Seite r
Schwa,zwiudsr Tageszeitung
Nr. 22
dringenden Panzer wurden jedoch durch Sturmgeschütze erjagt »nd sechs von ihnen zerschossen. Damit scheiterte auch dieser Borstotz am raschen Einsatz der schweren Waffen, die auch während der vorangegangenen Abwehrkämpfe so oft die Entscheidung brachten, wenn die Bolschewisten mit groher Uebermacht Einbrüche zu erzwingen versuchten.
Was den Bolschewisten am Jlmensee mißlang, versuchten sie jetzt südlich des Ladogasees. Immer wieder brechen sie seit Tagen mit starken Kräften vor, die sie durch massiert« Artillerie und zahlreiche Schlachtflugzeuge unterstützten. Fortgesetzt kommt es zu harten Kämpfen, aber unsere Grenadiere halten ihre Stellung, wenn auch manchmal zur Bereinigung örtlicher Einbrüche erbittert gerungen werden mutz. Auch am 24. Januar folgten sich die feindlichen Vorstöße ununterbrochen, wobei es den Bolschewisten gelang, während der Nacht zweimal in die deutschen Stellungen einzubreck-n. Der Feind konnte seinen Vorteil aber nicht ausnutzen. Noch vor Morgengrauen waren beide Stellen abgeriegelt und die eine im Gegenstoß bereits wieder bereinigt.
Während der heftigen Kämpfe südlich des Ladogasees verstärkten die Bolschewisten gleichzeitig ihre Späh- und Stoßtrupptätigkeit gegen die deutschen Stellungen am Wolchow. In der letzten Woche verging keine Nacht, ohne daß die Sowjets mehrfach mit ungewöhnlich starken Spähtrupps erschienen, um unser« Hauptkampflinie zu beunruhigen und durch Ueber- fälle die dort eingesetzten Kräfte zu fesseln. Die Bolschewisten wurden aber jedesmal durch die Posten rechtzeitig erkannt und von den alarmierten Grabenbesatzungen zurückgetrieben. Allein im Gefechtsabschnitt zweier schlesischer Jäger-Regimenter haben unsere Jäger seit Beginn dere Kämpfe südlich des Ladogasees 29 starke Erkundungsvorstöße der Sowjets ohne eigene Ausfälle blutig abgeschlagen.
lieber dem ganzen nördlichen Frontabschnitt kam es bei vcm klaren Frostweiter zu lebhafter Fliegertätigkeit. Die Bolschewisten setzten zahlreiche Nahkampfflieger und Bomber ein, um ihren festgefahrenen Angriff südlich des Ladogasees wieder vorwärts zu reißen , während unsere Kampfflugzeuge die feindlichen Bereitstellungen und den Nachschub von Truppen und Material mit Bomben und Bordwaffen zerschlugen. Die eindrucksvollsten Erfolge hatten wieder unsere Jagdflieger. Ihre Jagd gegen feindliche Flugzeuge führte erneut zum Abschuß von 21 Flugzeugen, womit die Bolschewisten allein au der Nordfront in zwei Tagen 47 Flugzeuge verloren.
Im Südatlautik torpediert. Das USA.-Marinedepartemen gab bekannt, daß ein britisches Handelsschiff Anfang Jauua- »m Südatlantik vor der Ostküste Südamerikas von einem feind licheu Unterseeboot torpediert und versenkt wurde.
Slalingradfoldat Begriff in der Kriegsgefchichti
Norwegen würdigt den heldenhaften Einsatz der de«t- schen Truppen
DNB Oslo, 26. Januar. Der heldenhafte Einsatz der deutscher Truppen bei Stalingrad steht im Mittelpunkt der norwegischer Presse. Der Stalingrad-Soldat ist zu einem Begriff in de, Kriegsgeschichte geworden, so betont „Fritt Folk". Solche Soldaten, solch tapferer Geist und unbeugsamer Wille seien die best, Garantie für den deutschen und europäischen Endsieg. Die Botschaft vom Kamps in Stalingrad habe, wie „Aftenposten" schreibt den europäischen Völkern unendlich viel zu sagen. „Morgen- Posten" erinnert an das europäische Verdienst des Führers, dar er sich erwarb, als er im Juni 1941 den Marschbefehl gen Oste« gab, um anschließend die Frage zu stellen, was heute von Europa wohl noch übrig sein würde, wenn die Stalinschen Offensivpläne nicht vom Führer durchkreuzt worden wären. „Dagbladet" spricht von den Worten der Jahrtausende alten europäischen Kultur, um deren Behauptung es noch immer gehe. „Morgenbladet" würdigt den übermenschlichen Einsatz des deutschen Soldaten, dessen Tapferkeit und Ausdauer Europas hei-" ligste Güter schirmten. Die Bauernzeitung „Nationen" schreibt: „Der einzig dastehende Kampfesgeist, den die deutschen Soldaten in ihrem Heldenkampf an der Wolga an den Tag--legen, zeigt einen Opferwillen bis an die Grenzen der menschlichen Kraft Der deutsche Soldat weiß, daß es der Wille ist, den das Schicksal in diesem Kampf formt. Es gibt nur zwei Möglichkeiten entweder den Sieg oder den Bolschewismus."
Vor Ehrfurcht und Bewunderung schweigen Bulgarien zum Heldenkampf in Stalingrad
DNB Sofia. 26. Jan. Das Regierungsblatt „Dnes" kom- mentiert die Kämpfe an der Ostfront. Das größte Heldenepos, so unterstreicht es, das die menschliche Geschichte kenne, schreiben die Kämpfer von Stalingrad. Alle Bemühungen, in der Vergangenheit solche Tapferkeit und Aufopferungsbereitschaft zu finden, bleiben erfolglos, da der Heldenmut der deutschen Bataillone nicht seinesgleichen habe, und alle bisherigen Heldentaten der Weltgeschichte in den Schatten stellen.
Das Blatt erklärt, daß die Vorstellung dieser Kämpfe in ihren wirklichen Ausmaßen nie zu ermessen sei. Jedes Wort sei zu blaß, um dieses Matz an Tapferkeit, Mut und Pslicht- bewußtsein zu schildern. Dort sei alles so groß, so erhaben und so ruhmreich, daß jeder anständige Mensch vor Ehrfurcht und Bewunderung schweigen werde. Ein Volk, das solche tapferen Söhne habe und dessen Heldentaten so zahlreich seien, müsse die Gewißheit des Endsieges in sich tragen.- Dieses Heldentum könne nicht umsonst in die Geschichte eiNgehen, sondern es werde in der Zukunft seine Früchte tragen für das Wohl der gesamten Menschheit.
Kameradschaft i« ihrer höchsten Bervöhrung
Bom namenlosen Kampf dentscher Infanterie
Von Kriegsberichter Herbert Rauchhaupt
(PK.) Nach wie vor pfeifen auch heute noch die Granaten Iber die Wolga und krepieren diesseits und jenseits des Stromes, nach wie vor klinken Tag und Nacht Kampfflugzeuge ihr« Bomben aus und das Trümmerfeld Stalingrad wird dabei weiter zertrümmert. Und noch immer kämpfen im Eisenhagel der Materialschlacht deutsche Grenadiere ihren schweren Kampf.
Vor drei Wochen kam ich zum erstenmal zu jener Grenadierkompanie in der Fabrikhalle 7 esnes Werkes. Auf 26 Meter Entfernung liegen hier unser« Stellungen dem Werkgebäude der Halle 4 gegenüber, und außerdem sichert die Kompanie auch noch den etwa 260 Meter breiten Geländestreifen zur Wolga hinab. Eine Kompanie wie nur eine Kompanie «ach den harten Kämpfen eines heißen Schlachtensommers, «ach einem aufreibenden Vormarsch vom Donez zur Wolga eben so aussieht. Das können zwangsläufig nicht mehr 156 oder 166 Mann sein, an deren Spitze ein Hauptmann steht. Welch bewundernswerter Taten auch Einheiten mit weitaus geringerer Gefechtsstärke fähig sind, dafür ist jede Kompanie tn Stalingrad der schlagende Beweis. So verfügte auch diese Handvoll Grenadiere hier trotz ihrer geringen Zahl über eine beachtliche Kampfkraft. Schießlich hat man in Hunderten von Gefechten nicht umsonst gelernt, am MG. anstatt der drei Mann Bedienung nur noch mit zwei auszukommen, die Feuerkraft bleibt dann trotz allem die alte, und das ist hier in der Verteidigung in erster Linie entscheidend.
Drei Wochen später sehe ich dieselbe Kompanie wieder, noch immer an derselben Stelle, in Halle 7. Man braucht die Grenadier« wirklich nicht nach dem Geschehen zu fragen, das hinter ihnen liegt. Die tiefliegenden Augen in den blassen, verdreck- ten unrasierten Gesichtern sprechen ein« eindeutig« Sprache, und auch die vielen Löcher in den Mänteln und Uniformen, von Granatsplittern gerissen, die nur gestreift hpben, ohne zu verletzen, die Verbände und Hektpflaster auf so mancher kleinen Schramme sagen mehr als alle Worte. Und sieht man die alten Stellungen wieder, in denen nur noch einer am MG liegt, wo vor drei Wochen noch zwei gestanden haben, dann weiß man, welche Anforderungen diese Zeitspanne au »nsere Grenadier« gestellt hat.
Die Abenddämmerung ist schon hereingebrochen. In demselben Kellerraum der Halle wie vor drei Wochen befindet sich der Kompaniegefechtsstand. Da ist auch noch der Leutnant, der damals den ganzen Krieg mit jener erfrischenden, fast jungenhaften Unbekümmertheit betrachtete, als könne ihn auch Etalingrad so leicht nicht erschüttern. Heute scheint das bärtige, schmutzig« und von dem ständig brennenden Holzfeuer verrußte Gesicht um Jahre gealtert, und nur aus den Augen blitzt noch dieselbe Unerschrockenheit und Energie hervor wie damals.
.Hören St« sich das an!" sagt er, als draußen die Wurfgeschosse einer feindlichen Grnatwerferbatterie mit ohrenbetäubendem Getöse krepieren, "so geht das nun die ganzen drei Wochen hindurch, ununterbrochen, Tag und Nacht! Mit Arial- lerie kommen sie ja nicht über die hohen Mauern der Halle hinweg, aber mit dem Steilfeuer ihrer Granatwerfer haben sie sich genau eingeschossen. Nun, so lange wir in den Keller« sitzen, können sie von mir aus ja rumsen, denn durch die star- kenEisenplatten über uns kann nichts durch. Nur", fügt « ernst hinzu, „viel ist von meiner Kompanie nicht mehr da, was sich hier draußen unten im Keller etwas ausruhen kann. Alles steht fast ständig draußen auf Posten Ablösung gibt es 8ei uns nämlich kaum noch."
Wurde auch die Zahl der Grenadiere kleiner, so behielt doch der zu verteidigende Abschnitt die alte Breite. Das hieß also: Don 14 Stunden Postenftehe» und 16 Stunden Ruhe a«f IS Stunden und acht Stunden, 17 «nd 7 Stunden ««d täglich v«» schob sich das Verhält«» weiter. 18z»S, tS»S.S9r»M
26 stunden täglich in der inzwischen mit schneidendem Ostwind hereingebrochenen Kälte, die auch bei Tage nicht über minus 16 Grad ansteigt, und nur vier Stunden Ruhe an dem schwelenden Holzfeuer in einem verdreckten Kellerraum! Vier Stunden Ruhe — wenn man diesen bleiernen Halbschlaf bei der alle paar Minuten zerplatzenden Gruppe der sowjetischen Era- natwerferbatterie und nachts außerdem noch bei den oft in bedenklicher Nähe krepierenden Fliegerbomben wenigstens noch als Ruhe bezeichnen könnte. Und der Leutnant, und die zwei Unteroffizier« verzichten selbst auf diese vier Stunden, weil nur selten, ganz selten einmal vier Stunden hintereinander vergehen, in denen sie nicht alarmiert werden.
Kaum ist die Nacht hereingebrochen, kommt einer der beiden Unteroffizier« in den Keller gestürzt: „Herr Leutnant, sie werfen schon wieder Handgranaten!" — „Woran ich an sich nichts ändern kann", meint der Kompanieführer, aber er setzt doch den Stahlhelm auf und macht sich fertig. „So geht das jede Nacht seit drei Wochen ohne Unterbrechung!" meint er im Hinausgehen.
Jede Nacht ist an der Stirnseite des Gebäudes, wo unsere Posten dem in Halle 4 sitzenden Feind auf 26 Meter gegen- äberliegen, die Hölle los: Die Bolschewisten werfen durch dje Fensterhöhlen unserer Halle Handgranaten herüber, immer wieder, 26, 36, 46, die ganze Nacht hindurch. .Unsere Posten werfen und werfen — 46, 66, 86, immer das Doppelte. Kein Wort sprechen sie bei dieser schon fast mechanisch gewordenen Arbeit. .Diese verfluchte Halle!" Das ist alles, was bisweilen einmal einer halblaut hervorstößt.
Bei Tage liegt der Schwerpunkt im Abschnitt der Kompanie an der Ecke der Halle 7, dort wo Stirnseite und Wolgaseit« -usammenstohen und eine Schlucht in das noch feindbesetzte Vorgelände führt. Kurz nach 9. Uhr kommt wieder einer der beide» Unteroffiziere: „Herr Leutnant, find wieder in die Halle eingedrungen!" Der Offizier eilt hinaus, diesmal mit der Maschinenpistole.
Unser Posten au der Ecke der Halles kann die Schlucht nur »uf wenige Meter einsehen. Der Feind nutzt diese Deckung aus. nähert sich mit 26, 36 Mann, wirft Handgranaten in das Mauerloch des Postens, und während dieser die Kompanie
armiert, sind die Bolschewisten auch schon in der Halle.
Di« Handvoll Grenadiere setzt zum Gegenstoß an. Hinter den großen Stapeln unverarbeiteter Metallbarren werfen sie ihre Handgranaten hervor, ohne selbst sichtbar zu werden. Maschinengewehrgarben peitschen dem eindringenden Feind nt- zegen. Aus kürzester Entfernung feuern die Grenadiere ihre gezielten Gewehrschüsse auf die Bolschewisten ab. Das geht so hi« mü) her 3.6, 46 Minuten lang. Drüben schreien die Verwundeten des Feindes. Viel scheint nicht übrig geblieben zu hin von dem eingedrungenen Trupp. Di« Maschinenpistole im Anschlag geht-der Leutnant an der Spitze feiner Grenadier-, vor. Einige der struppigen, erdbraunen Gestalten werden überwältigt und gefangen genommen. Die Kompanie besetzt die alten Stellungen.
Diese Einbruchsversuche unternimmt der Feind täglich, immer zwei- oder dreimal. Sogar seine festen Zelten hat er dafür. Die Grenadiere kennen das schon. Als es wenige Minuten vor 12 Uhr ist. meint der Leutnant: „Jetzt müßten sie allmählich wiederkommen". Und es vergeht keine Viertelstunde, als abermals wüster Eefechtslärm durch das Werkgebäud« hallt und tue Bolschewisten zum zweitenmal hinausgeworfen werden.
Heute tut sich jedoch erstmalig noch eine weitere Schwierigkeit auf. Von einer kleinen Anhöhe wenige hundert Meter vor der Halle, noch auf dem diesseitigen Wolgaufer, schießt eine 7,62-Zentimeter-Pak herüber. Sobald drüben das Mündungs- ßeuer aufblitzt, werfen sich die Posten hinter ihren Mauer
löchern in Deckung. Ueber ihnen schießt der Feind die Wand der Halle 7 zusammen, ganz systematisch, von rechts nach links. Sofort sind unsere schweren Granatwerfer feuerbereit. Gleich die ersten Einschläge liegen genau bei dem sowjetischen Geschütz. Drüben springt die Bedienung in Deckung, der Beschuß hört auf. Aber als unsere Granatwerfer das Feuer einstelleu, schießt der Feind weiter. Schuß um Schuß, alle auf unser« Mauer.
Der Leutnant hält den Pakbeschuß für Feuervorbereitung und rechnet mit einem feindlichen Angriff größeren Ausmaßes. Jetzt wird es kritisch; den von den Posten sind wieder einige verwundet worden, weniger durch Splitter, sondern vorwiegend durch die herunterprasselnden Ziegelsteine, alles leicht« Fälle. „Daß mir jetzt bloß keiner von seinem Platz wegläuft", sagt er, „und wenn sie uns die ganze Mauer über dem Kops ^usammenschietzen!" Er geht selbst hinaus und legt sich hinter die Ziegelwand zu feinen Grenadieren. 14 Sprenggranaten krepieren wenige Meter über und neben ihm. Aber er bleibt! Die Grenadiere aber sehen das Beispiel, das er ihnen gibt. Es richtet sie auf, obwohl die Nerven zu zerspringen drohen, es .reißt sie mit, treibt sie zum Aushalten an. Und alle bleiben!
Vorn fliegen plötzlich aus der Schlucht wieder Handgranaten herein. Wie der Leutnant vorausgesehen hatte; der feindliche Angriff! Schon setzen die Bolschewisten zum Sprung in die Ha lle an. Wie richtig war es, nicht von der Mauer wegzugehen! Gleich die ersten Angreifer werden von einer MG..-Earbe niedergemacht. Die anderen kehren eiligst in di« Deckung der Schlucht zurück. Das war der dritte sowjetische Einbruchsversuch an diesem Tage — abgewehrt von einer Handvoll Grenadiere.
Und wieder bricht die Nacht herein, die 21. im Werk. Beim Kompaniegefechtsstand treffen sechs Panzerjäger ein. Der Leutnant nimmt die Meldung entgegen. „Was, so etwas gibt es mach?" fragt er erstaunt, „sechs Mann zur Verstärkung der Kompanie? Donnerwetter, wann haben wir so was mal gehabt! La kann ich ja direkt meinen Abschnitt wieder besetzen!" Draußen aber bei den Grenadieren fliegt es von Posten zu Posten: Sechs Panzerjäger, infanteristisch eingesetzt, kommen als Verstärkung! Ganze sechs Mann — und doch gibt das schon wieder neuen Auftrieb. Damit lassen sich schon einige Lücken schließen. Und die vier Stunden Ruhe, die ab heut« hätten wegfallen müssen, können auf dies« Art auch beibehalten werde».
Im Keller des Kompanieführers sitzen die zwei Unteroffiziere, um sich ein wenig aufzuwärmen; denn draußen sind schon wieder 15 Grad Kälte;"und Ruhe gibt es für sie ja nicht. Sie sind heute beide verwundet worden, der eine durch einen Splitter im linken Unterarm, der andere durch einen herabstürzenden Ziegelstein am Hals. Es sind leichte Verwundungen, rber immerhin so, daß beide zurück zum Truppenverbandsplatz zehen könnten. „Nein, Herr Leutnant", sagt der eine, „ich Hab« mich vom Sanitäter verbinden lassen, das genügt. Ich geh« nicht zurück." Der Kompanieführer stellt,ihnen frei, was si« tun wollen. „Nein, Herr Leutnant", sagt der andere Unteroffizier, ,chie Nacht über werfen sie ja doch wieder Handgranaten, and morgen versuchen sie wieder einzubrechen. Was soll denn aus der Kompanie werden, wenn wir jetzt auch noch gehen!"
Die' Unteroffiziere bleiben. Nur wenige Minuten wollen si« noch an dem wärmenden, flackernden Holzfeuer sitzen, zumal es vorübergehend still geworden ist. Nur einige Minuten — aber da hat sie auch beide schon die Miidiakeit übermannt, und sie sind eingeschlafen. Das erstemal seit fünf Tagen . . .
Der Leutnant läßt ihnen diese kurze Ruhe. Er bringt « nicht übers Herz, sie zu wecken, weiß, wie schwer sie sich dies« Handvoll Schlaf verdient haben/ In der Zwischenzeit bembt ei sich selbst vor an die Mauer gegenüber Halle 4 und nimmt di« Plätze ein, auf denen die beiden Unteroffiziere stehen.
So lebt eine Kompanie,-,nein, eine Handvoll Grenadiere in Stalingrad, bei Tag sehneu sie die Nacht herbei, obwohl si« wissen, daß auch diese Stunden keine Ruhe bedeuten, und wenn der unheimliche Kampf in der Dunkelheit tobt, dann warte« sie ungeduldig auf den Tag, der auch wieder nichts andere« bringt als neue Kämpfe, Opfer, Entbebrungen — vielleicht auch den Tod. Und so vergeht Tag für Tag.
"Nächtliches Grabenduell
Von Kriegsberichter Hans Greven
DNB . . ., 26. Januar. (PK.) An einem Januartag drangen nach konzentrischem Feuer aller schweren Waffen auf eine schmal» Stelle der Landbrücke südostwärts des Jlmensee« überlegene Teile einer bolschewistischen Eardedivifion mit zehn Panzern, von denen drei vernichtet und drei schwer beschädigt wurden, in unseren vordersten Graben ein. In stockdunkler Nacht traten die erst vor kurzem an die Front gekommenen Grenadier, oer 11. Kompanie des westfälischen Regiments, Bergleute au» dem Kohlenpott, Bauernsöhne vom Niederrhein, unter ihre« 22jährigen Oberleutnant aus Dortmund zum Gegenstoß an Durch völlig unbekanntes Gelände, Schnee, Eis und Busch führt, der „alte" Oberleutnant, der schon 166 Stoßtrupps im Oste» durchgeführt hatte, seine Jungen, für die es der erste Front - einsatz war, bis an den Graben vor, in dem sich die Bolschewisten schon völlig sicher fühlten.
Eine Detonation zerreißt die Stille der Nacht. Jedem Sprun, in die Dunkelheit antwortet wütendes Maschinengewehr- und Maschinenpistolenfeuer, in dem mancher Grenadier liegen bleibt Trotzdem steht um 3 Ähr der Oberleutnant mit 15 Mann nach einem letzten mächtigen Hurra im Graden, enireigr ven Bol'qe» misten Meter um Meter, fünf, zehn, zwanzig — dann geht es nicht weiter. Von allen Seiten tauchen schattenhaft lautlos springende Gestalten auf, die unsere Grenadiere oft erst im letzte» Augenblick sehen, ohne zu erkennen, ob der Gegner von einem Schuß getroffen oder Deckung suchend niedergeht, ob er noch leÄ oder schon tot ist. Ueber dem Schreien der verwundeten Sowjets, über dem Rattern und Detonieren der Handgranaten zwei Stimmen in der undurchdringlichen Dunkelheit: die drohende, treibende, drängende des Kommissars, die klare, ruhige und überlegene des Oberleutnants. Obwohl der Gegner im Schutz der Dunkelheit Kompanie auf Kompanie, Maschinengewehre und Panzerbüchsen in den Graben nachzieht, aus dem Wald ein ganzes Bataillon angreift, obgleich die Grenadiere schon den Verwundeten die letzten Patronen abnehmen, — die Stimme des Oberleutnants bleibt immer die gleiche. Die andere dagegen wird von Stunde zu Stunde wilder und hetzender, taucht sprunghaft einmal hier, einmal dort auf. Die dieser Stimme gehorchen, laufen in den sicheren Tod. Zwar ist die bolschewistische Zahl überlegen, daß keiner der Grenadiere den Kopf über den Erabenrand heben kann. Beim Morgengrauen aber bietet sich genau das umgekehrte Bild. Die Handgranaten haben ihr Werk getan. Alle sechs Sowjets versuchen, aus dem Graben zu springen, brechen alle sechs wie von einem Schuß getroffen zusammen. Die Stimme des Kommissars tobt zwar noch im Graben; über diesen aber gebietet bereits die des Oberleutnants, die Grenadiere zum letzten Nahkampf mitreißend, den noch einmal unter dem Aufeinanderklirran der ausgevflanzten
is