Leits 2

ScyMarzwälder TagLszeimuZ

Nr. 237

Wehrhilfe der deutschen Frauen

Aufruf zum Eintritt tu das Wehrmachthelferiuumkorps

-v'ie Reichsrefereutin des BDM Dr. Jutta Rüdiger und die Reichssrauenführerin Gertrud Scho ltz-K link erlassen folgenden Ausruf:

Deutsche Frauen und Mädel!

Der Haß der Feinde will unser deutsches Volk auslöschen. Ihr wißt, der Gegner steht nicht nur vor den Toren des Reiches er hat bereits an mehreren Stellen die Grenzen Überschritten. Frauen und Binder wurden ans ihrer Heimat Vertrieben, viele von ihnen haben Unsägliches gelitten. Sie find hart geworden in dieser Zeit, sie ertragen nicht nur tapfer ihr Schicktal. sondern dienen noch täglich und stündlich mit ihrer Arbeit und ihrer Treue unserem Vaterland. Je enger der Kreis um uns herum wurde, desto lauter wuchs der Wunsch vieler Frauen und Mädchen, an der aktiven Vertei­digung unseres Reiches teilhaben zu können. Viele Tausende stehen bereits im Dienste der Wehrmacht und mit dem Flak-, wasfenhelferinnenkorps haben wir den .ersten ge­schlossenen direkten Einsatz in der Landesverteidigung ge­schaffen.

Heute uun, wo jeder wehrfähige deutsche Maun sich seinem Vaterland stellt, wollen wir Frauen und Mädel alles tun, um Soldaten des Heimatgebictes restlos den Fronteinsatz zu er­möglichen. Wir ergänzen deshalb in diesen Tagen die schon bestehenden Fraueneinsätze zu einem Wehrmachthel­ferinnenkorps, in dem jede wehrwillige deutsche Frau ab 18. Lebensjahr an Stelle eines Soldaten jeglichen Dienst leisten kann, der ihr in diesem Korps nach ihrer Eignung zu- zew Lesen wird.

So wie wir uns noch nie in diesem Krieg vergeblich an euch gewandt haben, so rufen mir in entscheidender Stunde allen, die nicht in einem kriegswichtigen Spezialcinsatz stehen, «r: Freiwillige vor! Meldepslichtige und noch nicht Eingesetzte, schließt euch an! Alle aber, die zn diesem Korps ringezogen werden, sollen wissen: Wir treten an zur Wehr- bilfe der deutschen Frauen und Mädel für die kämpfende Front. Unsere Parole heißt: Hilf Dir selbst, so hilft Dir Gott!

Zusammenfassung im Wehrmachthelserinnenkorps

Die deutschen Krauen und Mädel sind zur Wehrhilfe für die kmpfende Front ausgerufen worden. Die schon bestehenden Frauenein- sitze auf diesem Gebiet werden zu einem W e h r m a ch t h e l f e r i n n e n- Im rv k ergänzt. Es umfaßt die Trnvven- und die Stabsbclferinnen der

Wehrmacht. Aus Einzeleinlayen von Mauen tm Berwaitungs- und Nachrichtenapparat der Wehrmacht zu Beginn des Kriegs hat sich im Laufe der Jahre ein immer umfangreicher werdender Einsatz weiblicher Kräfte für bestimmte Aufgabengebiete der Wehrmacht entwickelt. Aus dem organischen Weiden heraus ist nun die neue, feste Farm entstanden. Das weibliche Wehrmachtgefolge, die Truppen- und Stabshelfcrinncn der drei Wehrmachtteile, werden im Wehrmachthelserinnenkorps zusammen- gefaßt. Durch die einheitliche Ausrichtung seiner Führe­rinnen, die auf der langjährigen Erfahrung der Frauen- und Jugend­organisation aufbaut und die besonderen Anforderungen des neuartigen Dienstes in der Wehrmacht einbezieht, ist die Gewähr für einen plan­vollen, der Frau angepatztcn Einsatz gegeben.

Frauen haben als Stabshelferinnen Soldaten im Ver­waltungsapparat abgelöst, haben als Nachrichten helfe rin neu Telephon und Fernschreiber bedient, sie stehen als Flalwaffen- h elferinnen am Scheinwerfer und haben sich überall sehr gut be­währt. Aber noch viele andere Aufgaben innerhalb der Wehrmacht können von ihnen erfüllt nnd dadurch wieder Soldaten für den Front- cinsay srcigcstellt werden. Deshalb ergeht an alle Mädchen nnd Frauen, die noch nicht in direkt kriegswichtigem Einsatz stehen, der Ruf, sich in das Wehrmachthelserinnenkorps einzureihen. Alle Frauen nnd Mädchen ab 18 Jahre ohne Fütsorgepflichten für Angehörige, die noch nicht in kriegswichtigen Ausgaben der Produktion eingesetzt sind, können sich zum Wehrmachthelserinnenkorps in den Meldestellen der Ortsgruppen zur Verfügung stellen. Als Wchrmachthelferinnen gehören sie dann zum Wehrmachtgesolge. Soweit sie später im Autzeudienst verwandt werden, erhalten sie möglichst die ll'n isormen , die die Helferinnen der drei Wehrmachtteile tragen. Die Wehrmacht sorgt für Unterbringung, Ver­pflegung. die sich nach dem Say der Truppenverpflegung richtet, für Aus­rüstung, gesundheitliche Betreuung. Besoldung, Versorgung und not­wendige Fürsorge. Die Bestimmungen des Mutter- und Jugendschutzes finden volle Anwendung. Befähigten Frauen und Mädchen sind also Aufstiegsmöglichkeiten geöffnet. Dank der Betreuung durch besonders geschulte Führerinncn wird Arbeitsform, Freizeitgestaltung und Unterbringung immer den fraulichen Charakter bewahrt erhalten.

Die Führerinnen für das Wehrmachthelferinnenkorps werden aus dem Kreise der hauptamtlichen und ehrenamtlichen Führerinnen der NS-Frauenschaft und des BDM zur Verfügung gestellt. Das erste Kon­tingent der neuen Wehrmachthelferinncn wird für die Luftwaffe ein­gesetzt. und zwar im Nachrichtenwesen, bei der Flakwaffe, auf Flieger­horsten und Flugplätzen, bei der Bodenorganisation, im Wetterdienst, beim Sanitäts- und Nachschubwesen und für Sonderausgaben. Die Frauen und Mädchen werden zuerst einmal lagermüßig erfaßt nnd untersucht, dann in die vorgesehene Spezialausbildung für ihren künftigen Einsatz gebracht. Ucber die Werbung hinaus werden auch von den Arbeitsämtern geeignete und.jetzt noch nicht voll ansgelastete Kräfte für diese neuen Aufgaben innerhalb der Reichsverteidiqnng zur Verfügung gestellt.

Sprengung der Waal-Dämme

Feindliche OffevfioplSne durchkreuzt Schwere Straßenkämpfe in Saarlauteru

Durch die im Wchrmachtbericht vom Montag gemel­dete Sprengung der Waal-Dämme wurde im Gegensatz zur Vernichtung der Deiche auf Walcheren durch britische Bomber ein Gebiet überschwemmt, das von der Zivilbevölkerung evakuiert war. Das süße Flußwasser bringt überdies keine Zerstörungen des Kulturbodens mit. sich. Es steht ruhig auf der überschwemmten Fläche, wäh­rend seinerzeit bei Walcheren das stürmische Meer das ganze Ackerland wegriß und durch seinen Salzgehalt un­brauchbar machte. Die Sprengung selbst erfolgte in den Abendstunden des 2. Dezember östlich Arnheim. Seit Ta­gen führt der Niederrhetn beträchtliches Hochwasser und bei Arnheim war der Leck auf das dreifache seiner sonsti­gen Breite angeschwollen. Gleichzeitig war das Grund­wasser gestiegen und hatte das Wiesenland zwischen Arn­heim und Nimwegen bereits in ein kaum passierbares Sumpfgebiet verwandelt. Das einströmenöe Wasser ergoß sich in das Borfelögelände vor unseren Stellungen und zwang den Gegner, sich in die etwas höher liegen­den Dörfer zurückzuziehen. Dort wurden die Trup- penansammlunge« von unserer Artillerie wirksam unter Feuer genommen. Nach 36 Stunden ist nunmehr zwischen Waal und Leck ein weites Gebiet überschwemmt, aus dem einzelne im Besitz des Feindes befindliche Dörfer wie In­seln hervorragen. Die Ueberflutung hat die feindli­chen Offensivabsichten wirksam durchkreuzt.

Nördlich Aachen stand der Montag, der 18. Tag der dritten Abwehrschlacht, im Zeichen örtlich begrenzter, aber verbissener anglo-amerikcmischer Angriffe. Der Feind ver­suchte vor allem, in den westlich der Roer gelegenen Teil von Jülich einzudriugen, scheiterte aber am Widerstand unserer Truppen, die ihn auch am Jndcbach in seinen Einbruchsstellen abriegelten. Die 5. nordamerikanische Panzerdivision, die am Vortage in das Tal südlich Klein- Hau eingebrocheu war, wurde ebenfalls auf den Höhen bei Vergstein abgertegelt. Der Gegner setzt jedoch an allen Brennpunkten seine Angriffe fort. Er scheint den Zeitpunkt zum endgültigen Durchbruch aus dem bergigen Waldgelände in die Dttrener Ebene für gekommen zu hal­ten. Bei der Abwehr des neuen Ansturms brachte das von Hauptmann Eichhorn geführte Bataillon einer pfälzisch- badischen Panzergrenadier-Division dem Feind sehr schwere Verluste bei und vereitelte, indem es innerhalb von vier Stunden drei regimentsstarke Angriffe im Nahkampf ab­schlug, den erstrebten Durchbruch. In der vergangenen Nacht kämpften sich «nch die letzten Verteidiger von Groß- Hau, Hauptmann Trey, mit den Männern seiner Funk­stelle, die bis fetzt in dem völlig zerschossenen Ort znrück- »eblieben wa^en, zur eigenen Hauptkampflinie durch. Vom

Kameradschaft der Front

verwundete Kameraden unter schwerstem Beschuß durch diö feindlichen Linien zurückgebracht Leutnant Gabert erhielt den Auftrag, mit seinem Heerespionierzug die bei Jllzach zerstörte Brücke über die Jll wieder so weit in Stand zu setzen, daß Truppen, Ver­wundete, sowie Frauen und Kinder zurückgesührt werden konnten. Bei dieser Arbeit erfuhren die Pioniere, daß aus der Mülbauser Dragonerkaserne noch Schwerverwundete zu bergen waren. Mit drei Unterossizieren und fünf Pionieren machte sich der Leutnant ans den Weg und konnte unter schwerem an­haltendem Beschuß zunächst füns der Verwundeten in Sicher­heit bringen. Nach Einbruch der Dämmerung arbeitete sich Leutnant Gabert mit einem Grenadier nochmals an die Ka­serne beran und brachte unter stärkstem feindlichem Feuer auch die beiden letzten Verwundeten aus dem Bereich der feind­lichen Wassen. Da ihnen inzwischen jedoch der Rückweg abge­schnitten war. mußte sich der Trupp, mit den beiden Verwun­deten weit ausholend durch das vom Feind besetzte Gelände zu den eigenen Linien durchschlagen. Das kühne Unternehmen gelang. Als der Morgen anbrach.'befanden sich sämtliche Ver­wundeten aus der Dragonerkaserne, sowie ihre Retter in Sicherheit.

Unerschrockene Tat eines jungen Füsiliers Bei den schweren Straßenkämpsen in Mülhausen im Elsaß verteidigte eine Kampfgruppe junger, gerade in Aus­bildung begriffener Füsiliere ihre Kaserne gegen den mit star­ken Kräften angreifenden Feind. Der 18jährige Schütze Bern­hard Weskamp stellte sich dabei einem feindlichen Panzer entgegen und vernichtete ihn mit einem einzigen Schuß seiner Panzerfaust.

Lach eines Hanfes aus, bas den Funkern buchstäblich unter den Füßen weggeichossen wurde, aaben sie bis in die Nacht hinein jede Bewegung der feindlichen Panzer zum Regi­ment durch. Das von ihnen aeleitete Feuer der schweren Waffen trug wesentlich zur Abwehr feindlicher Panzeran­griffe bei. Im Feuerschutz ihrer Kameraden erreichte die kleine Kampfgruppe wohlbehalten die eigenen Linien.

An der Saar setzten die Anglo-Amerikaner ihre Angriffe bei S a a r l a u t e r n. westlich des Warndt und beiSaa r- union.anf breiter Front fort. Der nördliche Brennpunkt der Kämpfe war das Stadtgebiet von Saarlan- tern. Drei Tage nnd Nächte dauern dort jetzt die immer schwerer werdenden Straßenkämpfe. Besonders er­bittert war das Ringen im Bezirk der alten Zitadelle und in dem benachbarten Fabrikgelände. Unsere Artillerie überschüttete diese beiden feindlichen Stützpunkte mit schwe­rem Feuer, während Sie Noröamerikaner die Wirkung der Salven durch künstlichen Nebel zu mindern suchten. Auch zwischen Warndt und Saarnnion, wo mehrere von Panzern unterstützte feindliche Infanterie-Divisionen zum Groß­angriff antraten, wurde hart gekämpft. Der Gegner erzielte jedoch nur einige örtliche Einbrüche. Zwischen Saarunion, das nach neuen Angriffen von Süden her erneut den Besitzer wechselte, und Hagenau blieben die Fortschritte der Norö­amerikaner trotz Einsatz von etwa einem Dutzend Divisionen ebenfalls örtlich begrenzt. Auch im Raum Schlettstadt Rappold-sweiler wurde der an der Bahnlinie nach Kolmar vorstoßende Feind rasch wieder abgeriegelt. In Schlettstadt selbst leistet unsere Besatzung immer noch erfolg­reichen Widerstand. An der Vogesen-Front erzielte der Gegner an der Straße St. AmarinThann gleichfalls nur minimale Fortschritte, da unsere Artillerie seine Vereit- stellunaen mit ausgezeichneter Wirkung unter Feuer nahm. Nordöstlich Mülhausen kämmten unsere Truppen den Hardt-Wald weiter durch. Nach noch unvollständigen Meldungen wurden im Kampf gegen die sich verbissen weh­renden Marokkaner bisher 300 Gefangene eingebracht und zahlreiche Panzer, Lastkraftwagen und Pakges-stütze vernichtet öder erbeutet.

Moskaus politische Genernsossensine

Die Vorgänge in Griechenland beleuchten schlagartig von neuem die Lage, in die Europa infolge der anglo-amerikanr- schen Ausliesernngspolitik an den Bolschewismus geraten ist. Wie den Moskauer Armeen überall der Bolschewismus auf dem Fuße folgt, haben die Anglo-Amerikaner dieenglische Krankheit" im Gefolge, wie derManchester Guardian" die chaotischen Wirren schon nennt, die überall in den von den Anglo-Amerikanern besetzten Gebieten heute herrschen. Daß dieseenglische Krankheit", jene Krise politischer Natur hinter der alliierte» Front, wie sichSvenska Dagbladet" ausdrückt, auch nur der Vorläufer des Bolschewismus ist, hat die Ent­wicklung in verschiedenen europäischen Ländern schon bewiesen.

Die letzten Tage haben einen neuen Höhepunkt der politi­schen Offensive des Bolschewismus in Europa gebracht. In großen Teilen des Kontinents kann man beute schon von anarchieähnlichen Zuständen sprechen Wie in Frankreich und Belgien ist auch in Griechenland die Regierung in härteste Bedrängnis durch die'Forderung der Entwaffnung der irre­gulären bolschewistischen Kräfte geraten. Es wiederholten sich die Brüsseler Vorgänge vom vorigen Wochenende, und in Athen gab es ebenfalls Tote nnd Verwundete. Der Exilministerpräst- deni Papandreu war soweit gegangen, unbesehen sogar den von den Bolschewisten benannten neuen Kriegsminister ent­gegenzunehmen. um die drohende Auseinandersetzung zu ver­meiden. Er muß heute in seinem Hilferuf an das griechische Volk zugcben, daß alle seine Konzessionen den Bruch nicht ver­hindern konnten, da unverantwortliche Elemente die Entwick­lung dirigieren, für die die Stimme der Organisation der Stimme des Vaterlandes vorgeht. Es kann kein Zweifel sein, wen er damit meint.

Auch tn Rom. wo Bonomi noch immer vergeblich um ein neues Kabinett ringt, ist es zu blutigen Zwischenfällen ge­kommen. In der bolschewistischen Einflußsphäre m Osteuropa sind ebenfalls neue Unruheherde aus dem Wege zur Bolsche- wisierung entstanden. So wurde die Bukarest er Regie­rung erneut gestürzt, weit sie noch nicht bolschewistisch genug ist, und auch über Finnland braut sich ein neues bolschewisti­sches Gewitter zusammen. Rechnet man hierzu die Moskauer Pressehetze gegen Spanien, gegen die Schweiz, neuer- >ings auch gegen Tschiangkai sch e k. ferner gegen die i r a- Nlsche Regierung, die neuerlichen Angriffe aus den Londoner Tänenrar, den Sturz der polnischen Erilreaierung die Unter- wcrsiliig der ingoslawischen Exilregierung unter Tito usw., Hann ergibt sich eine bedenkliche Häufigkeit von Regierungs- stürzen und Einmischungsversuchen. die alle nach den Mos­kauer Regieanweisunggen betrieben wurden Keine Regierung sitzt heute mehr sicher im Sattel, wenn sie sich nicht eines Mos­kauer Vertrauensvotums versichert Stur und monoton aber Mi» immer neuem Erfolg wird dabei stets die gleiche Methode angewandt, unter dem Deckmantel des antisaichistischen Kamp­fes zuerst im eigenen Land die Kräfte kür den Umsturz zu organisieren und die Unruhe zu schüren, bis die Regierung iür den Zugriff reif ist. Ueberall haben die Bolschewisten ihre oolitische Offensive eingeleitet. oder wie in Belgien und Griechenland schon 'zur Krise geführt

Unrettbar gehen so die Länder, die dem Macht- und Ord- itungsbereich der Achse entzogen worden sind dem Bürgerkrieg intgegen. Obgleich bolschewistisch oder erst ..englische Krank­leit". überall schleicht sich das tödliche bolschewistische Gift der Zersetzung und inneren Anshöhluna in die Völker, begleitet wm politischen und wirtschaftlichen Chaos, vom Elend der llrbeitslosiakcit. von Hunger und Kälte

Bolschewistische Wühlarbeit auch im feindbesetzten Holland WieSvenska Dagbladet" berichtet, liegen Nachrichten aus dem von den Anglo-Amerikanern besetzte» Teil Hollands vor. aus denen hervorgcbt, daß auch in Holland eine bolschewistische Oppositionsgruppc arbeite und Agitation gegen die Regierung betreibe. Ebenso wie in Belgien habe man auch in Holland den Eindruck, daß die treibenden Kräfte hinter dieser poli­tischen Sprengtätigkeit die bolschewistischen Elemente seien. Es habegroße Verwunderung" hervorgeruien. daß der Mos­kauer Nachrichtendienst die Partei dieser Elemente ergriffen habe.

Der Bolschewismus mobilisiert die Straße Nach der sowjetischen Taß melden die Bukarester Zei­tungen. daß cs im Zusammenhang mit einer kommunistischen Versammlung in einem Bukarester Vorort zu schweren Zu­sammenstößen gekommen ist. In Konstanza und Bukarest sind zahlreiche weitere Personen mit Veranlassung der Bolsche­wisten verhaftet worden, darunter der Leiter der Bukarester Stadtverwaltung, Costave.

rschmngkmschek nur noch militärischer BeseWWer

Reuter meldet aus Tschungking, daß Außenminister T. V. Soong, der kürzlich das Ami des Vizepräsidenten vor Duan-Exekutive übernahm, nunmehr zu deren Präsidenten er­nannt worden sei, an Stelle Marschall Tschiangkaischeks, der sich nur noch dem Kampf gegen die Japaner widmen werde.

Hartmannsweilerkopf 1944

An einer alten KampffiStte des Ersten Weltkrieges

In diesen naßkalten Spätherbsttagen weht nach fast dreißig Jahren wiederum der Alm des Krieges um den zerrissenen Berg. Das gefallene modernde Laub liegt längs der vielge­wundenen Straße, und die jungen Bäume, die aus den Trich­tern wachsen, stehen nackt und kahl. Auf den Wiesen staut vom langen Regnen das Wasser.

Droben am Berg ragen die beiden Kreuze, das französische wuchtig aus hartem Beton, mit elektrischen Lampen, die einst in den Nächten ausflammten und weit in die Ebene strahlten, das deutsche Kreuz auf dem nördlichen Hügel kleiner, beschei­dener, schlichter, nicht minder fest und stark. Um das franzö­sische Kreuz liegen, gleich scharf ausgerichteten Kompanien, die Gräber der französischen Soldaten, die sich hier im Ansturm gegen das deutsche Hauptkampffeld verbluteten. Es ist ein stummes Regiment, das nun aus dem stach abfallenden Hang liegt, in der Senke vor der deutschen Höhe.

Das deutsche Kreuz steht einsam und allein unter dem wei­ten Himmel, denn die grauen Soldaten wurden alle talwärts getragen und drunten am Rande des kleinen Dorfes in die Erde gesenkt. Weit geht der Blick über das Trichterfeld und über die alten Stellungen. Die Steine sind von den Bunkern gebröckelt und die Grabenwände zerfallen. Die spanischen Rei­ter ziehen sich wirr und zerschnitten durch das spärliche Gras. In den Unterständen sickert das lehmgelbe, Wasser aus der Erde. Das Stroh auf den Holzgestellen riecht nach Fäulnis und Verwesung Der Feind, der hier oben selten zur Ruhe kommt, fährt über das rostig gewordene Blech, über den einsti­gen Maschinengewehrständen, und schlägt es gegen den Stein, daß immer ein seltsames Klingen in Hellen und kurzen Tönen neben diesem Berg schwebt.

Drunten nun aber liegt die weite Ebene des Oberelsatz, in der Ferne begrenzt von den blauschwarzen Höhen des Schwarzwaldes und den steileren Bergen der Schweiz Nach Westen reihen sich Gipfel an Gipfel, steigen auF schmalen Tä­lern die Vogesen ans. Ununterbrochen rollt der Lärm zahl­reicher Batterien über dieses Land, in das nun der Krieg Wie­de^ eingezogen ist. Wie auf einer Tafel zeichnen sich die Ein-

,M»age uvcran in oer crvene vrunten ab. und die weißen ober schwärzen Rauchpilze stehen schon lange über den Wiesen, ehe der Schall der Einschläge hinauf in die Höhe des Berges dringt.

Ein Panorama von grausiger Schönheit entwickelt sich tief unten. Plötzlich stehen unter den dunklen Wäldern die Rauch­schwaden, nnd ihr Verlauf kennzeichnet wie mit einem riesen­haften Kreidestrich die beiderseitigen Hauptkampflinien. Dann glühen durch den Rauch die Feuer auf, die Flammen brennen­der Häuser ooer getroffener Fahrzeuge, die dnnften Wolken ausbrennender Panzer.

Jagdbomber kreisen über dem Berg, um dann jählings hinabzüstotzcn in die Ebene, auf das Land, aus das Band ihrer Straßen nnd in das scheinbare Gewirr der kleinen Häuser in den zahlreichen Ortschaften. Wie ursplötzlich auffnnkelnde Sterne stehen dann die berstenden Flakaranaten unter den rcgenschweren schwarzen Wolken, und die Schußbahn der leich­ten Flak gleicht einem aufflammenden Gitternetz, das sich schützend über die Ebene legt.

Tiefer aus den Vogesen dröhnt der Donner der Geschütze und rollt das Echo lange zwischen den steilen Wänden. Hart­mannsweilerkopf 1944 - Grenzland, Grenzberge, schon immer vom Kriege gezeichnet. Ein Gedanke kommt mit einem Male im Angesicht der jenseitigen Schweizer Berge. Dort drüben werden auch die Menschen stehen und von den Höhen oder von den Fenstern der warm geheilten Berghütten dieses Pa­norama des Krieges vor sich abrollen lassen. Für die dort ist es ein Schauspiel, an dem sie nicht beteiligt sind. Für uns hier, die wir an diesem Tage auf dem Hartmannsweilerkopf stehen, ist es Schicksal und Zukunft. Darum baden wir keine Zeit mehr, zu schauen, darum kennen wir keine Geborgenheit und Behäbigkeit. Drunten auf dem schmalen Band der Straße rollen Panzer nach vorn dorthin, wo die vorderste deutiche Linie ist In ihrem Rücken ragt der Berg des Heldentums und steigen die beiden Kreuze in den weitgespannten Himmel. Viele Feuer brennen im Land.

Kriegsberichter Heinz Sponsel, PK