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Schwarzwölo.-r Tageszeitung
Nr. 94
Die Kämpfe in Süditalien
Unteroffizier holt Maschinengewehr ans den feindlichen Linien — SpShtrnpp sprengt Stützpunkt
DNB Berlin, 21/April. Seit Wochen sind vom süditalieni- uischen Kriegsschauplatz nur beiderseitige Stotz- und Spühtrupp- lämpse zu melden. Weder im Landekopf von Nettuno noch im Raum von Lassino oder an der adriatischen Küste gelang es den Anglo-Amerikanern bis heute auch nur einen Schritt weilerzukommen. Diese täglichen Stotz- und Spähtruppunternehmen verlangen von jedem einzelnen Soldaten in besonderem Matze Mut und Entschlossenheit.
Im Landekops von N e t t u n o arbeitete sich auf einem Späh- tzang ein Unteroffizier bei Tagesanbruch ganz allein an den Feind heran. In eine Senke gekauert, beoachtete er aus nächster Nähe ein schweres Maschinengewehr mit zwei Mann Bedienung. Kurz darauf sammelten sich 15 britische Soldaten in der feindlichen Stellung zum Kafseempfang. Auch die zwei Mann am Maschinengewehr verliehen ihren Posten und schlossen sich den anderen an. In diesem Augenblick sprang der Unteroffizier auf und warf zwei.Handgranaten, die mitten in dem Haufen explodierten. Noch bevor die völlig überraschten Briten zu den Waffen greifen konnten, hatte er das Maschinengewehr aus der Stellung gerissen und erreichte mit seiner Beute die Eigene Linie. Es glang ihm, an der gleichen Stelle später noch »in zweites Maschinengewehr zu erbeuten.
Bei Arielli hatten der Unteroffizier Fuchs und der Essreite Schäring den Auftrag, das Gelände westlich des Bahnhofes zu erkunden. Auf der Straße rAriell-Orsogna sahen sie sich plötzlich einem feindlichen Panzer gegenüber. Vorsichtig schlichen sie heran und stellten fest, daß die Besatzung sich entkernt hatte. Kurz entschlossen stiegen sie darauf durch den Turm in den Kampfwagen. Dort fanden ne an hundert Granaten sowie eine 2-Zentimeter-Kanone mit Munition. Der Unteroffizier baute die Optik des Panzere aus und nahm auch eine Granate an sich, dalin sprengte er en Panzer in die Luft und kehrte mit dem Gefreiten in feine Stclluna zurück.
2m Raum von Consalvi i aren ebenfalls zwei Grenadiere, der Unteroffizier Siegmcier und der Gefreite Hüter, die, mir Sprengladungen ausgerüstet, an den feindlichen Gefechts Vorposten vorbei, einen Vachgrund hinter den gegnerischen Linien erreichten. Dort hielten sie fick den ganzen Tag über verborgen und beobachteten aus ihrem Versteck die feindlichen Maschinengewehr- und Granatwerferst.llungcn. In der darauffolgenden Nacht arbeiteten sie sich dann weiter feindwärts und stießen im Mortzengrauen aui ein Haus, aus dem Stimmengewirr zu vernehmen war. Während der Gefreite sich an ein Fenster heranschlich, eine Sprengladung hineinmarf und das Gebäude samt der Besatzung vernichtete, zerstörte der Unteroffizier einen vor dem 5>aus stehenden beladenen Lastwagen, der unter heftigen Explosiionen ausbrannte. 2n der allgemeinen Verwirrung zerschnitten die beiden Grenadiere noch sämtliche Nachrichtenverbindünaen und kehrten "nun mit wertvollen Erkundungssrgobnisien wohlbehalten zurück.
Aber aub bei der Abwehr feindlicher Angriffe oder bei eigenen Gegenstößen waren es oft nur wenige beherzte Männer, die den Geaner zurückwarfen. 2m Schutze der Dunkelheit gelang es emem keindMck-en Stobtri-vv. einen Komvninegefechts- stand m nmstellen 2m feindlichen Maichinenvistolenwuer wurde der Funker, ein G-kreiter, verwundet. T-Wdem aber aab er seine wichtigen Meldungen an das Bataillon weiter. Auch a s er durch L>andaranatenerr>t»Nonen uochmals verwundet wurde hielt er mit anderster Avstrenouna die Funkverbindung auf recht. Vom Gegner zur Ueberogb» aufcmwrdert, l^nte dm täp fere Besatzung dime rundweg ab Der Kemuanienibrer sprang dann m-t drei Mann, die säwUich verwundet waren, aus dem G-fechtsstand beraus und war? den Ee-mer zurück, während der Gefreite noch solange an sein-m Fnnb-e-'^ bk-eb. bis er du Meldung durchg-^n konnte: Angriff abgeschlagen.
Der Heldenkampf von Tarnopol
DNB Berlin, 20. April, Am 23. März stand der «-eind mit mehreren Armeen, dabe: eine groß« Zahl von Panzerverbänden, zwischen Proskurow und Tarnopol im Angriff nach Südwesten und Süden, Die zahlenmäßig unterlegenen deutschen Verbände leisteten erbittersten Widerstand, brachten ihm schwerste Verluste an Menschen und Material bei, konnten aber die vielfache Uebermacht der Bolschewisten nicht aufhalten, sondern mutzten sich, tapfer kämpfend, absetzen. Die Stadt Tarno- pol, in der sich nur eine kleine Besatzung befand, wurde unter Ihrem Kommandanten, Generalmajor Egon von Neindorff, eingeschlossen.
An diesem Tage begann ein25tägiger Heldenkampf der Besatzung, der zu den höchsten Leistungen deutscher Soldaten gehört. Mit fünf Schützendivisionen und einem Panzerkorps griff der Feind fast pausenlos das Häuflein der Verteidiger von allen Seiten an. Eine ungeheure artilleristische Feuerkraft hatten die Sowjets rings um d'e Stadt aufgebaut. 2n rollendem Einsatz bekämpften ihre Schlachtfliegerverbände mitBomben und Bordwaffen. Tagelang schlugen die Männer von Tarnopol unter der Führung des Generalmajors von Neindorff, des am 4. April im Wehrmachtbericht genannten Oberst von Schön feld und des am 9. A^ril mit dem Ritterkreuz ausgeichneten Majors Balzer alle Angriffe ab und warfen die in ihre Hauptkamwlinie eingebrochenen Feinde immer wieder in schwungvollen Gegenangriffen Zurücks Allein bis zum 2. Avril vernichteten sie mindestens 20 sowjetische Van-er.
Aber die Uebermacht der Bolschewisten war zu groß, 2n dem konzentrischen Abwehrfeuer der Belagerer, unter den vausen- kosen Luftangriffen, bei den tägliG-n schweren Nabkämvfen häuften sich die Aus-all- unter der Vesabnng, stir Re cs ke'n n Ersatz agb. Stand am An-aug noch ein Verteidiger gegen zehn Angreifer, so verschob sich da§ Verhältnis mit jedem Tage mehr zu Gunsten des Feindes, dem laufend Verstärkungen zuflosten. Dazu kam. daß sie trotz der aufopfernden Bemühungen der Luftwaffe. ihrer Flugzeugführer und Lastensegler, die oft bei ungünstiger Witterung Nacht für Nacht in treuer Kameradschaft Bersorgungsgut in den feindlichen. Einschl etzungsring hirsein- flogen, zeitweise und allmählich schrittweise aus den Standort zurückaqedrängt wurden. Doch auch unter den Häuiertrümmern der allmählich völlig zerschossenen Stadt setzten sie ihren Kampf mit ungebrochenem Mut fort. Wie oft die Bolschewisten auch in die Siadttriimmer e-nzubrechen vermochten, stets bekamen sie zu spüren, wie deutsche Grenadiere, Füsiliere und Kanoniere selbst im letzten Kamvf noch zuzuschlagen vermochten.
2mmer enger wurde der Raum, auf dem die Reste der Verteidiger von Tarnopol zusammengedrängt wurden, immer häufiger kam es vor, daß feindliche Einbrüche infolge mangels an Kräften nicht mehr beseitigt werden konnten. Am 9, Aprsi mutzte der Ostteil der Stadt nach Mündigem schwersten Artil- lerieseuer aller Kaliber vor der von allen Seiten mit Panzern an stürmenden feindlichen Uebermacht geräumt werden, und trotzdem stand am nächsten Morgen eine neue Abwebrfront. vor der sich die erneut anrennenden Sowjets blutige Körne holten.
Am 12. Avril erreichte der Kampf um die Trümmer von Tarnopol seinen Höhepunkt, D-e Sowjets glaubten ibre 2nfan- terie- und Panzermassen zum letzten entscheidenden S*urm ansetzen zu können. Uber obwohl es ihnen gelang, die Front "er D-rteidiger zu durchbrechen und die Besatzung in einzelne Wi- derstandsaruvpen aufzuspalten, ging das Ringen noch m-br als vier Tage lang msi äußerster Erbitterung weiter. Der "Kampf zog sich auf das westliche Seret-ll-er. wo die Verteidiger in Zugbela, der westlichen Vorstadt von Tarnopol, noch einmal Fuß fabien und den anrennenden Bolschewisten weiterhin boben Blutzoll abforderten. Am 15. April fand der Kommandant der Stadt, Generalmajor von Neindorf, den Heldentod.
Der Kamps ging zu Ende. Munitions- und Waffenmanael zwangen Oberst von Schön feld, der nach dem Tod des General, von Neiirdcrff die Führung übernommen hatte, den Befehl zum Durchschlagen zu geben.
Während die Verteidiger von Tarnopol in ihrem aufopfernden Ringen erhebliche Teile der feindlichen Angriffsarmeen Widerstand brach, erfuhr die übrige deutsche Front in diesem Ab- auf sich zogen, während sich die Flut der Volschew sten an ihrem schnitt durch ihren Heldenkampf eine fühlbare Entlastung. Die dänischen Verbände konnten mit Hilfe herangeführter Verstärkungen eine neue Front ausbauen, vor der das Vordringen der Sowjets zum Sieben kam.
Nun war der Zeitpunkt ggekommen, um zum Entsatz der Der: erdiger von Tarnopol anzutreten. 2e ein Panzer'
verband des Heeres und ber Waisen-^ drangen von Westen her gegen die Skadt vor. Sie batten unerhörte Schwierigkeiten zu überwinden, die nicht einmal in erster Linie auf den verbissenen Widerstand stark-r s-nvietiicher Kdte bin ausoebau- ten und dicht bestückten Artillerie- und Vakfronten beruhten, sondern vor allem aus einer unvorstellbaren V-r!chlammung aller Wege, die dos Lterorllckiassen der schweren Waisen und der Vriickerhauoeräte inst nnmöottch mochte, zumal beim Beginn des Angriffes.wolkenbrnchartiger Gewitterregen die obne- k'n aufgeweichten Wege völlig grundlos mochte, 2n Panzer- kämp'en von äußerster Härte wurde aber schließlich der Feind, der sich dem Entiatzangr ff verzweifelt entgeoenstemmie, geschlagen. so daß die aus der Stadt ansgebrochenen Teile der Besatzung ausgenommen werden konnten.
Der Heibenkamps der Verteidiger von Tarnopol ist fortlaufend -m Wehrmachtbericht gewürdiat worden. Er hat seine besondere Anerkennung gefunden durch die Nennung des GeNe- ralmaiors von Neindarff und des Krenadierrea'ments 949 mit seinem Kommandeur, Oberst von Schönfeld, im Wsbrmachtb-richt.
Generalmajor von Neindorff ist am 4. April das Ritterkreuz, am 17, April, nach seinem Heldentod, das Eichenlaub zum Ritterkreuz verliehen worden. Außerdem wurden am S April zwei der tapferen Verteidiger der Stadt. Major Udo Balzer aus Tilsit, Kommandeur eines Füfilierbatciillons, und Oberleutnant Fritz Kieirnast aus Müncheberg (Mark), Kom- paniejührcr in dem gleichen Füsilierbataillen, mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet.
Lro-rationierung in Lissabon. Zum ersten Male in der Geschichte Portugals wurde ab Donnerstag iras Brot in Lissbon und llmqebung rationiert
' Briten bombardierten die Kathedrale von Rouen, DNB Paris, 20. April, 2n der Nacht zum 19, April führte« die Engländer einen Terrorangrif auf Rouen durch. Die Eano. sterflieger warfen ihre Bomben nach bekanntem Muster wahllos auf die Stadt und trafen die Kathedrale Notre Dame Das Wahrzeichen der Normandie wurde sehr schwer beschädigt Es ist gewissermaßen eine 2ronie der Geschichte und gleichzeitig kennzeichnend für die britische Skruppellosigkcit, dätz di« Engländer auch die Denkmäler und bedeutenden Bauwerke ihrer früheren Verbündeten vernichten. 2m 2uli 1940, als die Stadt im Kampf zwischen Deutschland und Frankreich noch im Frontbereich lag, hat die deutsche Wehrmacht die Katkedral« vor der Vernichtung bewahrt. Während der vor diesem Meiste», werk der Baukunst liegende Stadtteil völlig eingeäschert wurde. Der Bevölkerung Rouens hat sich tiefe Erbitterung über di« Schandtaten der Briten bemächtigt.
Die Pariser Blätter berichten ausführlich über einen An- griff anglo-amerikanischer Flugzeuge auf das Pariser Gebiet in der Nacht zum Mittwoch. Der „Cri du Peupl«" schreibt u. a,, Hunderte Leichen habe man schon geborgen. Kilometerweit sehe man Ruinen, zerfetzte Häuser, Kirchen, Krankenhäuser, Rathäuser. Ganze Wohnblocks seien zusammengestürzt. Möchten die „Befreier" davon Kenntnis nehmen: Der Hatz gegen ^die Engländer, der in seinen Quellen auf deu Urgrund der französischen Rasse zurückgehe, steige. Der „Matin" spricht von einem schweren Verbrechen der britischen Piraten, die ohn« strateg sches Ziel ihre Bomben auf die Bevölkerung abgeworfen hätten,
„England wird ein armes Land sein" Erkenntnisse eines englischen Politikers DNB Stockholm, 21. April, Unter reger Beteiligung aller Parteien findet im englischen Unterhaus zur Zeit eine Dominion-Debatte statt, in der sehr viel über die künftige Entwicklung des Empire geredet wird. Dabei kommt deutlich di« Sorge zum Ausdruck, die man sich in politischen Kreisen Englands über dieses Problem macht. Von den zahlre chen Reden der Abgeordneten verdient die des bekannten Labour-Vertre- ters Shinwell Beachtung, die als ein Zeichen der Selbsterkennt. nisgewertet werden mutz. Unter Bezugnahme auf die kiirzlichen Aeutzerungen von Smuts sagte Shinwell: „natürlich werden wir ein armes Land sein; natürlich werden unsere Verpflichtungen aus schwankendem Boden stehen, natürlich werden wir einen herabgesetzten Lebensstandard für unsere Bevölkerung haben, natürlich werden wir zu einer viertrangigen wirtschaftlichen Macht werden, wenn wir nicht die nötigen Schritte ergreifen, um all dies zu verhindern".
Shinwell entwirft h er ein' Zukunftsbild des Empire, das schlecht zu den großen Verheißungen Churchills und seiner Kumpane patzt, aber sicherlich der Wirklichkeit sehr nabe kommt
Paul Gieslcr znm bayerischen Ministerpräsidenten ernannt DNB München, 21. April. Nach dem Ableben des Staatsministers Gauleiter Adolf Wagner bat der Führer den Gauleiter Paul Giesler zum-b ayerischen Staatsmini st erde» Innern sowie zum Gauleiter des Gaues München-Ober- bayern ernannt.
Der Führer hat ferner Gauleiter Paul Eiesler als Nachfolger oes verstorbenen Ministerpräsidenten Ludwig Sieüert zum b a y e r i s ch e n M i n i st e r p r ä s i d e n t e n ernannt. Ministe» Präsident Paul Giesler bleibt auch weiterhin mit der Führung der Geschäfte des bayerischen Staaksministeriums für Unterricht »nd Kultus, des bayerischen Staatsministers der Finanzen und des bayerischen Staatsministers für Wirtschaft beauftragt.
Furchtbare Folgen einer Alkoholvergiftung. An den Folgen des Genusses eines aus denaturiertem Spiritus hergestellten Politur- Präparates als Alkohol sind im i^aufe von zwei Tagen alle!» in Helsinki 63 Personen unter fürchterlichen Qualen verstorben. Aus den Krankenhäusern der Stadt werden zahlreiche weitere ciägelieferte Fälle als hoffnungslos gemeldet. 2m ganzen wird die Zahl der Personen, die hier an dieses verhängnisvolle Nauschmittel bereits gewöhnt sind, auf 2000 geschätzt.
Erneuter Schlag auf die britische Metropole
iOOco. Ens tz «l. er Kampfgruppe / Bon Kriegsberichter Marii» Wmdeimann
(PK.) Wie der OKW -Bericht vom Mutwoch meldete, sind in der Nacht wieder starte deutsche Kaiüpssliegerverbände über London erschienen und haben, trotz einer durch das klare Wetter bedingten recht lebhaften Abwehr, LPreng- und Brandbomben abgeworfen, die im Zielgebiet eine Reihe größerer Brände und Explosionen Hervorriesen. Bei einer im Westen eingesetzten Kampffliegergruppe wurde dabei zugleich der 10 OVO. Einsatz geflogen, ein Ereignis, das die Frcubr über das hervorragende Ergebnis des Angriffs noch steigerte.
Der Oberkommandierende der langsam sagenhaft gewordenen anglo-amerikanischen 2nvasionsarmee, General Eisenhower, hat dieser Tage wieder einmal in echter Pankeeweise die Reklametrommel sür sich gerührt. 2n einem Tagesbefehl an die ihm unterstellten Truppen hat er, dessen ganze Tätigkeit sich bis jetzt auf die dauernde Umorganisation seines Stabes beschränkte, von den Taten gesprochen, die er vollbringen will, wenn „demnächst" die 2noasion beginnt. 2n dem recht umfangreichen Programm fleht wieder einmal — wie oft woh. noch? — die vollständige Zerschlagung der deutschen Luftwaffe . . . Wenn sich in der -britischen Metropole jemand in dem Glauben wiegte, daß vielleicht doch etwas dran sein könnte, so hat ihn die vergangene Nacht abermals auf drastische Weise eines anderen belehrt. Eine Stunde nach Mitternacht heulten die Alarmsirenen die. Bewohner der Millionenstadt aus dem Schlaf und lösten eine überstürzte Flucht in die Luftschutzkeller und die U-Bahnhöfe aus. Bald fielen die ersten Bomben, krachten die Explosionen und loderten beginnende Brände auf. 2n immer dichterer Folge fielen schwerste deutsche Sprengbomben Dazwischen breiteten sich Vrandbombenfelder aus, flackerten auf, fraßen um sich, und bald hier, bald dort leckten die Flammen blutigrot durch dicke Rauchschwaden gegen den Himmel. Dazwischen hinein ballerte die Abwehr, was aus den Rohren herausging. Mit allen Kalibern versuchte sie, die überraschend erschienenen deutschen Kampfflugzeuge abzulenken und auseinander zu treiben. Wenn man das alles an Bord der deutschen Kampfmaschinen auch nicht hören konnte, weil das Dröhnen der Motoren jeden anderen Lärm verschluckte, die Augen jedes einzelnen Besatzungsmitgliedes waren hellwach und verfolgten aufmerksam das Schauspiel. Stetig und durch nichts zu stören, zogen die Kampfflugzeuge ihren vorgeschriebenen Kurs» und als zur X-Zeit die Ziclmarkierer ihre Leuchtbomben gesetzt hatten, die wie rote Feuerbälle am zuckenden, von grellen Blitzen zerrissenen Himmel standen, da rauschten auch schon wenige- Minuten später die ersten Bomben in die Tiefe.
Die Ersvlgsmeldung, die zwei Stunden später di« Vesatzungeil im Eefechtsstand vereinigte, rundete das Bild des erfolgreiche» Angriffs, llebereinstimmend konnte sestgestellt werden, oatz sich die deutsche Angriffstaktik bestens bewährt hat. Die Kampfflugzeuge erschienen so überraschend über der britischen 2nsel, daß die Engländer ihnen auf der Anflugstreckc nur sehr geringe Abwehr entgegensetzten. Erst in der Nähe der Hauptstadt setzte sie dann, wie es bei dem klaren, wolkenlosen Wetter zu erwarte» war, mit aller Stärke ein, aber auch da verpuffte sie ziemlich nutzlos am Himmel. Natürlich waren nicht alle ungeschoren her- ousgekommen: Der eine brachte einen Flaksplitter in der Kanzel mit, der aber nichts getan hatte, denn dem Wind etwas mehr als erwünscht Zutritt zu verschaffen. Ein Staffelführer war i» einen Scheinwerferdom geraten und auch mit vielem Kurbeln, daß in der Maschine bald das Unterste zu oberst stand, nicht herausgekommen; wieder einer mutzte mehrere Nachtjäger- angrisfe abwehren. Aber so etwas zählt bei unseren Englandfliegern schon gar nicht mehr, da es zum täglichen Brot gehört.
Für die Männer der Kampfgruppe galt es aber, heute noch ein besonderes Ereignis zu begehen, ein Ereignis, das die Freude über den erfolgreichen Einsatz noch steigerte. Unter den Einsätzen der Nacht befand sich auch der 10 000. Feindflug und schon tagelang vorher hatte man geknobelt, wer wohl der Glückliche sein würde, der diese 2ubiläumszahl mit seiner Maschine schaffte. Das dritte Flugzeug, das in dieser Nacht in den Platz hereinlandete, war es, und im Triumphzug wurde der junge, 21 2ahre alte Feldwebel S. und -seine Besatzung von der rasch von den Warten mit Girlanden geschmückten Maschine abgeholt und auf den Gefechtsstand gebracht. Zu den Glückwünschen des Eeschwäderkommodore und des Eruppenkommandeurs gesellten sich alle die der Kameraden und dazwischey hinein quiekte fröhlich ein Elücksschweinchen, das der Fliegerhorstkommandant der Gruppe als Eliicksomcn zum heutigen Tage geschenkt hatte. Natürlich fehlten auch Blumen nicht und das obligatorische Glas Sekt und die gehobene Stimmung, die alle erfaßt hatte, fand ihre Fortsetzung in einem gemeinsamen Esten, das anschließend die fliegenden Besatzungen mit ihren Technikern und Warte» vereinigte.
Nur wer selbst als Kampfflieger gegen den Feind geflogen ist, weiß, was die Zahl 10 000 bedeutet, weiß, was diese Einsätze vom fliegenden Personal und auch von ihren Helfern gefordert haben.