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Fridolin Strobel, Telefon 432

Jb\t Flefne Otcrät

non Albert Fitdjer

Altensteig feiert sein 850-jähriges Bestehen. Ein mit diesem ehrwürdigen Fest verbundener Heimattag wird viele Altensteiger von der Fremde wieder in die Heimat zurückführen, in den Schwarzwald, in die kleine Stadt.

Ein bescheidener Himmelsausschnitt steht über dem Tal. Der gewaltige Tierkreis, der die ewigen Feste säumt, hat bei weitem nicht Platz genug darauf. Die Bewohner des waldigen Kessels, die nirgends das Locken der Weite vor sich haben, sollten eigentlich jederzeit verschont gewesen sein von der Sehnsucht nach der Ferne. Man sollte meinen, das Umfriedetsein von den Bergen müsse wirken wie die Flügel der Glucke über den Küchlein, man müsse sich hier warm, ruhe­voll und geborgen fühlen.

Aber es ist in Wirklichkeit ganz anders. Immer war der Durst nach der Weite, nach der Ungebundenheit lebendig. Und die wirtschaftliche Entwicklung hat das Ihrige dazu getan, aus dem engen, naturgebundenen Rahmen hinauszutreten.

Unsre Zeit hat die Großstadt geschaffen und die klein gebliebene entwertet. Mag aheh der Krieg und die Nach­kriegszeit eine Umkehrung dieser Verhältnisse vorüber­gehend geschaffen haben, die Entwicklung wird in die­ser Richtung weitergehen und wir werden sie nicht auf­halten können. Vor einem halben Jahrhundert war die Großstadt im landläufigen Sinne noch etwas Ungesundes und die Vorstellung verband mit dem Begriff der Groß­stadt manche üblen Dinge. Die Kleinstadt war wegen ihrer ethischen und kulturellen Haltung ganz anders geschätzt.

Heute ist es umgekehrt. Kultur und sittliche Begriffe stehen nicht mehr so hoch im Kurse, man kann sich um sie nicht viel kaufen, unsere mechanisierte Zeit rechnet und wertet anders, die Kleinstadt ist verarmt, sie ist zum Schauplatz der „Kleinstädter“ geworden.

Und wir Kleinstädter? Fühlen wir uns weniger wert? Haben wir weniger Bedürfnisse äußerer und innerer Art als die Menschen in der Großstadt? Wohnt in uns weniger Streben nach den edlen Gütern des Geistes? Ist unsere Haltung, unser Können und unser Wollen nicht ebenbürtig dem der Großstädter?

Es ist kein Wunder, wenn heute der Zug zur Groß­stadt geht. Sie ist für die gesamte Lebensversorgung, für Arbeitsangelegenheit, für die Schulung der Kinder, für die persönliche Fortbildung der Erwachsenen eine ganz andere Grundlage. Die persönliche Unabhängigkeit, die größere Auswahl in jeder Beziehung, die nachbar­liche Unbeengtheit, die in ihrer Enge nicht nur Hilfe, sondern auch Aufsicht und Einmischung bedeutet, sind für viele entscheidende Gesichtspunkte. Wir können die Augen vor diesen Tatsachen nicht verschließen.

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