Sme 3

Schwarzwglder Tageszeitung

Nr. 214

Stück dieses stählernen Festungsgürtels wird durch den mit zäher Ausdauer und entschlossener Tatkraft durchgeführten Angriff deutscher Infanteristen, Pioniere, Panzergrenadiere «nd Panzerjäger herausgebrochen aus eine« stählernen Fest­ungsring, der vom Feind hart und verzweifelt bis zum letzte» verteidigt wird. Entlastungsangriffe der Bolschewisten gegen das gewonnene Gelände scheiterten unter schweren Verlusten für den Feind.

Gegen die nördlich der Stadt verlaufende deutsche Front rich­teten die Bolschewisten wiederum von außen mehrere Entlastungs­angriffe, die sämtlich erfolgreich zurückgeschlagen wurden. Die Verluste des Gegners sind schwer.

Auch am Donnerstag griffen deutsche Kampfflugzeuge den Bahnoerkehr nach Astrachan mit unverminderter Heftigkeit an.

»

So fiel Roworoffijfk

Von ^-Kriegsberichter Dr. Richard Stürmer.

DNB . . . ., 11. Sept. (P. K.) Aus dem tiefen Lied der Pan- «rmotoren, dem Knitschen und Klirren der Ketten, dem Pras- mln lodernder Flammen, die den Erundton bilden, brachen dröhnend die Abschüsse der Sturmgeschütze, die harten Hammer- ichläge der im Erdkampf eingesetzten Flak. Dazwischen bellen die fieuerstöße der ME.s und Maschinenpistolen, hallten Ruse und harte Kommandos. 2m Dunkel des Abends leuchten die Brände, Spiegeln sick im Meere -i-der und tauckien die Rerae. die ena an den Hasen herandrängen, in em fahles Licht. Die Leuchtspur der Flak zieht feurige Perlenketten, als schwarze Silhouetten zeichnen sich die Gestalten der Männer vom helleren Hinter­grund ab.

Es bricht der Tag an, der die Entscheidung bringen soll. Aus einem weiten Halbkreis, von den die Stadt umgebenden Höhen aus und im langgestreckten Tal an der Straße entlang, sind die Infanteriedivisionen zum Angriff angesetzt. Als einziger Flucht­weg bleibt den Sowjets die Straße nach Südosten offen, aber pe fliehen ja nicht, wollen die Stadt halten unr jed^n Preis! Nom Dörfchen aus, das am Vortage durch ein kühnes Um­gehungsmanöver genommen wurde, treten wir ar mit den Abschüssen der Artillerie im Rücken und den gurgelnden Bahnen der Granaten über uns. Dunkel steigt aus Stadt un» Hafen der Qualm auf und breitet sich einer Wolke gleich über die Bucht.

Das Gestrüpp des Berghanges, auf dem wir Vorgehen, ist scharf und dornig und ritzt Hände und Gesicht, wenn man sich «rach raschem Sprung in Deckung fallen läßt. Oben auf der Höhe sitzen die Scharfschützen in ihren Löchern und schießen gut verteufelt gut! Auch die Artillerie hat sich eingeschossen, und der Pulvrdampf der zwischen uns detonierenden Granaten zieht langsam über uns hinweg . . . Den Luftraum aber beherrschen unsere Zerstörer! Wir rufen ihnen zu und winken, wenn sie in atemberaubendem Tiefflug über die Höhen fegen und in die Täler stoßen, wie zornige Wespen aus Kanonen und MG.s Tod und Verderben speiend. Sie helfen uns viel in diesen Stun­den, in denen die Sonne immer höher steigt und die Kehlen immer trockener werden. Wird man sie jemals vergessen, diese kurze Zeitspanne des Atemholens in der Bereitstellung zum letz­ten Stoß, der uns bis in den Hafen führen soll. 2n einer Senke, die sich zur Schlucht verengt, haben sich die Züge gesammelt, lieber den Männern liegt jene überlegene Ruhe, gepaart mit verhaltener Spannung, die dem Soldaten eigen ist, der diese Minuten vor dem entscheidenden Waffengang schon mehr als einmal erlebt hat und in zahllosen Gefechten stahlhart geschmie­det wurde.

Mit der Uhr in der Hand steht der junge Ritterkreuzträger Oberleutnant Z. irn Kreise seiner Kompaniechefs und Zugführer hebt dann kurz den Arm.

Wir treten an, klettern den Hang empor und sehen die ersten Häuser der Stadt nabe schon ganz nahe. Vor ihnen aber hocken die Bunker und glotzen uns mit bösen Augen an. Wer­den sie Feuer speien? Hat sie die Flak geblendet? Schon lieg» der halbe Weg hinter uns und noch immer schweigen sie. In langen Sätzen sind wir heran, haben die ersten Häuser erreicht.

Der Straßenkampf beginnt . . .

Sturmgeschütz« sind nach vorne gerollt, dringen als stählern« Spitze in die Stadt ein. In langen, lockeren Reihen tasten sich die Männer der Infanterie an den Häusern entlang, die nur «ehr Ruinen sind. Aufpeitschender als jedes Feldgefecht ist dieser Kampf zwischen Häusern und Fabrikanlagen, in Höfen uni Gärten, die den Feind bergen.

Als es zu dämmern anhebt, haben die ersten von uns de« Hafen erreicht. Dort, wo die Straße zum Meere auslauft, setze« wir uns fest. Die Sturmgeschütz« und wenige Kompanien, d« den entscheidenden Stotz geführt haben, bilden einen feuerspeiew Ring, der jedem Durchbruchversuch standhält.

Das Meer ist erreicht! . . .

Die bärtigen Gesichter der Männer, die der Kampf diese» Tage gekennzeichnet hat, leuchten im Triumph des Sieges. Nu» der Ritterkreuzträger Oberleutnant Z., der Eroberer, den heut» schon das Eichenlaub ziert, bleibt ruhig und unbewegt klm kommen seine Befehle. Es gilt, den Sieg nicht mehr aus de» Hand zu geben und die Gruppe am Hasen ist schwach nost und klein! Noch haben sich die Sowjets zu keinem überlegter Gegenstoß aufgerafft, versuchen nur, mit einzelnen Fahrzeuge» und Geschützen durch die Sperre zu brechen.

Welch eine Gelegenheit für die Männer an der Flak und a» den Sturmgeschütz«»:! Welch ein Schauspiel!

Nun ist es wieder für Sekunden still. Dann spricht wied« die Flak. Die Männer haben weit draußen in der Bucht di» Umriffe eines Schiffes ausgemacht. Feurige Punkte ziehen ihr» Bahn, neigen sich dem Wasser zu und prallen wie von eine» siegelnden Eisfläche wieder ab. Dann blitzt es drüben auf u»st «t»e neue Flamme steht lodernd am Horizont.

Roworoffijfk ist gefallen!

Erfolgreicher Bvrftotz am Arnensee

DNB Berlin, 11. Sept. Wie das Oberkommando der Wehr­macht mitteilte, griff ein deutscher Stoßtrupp am Donnerstag Mdostwärts des Jlmensees über einen Flußlauf an, brach über- »ascheud in die tiefgegliederten und gut getarnten feindlichen Bunkerstellungen ein und vernichtete 33 Maschinengewehrnester sowie eine feindliche Beobachtungsstelle. Eine zum Gegenstoß an­gesetzte bolschewistische Infanterie-Kompanie wurde aufgerieben. Der Feind verlor etwa 1l>0 Tote, mehrere Gefangene wurden eingebracht und zahlreiche schwere Waffen vernichtet. Deutsche Artillerie bekämpfte bolschewistische Batteriestellungen mit gu­ter Wirkung.

An der Wolchow - Front zerschlug deutsche Artillerie eine stärkere feindliche Bereitstellung. Vor einem Brückenkopf wur­den bolschewistische Kampfstände und Maschinengewehrbunker im zusammengefaßten Feuer der deutschen Waffen bekämpft. Zwei deutsche Stoßtrupps brachen an einem Bahndamm in die feindliche Stellung ein. vernichteten die Kampfstände und filzten dem Gegner blutige Verluste zu. Deutsche Kampfflugzeuge be­legten feindliche Nachschubwege mit Bomben.

Der italienische Wehrmachtsbericht

Wieder ein feindliches Unterseeboot versenkt DNB Rom, 11. Sept. Der italienische Wehrmachtsbericht vom Freitag hat folgenden Wortlaut:

In Aegypten beiderseitige Spühtrupptätigkeit.

Unsere Flugzeuge belegten den Flughafen von Micabba mit Spreng- und Brandbomben.

Leichte Seestreitkräfte griffen ein feindliches Unterseeboot an und versenkten es.

Mit dem Eichenlaub ausgezeichnet

DNB Berlin, 11. Sept. Der Führer verlieh das ^Eichenlaub des Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an Hauptmann Wilcks, Kommodore eines Jagdgeschwaders, und übermittelte ihm fol­gendes Schreiben:

In dankbarer Würdigung Ihres heldenhaften Einsatzes im Kampf um die Zukunft unseres Volkes verleihe ich Ihnen als 122. Soldaten der deutschen Wehrmacht das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. gez. Adolf Hitler."

Hauptmann Wolf-Dietrich Wilcke, 1913 als Sohn eines Haupt, manns zu Schrimm in der Provinz Posen geboren, war als Leutnant Flugzeugführer im Jagdgeschwader Richthofen. Als Angehöriger der Legion Condor erwarb er sich im spanischen Freiheitskampf das Spanienkreuz in Bronze mit Schwertern. Als Staffelkapitän und Oberleutnant ging er in den Krieg, wurde am 19. 7. 1940 außer der Reihe zum Hauptmann beför­dert und im folgenden Monat zum Gruppenkommandeur in einem Jagdgeschwader ernannt. Nachdem er im Westen 13, im Osten 12 feindliche Flugzeuge abgeschossen httte, wurde ihm am 8. 8. 1941 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen.

Eichenlaub mit Schwertern für Hanptmann Müncheberg DNB Aus dem Führerhauptquartier, 11. Sept. Der Führer verlieh das Eichenlaub mit Schwertern zum Ritterkreuz des Eiser­nen Kreuzes an Hauptmann Müncheberg, stellvertretender Kommodore eines Jagdgeschwaders, und übermittelte ihm fol­gendes Schreiben:Im Ansehen Ihres immer bewährten Hel­dentums verleihe ich Ihnen als 19. Soldaten der deutschen Wehr­macht das Eichenlaub mit Schwertern zum Ritterkreuz des Eiser­nen Kreuzes. gez. Adolf Hitler."

Hauptmann Joachim Müncheberg ist als Sohn eines Land­wirtes, der als Major der Reserve im Heeresdienst steht, 1918 zu Friedrichshof (Kreis Dramburg/Pom.) geboren. Er trat am 1. 12. 1936 als Fahnenjunker bei der Luftkriegsschule Dresden ein. Im November 1938 zum Leutnant befördert, zeichnete er sich im Kriege schon bald als kühner und schneidiger Jagdflieger aus, der nach 20 Abschüssen am 13. 9. 1910 außer der Reihe zuin Oberleutnant befördert worden war. Als er über Malta seinen 39 und 40. Luftsieg errungen hatte, verlieh ihm der Führer am 7. 5. 1941 das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eiser­nen. Kreuzes. Hauptmann Müncheberg, ein Verwandter unseres berühmtesten U-Voots-Kommandanten Korvettenkapitän Gün­ther Prien, ist ein eifriger Sportsmann. Wie er der erste Pommer war. dem das Eichenlaub verliehen wurde, so war er der erste deutsche Soldat, der die italienische goldene Tapfer- keitsmedaille erhielt.

«!

Nene Ritterkreuzträger

DNB Berlin, 11. September. Der Führer verlieh das Ritter­kreuz des Eisernen Kreuzes an Major d. R. Kurt Rolle, Bataillonskommandeur in einein Infanterieregiment: Oberfeld- wÄel Friedrich Vogelfang, Zugführer in einem Infanterie­regiment; Obergesreiter Josef Schutz, MG.-Schütze in einem Lnfanteriereaiment.

Der Führer verlieh ferner auf Vorschlag des Oberbefehls­habers der Luftwaffe, Reichsmarschall Göring, das Ritterkreuz es Eisernen Kreuzes an Leutnant Hennematz n, Flugzeug- ührer in einem Kampfgeschwader. Leutnant Konrad Henne- nann, am 1. März 1920 zu Dresden geboren, hat als Kampf­lieger besondere Erfolge errungen. Er führte zahlreiche An­riffe auf Hafenanlagen, sowie Flak- und Scheinwerferstellungen er englischen Ostküste durch und zeichnete sich besonders im Ein- atz gegen feindliche Kriegsschiffe und die Handelsschiffahrt des vegners in der nördlichen Nordsee aus. Seine bedeutsamste Vaffentat ist die Versenkung des amerikanischen schweren Kreu- ers, der den im Eismeer durch die deutsche Luftwaffe und l-Boote vernichteten Eroß-Eeleitzug begleitete, am 4. Juli 1942. So« diesem Einsatz ist der tapfere Leutnant Hennemann, wie Ain der Wehrmachtbericht vom 8. Juli bekannt gab, nicht urückgekehrt.

Tapferer Zugführer ausgezeichnet

«sg Für mehrfach bewiesene besondere Tapferkeit bet den Kämpfen an der Ostfront wurde dem Oberfeldwebel August Klotz aus Veilstein, Kreis Heilbronn, Zugführer in einem Jägerregiment, das Deutsche Kreuz in Gold verliehen.

Als während eines Angriffs der Kompanie sein Zug in einen schweren Nahkampf mit überlegenen sowjetischen Kräften geriet >nd er selbst durch Bajonettstiche verwundet wurde, griff Ober­feldwebel Klotz mit seinen Jägern aus eigenem Entschluß die letzte bolschewistische Feldstellung an, erschlug selbst mit Spaten »nd Gewehrkolben drei Kommissare, machte dabei über 100 Ge­fangene, drang in die Stellung ein und hielt sie. Im Kampf um ein stark befestigtes feindliches Verteidigungssystem bewies Oberfeldwebel Klotz im besonderen Matze Draufgängertum. An der Spitze seiner Jäger kämpfend, stürmte er die Befestigungen einer wichtigen Höhe, nahm im Kampf die Bunker und besetzte lm Laufe eines erbitterten Gefechts das ganze Erabensystem. kr hielt die Höhe gegen alle Angriffe des Feindes, bis Ver­stärkung nachgeführt wurde und gewann dadurch eine Stellung, die für den Fortgang der Angriffshandlungen von besonderer Wichtigkeit war-

Entschlossene Tat eines Gefreiten DNB Berlin, 11. September. Bei den schweren Abwehr­kämpfen der letzten Wochen im Brückenkopf Woronesch zeichnet« sich ein Gefreiter in einem Infanterieregiment durch große Tapferkeit aus. Eines Morgens erhielten die deutschen Posten überraschend Feuer aus einem 80 Meter vor der vorderster Stellung liegenden Haus, das bisher verschiedentlich das Ziel bolschewistischer Stoßtrupps gewesen war. Offenbar hatte sich jetzt ein stärkerer bolschewistischer Stoßtrupp dort festgesetzt. Der Gefreite Weigel faßte den Entschluß, das feindliche Widerstands­nest auszuheben. Ohne Befehl verließ er den deutschen Graben und erreichte kriechend das Haus. Dort sprang er blitzschnell auf und rvarf durch ein Fenster eine Handgranate mitten unter di« Bolschewisten. Der Erfolg war überraschend. Zwei Bolschewisten waren sofort tot, die restlichen 12 warfen die Waffen fort und erhoben die Hände, da sie sich eingeschlossen glaubten. Als einer sich doch noch wehren wollte, wurde er sofort erledigt. Durch das .Eingreifen ^ deutschen Gefreiten wurde der ganz«

seinoucye «Stoßtrupp gefangen genommen, ein Maschinengewehr, 12 Kästen Munition, zwei Maschinenpistolen, 11 Gewehre und 60 Handgranaten erbeutet. Die entschlossene Tat des Gefreite« ist ein eindrucksvoller Beweis dafür, wie gerade bei der In- fanterie durch persönlichen Mut und schnelle Entschlußkraft her- vorragende Kampfleistungen erzielt werden.

Ritterkreuzträger Friedrich Wilhelm von Chappuis P

DNB Berlin, 11. September. Am 27. August verstarb in Ragdeburg Ritterkreuzträger General der Infanterie Friedrich Wilhelm von Lhappuis, zuletzt kommandierender General änes Armeekorps im Osten. Das Soldatenleben eines hochver- »ienten Offiziers, der sich sowohl im Krieg 1914/18 als auch im jetzigen grotzdeutschen Freiheitskampf hervorragend bewährte, sing zu Ende.

Als Generalleutnant zog Chappuis in den Westfeldzug und »zwang schon Anfang Juni in schweren Kämpfen den lieber- sang über den Aisnekanal und die Aisne. Als erste Truppe einer Armee konnte die Division eine große Kriegsbrücke bauen, »ie dann von Teilen der Nachbardivision mitbenutzt wurde. Der hervorragende Angriffserfolg, für den er Mitte August 194» ,om Führer mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet wurde, trug vesentlich zur erfolgreichen Kampfführung in diesem Abschnitt >ei. Im Ostfeldzug führte er, inzwischen zum General der In- änterie befördert, als Kommandierender General ein Armee- !orps und hatte durch seinen tapferen persönlichen Einsatz und eine überlegene Führung wesentlich Anteil an den Gesamt- »perationen im Kampfe gegen den Bolschewismus.

Churchill über fein Vlutregiment 1» Indien

Stockholm, 10. Sept. Churchill gab am Mittwoch im Unter­haus die lange erwartete Erklärung über die Lage in Indien ab, die sich, wie er behauptete, gebessert habe. Es seien rnnd 500 Personen in Indien getötet worden. Der Treue und Stand­haftigkeit der britischen Polizei, auf deren Konto diese Blnt- opfer kommen, zollte er ausdrücklich höchstes Lob und wieder­holte im übrigen den festen Entschluß der Londoner Regierung, dem britischen Vizekönig und seiner Exekutive alle notwendige Unterstützung zu geben.

Aus den Ausführungen Churchills, die, wie der Labour- Abgeordnete Sh inwell erklärte, Millionen von Menschen enttäuschen würde, geht hervor, daß das britische Blut­regiment for tgesetzt wird, unbeschädigt der Tatsache, daß Churchills Abgeordneter Cripps vor wenigen Monaten den In­dern erst ihre politische Freiheit versprach, ein Versprechen, für dessen Einlösung die Inder jetzt in friedlichen Kundgebungen eintreten. Er hatte also die Inder damals bewußt betrogen und zeigt den über die Hinterhältigkeit erbosten Einwohnern Indiens heute mit seinen Terrormaßnahmen, was er unter Freiheit ver­steht. Um das Ausmaß der Empörung in Indien möglichst klein erscheinen zu lassen, spricht er von nur 500 durch seine Schergen getöteten Indern, obgleich diese Zahl nach zuverlässigeren Nach­richten um ein Vielfaches höher »st.

Es ist bezeichnend, daß sich Churchill im Verlaufe seiner Rede den ZurufUnsinn" gefallen lassen mußte, als er der Kongretz­partei vorwarf, sie vertrete wicht die Meinung der Inder. Ebenst» unsinnig ist seine Behauptung von der Besserung der Lage in Indien. Der englische Gummiknüppel hat nicht vermocht, die Freiheitsbewegung der Inder zu unterdrücken.

Ein Abgeordneter fragte, ob man in Indien nicht besser täte, nur in den Fällen das Auspeitschen anzuwenden, in denen es im englischen Mutterland angewandt wird. Amery, der Fndienminister, erwiderte, daß das Auspeitschen ein wirksames Abschreckungsmittel für die Unruhestifter darstelle. Das Ans­peitschen wäre zur Eindämmung von sehr ernsten Unruhen er­forderlich. Seines Erachtens solle die Anwendung des Aus- peitschens in Bombay derUmsicht der dortigen Behörden über­lassen" bleiben. Zum Schluß erklärte der Jndienminister Amery, daß mit den Indern nicht mehr verhandelt werde. Es spricht »lso nur noch der Lahti oder die Peitsche, was Churchill damt eine Besserung der Lage nennt.

Hurüwrte von neuen Opfern

DNB Berlin, 11. September. Stündlich häufen sich die Mel­dungen, die von wachsenden Unruhen, blutigen Zusammenstöße» mit den britischen Unterdrückern und einer Ausdehnung der Frei­heitsbewegung der bis zur Heißglut gereizten indischen Bevöl­kerung berichten und die in blutigen Zeichen den Kommentar! zu Churchills verlogenen Behauptungen schreiben.

Die schwedische ZeitungDags Posten" bringt eine Meldurq aus Schanghai, wonach aus Kalkutta berichtet werde, daß in sämtlichen Rüstungsfabriken der Stadt schon seit einer Woch« die Arbeit niedergelegt worden sei. Bei den Unruhen am Mittwoch seien nicht weniger als 375 Personen ge­tötet worden. Dis wiederholten Zwischenfälle der letzte» Tage in Indien führten zu weiteren Massenverhaftungen. So wurden u. a. 350 Personen in Bombay, 250 in Karachi >wd 170 in Madras festgenommen.

Die in Rom erscheinende ZeitungMessagers" veröffentlicht nachfolgende aus Bangkok erhaltene Meldungen über die Lag« in Indien: In einem chemischen Werk in Neu-Delhi er­folgte in der Nacht zum 10. September eine Explosion. Als Ursache wird Sabotage angenommen, 120 Personen wurde» durch die Explosion getötet, 300 verletzt. In Parganas stürmte eine Studentengruppe die Räumlichkeiten einer anti­nationalistischen Zeitung, die geplündert und in Brand gesetzt wurde. In Sahabad wurde eine Frau, die ihren Mann de» fänden zweier Polizisten entreißen wollte, von diesen nieder­geschlagen. Die Polizisten wurden von den Umstehenden schwer mißhandelt. In Bombay eröffneten die zur Unterstützung der Polizei eingesetzten Truppen viermal das Feuer auf indisch« Demonstranten. Es gab Tote und Verletzte. 30 Verhaftung«« wurden vorgenommen. Der Verkehr war für einige Stunde» unterbrochen. 120 in einem Konzentrationslager bei Bombay untergebrachte Nationalisten sind geflohen. Zu ihrer Wieder­ergreifung wurde die gesamte Polizei von Bombay aufgebote«. In Bannu im Bezirk Peschawar kam es bei der Verhaftung des Führers des Studentenverbandes von Bannu, Chatam Daß, und eines Mitglieds des Allindischen Kongreßausschusses, Dr. Mohammed Ismail Khan, zu heftigen Unruhen, die sich noch steigerten, als die Volksmenge erfuhr, daß auch ein Abgeord­neter der gesetzgebenden Versammlung, Malik Akbar Ali, unter Verletzung seiner Immunität verhaftet worden war. Die Poli­zei nahm 60 Verhaftungen vor. Da sie jedoch nicht Herr der Lage werden konnte, ließ der Gouverneur von Peschawar de« Ort von mit Maschinengewehren ausgerüsteten Truppe» um» 'stellen. In Madras starb Sir Kurma Vencada Roddi, der von 10 Tagen zum Mitglied des von den Briten kontrollierte» indischen Nationalverteidigungsrates ernannt worden war, eine» geheimnisvollen Todes. In Ballia und Chazipur wurde«, wi» Agenzia Stefani über Bangkok aus Lucknow erfährt, die Polizei­posten in Brand gesteckt. -