Griechenland und die Entente.
Budapest. 17. Okt. Aus Athen wird „Az Lst" gemeldet, daß die Engländer und Franzosen die Insel Melos im Aegäischen Meer besetzt haben. Nach der Sofioter „Kambana" kam es vorgestern in Salonik zu einem blutigen Zusammenstob zwischen einer kleinen englisch-französischen Truppenabteilung und griechischen Gendarmen.
Die Alliierten in Sa orftki
Wien, 17. Okt. Gestern und heute sind, wie das „Neue Wiener Tagblatt" aus Athen berichten läßt, neue Transportschiffe in dem Hafen von Saloniki eingelaufen. Sie haben Abteilungen französischer und eng lischer Truppen gelandet. Im Hafen wurde die französische Flagge gehißt. Man gewinnt in Saloniki aus allen Vorkehrungen des Generalstabs den Eindruck, daß England und Frankreich Saloniki als dauernde Operationsbasis und nicht nur als bloße Landungsstelle betrachten. Kleine Truppenabteilungen sind nach Gew- gheli befördert worden.
Wien, 17. Okt. Das „Neue Wiener Tagbl." meldet aus Lugano: Turiner Blätter erfahren aus Saloniki, daß bis Donnerstag abend keine Truppenzüge abgegangen sind und zwar infolge eines dritten Protestes Griechenlands in Paris und London. Dazu läßt sich das „Neue Wiener Journal" aus Budapest drahten: Die „Ungarische Korrespondenz" (ein offiziöses Organ) erfährt aus Saloniki, daß der dortige griechische Kommandant Prinz Nikolaus eine Verordnung erließ, worin er mit Rücksicht auf die Anwesenheit fremder Truppen erlaubte, Waffen zu tragen. Jeder Mann wird bestraft, der nicht der einheimischen Bevölkerung gegenüber Uebergriffen dieser fremden Truppen genügend Schutz gewährt. Diese Verfügung richtet sich hauptsächlich gegen die fremdländischen Kolonialtruppen.
(WTB.) Berlin, 18. Okt. Verschiedenen Morgenblättern zufolge haben nach in Athen eingetroffenen Meldungen die Streitkräfte der Alliierten vorgestern Saloniki verlaßen, um sich nach der serbisch-bulgarischen Grenze zu begeben. Der serbische Derkehrsminister sei in Saloniki eingetroffen, um mit dem Generalstab der Verbündeten die Frage der Beförderung der Truppen zu regeln. Nach einer Meldung sollen bisher 4000, nach einer anderen bereits 10 000 Mann unterwegs sein.
Der Schutz der bulgarischen Küste.
Berlin, 18. Okt. Der „Vosflschen Zeitung" wird zu der Blockade Bulgariens in der Aegäts aus Sofia gemeldet: An der ägöischen Küste wurden Mine» auSgelegt und sämtliche Leuchtfeuer gelöscht. Die Emfahrt von Schiffen in den Hafen von Dedeagatsch findet nur noch unter Führung bulgarischer Lotsen statt. Ferner wird offiziell die Anwesenheit deutscher Unterseeboote im Hafen von Warna bestätigt.
Don unseren Feinden.
Der neue Kurs in Rußland.
(WTB.) Kopenhagen, 16. Okt. „Verlingske Tiden- de" meldet aus Petersburg: Der neue Minister des Innern, Lhwoftow, hat die Vertreter der Presse zusammengerufen, um ihnen eine Ilebersicht über die neue Politik zu geben. Er erklärte, er könne ein fertiges Programm nicht vorlegen und wolle nur die Hauptpunkte erwähnen. In erster Linie werde sich sein Bestreben gegen das Eindringen der deutschen Industrie und des deutschen Kapitals in den russischen Markt richten, sodann gegen die Hebelgriffe der Spekulanten, die die Lebensmittel verteuern. Er halte die Zusammenarbeit der Negierung und der Gesellschaft für eine unumgängliche Notwendigkeit, warne aber den Fortschrittsblock vor theoretischen Experimenten. Er halte es für unnütz, die Duma früher einzuberufen, da die Autorität und die Macht der Duma bereits ungeheuer gewachsen sei. Zunächst sei Zutrauen zur Regierung nötig. Hinsichtlich einer Amnestie sagte er, es könnte jetzt so aussehen, als sei die Amnestie erzwungen durch einen Druck auf die Regierung. Daher sei sie jetzt schwerer inöglich, als bei Kriegsbeginn. Er sei ein Gegner der politischen Zensur und erkenne die Bedeutung der Presse für die Entwicklung an. Bezüglich der Judenfrage halte er es bei der Ueberlegenheit der Juden über die russischen Bauern für eine Unmöglichkeit, den Juden das Recht zu geben, Land zu erwerben. Schließlich sprach der Minister die Hoffnung aus, daß zwischen der Fortschrittspartei und der Kadettenpartei, zwischen denen Uneinigkeit über die Bildung eines verantwortlichen Ministeriums bestehe, die Zusammenarbeit aber dadurch keineswegs ausgeschlossen werde. Ebenso hoffe er trotz geringer Unstimmigkeiten, mit den Semstwos und der Gesellschaft Zusammenarbeiten zu können.
Die Insel Sachalin als Zahlungsmittel.
Köln, 16. Okt. Nach der „Köln. Zeitg." melden Schweizer Blätter, eine von der russischen Zensur ge
nehmigte Nachricht erkläre, die Lieferungen von Kriegsmaterial aus staatlichen Arsenalen Japans würden durch Ueberlassung der ganzen Insel Sachalin an Japan bezahlt.
England vor der Wehrpflicht. Rotterdam, 17. Okt. Die Blätter melden aus London: Asquith hat in der Wehrpflichtfrage kapituliert. In der Freitapsitzung des Kabinetts er- erklärte Asquith, in der Wehrpflichtfrage endgültig nachzugeben Die Einbringung einer Regierungsvorlage steht nunmehr bevor.
Ein Dementi dementiert.
(WTB.) Berlin. 18. Okt. Nach dem „Berl. Lokal- Anzeiger" giebt das französische Kriegsministerium die Richtigkeit des von den: deutschen Eeneralstab veröffentlichten Joffrrschen Tagesbefehls zu. Das „Havas"-De- menti habe sich auf eine zuerst in den Londoner „Times" und dann in dem Pariser „Oeuvre" erschienene Entstellung bezogen.
Die Finanzpolitik des Vierverbands.
(WTB.) Petersburg. 16. Okt. (Pet. Tel.-Ag.) Nach Erkundiungen beim Finanzminister hat der Meinungsaustausch zwischen den Finanzministern der verbündeten Länder neuerdings die vollkommene Einmütigem der russischen, englischen und französischen Regierung bestätigt, alle ihre Hilfsquellen zu vereinen, um den gegenwärtigen Krieg zu einem siegreichen Ende zu führen. Zu diesem Zweck haben die Alliierten Rußland die notwendigen Kredite zur Begleichung der Bestellungen, die für den Heeresdienst gemacht worden sind, sowie zur Bezahlung der Zinsen und zur Amortisierung der auswärtigen Anleihen, für die sich die Regierung verbürgt hat, sowie der öffentlichen Anleihen gewährt. Zu gleicher Zeit mit dem zwischen dem englischen und französischen Finanzminister getroffenen Abkommen ist auch zwischen der Bank von England und dem russischen Finanzminister ein Abkommen geschlossen worden, das den russischen Banken gestattet, kurzfristige Wechsel auf englische Finanzinstitute zu ziehen. Der Hauptzweck dieses letzten Abkommens besteht darin, daß den genannten Banken ihre ausländischen Wertpapiere erhalten bleiben sollen.
Vermischte Nachrichten.
Englisches.
(WTB.) Newyork, 17. Okt. Aufsehen und heftige Empörung verursacht hier die Nachricht, daß der Führer der amerikanischen Aerzteexpedition nach Deutschland, Dn Hermann Fischer, in Kirkwall von dem skandinavischen Dampfer „Oskar lk" herabgeholt und interniert wurde, obwohl er amerikanischer Bürger ist.
Reutersche Lügen.
(WTB.) Köln, 17. Okt. Die „Köln. Zeitg." konnte auf der amerikanischen Botschaft in Konstantinopel feststellen, daß die Reuter-Meldung, nach der der amerikanische Botschafter in Konstantinopel seiner Regierung berichtet habe, daß seit Beginn des bulgarischen Feldzuges die Armeniermorde energisch wieder ausgenommen worden seien, völlig aus der Luft gegriffen ist.
Gärung in Persien.
Konstantinopel, 16. Okt. Die vom 10. September stammenden, eben hier eingetroffenen Berichte aus Persien sprechen, nach der „Voss. Zeitg.", von zunehmender Erregung in Siidperfien, besonders in Schiras und Jspa- han. Die hohe Geistlichkeit und die Notabeln Jspahans hatten bei Abgang der Berichte beschlossen, dem Wunsch der Stadt Schiras. wo gleichfalls der englische Konsul ermordet worden ist, nachzukommen und dahin eine Expedition auszurüsten. Das erforderliche Geld ist bereits gesammelt worden. Die Tatsache zeigt den glühenden Wunsch aller Baterlandsfreundc, die Engländer, die durch ihr anmaßendes Auftreten und durch die Besetzung Bender Buschirs, sowie die Beschießung der offenen Stadt Allwarid, die politische Mordtaten veranlaßt haben, aus Südpersien zu vertreiben. Aus Nordperfien wird berichtet, daß die Russen nach Enseli und Rescht je 1000 Mann geschickt haben, anscheinend um Persien gewaltsam in den Kampf hineinzuziehen. Die persischen Blätter erklären aber einmütig, daß alle diese Mühen umsonst wären, viel wahrscheinlicher sei es, daß die Perser gegen Rußland kämpfen werden. Heber die innere Lage ist bemerkenswert, daß die geplante innere Anleihe nicht zustande kam und die Erhöhung des Zolltarifs von de» Nachbarn vereitelt wurde.
Aus Stadl und Land.
Calw, den 18. Oktober 1915. Feuer.
Am Samstag mittag 143 Uhr brach in der Doppelscheuer des I. M. Burkhardt, Bauer und der I. M. Calmbach. Bauers Witwe, beide auf dem Spindlershof, ein Brand aus, der das umfangreiche Gebäude, das mit Getreide und Heu voll gefüllt war, samt dem in der Nähe
stehenden Backhaus in zwei Stunden in Asche legte. Trotzdem der größte Teil der Altburger Feuerwehr im Krieg ist, gelang es, die in unmittelbarer Nähe stehenden Wohngebäude der Abgebrannten, allerdings nur mit größter Mühe, zu retten. Der ziemlich beträchtliche Schaden ist durch Versicherung größtenteils gedeckt. Der Brand wurde durch zwei zündelnde Buben im Alter von etwa 6 Jahren verursacht.
Kriegs-Verluste des Oberamts Ealw.
Aus den württembergischen Verlustlisten Nr. 281 und 282.
Reseroe-Infanterie-Regiment Nr. 11V.
Niethammer, Friedrich, Simmozheim, l. verw.
Infanterie-Regiment Nr. 121, Ludwigsburg.
Gebhardt, Gottlteb, Holzbronn, l. verw.— Kübler, Georg, Hühnerberg, l. verw. — Volz, Michael, Altburg, l. verw.
Grenadier-Regiment Nr. US, Stuttgart.
Baur II, Johannes, Windhof. l. verw.
Landwehr-Infanterie-Regimeut Nr. 120
Krafft, Jakob, Naislach, l. verw. (Nachtr. gemeld.)
Berichtigungen.
Grenadier-Regiment Nr. 119, Stuttgart.
Zu Verlustliste Ivb: Es ist zu streichen, weil irrtümlich ge meldet: Baur ll, Johannes, Wind Hof, verm.
Landwehr-Ivfanlerie-Regiment Nr. 120.
Zu Verlustliste Nr. 174: Dürr, Matthäus, Altburg, bish. schw. verw-, gest.
Der Paketverkehr ins Feld.
Vom 15. Oktober ab ist der Privatpaket- und Frachtstückgutverkehr an alle Truppen des östlichen und westlichen Kriegsschauplatzes sveigegeben. Er bleibt vorläufig nur noch für die auf dem Balkan kämpfenden Heeresangehörigen gesperrt. — Im Verkehr nach dem Nordosten muß mit verlangsamter Beförderung gerechnet werden, weshalb es sich empfiehlt, den Versand dorthin einstweilen auf das Notwendigste zu beschränken. (Amtlich.)
Liebesgaben für die Einsamen!
Die Bestrebungen, Soldaten, die keine Sendungen für ihre Person aus der Heimat erhalten, mit Liebesgaben zu versorgen, treten immer häufiger in die Erscheinung. Es haben sich daher einige große Organisationen der freiwilligen Krankenpflege der dankenswerten Aufgabe unterzogen, in ihrem Besitz befindliche Adressen dieser Einsamen an solche Personen abzugeben, die sich an dieser Art der Liebestätigkeit für unsere Truppen zu beteiligen bereit sind. Um aber möglichst alle dieser Alleinstehenden durch aus der Heimat kommende Gabenpakete zu erfreuen, hat die Heeresverwaltung angeordnet, daß die staatlichen Annahmestellen freiwilliger Gaben, deren Verzeichnis in allen Postämtern aushängt, Liebesgabenpakete, die ihnen für Alleinstehende zugehen, abzunehmen haben, sofern sie nicht eine persönliche Adresse tragen. Diese Pakete werden auf dem vorgeschriebenen Dienstwege den Truppenteilen mit der Weisung zugeführt, sie nur an solche Sol, baten zu verteilen, die sonst nie oder doch nur äußerst selten Sendungen aus der Heimat erhalten. Zu diesem Zweck werden die Pakete vor der Weitersendung von den Abnahmestellen durch Aufkleben auffallender Zettel „Für Alleinstehende" besonders kenntlich gemacht. Es bleibt dem einzelnen Spender unbenommen, den Paketen Grütze, Zettel und die Adresse des Absenders beizulegen, wodurch sich in vielen Fällen Beziehungen anbahnen werden, deren Pflege und Ausgestaltung Sache des Einzelnen ist. Frachtsendungen, die mit der Bezeichnung „Freiwillige Gaben" an die Abnahmestellen aufgegeben werden, werden von allen Bahnen frachtfrei befördert.
Bestandsaufnahme von elektrischen Apparaten.
Das stellv. Generalkommando gibt bekannt: Eine soeben erschienene Bekanntmachung befaßt sich mit der Bestandsaufnahme von elektrischen Maschinen, .Transformatoren und Apparaten. Nach dieser Bekanntmachung sind alle Besitzer von elektrisechn Maschinen, Transformatoren und Apparaten, die sich auf Lager befinden, oder während des Krieges entbehrlich sind, verpflichtet, diese Bestände der „Berteilungsstelle für elektrische Maschinen des Kriegsministeriums", Berlin 8VV 11, Kö- niggrätzerstr. 106, unter Benutzung der vorgeschriebenen Meldekarte anzumelden. Die Meldung hat zu erfolgen: a) bis zum 25. Oktober 1915, sofern die zu meldende Anzahl an elektrischen Maschinen. Transformatoren und Apparaten 100 Stück oder darunter beträgt,' b) bis zum 30. Oktober 1915, sofern über 100 elektrische Maschinen, Transformatoren und Apparate zu melden sind. Die Verteilungsstelle für elektrische Maschinen ist der Fabriken-Abteilung des Kriegsministeriums angegliedert. Sie vermittelt die Deckung des Bedarfs an elektrischen Maschinen. Die Bekanntmachung enthält noch eine ganze Reihe näherer Bestimmungen, so über die Art der zu meldenden Maschinen, über Meldepflicht bei eintretenden Veränderungen usw. Der Wortlaut der Bekanntmachung kann im Staatsanzeiger vom 15. Okt. 1915 eingesehen werden.
Für die Schrtftl. verantwortl. Otto Seltmann, Talw. Druck u. Verlag der U. Oelschläger'fchen Buchdruckerei, Ealw.