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Nr. 62. Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw. _ 91. Jahrgang.

vrscheinungrwetf«: Inurl wichentliih. Anzetgenprei»: Jmvberamtr- »«»irk Calw für dt« einspaltige Borgt»,eil« 10 Psg., außerhalb derselben 12 Pfg., Reklamen LS Psg. Gchluß für Jnseratannahm« 10 Uhr oornitttag«. Leleson 9 .

Mittwoch, den 15. Mürz 1916.

II v e,ng»pr«t»: In d«r Stadt mit LrLgerlohn Mk 1 . 2 S vtrrtelsührlich, Pop» II deprgSpret» für den Ort», und NachbarortSverkehr Mk. 1 . 20 . tni Fernverkehr II Wei ILO. Bestellgeld in Württemberg SO Psg.. in Bagern und Reich »2 Psg.

Die neue italienische Isonzo-Offensive.

Derdun und die italienische Offen­sive. England.

Wir haben jetzt die Bestätigung der schon seit einiger Zeit vorhandenen Vermutung, daß die Italiener wieder die Kämpfe am Isonzo aufnehmcn würden. Der österreich- ungarische Bericht meldet heute, daß die Italiener überall am unteren Jsonzo, von Dolmein an bis zur. Küste an greifen. Am stärksten sind die italienischen Anstrengungen wie vorauszuseheu bei Görz und gegen die Hochfläche von Doberdo im küstenländischcu Gebiet. Letzgenamitc Hoch­fläche ist der Schlüsselpunkt für den Vormarsch nach Triest und deshalb werden auch hier alle Kräfte eingesetzt. Man sollte meinen, die Italiener hätten sich doch schon genügend an der Jsozofront betätigt, um sich in der österreich-ungari scheu Verteidigung-Kunst etwas auszukennen, aber einerseits hofft Cadorna wohl auf die wahrscheinlich versprochene russische Mithilfe im Nordosten der Donaumonarchie, an dererseits aber verfolgt doch der Angriff den Zweck, die Franzosen bei Verdun aus diese Weise zu entlasten, da man sich in Rom immer noch nicht entschließen konnte, Deutsch­land den Krieg offizell zu erklären, und in Konsequenz dieses Entschlusses wenn nötig die französische Front zu verstärken. Es ist wahrscheinlich, daß die Offensive auch einen Eindruck auf die zur Zeit tagende Kammer machen soll, deren Einigkeit gleich bei Beginn der Tagung recht viel zu wünschen übrig ließ Auf der einen Seite machten die Kriegshetzer dem Kabinett Salandra Vorwürfe, daß das italienische Heer, nicht die Franzosen unterstütze, (und wenn die Mehrheit der Kammer nicht die Politik Salandras i» diesem Punkt gebilligt hätte, so wäre der Ministerpräsi­dent wohl schon vor einiger Zeit, als er seinen Rücktritt angekündigt hatte, gegangen) auf der andern Seite wird das Kabinett angegriffen, weil es vor Eintritt Italiens in den Krieg nicht auch die wirtschaftlichen Ansprüche der Italiener während des Krieges geregelt hatte, wodurch Italien auch infolge derfreundschaftlichen" Haltung seines Bundesgenossen England bezüglich des notwendige» Im Ports in die größten Schwierigkeiten geraten ist. Diese Wirt schaftlichc Uebervorteilung Italiens hat im Volke, das darunter natürlich schwer zu leiden hat, viel böses Blut gemacht, und der Unmut gegenüber demBundesgenossen" würde sich wohl auch in scharfen Aeußerungcn kundtun. wenn der italienische Zmsor das zuliebe. Man erhält über­haupt den Eindruck im Hinblick auf die mancherlei Vorgänge hinter den Kulissen, daß man in Italien cinzusehcn beginnt, daß auf die falsche Karte gesetzt wurde, und wenn Salandra über die von Frankreich ausgehenden antimonarchischen Machenschaften und den englischen Wirtschastscgoismus »achdenkt, dann wird er sich wohl auch manchmal sagen müssen: Oh Herr, behüte mich vor meinen neuen Freunden. Da man aber nun den Karren verfahren sicht, und ohne arößtc moralische und reale Einbuße nicht mehr zurück kann, so strebt man nun nach dem als Mindestforderung des heiligen Egoismus aufgestellten Ziel zu, der Eroberung der unerlösten" Provinzen, und diese Idee giebt dem äußerlich wenig verständlichen, nochmaligen Ansturm gegen die Json- zofront wenigstens eine innere Begründung. Es wird wohl ein harter Kamps sein, den unsere tapferen Bundesge­nossen diesmal auszufechten haben, denn es ist doch anzu- nehmcn, daß die Vorbereitungen des Feindes im Hinblick auf die bisherigen Fehlschläge sorgfältiger als je getroffen worden sind, und daß er diesmal seine Kräfte aufs äußerste anspannen wird, um doch noch ein greifbares Ergebnis zu erreichen, das geeignet wäre, die immer stärker werdende Unzufriedenheit des italienischen Volkes zu dämpfen. Daß aber die italienische Offensive geeignet wäre, irgend welchen Einfluß auf die deutschen Pläne vor Verdun auszuüben, kann füglich bezweifelt werden. Die Franzosen müssen jetzt trotz aller Bemäntelungsversuche doch zugcben, daß ihnen die deutschen Fortschritte im Rordwesten von Verdun nnbe-

Etn französischer Befehl zum Standhalten.

(WTB.) Berlin, t4. März. Amtlich wird mitgeteilt: llnsere Truppen haben im Rabenwald folgenden französischen Befehl gefunden:

Zweite Armee, Gruppe Bazrlaire. Generalstab. Bu­reau. Nr. 1li1<1/8. Gescchtsstand 7./!!. 191V. Der General de Barzelaire, Kommandeur des Abschnitteslinkes Maasufer" an die Herren llnterabschnittstommandeurc Ost und West.

Befehl! Forges hat nicht den Widerstand geleistet, den man erwarten mußte. Bis weitere Aufklärung erfolgt, ent­nehme ich daraus, daß der Kommandeur dieses Abschnittes seine Pflicht nicht getan hat. Er wird infolgedessen vor ein Kriegsgericht gestellt werden. Es muß bis zu den äußersten Grenzen Widerstand geleistet werde». Wir dürfen in diesem Augenblick nur von einem einzigen Entschluß beseelt sein: den Feind entweder siegreich auszuhalten oder zu sterben!

Artillerie und Maschinengewehre werden auf jede mei­ernde Truppe feuern. n

Gez.: de Bazelaire. .'>2. Brigade 8/8. 191V."

Keine Verzögerung des verschärften U-Boolkrieges.

(WTB.) Berlin, 11. März. Amllich wird mitgcteill: In weiten Kreisen der Bevölkerung wird immer das Gerücht verbreitet, daß der verschärfte U-Bootkrieg, wie er in der bekannten Denkschrift der deutsche» Reichsregierung an die neutralen Mächte angekündigt worden ist, nicht durch g c f ührt oder au fg eschoben werden würde. Diese Ausstreuungen flnd vollständig ri ki­rn a h r. Niemals und bei keiner verantwortlichen Stelle ist eine Verzögerung oder ein Unterlasten dieses U-Bvotkriegcs in Betracht gekommen: er i st v v l l k o m m e n i in G a n g c.

Auch Oesterreich bricht mit Portugal ab.

(WTB.) Wien, 1t. März. Infolge des Eintritts des Kriegszustandes zwischen dem Deutschen Reiche und Portugal wurde der K. u. K. Gesandte in Lissabon ange­wiesen, von der Regierung der Republik Portugal seine Pässe zu verlangen und mit dem Personal der Gesandt­schaft das Land zu verlassen. Dem hiesigen portugiesischen Geschäftsträger werden gleichzeitig die Pässe zugestellt werden.

Zeppelin-Wolken.

London, ll. März. DieBasler Nachrichten" melden ans London: Die Tatsache, daß die Zcppclinluftschiffc sich in Wolken hüllen, wenn sic ihr Ziel erspäht haben und das Bombardement beginnen, ist nun einwandfrei erwiesen. Die künstlichen Wolken können sogar von einen! ziemlich starken Wind nicht aufgelöst werden. Eine der Wolken hielt sich mehrere Stunden lang.

Verbindung zwischen dem griechischen und rumänischen Königshause.

Bukarest, lt. März. DasEcho des Balkans" ver­öffentlicht eine Athener Drahtnachricht, der zufolge die Vrlobung eines Mitglieds der griechischen Königsfamilie mit einer Prinzessin ans dem rumänischen Herrscherhaus«: unmittelbar bevorsteht

haglich werden, und daß sich der Gürtel der Belagerer im­mer enger um die Festung zieht, darüber vermögen auch die ohnmächtigen Spottnoten des französischen Auswärtigen Amtes nicht hinwegzutäuschen. Die für das neutrale Aus­land bestimmte Note besagt, daß die Operationen vor Ver­dun abflauen, wie das von der französischen Heeresleitung schon längst vorauSgesehcn worden sei, die Deutschen wüßten jetzt nichts Bemerkenswertes mehr zu melden, deshalb hät­ten sie die Zahl der Gefangenen vor Verdun rekapituliert; im übrigen sei sestzustellen, daß sie am Ende ihrer unge­

heuren Anstrengungen gegen Verdun, vor der Erschöpfung stehen. Die verschwendere Munition würden sie wieder aus frischen können, aber den Bestand ihrer dezimierten Mann­schaften könnten sie nicht mehr ergänzen. Ganz anders als dieses hochmütige Geschwätz klingen aber die Urteile der französischen Fachkritiker, die das Ende der deutschen Offen­sive keineswegs nahe sehen, und die im Gegenteil fordern, daß man das Volk auf die Möglichkeit des Verlustes von Verdun vorbereite Es wird auch der Vermutung Ausdruck gegeben, daß im Sundgau und in den Vogesen sich größere Kämpfe entwickeln könnten, jedenfalls teilt die öffentliche Meinung Frankreichs aber den gekünstelten offiziellen Op­timismus nicht.

Bekanntlich soll in nächster Zeit eine handels- konferenz der Alliierten in Paris tagen, in der nicht nur die dringend einer Lösung bedürftigen Wirtschaftsfragen der alliierten Staaten während des Krieges eingehenden Er­örterungen unterzogen werden sollen, um dieEinigkeit" auch auf diesem für die Kriegführung so überaus bedeutungs­vollen Gebet festzustellen, es war auch von der Presse aller feindlichen Länder gefordert worden, daß die Konferenz sich mit der Frage beschäftigen solle, wie nach dem Krieg die Wirtschaftspolitik der Alliierten untei sich geregelt wer den könne, und wie man namentlich den deutfcksen Handel so gut wie möglich ausschalten und schädigen könne. Na­mentlich aber war dieser Gedanke besonders in englischen Handelskreisen zur Lieblingsidee geworden, und man konnte sogar hei maßgebenden wirtschaftlichen Instituten, wie der Handelskammer von Manchester die Neigung zu einer Schutzzollpolitik spüren, die ehedem in diesen Kreisei- als größtes Verbrechen gegen den englischen Handelsgeis zurückgewiesen worden wäre. Diese Strömungen scheinen den nüchtern Denkenden doch zu gefährlich geworden sein, und so haben zwei liberale Mitglieder des Unterhauses kürzlich die Regierung interpelliert, ob sie geneigt sei, bei der bevorstehenden finanzpolitischen Konferenz mit den Ver­bündeten etwaigen Anregungen bezüglich eines Boykotts Deutschlands und eines bestimmten Handelsüberein­kommens nach dem Kriege Folge zu leisten. Asquith antwortete, daß diese Befürchtungen nicht bestehen, und daß die Regierungsvertreter in Paris nichts sagen oder tun dürften, was die Handlungsfreiheit der Regierung oder des Unterhauses irgendwie binden würde. Das Land könne nicht auf Maßnahmen festgelegt werden, die weitreichende Ergebnisse und vielleicht ungeheure Folgen haben könnten. Man bat also auch, scheint es, in England ein Haar in dieser Suppe gefunden. O. 8.

Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.

Die deutsche amtliche Meldung.

(WTB.) Großes Hauptquartier, 14. März. (Amtlich.)) Westlicher Kriegsschauplatz. Im allgemeinen keine Veränderung der Lage Ein kleines Gefecht bei Wirltje, nordöstlich von Ppern endete mit der Zurückwerfung der Engländer. Je ein englisches Flugzeug wurde östlich von Arras und westlich von Bapaume von Leutnant Jmmelmann libgeschoffcn. Die Insassen sind tot. Leutnant Bölke brachte zwei feindliche Flugzeuge hinter der französischen Linie über der Feste Marre und bei Malancourt (nordwestlich von Ver­dun > zum Absturz. Das Letztere wurde von unserer Artillerie zerstört. Damit haben beide Offiziere ihr 10. und 11. feind­liches Flugzeug außer Gefecht gesetzt. Ferner wurde ein eng­lischer Doppeldecker nach Luftkampf östlich von Eambrai zur Landung gezwungen. Die Insassen sind gefangen genommen.

Oestlicher- und Balkankriegsschauplatz. Nichts N«ies. Oberste Heeresleitung.

Der österreichisch-ungarische Tagesbericht.

(WTB.) Wien, 14. März. Amtliche Mitteilung vom 14. März mittags: