite erfahre ich, daß in den letzten Tagen in Patts Straßenkundgebuugen stattgefunden haben, die nicht etwa gegen die Lebensmittelteuerung gerichtet waren, sondern ausgesprochen politischen Charakter zugunsten eines schleunigen Friedeusfchlußes trugen. Diese Kundgebungen, an denen sich bemerkenswerter Weise auch Frontsoldaten beteiligten, wenden sich insbesondere auch gegen Poin- care persönlich.
Um die Nachfolge Kitcheners.
(WTB.) Rotterdam. 23. Juni. Der „Nieuwe Rot- terdamsche Courant" berichtet aus London: „Daily Chronicle" meldet, es sei jetzt so gut wie sicher, daß Lloyd George die Stelle des Staatssekretärs fü« de« Krieg annehmen werde. Es sei aber unwahrscheinlich, daß schon in den nächsten Tagen eine amtliche Mitteilung darüber gemacht wede. Die Ursache der Verzögerung der Ernennung sei technischer Art. Es dürften nämlich nicht mehr als vier Staatssekretäre im Unter- Hause sein. Bisher waren die vier wichtigsten: Grey, Bonar Law, Samuel, Chamberlain. Man müsse also einen von diesen nach dem Oberhaus äbschieben. Die „Morning Post" glaubt, daß keiner von den Vieren Lust hat, nach dem Oberhaus zu gehen.