Nr. 56.

Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.

91. Jahrgang.

SrscheinungLweise: 8mal wöchentlich. Anzeigenpreis: rrztrr Talw für di« einspaltige BorgiSzetle 10 Pfg.. außerhall» d< Reklame» 25 Pfg. Schluß für Jnseratannahme 10 Uhr vormittag-

ve OderamtS«

de^elben IL Pkg., Telefon 9

Mittwoch, den 8. Mürz 1916.

Pezug-prei«: In der Stadt mit LrLgerlohn Mk I.2S aierteljührltch, Post- dezugspretS für den Orte- und Nachbarortsverkehr Mk. 1.20. im Fernverkehr Mk. Ichü. Bestellgeld in Württemberg 30 Pfg., in Bayern und Reich »2 Pfg.

Italiens Heeresstörke.

Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.

Die deutsche amtliche Meldung.

(WTB.) Großes Hauptquartier. 7. März. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Kleine englische Abteilungen, die gestern nach starker Feucrvorbereitung bis in unsere Gräben nordöstlich von Fermelles vorge- drungcn waren, wurden mit dem Bajonett wieder zn- rückgeworfen. Zn der Champagne wurde in über­raschendem Angriff östlich von Maison de Champagne unsere Stellung zurückgcwonncu, in der sich die Fran­zosen am 11. Februar festgesetzt hatten. 2V Offiziere und 15V Mann wurden dabei gefangen genommen. Zn den Argonnen schoben wir nordöstlich von La Chaladc im Anschluß an eine größere Sprengung unsere Stellung etwas vor. Zm Maasgebiet frischte sich das Artillerie­feuer westlich des Flusses auf. östlich davon chiclt cs sich aus mittlere Stärke. Abgesehen von Zusammenstößen von Erkundungstruppen mit dem Feind kam es zu Nah- kämpscn nicht. Zn der Woevre wurde heute früh das Dorf Frcsncs mit stürmender Hand genommen. Zn einzelnen Häusern am Wcstrandc des Dorfes halten sich die Franzosen noch. Sie büßten über 3V8 Gefangene ein. Eines unserer Luftschiffe belegte nachts die Bahn­anlagen von Bar lc Duc ausgiebig mit Bombe».

Oestlicher- u. Balkankriegsschauplatz. Die Laxe ist im Allgemeinen unverändert.

Oberste Heeresleitung.

Aus dem französischen Bericht.

(WTB.) Paris, 7. März. Amtlicher Bericht vom 6. Marz abends: Zn der Champagne setzten die Deutschen einen Angriff an, wobei sie brennende Flüs­sigkeiten gegen unsere Stellung zwischen Montetu und >Maison de Champagne schleuderten. An unserem rechten Flügel wurde der Feind durch unser Sperrfeuer aufgc- halten und konnte nicht aus seinen Gräben vorbrechcn. Links, in der Gegend von Maison de Champagne konnte er in ein kleines vorgcschobeno^Erabenstück eindringen. Unsere Artillerie war im gDlzen Abschnitt westlich von der Maas sehr tätig. An der Front zwischen Be- thincourt und der Maas richteten die Deutschen nach einer heftigen, den ganzen Vormittag andauernden Be­schießung einen starken Angriff gegen Forgcs, das sich in unserer vorgeschobenen Linie befindet. Zm Verlaufe eines sehr lebhaften Kampfes konnten sie sich des Dorfes bemächtigen. Mehrere Versuche, beim Hügel Oie vorzubrechen, wurden durch unsere Gegenangriffe unterdrückt, die den Feind nach Forges zurückwarfen. Oestlich von der Maas aussetzcnder Artilleriekampf. Zn der Woevre heftige Beschießung ohne Infanterie- tätigkeit in der Gegend von Fresnes.

Berdun.

Rotterdam, 7, März. Aus Mitteilungen der Blät­ter wipd von Le Havre, nach demLokal-Anzeiger", bekannt, daß es die erlesensten Truppen Frankreichs waren, die nördlich von Verdun von den deutschen Stürmern überraunt worden sind. Die verschiedenen Regimenter, denen der Schutz des Vorgeländes von Douaumont anvertraut, war, sowie die Truppen zwischen Maas und Mosel setzten sich hauptsächlich aus Nord­franzose« zusammen. Der Standhaftigkeit dieser Sol­daten, von denen viele an der Pser kämpften, wird in der Presse hohes Lob gespendet. Vier brctonischc Re­gimenter gingen im deutschen Ansturm verloren. Der Nachschub setzt sich fast ausschließlich aus Ctamin- truppen der Picardie zusammen, die unter FührSng des Generals Petain den Durchbruchsversuch im Artois (Loretto-Schlacht) unternahmen. Daraus erhellt zur Genüge, welch hohen Wert die französische Heeres­leitung auf die Sicherung Verduns legt.Zournal de Rouen" meldet aus Paris: Zn der Mittwvchsitzung des Heeresausschusses sprach Briand die Ueberzeugimg ans. daß nunmehr kein Punkt der Berdnn-Front dem

: Gegner preisgegcben werde. Die Führer seien bemüht, sich gehörig Lust zu schaffen.

Amsterdam, 7. März. Wie der Londoner Gewährs­mann derVossischcn Zeitung" berichtet, melden durch­aus zuverlässige Privatnachrichten aus Le Havre, Laß die Zaht der Verwundeten ans den Kämpfen bei Ver­dun fortwährend so stark anwachse, daß jetzt auch in Le Havre Notlazarette errichtet werden. Da französisches Sanitätspersonal und französische Lazarcttcinrichtungen nicht mehr vorhanden sind, wurden die Notlazaretie von englischen Sanitätsabteilungen eingerichtet. Die französische Regierung hat das amrikanischc Rote Kreuz um weitere Unterstützung gebeten. Zu den neu hcran- gcführten Reserven der Franzosen bei Verdun gehören auch mehrere Regimenter, die sich aus achtzehn- und siebzehnjährigen Rekruten zusammensetzen, deren Aus­bildung noch nicht ganz abgeschlossen ist.

Heros über die Bedeutung von Berdun.

(WTB.) Bern, 8. März. Zn einemVerdun um jeden Preis" überschriebenen Leitartikel mahnt Hervö in seinem BlattLa Pictoire" zur größten Wachsam­keit. Mit scharfem Tadel weist er die Versuche der Presse, die Bedeütung von Verdun unter der Betonung, daß es keine Festungen mehr gebe, zu leugnen, zurück. Wie kann man, selbst um das Publikum zu beruhigen, ihm solche Albernheiten vormachcn? Herue zieht zum Ver­gleich die englischen Manöver bezüglich des bedrohten Paris im August 1014 heran und ruft aus: Verdun ist heute ein symbolischer Name. Sein Verlust würde für uns eine moralische Katastrophe von größter Tragweite sein! Nein, nochmals nein! Verdun ist für uns heute das, was Paris damals war! Kerne Kasuistik kann uns glauben machen, daß sein Verlust eine Tatsache von untergeordneter Bedeutung sei. Wer so etwas un­seren Führern in der Presse vonnacht, begeht ein Per­brechen gegen das Land. Glücklicherweise weiß unser Genralstab, daß er Verdun um jeden Preis halten muß. Man höre endlich doch auf, täglich in den Blättern zu suggerieren, daß der Feind auch anderswo Angriffe machen werde. Blind ist, wer nicht sieht, daß bei Ver­dun allein und nicht wo anders cs gegenwärtig nm die Geschichte Frankreichs und Europas geht.

Der österreichisch-ungarische Tagesbericht.

(WTB.) Wien, 7. März. Amtlich wird verlaut­bart vom 7. März 1916:

Russischer Kriegsschauplatz. Bei Kar- pilowka warsen Abteilungen der Armee des General­obersten Erzherzog Zoseph Ferdinand den Feind aus einer Vcrschanzung und setzten sich darin fest. Nord­westlich non Tarnopol vertrieb ein österreichisch-un­garisches Strcifkommando die Russen aus einem 1VVV Meter langen Graben. Die feindliche Stellung wurde zugcschüttet. Sowohl in dieser Gegend, als auch am Dnjestr und an der Bessarabischen Grenze, war gestern die Eefchütztätigkeit beiderseits reger.

Ztalicnischer und südöstlicher Kriegs­schauplatz. Lage unverändert. Keine besonderen Ereignisse.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs- von H ö f c r, Feldmarschallcutnant.

Die Italiener in Balona.

(WTB.) Bern, 7. März. DieAgenzia Etefani" meldet die Ernennung des Generalleutnants Piacen- tini zum Kommandanten des Spczialkorps in Albanien und bemerkt dazu, die Ernennung eines Generals von so hohem Rang, sowie die Tatsache, daß die Streit- kriiste, die er befehlige, mehrere Divisionen umfassen, laste auf die große militärische Bedeutung schließen, die dem Besitz von Balona bcigcmessen werde. General­ien tn-ant Piacentini ist bereits in Valon-a eingetrofsen und hat das Kommiando übernommen.

Berlin, 8. März. DemBerliner Lokalanzeiger" wird aus Lugano gemeldet: Bei den vorgestrigen Be­ratungen in Bezug auf die Unterstützungen der ein-ge- zogenen italienischen Soldaten erklärte der Kriegs- minister Zupelli, daß die Unkosten für die Unterstützung der Famalien auf den Gesamtbetrag von 43 Millionen Lire monatlich gestiegen seien, was dem Betrag von 90 Centesimi pro Kopf und Tag entspreche. Ein ein­faches Rechenexempel ergibt, daß demnach Zkalien 1 6VV vvv Mann unter den Waffen hat

Don unseren Feinden.

Kabinetts- oder Parlamenlskrifis in Italien?

(WTB.) Bern, 7. März. Wie dieAgenzia Stefan»" meldet, ist der König von Ztalien heute früh in Rom eingetrofsen.

(WTB.) Bern, 7. März. WieSera" meldet, hat der König von Ztalien heute Nachmittag in der Villa Saooqa eine Besprechung mit Salandra, Sonnino und Zupelli gehabt.Giorirale d'Ztatia" schreibt, daß entgegen den heute umlaufenden Gerüchten kein Mi­nisterrat stattgefunden habe: Salandra babe nur mit einigen Ministern die Lage besprochen.

(WTB.) Bern, 7. März. Wie Mailänder Blätter melden, kam es in de gestrigen Sitzung der italienischen Kammer, von der man sich keinerlei Ueberraschungen versah, wohl infolge der Nervosität Salandras zu An­zeichen eines krisenhaften Zustandes, der nach der Sitzung in den Korridoren zu mannigfachen Kommen taren Anlaß gab. Da die Kammer über einige Znter pellationen und Anfragen zu verhandeln geneigt schien, erklärte der offizielle Sozialist Cicoiti, daß die Hausung der namentlichen Abstimmungen in diesem Augenblicke, wo alle gegen das Kabinett das Gefühl -es Mißtauens hegten, einer Sabotage der Kammer gleichkäme. Darauf erklärte Salandra in heftigstem Tone, daß, wenn der gegenwärtige Zustand, der sich in den letzten 45 Tagen in der Kammer herausgebildct habe, nicht aufhören sollte, ihm nichts anderes übrig bliebe, als sich an die Krone zu wenden, um ihr die Lösung vorzuschlagen, die er für nötig halten würde. Die Uebrraschung der Kammer führte, je mehr die Worte Salandras besprochen wurden, die ursprünglich nur von wenigen verstanden wurden, zu allerlei Kom­binationen. Salandra hatte gleich nach der Sitzung mit einer Anzahl der Minister im Ministerzimmer der Kammer eine Besprechung.

(WTB.) Bern, 7. März. Nach einem durch die Agenzia Stefani" verbreiteten Bericht über die gestrige Kaminersitzung führte Ministerpräsident Salandra u. a. zu, äußersten Linken gewandt, aus: Wenn die Kammer dieses Spiel mit den namentlichen Abstimmungen und der Feststellung der Beschlußfähigkeit fortsetzen sollte, so würde sie dem Laude, das sie vertritt, nicht dienen. Es wäre deshalb unsere Pflicht, die Lage zu prüfen, um alsdann der Krone die Entschlüsse, die gefaßt werden müßten, vorzutragen. Das Land will etwas ganz an­deres als von diesen erbärmlichen Streitigkeiten misten. Es faßt Zhre Msision als Vertreter des Landes höher auf.Secolo" sagt, daß die Erklärungen Salandras großen Eindruck geinacht hätten wegen der Be­leidigung, die er mit seiner Drohung dem Parlament angetan habe. Die Nervosität des Ministerpräsidenten sei ungerechtfertigt. Die Auflösung der Kammer sei konstitutionell, eine Unterdrückung jedoch nicht. Es sei notwendig, daß die Kammer sofort die Politik der Ne­gierung bespräche.

Ruffischer Gesandtenwechsel in Tokio.

(WTB.) Petersburg. 7. März. (Petersburger Tel.- Ag.) Der russische Botschafter in Tokio. Malewsky. ist