Wird, die Aktion Italiens auf dem Balkan noch nicht begonnen. Italien begründet ferne ablehnende Stellungnahme mit den ernsten Vorgängen in Tri- politanien, das zurzeit gänzlich in der Gewalt der Aufständischen sei.
Wien, 12. Dez. Wie das „Neue Wiener Tag- blatt" sich laut „Deutscher Tageszeitung" aus Gens drahten läßt, wurde dorthin aus Genua berichtet, daß die italienischen Schiffahrtsgesellschaften die
Einstellung der gesamten Handelsschiffahrt mit der Stadt und Kolonie Tripolis bekanntgeben.
Die Balkanlage.
Griechische Zugeständnisse?
Berlin. 13. Dez. Eine Notterdamer Meldung des „Berliner Lokalanzeigers" besagt: Athener Depeschen aus französischer Quelle zufolge, soll Griechenland darein gewilligt haben, das; Saloniki in Verteidigungszustand gesetzt und ein Teil der griechischen Truppen zurückgezogen wird, lieber die übrigen Forderungen der Entente sollen die Verhandlungen befriedigend fortschreiten.
Französische Anmaßung gegenüber Griechenland.
Athen, 12. Dez. (Agence Havas.) Die Lage zwischen Griechenland und den Verbandsmächten läßt sich folgendermaßen kennzeichnen: In militärischer Hinsicht verlangen die Verbandsmächte eine dringende Lösung bezüglich der Defensive, sowie anderer durch den Rückzug notwendig gewordener Maßnahmen. Griechenland wird die erforderlichen Erleichterungen bewilligen müssen (?). Die dies bezüglichen Besprechungen finden in Saloniki zwischen Len Generalen Sarrail und Pallis statt. Die Diplomaten der Verbandsmächte unterstützen nachdrücklich die von Sarrail vertretenen Anschauungen.
Das Balkan- und Orientproblem der Alliierten.
(WTB.) Bern, 12. Dez. Campolonghi meldet dem „Se- colo" aus Paris, die Balkanexpedition habe wegen der Ausflüchte der Engländer und der Langsamkeit anderer Alliierter ihren Zweck nicht erreicht. Jetzt handle es sich um Fortsetzung oder Aufgabe der Expedition. Die Frage sei, ob die Dalkanexpedition dem europäischen Kriege zugutekomme, nicht aber, ob sie im besonderen Hinblick auf die Serben nützlich fein könne. Frankreich sei einer Fortsetzung der Balkanexpedition günstig gestimmt, wünsche aber, daß eine größere Leistung von den Heeren derjenigen dckrgebracht würde,^die keine Sorge um ihre nationalen Grenzen hätten. Frankreich sei der Meinung, bereits genug getan zu haben, und möchte nicht, daß ihm auch in diesem Falle die größte Leistung zugemutet werde. Kitchener, wenn nicht die ganze englische Regierung sei mehr für Aufgabe der Dalkanexpedition. Kitchener sei in dieser Ueberzeugung nach seiner Reise fester als je und wolle eine Expedition nach Kleinasien organisieren. .Frankreich verspüre jedoch wenig Lust, Kitchener hierbei zu folgen. Frankreich wolle nicht an einem Eroberungskrieg im Orient teilnehmen, der den Kriegszwecken und den französischen Bestrebungen fernliege. Diese beschränkten sich immer mehr auf das westliche Becken des Mittelmeeres und ließen England und Italien immer mehr freie Hand im östlichen Becken. Wenn also die Expedition nach Kleinasten unternommen werden sollte, müßten fast ausschließlich England und Italien die Streitkräfte stellen, falls letzteres sich den Plänen des englischen Ministers anschließe. Zum Schluß meinte der Korrespondent: Wenn die Balkanexpedition fortgesetzt würde, müßte Italien das serbische Heer mit Proviant und Munition versehen und organisieren. Den Franzosen und Engländern liege die Befestigung Salonikis und die Entsendung neuer Truppen ob. Rußland müsse die Vorbereitungen für die Entsendung des Expeditionskorps beschleunigen. Alsdann könnte in zwei Monaten die Offensive gemeinsam wieder ausgenommen werden.
„Die schwierige Lage in Saloniki.*
London, 12. Dez. Die Blätter beschäftigen sich mit der schwierigen Lage in Saloniki und betonen, daß di« ungewisse Haltung Griechenlands unerträglich sei. „Daily Chronicle" sprichst von Anzeichen unzweifelhafter Feindseligkeit Griechenlands. Prinz Andreas habe öffentlich die Truppen der Alliierten als Geiseln bezeichnet. „Manchester Guardian" berichtet, daß griechische Offiziere davon gesprochen hätten, daß sie die Alliierten angreifen würden. Es seien verschiedene militärische Vorbereitungen gegen die Alliierten getroffen worden.
Telephonverbindung Berlin—Sofia.
Berlin, 12. Dez. Aus Sofia wird dem „Lokal- anzeger" von Kurt Araim unterm 11. ds. gemeldet: Gestern nachmittag 6 Uhr wurde der hiesige Kriegs- minifter im Kviogsministerium ans Telephon gerufen. Es meldete sich das Berliner Kriegsmini
sterium. Der überrascht Aufhorchende vernahm nun die Glückwünsche des preußischen Kriegsministers zu den bulgarischen Erfolgen an den dortigen Kriegs- mmister. Dieser erwiderte in herzlichster Weise. Die Kunde davon durcheilte heute morgen die Stadt und rief die größte Sensation hervor. Alles steht unter dem tiefen Eindruck der Tatsache, daß nun beide Kriegsministerien telephonische Gespräche führen können. Man mißt dem Ereignis hier große Bedeutung bei.
Die rumänischen Landwirte gegen die Regierung.
Budapest, 12. Dez. (Drahtb. W.-B.) „Az Est" meldet aus Bukarest: Eine Versammlung der Landwirtschaftlichen Gesellschaft, die in dem großen Saal der Deutschen Liedertafel abgehalten wurde, um gegen die Absperrung des Landes und die Verhinderung des Exports Stellung zu nehmen, verlief sehr stürmisch. Ein Teilnehmer wies darauf hin, daß alle neutralen Staaten während des Krieges sich bereichern, mit Ausnahme Rumäniens, dessen Regierung eine den landwirtschaftlichen Interessen schädliche Politik verfolge. Von anderer Seite wurde der Regierung vorgeworfen, daß sie mit den Waggons eine schmähliche Spekulation treibe. Rumänien habe eine großartige Ernte. Es habe sie aber nicht verwerten können, weil infolge des Vorgehens der Regierung die Käufer aus den Staaten der Mittelmächte nicht glaubten, daß die gekauften Mengen befördert werden dürften. Schließlich wurde eine Entschließung gefaßt, in der gefordert wird, daß die Eisenbahntarife revidiert und die ungleiche Behandlung beim Export aufgehoben wird. Auch wird gefordert, daß eine bestimmte Menge von Getreide und Bich, die im Lande verbleiben müsse, festgesetzt und daß die Exportkommission im Landwirtschastsministerium durch sechs Landwirte ergänzt wird.
Amerika.
Die deinsch-amerikanischen Beziehungen.
(WTB.) Newyork, 11. Dez. (Durch Funkspruch des Vertreters des WTB.) „Associated Preß" meldet aus Washington: Staatssekretär Lansing hat amtlich erklärt, das Ersuchen um Abberufung der deutschen Attaches Boy-Ed o. Papen gründe sich lediglich auf deren militärische Betätigung (!). Der Präsident billige vollständig Lansings Entscheidung. — „Tribüne" meldet aus Washington: Der Staatssekretär erklärte wiederholt, daß Einzelheiten und Nachrichtenquellen in der Angelegenheit Boy-Ed und von Papen keinesfalls mitgeteilt werden würden. Es würde keine Anschuldigung wegen Teilnahme an einer Verschwörung (!) gegen die beiden Attaches erhoben werden. Der Umstand, daß Lansing der deutschen Forderung nach Mitteilung der Gründe teilweise entsprochen habe, werde in Washington als ein Zugeständnis auf die freundschaftlichen Beziehungen angesehen.
Zur Abberufung der deutschen Attachees.
(WTB.) Köln, 12. Dez. Die „Kölnische Zeitung" meldet ans Berlin: Die Nachricht von dem Verlangen der Regierung in Washington nach Abberufung des deutschen Militärattaches und des Marineattaches wurde durch die Mitteilung ergänzt, daß das Verlangen keinen politischen Hintergrund habe. Ohne der Beurteilung der Sache im einzelnen vorzugreifen, sei zum Verständnis der Situation, die zu einem derartigen Wunsch einer Regierung geführt hat, mit der wir in durchaus korrekten Beziehungen leben, auf folgendes hingewiesen: Jedermann weiß, welch schwierige eigenartige Fragen schon seit längerer Zeit die öffentliche Meinung beider Länder und beider Regierungen beschäftigen. Es ist leicht erklärlich, daß sich hierbei auch einmal Schwierigkeiten ergeben können, die ihre Ursache in einzelnen Persönlichkeiten, ihrer subjektiven Haltung oder Auffassung haben, und daß diese Schwierigkeiten dann bei der anderen Regierung den Wunsch erzeugen, daß die betreffenden Persönlichkeiten abberufen werden. Es liegt im Wesen der diplomatischen Betriebe, daß man derartige Wünsche berücksichtigt, um eine glattere Erledigung der sachlichen Auseinandersetzungen zu fördern. Wichtiger als die Rücksicht auf einzelne Persönlichkeiten sind die Beziehungen zwischen ^den Regierungen. Darum wird man dieses Opfer bringen und die diplomatischen Persönlichkeiten abberufen, mit denen die andere Regierung aus dem oder jenem Grunde in den in der Schwebe befindlichen Angelegenheiten nicht ersprießlich Weiterarbeiten zu können glaubt. Die Abberufung ist dann ein Akt internationalen Entgegenkommens, weiter nichts.
Die amerikanische Note an Oesterreich-Ungarn.
(WTB.) Washington, 11. Dez. Das Reutersche Bureau erfährt, daß die an Oesterreich-Ungarn gerichtete Note wegen der Versenkung der „Ancona" davon ausgehe, daß von österreichischer Seite zugegeben werde, daß die „Ancona" torpediert wurde, ehe alle Passagiere in Sicherheit gebracht waren. Die amerikanische Regierung stehe auf dem Standpunkt, daß, gleichgültig, ob ein Schiff auf Befehl hält oder verfolgt wird, alle Passagiere ausgeschifft werden müssen, ehe es in den Grund gebohrt wird. Die Note ist noch nicht veröffentlicht worden.
(WTB.) London ,11. Dez. Reuter meldet: Nach einem Bericht der „Associated Preß" aus Washington bestehe die
Gefahr, daß die Vereinigten Staaten die diplomatische« Beziehungen zu Oesterreich-Ungarn abbreche« werden, anher wenn ihrem Ersuchen um Desavouierung der Versenkung der „Ancona" und um Schadenvergütung nachgekommen werde.
Die französisch-englische Anleihe in Amerika.
London, 12. Dez. (Drahtb. W.-B.) „Daily Telegraph" meldet aus Newyork, die französisch-englische Anleihe, die am Dienstag auf den offenen Markt kommt, sei auf >4» also einen Punkt unter de« Emissionspreis gesunken. Die jüngsten militärischen Berichte seien dem Verkauf ungünstig gewesen.
Vermischte Nachrichten.
Eine schwere Explosion in Le Havre
(WTB.) Le Havre, 12. Dez. Die Agence Havas meldet: Eine heftige Explosion erfolgte heute früh in den pyrotechnischen Werkstätten der belgischen Regierung. Die Zahl der Opfer soll ziemlich groß sein. Einzelheiten fehlen. — Nach einer späteren Meldung ereignete sich die Explosion um X10 Uhr im Pulverlager. Die schon geladenen Geschosse explodierten gleichfalls mit solcher Gewalt, daß Türen und Fenster der benachbarten Häuser zertrümmert wurden. Der Schaden ist zurzeit noch nicht zu übersehen. Nach Blättermeldungen soll die Zahl der bei dem Explosionsunglück verletzten Personen ungefähr 108V betragen. Die Zahl der Getöteten soll verhältnismäßig gering sein. Die Wohnungen in der Nachbarschaft sind in Mitleidenschaft gezogen. Die Arbeiterwohnungen sind zerstört. Die Garnison begann soweit als möglich die Aufräumungsarbeiten. — Agence Havas meldet: Bis Mitternacht zählte man bei dem Explosionsunglück 110 Tote, darunter 187 Belgier. Die Zahl der Verwundeten steht noch nicht fest.
(WTB.) Berlin, 13. Dez. Zu der Explosion des Pulvermagazins in Eraville wird dem „Berl. Lokalanz." aus Genf geschrieben: Die Detonation wurde auf See 10 Kilometer weit gehört. Sie gab Anlaß zu Gerüchten, daß die Maschine eines großen Kriegsschiffes explodiert sei. Die Zahl der bisher fortgeschafften Toten beträgt 110; darunter sind 107 Belgier. Bon den lüüü verletzten Arbeitern dürste« «ach ärztlichem Ausspruch mehr als di« Hälfte mit dem Leben davon« kommen. Groß ist die Zahl derer, die ihr Augenlicht eingebüßt haben.
25 Prozent!
(WTB.) London, 12. Dez. Der liberale Abgeordnete Peroy Alden teilt im „Daily Telegraph" eine Unterredung mit Mac Kenn« mit. in der dieser sagte, es werde vielleicht notwendig werden, 25
Prozent aller Einkommen einzuziehen, teils durch die Steuerbehörden, teils durch die Arbeitgeber.
Gerüchte über Rußland.
(WTB.) Berlin, 13. Dez. Dem „Berl. Lokalanzeiger" zufolge wird der „Franks. Zeitg." aus Stockholm gemeldet: Ueber die Ursachen der noch immer fortdauernden Unterbrechung des privaten Telegraphenverkehrs aus Rußland sind in Stockholm Gerüchte von ernsten Vorgängen im Innern Rußlands im Umlauf. In Helstngfors meuterten angeblich die Mannschaften des Panzerkreuzers „Eangut". Die treu gebliebenen Schiffe beschossen den Kreuzer, dessen Besatzung sich ergeben mußte. 30 Mann wurden erschossen und 400 verhaftet und nach Petersburg gebracht.
Die Erregung in Indien
(WTB.) Köln, 12 .Dez. Die „Köln. Zeitg." meldet aus Kopenhagen: Nach amtlichen russischen Meldungen aus Tokio teilte der japanische Minister des Auswärtigen der Presse mit, die Lage in Indien sei beunruhigend. Die Regierung habe sichere Beweise in Händen, daß die indische Bevölkerung von einer Anzahl Hindus, die aus Japan ausgewiesen worden seien, aufgewiegelt werde.
Zum Aufruhr in Shanghai.
Berlin, 13. Dez. Dem „Berliner Lokalanzeiger" zufolge wird den „Baseler Nachrichten" über den Aufruhr in Shanghai berichtet: 200 chinesische Studenten, die in Japan studiert haben, und etwa ein Dutzend japanischer Studenten hatten in der Fremdenniederlassung den Aufruhr organisiert. In ihrer Kasse befanden sich 400000 Pen, so daß auf eine ausländische (japanische und englische) Unterstützung geschlossen wird.
Puanshikai Kaiser?
(WTB.) Newyork. 11. Dez. Der „Associated Preß" wird aus Peking gemeldet, daß Puanshikai di« Kaiserwürdr angenommen habe.
Aus Stadt und Land.
Calw, den 13. Dezember 1915.
Zur städtischen Kartoffelversorgung.
Die vom Kommunalverband aufgekauften und der Stadt zur Verfügung gestellten Kartoffeln wurden am letzte»