stegreich. An der bestarabischen Front setzte der Feind in den ersten Nachmittagsstunden erneuert mit stärkstem Gefchützseuer ein. Der Jnfanterieangriff richtete sich abermals gegen unsere Stellungen bei Toporoutz und an der Reichsgrenze östlich von Rarancze. Der Angreifer ging, stellenweise in acht Reihen, bis gegen unsere Linien vor. Seine Kolonnen brachen vor unseren Hindernissen, meist aber schon früher, unter großen Verlusten zusammen. Kroatische und südungarische Regimenter wetteifern in zähem Ausharren unter den schwierigsten Verhältnissen. Auch Angriffe der Russen auf die Brückenschanze bei Uscienczko und in der Gegend von Zazlowice erlitten das gleiche Schicksal, wie jene bei Toporoutz. Weiter nördlich keine besonderen Ereignisse.
Italienischer Kriegsschauplatz. Infolge besserer Sichtverhältnisse war die Artillerie- tätrgkeit gestern nachmittag an der ganzen küstenländischen Front lebhafter. Im Krn-Gebiete und namentlich bei Oslawia erreichte sie große Heftigkeit. Ein neuer Angriff auf den von unseren Truppen genommenen Graben nördlich Dolje und ein Handgranatenangriff auf unsere Stellung nördlich des Monte San Michele wurden abgewiesen. Unsere Flieger warfen auf militärische Bauten in Ala und Strigno Bomben ab.
Südöstlicher Kriegsschauplatz. Keine Veränderung.
Ein Armeebefehl Zoffres.
Paris, 6. Jan. Das Militärblatt veröffentlicht folgenden Armeebefehl des Generals Zoffre: „Soldaten der Republik' In dem Augenblick, in dem dieses Kriegsjahr zu Ende geht, könnt Ihr alle Euer Werk mit Stolz betrachten und Euch der Erötze der von Euch ausgeführten Kraftanstrengung erinnern. Im Artois, in der Champagne, im Woevre und in den Argonnen habt Ihr dem Feind gewaltige Niederlagen und blutige Verluste, die unvergleichlich stärker sind, als die unfrigen, beigebracht. Das deutsche Heer hält sich noch immer, sieht aber, wie täglich seine Truppenbestände und seine Hilfsmittel sich vermindern. Gezwungen, das schwankende Oesterreich zu unterstützen, mutz es auf nebensächliche Kriegsschauplätze gehen und vorübergehende Erfolge suchen, die es auf den Hauptfronten nicht zu erringen vermag. Sämtliche deutschen Kolonie« sind entweder von der Welt abgeschnitten eder in unsere Hände geraten. Dagegen verstärken sich die Alliierten fortwährend und — unbestrittene Herrscher der See — können sie sich leicht verproviantieren, während die Mittelmächte, finanziell und wirtschaftlich erschöpft, darauf angewiesen sind, nur noch auf unsere Zwietracht oder unsere Müdigkeit zu rechenen, als ob die Alliierten, die geschworen l ,ben, bis zum Aeutzersten zu kämpfen, geneigt wären, ihren Schwur zu brechen in dem Augenblick, wo für Deutschland die Stunde der Sühne schlagen wird, als ob die Soldaten, die ie schwersten Kämpfe durchgefochten haben, nicht imstande durchzuhalten trotz Külte und Morast. Seien wir stolz L'..l unsere Kraft und unser Recht! Denken wir an die Vergangenheit nur, um in ihr Zuverstchtsgründe zu schöpfen! Denken wir an unsere Toten nur, um zu schwören, sie zu rächen! Während unsere Feinde vom Frieden sprechen, denken wir nur an Krieg und Sieg! Am Anfang eines Jahres welches dank Euch ruhmreich für Frankreich sein wird, übermittelt Euch Euer Befehlshaber von tiefstem Herzen seine herzlichsten Wünsche. (Eez.): Josfre.
Großes Hauptquartier der französischen Armee,
28. Dezember 1915."
Der Zweck der russischen Offensive.
Berlin, 6. Jan. Dem „Lokal-Anzeiger" wird aus Kopenhagen gemeldet: Einem Pariser Telegramm aus Petersburg zufolge nimmt die russische Offensive in Bessarabien und in der Gegend des Dnjestr täglich an Heftigkeit zu und hat offenbar die Eroberung von Czernowitz zum Ziel. Am Gebiete zwischen Dnjestr und Pruth sind bedeutende Massen von Reservetruppen zusammengezogen. Auch weiter nördlich entfalten die Russen eifrige Tätigkeit. Die neue Kampffront hat im Ganzen eine Ausdehnung von 300 Kilometern. Es wird jedoch nicht überall gekämpft. Die „National-Zeitung" berichtet von der russischen Grenze: Der Korrespondent des „Russkoje Slowo" berichtet seinem Blatte von der neuen Offensive in Bessarabien und in der Bukowina. die sich bis zum Styr erstreckt: Die russische Heeresleitung hat außerordentlich große Truppenbestände hier zusammengezogen, und es befinden sich auch zahlreiche den jüngsten Regimentern ungehörige Formationen darunter. Die jungen Truppen gingen mit anerkennenswerter Entschlossenheit gegen die feindlichen Linien vor, wirksam unterstützt durch ein mächtiges Artilleriefeuer. Von der Wucht der Angriffe könne man sich weitab von der Front keine Vorstellung machen. Der Gegner halte zäh seine Stellungen, wobei ihm besonders die Neuorganisation seiner Verteidigungsstellungen und Mittel zugute komme. Daneben verfüge der Feind über eine schwere Artillerie, die von furchtbarer Wirkung fei. Es stehe aber zu erwarten, daß die Offensive andauern und sich bald weiter über die
Front erstrecken werde, denn Munition sei ausreichend vorhanden. Vor allem solle die Offensive zahlreiche Kräfte des Feindes fesseln und vom Balkan fernhalten. Im Stabe des Generals Iwanow befinden sich eine Anzahl englische und französische Offiziere. Dieser Tage traf auch der Zar im Hauptquartier des Genevals Iwanow ein und hielt verschiedene Paraden über die für die Offensive bestimmten Truppen ab.
Stockholm, 6. Jan. Der „Bossischen Zeitung" wird von hier berichtet: Die militärischen Kraft- anstrengungen Rußlands in Ostgalizien und in der Bukowina werden, wie in der russischen Presse zugegeben werde, lediglich aus politischen Gründen unternommen. Die Blätter betonen, daß Czernowitz um jeden Preis genommen werden müsse. Die Eroberung der Hauptstadt der Bukowina sei das einzige Mittel, einen Druck auf Rumänien auszuiiben, um es auf die Seite des Bierverbandes zu ziehen.
Ein russischer Bericht.
(WTB.) Petersburg, 6. Jan. (Petersb. Tel.-Ag.) Hier eingetroffenen Meldungen zufolge nehmen die Kämpfe an der der rumänischen Grenze benachbarten Front an Heftigkeit zu. Der Geschützdonner ist auf eine Entfernung von 50 Werst ringsum zu hören. In den Dörfern dieser Gegend sind alle Fensterscheiben in Scherben. Die Schlacht tobt besonders heftig aus der Front Tarnopol—Trembowla. Verwundete russische Offiziere sagen, datz die Folgen dieser Kämpfe sich schon fühlbar machen. Dieselben Offiziere weisen auf die ungeheuren Schwierigkeiten hin, die die Rüsten an dieser Front zu überwinden haben, wo die Stacheldrahtverhaue oft in 21 Reiben ausgebaut sind und mit starken elektrischen Strömen geladen sind, die von eigens zu diesem Zweck eingerichteten Stationen erzeugt werden. Das unmittelbare Herankommen an diese Stacheldrahtverhaue ist unmöglich. Infolgedessen haben die russischen Soldaten folgendes Mittel erfunden: Geschickte Zieler werfen auf diese Hinderniste starke Taue mit Schlingen und ziehen daran, bis sie die erste Reihe des Stacheldrahts gebrochen haben und dann die zweite, dritte usw.
Die Türken vor Aden.
Zürich, 6. Jan. Die Schweizerische Telegrapheninfor- mation berichtet, laut „Kriegszeitg.": Die türkischen Blätter veröffentlichen mit starken Verspätungen eintreffende Berichte aus dem Pemen, denen zufolge türkische Truppen unter dem Befehl des Obersten Said Ben nach erfolgreichen Kämpfen sich Aden nähern. Es sei den türkischen Truppen mit Hilfe der Araber gelungen, in mehreren Kämpfen die englischen Truppen trotz deren Unterstützung durch Kriegsschiffe zuruckzuwerfen. Angesichts des Anmarsches der Türken hätten die einheimischen Stämme, die es bisher mit den Engländern hielten, sich dem heiligen Kriege angeschlosten. Den Ausschlag habe dabei die Haltung des Imam der Zcilis gegeben, den der Sultan zum Vezier ernannte und dem er hohe Auszeichnungen verlieh. Die Blätter sagen, das Erscheinen der siegreichen Türken vor Aden würde für Arabien ein geschichtliches Ereignis von höchster Wichtigkeit bedeuten. — Aden liegt bekanntlich in der Nähe des Südausgangs des Roten Meeres. Die Südwestspitze Arabiens hat für die Türken einen hohen strategischen Wert.
Eine russische Schlappe in Persien.
(WTB.) Konstantinopel. 6. Jan. Nach hier eingegangenen Meldungen aus türkischer Quelle haben die Russen in einer Stärke von mehr als 2080 Mann die Ortschajt Schano in Persisch-Aser- beidschan angegriffen, die von türkischen Truppen und Freiwilligen besetzt worden war. Sie wurden jedoch zurückgeworfen und bis in die Umgegend von Urmia verfolgt, wobei sie schwere Verluste erlitten.
Unsere O-Boote im Schwarzen Meer.
Berlin, 6. Jan. Die „Nat.-Zeitg." meldet von der russischen Grenze: Wie aus Odessa nach Petersburg gemeldet wird, ist die Handelsschiffahrt im Schwarzen Meer in letzter Zeit nicht unerheblich eingeschränkt worden, da feindliche U-Boote wieder in bemerkenswertem Umfang an der russi- :chrn Küste ausgetaucht seien. So wurde ein U-Boot, das enger als 8 Stunden den Eingang des Odessaer Hafens be- r-btete, festgestellt. Trotzdem es heftig beschossen und von
> oen Torpedobooten gejagt wurde, entkam es. Am sel- ,i Tage wurden im Odessaer Bezirk zwei Segelschiffe mit voller Ladung von U-Booten in Brand geschossen und versenkt. Die Anwesenheit der Kreuzer „Gäben" und „Breslau" an der bulgarischen Küste wurde erneut festgestellt. Sie eskortierten Transporte vom Bosporus nach Wardar. Wie aus gute Quelle verlautet, ist der bulgarische Küstenschutz in den letzten Tagen durch Vermehrung von U-Booten erheblich verstärkt worden. Es dürsten sich zur Zeit etwa 15 U-Boote im Schwarzen Meere aufhalten.
Unsere l^-Boote im Mittelmeer.
Berlin, 7. Jan. Die letzten Torpedierungen im Mittslmeer haben, wie das „Berliner Tageblatt" aus Kopenhagen erfährt, jetzt sämtliche holländischen und japanischen Schiffahrtsgesellschaften veranlaßt, den Suezkanal aufzugeben und ihre Schiffe um das Kap zu senden.
Genf, 6. Jan. Der „Deutschen Tageszeitung" wird von hier berichtet: Der „Temps" sagt in seiner maritimen Uebersicht: Die Tauchboote sind im Mittelmeer gefährlicher als in den englischen Gewässern, weil sie Wachtdienst am Suezkanal halten, wodurch Japan und Holland offiziell an kündigten, daß sie fortan den Suezkanal meiden. Dadurch geht dem Welthandel die große Tat Lesseps verlustig. „Matin" und „Petit Parisien" bejammern die fieberhafte Energie der Tauchboote, welche in den letzten Wochen allein 125 000 Tonnen versenkten.
Ein englisches l)-Boot gesunken.
(WTB.) Haag, 6. Jan. Wie das Marinedepar- tement mitteilt, traf der niederländische Kreuzer „Nordbrabant" heute auf der Höhe von Texel außerhalb der Territorial«,ewässer ein britisches Unterseeboot, das Notsignale gab. Die ganze Besatzung von 32 Mann wurde durch Len niederländischen Kreuzer gerettet. Das Unterseeboot ist gesunken.
Die englischen Verluste bei der Herbstoffensive.
Rotterdam. 6. Jan. Der„Maasbode" erfährt aus London: Tennant teilte in Beantwortung einer Anfrage im Unterhaus mit. daß die Gesamtoerluste an der Westfront zwischen dem 25. September und 8. Oktober waren: Offiziere: 773 tot. 1288 verwundet, 317 vermißt; Mannschaften: 10 345 tot. 38 095 verwundet. 8848 vermißt.
Don rnseren Feinden.
Das Dienstpflichtgesetz im Unterhaus.
London, 5. Jan. Premierminister Asquith brachte im Unterhaus in vollbesetztem Haus die Bill über den Militärdienst ein. Er trat dafür ein, daß der Derby-Plan erweitert werde, und daß alle Unverheirateten, die nicht befreit seien, in das Heer eintreten sollen. Er sprach die Hoffnung aus, daß der in der Bill vorgesehene Dienstzwang unnötig fein würde. Asquith fuhr fort: „Selbst wenn man von den Bruttoziffern des Derby-Berichts die allergrößten Abzüge macht, so muß man doch die Zahl der Unverheirateten, die sich nicht gemeldet haben, als sehr beträchtlich ansehen. Es sei daher notwendig, das den Verheirateten gegebene Versprechen einzulösen, daß sie acht aufgerusen werden sollten, ehe die Unverheirateten in die Armee eingetreten seien. Die Bill sieht die automatische Aushebuna Unver- beirateter und kinderloser Witwer von 18 bis 41 Jahren vor, für die kein Grund zur Befreiung besteht." Asquith fuhr fort, die Leute würden fünf Wochen nach Inkrafttreten der Bill als angemeldet aelten. Die zur Landesverteidigung bestimmten Territorialtruppen würden unter die Bill fallen. Die Befreiung werde diejenigen einschlietzen. die unentbehrliche Arbeiten verrichten und die für ihre Angehörgen zu sorgen haben. Wer sich aus Gewisse nsg runden weigere, werde nur vom Dienst im Felde befreit. Die Bill gelte nicht für Irland. In jedem Bezirk würden Tribunale errichtet, um Gesuche für die Befreiung zu prüfen. Asquith sagte, er glaube, die Bill werde, soweit man sie vollständig begreife, nahezu allgemeine Zustimmung finden. Das Eruppensystem werde wieder in Kraft treten und die Leute könnten sich jetzt unter dem Gruppensystem melden, bevor die Bill in Kraft trete. Sir John Simon begründete seinen Rücktritt. Er sagte, die Freiwilligkeit sei ein nationales Lebensprinzip. Er kritisierte, daß die Regierung den Zwangsdienst einführe, bevor festgestellt sei, ob die Zahl der für den Militärdienst verfügbaren Unverheirateten nicht eine ganz unbedeutende Minderheit sei.
Die kanadische Truppenhilfe.
Toronto, 6. Jan. (Reuter.) Der Milizminister teilte mit. daß beabsichtigt ist. noch 21 Divisionen aufzustellen. Er hoffe vor Ende des Sommers das uötiae Menschenmaterial aufzubringen. Es befänden sich 200 000 Mann in Uniform. Außerdem verfüge die Regierung über 100 000 Munitionsarbeiter.
Die unbequemen Schriftstücke.
(WTB.) London, 6. Jan. Dem Reuterschen Bureau zufolge dementiert der Athener Korrespondent der „Daily Mail" den von österreichisch-ungarischer Seite verbreiteten Bericht, wonach bei Oberst Rapier, der an Bord des griechischen Dampfers „Spetzai" verhaftet wurde, ein Brief des Sekretärs des britischen Gesandten in Athen an den britischen Staatssekretär des Aeutzern gefunden worden sei, in dem die Errichtung einer griechischen Republik mit Benizelos an der Spitze vorgcschlagen wird. Alle Sekretäre der britischen Gesandtschaft hätten dem Korrespondenten übereinstimmend erklärt, datz sie keinen solchen Brief geschrieben haben. Der britische Gesandte in Athen, Elliot, habe ferner dem Korrespondenten mitgeteilt, datz er die ihm zugeschriebenen Worte: „Ich habe wenig Sympathie mit den Serben, meine Gefühle sind mehr auf bulgarischer Seite" nie geschrieben habe.