Amtliche Bekanntmachungen. Einschränkung der Arbeitszeit in Spinnereien, Webereien, Wirkereien u. s w

Die Gemeindebehörden wollen die imStaats­anzeiger" Nr. 267 erschienene Bekanntmachung des K. Ministeriums des Innern vom 12. d. Mts., den beteiligten Gewerbetreibenden zur Nachachtung er­öffnen.

Calw, den 15. Noveinber 1915. _ K. Oberamt: Binder.

Regelung der Preise für Schlachtfchweine und Schweinefleisch.

Die Gemeindebehörden

haben die beteiligten Gewerbetreibenden und Land­wirte ihres Bezirks auf die imStaatsanzeiger" Nr. 266 erschienene bundesrätliche Verordnung vom 4. d. Mts. (Reichs-Ees.-Vl. S. 725), sowie auf die Mi­nist. Verfügung gleichen Betreffs vom 11. d. Mts.!

hinzuweisen und die Einhaltung der gegebenen Vor­schriften zu überwachen.

Besonders zu beachten ist 8 2 der bundesrätlichen Verordnung, wonach der Verkauf von Schweinen zur Schlachtung nur nach Lebendgewicht erfolgen darf.

Eine Erläuterung genannter Bundesratsverord­nung findet sich imWürtt. Wochenblatt f. Landwirt­schaft" Nr. 46 S. 741.

Calw, den 15. November 1915.

K. Oberamt: B.inder.

Milchversand nach nichtwürltembergischen Orten.

Das Oberamt ist von der Landesversorgungsstelle bis auf Weiteres ermächtigt worden, Bersandscheine für Milch gemäß 8 6 Abs. 3 der Min.-Verfügung vom 8. ds. Mts.Staatsanzeiger" Nr. 268 auszustellen.

Die Milch-Erzeuger bezw. -Händler, welche am 1. November ds. Is. Milch nach nichtwürttembergischen

Orten geliefert haben und Auch künftig liefern wollen, hätten beim Oberamt Antrag auf Ausstellung der Bersandscheine zu stellen. In dem Antrag wären die Menge, welche täglich oder zu gewissen Zeiten geliefert werden soll, Name und Wohnort des Empfängers und die Art der Lieferung (mit Post, Eisenbahn oder auf andere Weise) genau anzugeben; auch wäre eine Be­scheinigung des Schultheißenamts darüber beizubrin­gen, daß der Gesuchsteller die beantragte Menge bereits am 1. November ds. Is. an denselben Empfänger ge­liefert hat.

Die Bersandscheine werden jeweils auf eine Woche ausgestellt.

Bei wiederholter Antragstellung auf Ausstellung eines Versandscheines genügt die Mitteilung, daß seit der Erteilung des letzten Versandscheines eine Aen- derung nicht eingetreten ist.

Calw, den 16. November 1915.

K. Oberamt: Binder.

wird. Wenn es Kitchener nicht gelingt, Griechenland für de» Vierverband zu gewinnen, werden die englisch­französischen Truppen wahrscheinlich ihr Vorgehen gegen Bulgarien einstellen und die Kräfte in Aegypten zusammengezogen für eine Offensive gegen die klein- asiatisch-türkische Küste.

Der freie Weg nach Konstantinopel.

Lugano, 16. Nov. Wie der italienische Korrespon­dent Magrini aus Saloniki an denSecolo" berichtet, sind die ersten schweren für die Dardanellen bestimm­ten Geschütze über Bulgarien in Konstantinopel einge­troffen.

Serbiens Hoffnungen.

Zürich, 16. Nov. DieTribuna" erfährt laut Voss. Zeitung" aus Saloniki, daß am letzten Mittwoch ein serbischer Ministerrat stattgefunden hat, der be­schloß, in Nord- und Siidserbien bis zum letzten aus­zuharren und auf die Hilfe der Verbündeten zu trauen. Am 23. November würden 150 ÜÜV Mann in Saloniki gelandet sein.

Italien und der Balkan.

Köln, 16. Nov. Laut derKölnischen Volkszeitung" führt derCorriere della Sera" in einem unzweifel­haft offiziösen Artikel, betiteltDie Expedition in Al­banien" aus, Italien werde von der Ententepresse fortgesetzt aufgefordert, um Serbien zu retten und gleichzeitig seine albanischen und Mittelmeerinteressen zu schützen, ein Expeditionskorps nach Mazedonien quer durch Albanien zu entsenden. Anscheinend seien sich alle diese, die ein derartiges Unternehmen forderten, nicht kler über die damit verbundenen ungeheuren Schwie- '-igkeiten. Ein solcher Heereszug sei, ohne daß man des Erfolges sicher sei, geradezu eine Verrücktheit.

Italienische Hetze gegen Griechenland.

Zürich, 16. Nov. Die Hetze der italienischen Blät­ter gegen Griechenland dauert fort. Andauernd be­haupten sie, daß Griechenland die deutschen U-Boote mit allem Notwendigsten versehe. So verlautet nach derBoss. Ztg.", daß die österreichischen U-Boote, die im Mittelmeer eine Anzahl Handelsdampfer versenk­ten, zu jenen Fahrzeugen gehören, die im vergangenen Mai von Kiel auf dem Landwege und in zerlegtem Zustand nach Pola gebracht wurden und nun an der griechischen Küste verborgen werden.

Don unseren Feinden.

Die Abgangsrede Churchills.

(WTB.) London, 16. Nov. Reuter meldet: Chur­chill gab im Unterhaus eine eingehende Rechtfertigung seiner Arbeit als Erster Lord der Admiralität: Er er­klärte, daß er keine Ursache habe, eine Veröffentlichung der Tatsachen über die Seeschlacht bei Coronel, den Ver­lust von drei Schiffen in der Nordsee, die Expedition nach Antwerpen und die Flottenoperationen an den Dardanellen zu fürchten. Ueber den letzten Gegenstand erging er sich ausführlich. Er suchte darzulegen, daß der Plan sorgfältig erwogen und von den englischen und französischen Sachverständigen gebilligt war, und daß Admiral Fisher sich nicht dagegen ausgesprochen habe. Churchill, der vom Premierminister warm gelobt wur­de, erklärte schließlich, daß er sich wieder der militäri­schen Laufbahn zuwenden werde.

Eine weitere Meldung besagt: Churchill schloß seine Rede mit einer Uebersicht über den heutigen Stand des Krieges. Er sagte unter anderem: Während die deutschen Linien sich noch immer weit jenseits der Grenze erstrecken, könne Deutschland im zweiten und dritten Jahre gründlicher geschlagen werden, als wenn die verbündeten Armeen im ersten Jahre in Berlin einmarschiert wären. Unsere wohlbegriindete Herrschaft zur See und die rasche und ungeheure Vernichtung von Deutschlands waffenfähiger männlicher Bevölkerung

sind zwei Faktoren, auf die wir vertrauensvoll rechnen können. Während Deutschlands Macht abnimmt, werden wir immer stärker, sowohl tatsächlich als verhältnis­mäßig, und das verdanken wir den Opfern des franzö­sischen und des russischen Volkes, die bisher den Haupt­stoß ausgehalten haben. Wir sind die Reserven der Alliierten, und jetzt ist die Zeit gekommen, die Reserven ganz in die Wagschale zu werfen. (Beifall.) Der Feld­zug von 1915 wurde durch Munitionsmangel beein­flußt, der von 1916 sollte infolge Soldatenmangels gegen Deutschland entschieden werden. Es war für uns zweifellos unangenehm, sehen zu müssen, daß eine Re­gierung, wie die Bulgariens, bei vorurteilsloser Be­urteilung der Aussichten der Meinung war, daß die Mittelmächte den Sieg erringen würden. Aber einige dieser kleinen Staaten sind durch Deutschlands Prunk und seine militärische Präzision hypnotisiert. Sie sehen nur eine Episode und sehen und begreifen nicht, daß das Volk, das seit altersher die Macht besitzt und gegen das Deutschland Krieg führt, Niederlagen. Enttäuschun­gen und selbst falsche Führung vertragen kann, aber immer wieder neue Kräfte sammeln und mit uner­müdlicher Hartnäckigkeit und unter unermeßlichen Lei­den sich fortmühen wird, bis die größte Sache, um die Menschen jemals kämpften, zu Ende gebracht ist.

Auswanderungsverbot für die Wehrfähigen in England.

Rotterdam, 15. Nov. Der neue Kriegsrat in Lon­don beschloß am 13. November mit 5 gegen 1 Stimme ein Auswanderungsoerbot für unverheiratete englische Untertanen dienstfähigen Alters. Die Wirkung der neuen Vorschriften des Ministeriums des Innern (Polizei) über die Behandlung auswanderungslustiger Wehrfähiger zeigte sich nach englischen Blättern am Freitag darin, daß eine Anzahl Fahrscheine für den WightfahrdampferLapland" für ungültig erklärt wurde. Nur einige Irländer reisten nach Liverpool. Da sie nicht mit Pässen versehen waren, durften sie nicht abreisen. Hunderte von Fahrscheinen wurden bei der Amerika-Linie zuriickgegeben, deren DampferSt. Paul" am Samstag abfuhr.

Die Gärung in Indien.

Amsterdam, 16. Nov. Nach Berichten aus Batavia ist der Post- und Telegraphenverkehr zwischen RiederlSudisch-Jndie« und dem Kaiserreich Indien auf Veranlassung der englisch-indischen Behörden eingestellt worben.

Die Engländer in Nordfrankreich.

Rosendaal, 16. Nov. Aus Le Havre wird, nach dem Lokalanzeiger", berichtet: Eine Gruppe nordfranzösi­scher Volksvertreter bereist gegenwärtig die Bretagne, wo sich die Notlage der Bevölkerung überaus verschlech­tert hat. In der Hauptsache beklagen sich Bürgermeister und Arbeiterführer über die von englischen Intendan­ten angeordneten Requisitionen. Butter, Milch, Fett, Hülsenfrüchte werden mit außerordentlicher Rücksichts­losigkeit, so schreibt dasJournal" in Brest, beschlag­nahmt. Vorhaltungen des Präfekten nützen nichts. Die englische Verwaltung verbittet sich jedwede Ein­mengung in diese Angelegenheiten. Den Deputierten wurde zu verstehen gegeben, daß man an dem britischen Eindringen gerade genug hätte. Der Bericht, den die Abgeordneten ausgearbeitet haben, dient der von Bri- and ernannten interministriellen Kommission zur Ermrdlage weiteren Studiums. Mittlerweile nehmen die Unruhen in der bretonischen Bevölkerung einen be­drohlichen Umfang an. Schlägereien mit den Lebens­mittelhändlern gehören zur Tageschronik. Von den Metzger-Innungen wurde ein Manifest an die mit größtem Recht revolutionierenden Masten veröffent­licht, in dem es u. a. heißt, daß die Regierung den langen Krieg aus ihre Fahnen geschrieben, aber nicht das Geringste veranlaßt habe, um die Bolksernährung sicherzustellen.

Verschiebung der Dumatagung.

(WTB.) Berlin. 17. Nov. (Telephon.) Aus Chri- stiania berichtet derBerliner Lokalanzeiger": Wie Tidens Tegn" aus Petersburg meldet ist die Einbe­rufung der Duma, die im November stattfinden sollte, vom Ministerrat verschoben worden wegen Verzögerung der Fertigstellung des Budgets. Die Tagung, die nun­mehr am 8. Dezember beginnen soll, soll vor Weihnach­ten beendet sein.

Die Hetze gegen Giolitti.

Köln, 16. Nov. DerKölnischen Zeitung" zufolge faßte das Zentralkomitee der Interventionisten, die in Rom tagen, einen Beschluß, worin erklärt wird, das Land ließe niemals, unter keiner Form und zu keiner Stunde die verräterischen deutsch-freundlichen Eiolitti- aner zur Regierung gelangen.

Die Neutralen.

Der Schah von Persien verläßt Teheran.

Teheran, 16. Nov. (Pot. Tel.-Ag.) Der Minister­präsident hat dem Befehlshaber der Kosakenbrigade erklärt, daß der Schah heute die Stadt in Begleitung der Minister verlassen werde. Teheran bleibt unter dem Schutze der Kosakenbrigade. Die Polizei und die Gendarmerie bereiten sich zur Abreise vor.

Amerikanische Preffehetze wegen des Ancona"-Falls.

Rotterdam, 16. Nov. DerRotterdamsche Courant" meldet aus Newyork: Die Entrüstung über die Versen­kung des DampfersAncona" nimmt infolge der Hetze dev england-freundlichen Presse zu. Die wütenden deutschfeindlichen Blätter, wieTimes",Sun" und World" veröffentlichen Berichte von Atrger^eugen, worin die Besatzung des Unterseebootes eines barbari­schen Vorgehens beschuldigt wird. Besondere Auf­merksamkeit erweckt die Erzählung einer amerikani­schen Aerztin Cecile Ereil, die behauptet, daß die Ancona" ohne vorherige Warnung angegriffen, und daß das Schiff und die Rettungsboote mit Granaten übersät wurden, ohne tnH^man sich um die Frauen und Kinder kümmerte. Das sei geschehen, obwohl die Ancona" nicht zu entkommen versucht habe. Andere Augenzeugen erklären, daß die Besatzung des Unter­seebootes absichtlich auf die im Master treibende« Frauen geschossen und ihre Hilferufe mit Hohngelächtr, beantwortet habe.Sun" behauptet, ihr Korrespon­dent in Rom habe von den italienischen Ministern er­fahren, es sei kein österreichisches, sondern ein deutsches Unterseeboot gewesen, das dieAncona" versenkte. Die italienische Negierung betrachte diese Tatsache als die Eröffnung der Feindseligkeiten durch Deutschland ohne vorherige Kriegserklärung. Die amtlichen Kreise in Washington warten noch auf den Bericht des ame­rikanischen Botschafters in London, ehe sie ihr Urteil über den Vorfall abgeben.

Von der nationalliberalen Partei.

Stuttgart, 16. Nov. Unter dem Vorsitz des Reichs- tagsabgeordneten Rechtsanwalt List-Reutlingen fand imHotel Viktoria" eine aus allen Teilen des Lan­des überaus zahlreich besuchte Sitzung des Landes- ausschustes statt. Nach einer Begrüßungsansprache des Vorsitzenden und nach der Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten beschäftigte sich die Sitzung zunächst mit der Frage der Fürsorge für die Kriegerfamilien. Bürgerausschuhobmann Dr. Wölz-Stuttgart hatte das einleitende Referat hierzu übernommen. Die Ver- sammluirg nahm zu den eingehenden Ausführungen des Redners folgende Entschließung einstimmig an:

Die Durchführung des Krieges bis zum siegreichen Ende erfordert gebieterisch eine hinreichende Sicherung der Lebensverhältniste der Kriegerangehörigen. Aus Jndustriegemeinden des Landes (kleineren Städten und Landorten) werden vielfach Mängel dieser Für­sorgetätigkeit gemeldet. Es ist festzustellen, daß die Reichsunterstützung allein beim Fehlen sonstiger Hilfs«