Vorrechte einräumten, wenn sie sich verbürgten, daß sie keinen Handel mit den Feinden treiben würden. Wich­tiger als die Enthüllungen derNewyork World" sei der neuerliche Angriff der Hearst-Blätter auf England wegen des Aufhaltens deutscher Ausfuhrwaren, die über Rotterdam und andere Häfen gehen sollten.

Vermischte Nachrichten.

Der Kaiser beim König von Bayern.

(WTB.f Nürnberg, 22. Sept. (Amtl.) Der König von Bayern ist mit Gefolge heute mittag 11.36 Uhr mit Sonderzug in Nürnberg eingetroffen. Pünktlich um 12 Uhr fuhr der Hofzug des deutschen Kaisers in den Bahnhof ein. Die Begrüßung der Monarchen war eine äußerst herzliche. Nach Vorstellung des beiderseitigen Gefolges fuhren die Fürstlichkeiten in bereitgestellten Kraftwagen zur Burg. Der Jubel der Bevölkerung war außerordentlich groß. Alle Glocken läuteten. Die Stadt war trotz der überraschenden Ankunft der Fürstlichkeiten im Festgewand. Es herrschte herrlicher Sonnenschein. Nach der Ankunft auf der Burg fand die Ueberreichung des bayerischen Feldmarschallstabes durch den König an den Kaiser statt. Nach dem festlichen Akte war Früh- stückstafel auf der Burg. Daran anschließend Cercle. Sodann verweilten der Kaiser und der König eine zeitlang im gemeinsamen Gespräche in ihren Gemächern. Nach dreistündigem Zusammsein verließen die Fürst­lichkeiten Nürnberg, auf dem Wege zum Bahnhof mit der gleichen Begeisterung von der Bevölkerung begrüßt, wie bei der Ankunft.

Der Kaiser an der Ostfront.

(WTV.f Berlin, 22. cSpt. Aus dem Großen Haupt­quartier wird uns geschrieben: Der Kaiser begab sich vor einigen Tagen an die Ostfront zu erneuter Besich­tigung der Festung Nowo-Eeorgijewsk und der Festung Kowno. Im Hafen von Nowo-Eeorgijewsk lag, über die Toppen geflaggt, unsere Weichselflotte. Unter Glok- kengeläute und den Klängen der. Nationalhymne er­folgte der Einzug in die Stadt, deren Mittelpunkt die im größten Stil angelegte Zitadelle mit ihren für die Unterbringung von 16 000 Mann ausreichenden Ka- sernements bildet. Am Wohngebäude der Kommandan­tur hatte eine deutsche Granate den Weg in das Ar­beitszimmer des ehemaligen Kommandanten gefunden und dort arge Verwüstungen angerichtet. Nach einer Besichtigung des Parks der über 3800 erbeuteten russi­schen Geschütze wurde die Fahrt zu den Forts angetreten, wobei namentlich Fort 2, von deutscher Landwehr er­stürmt, eingehend besichtigt wurde. Vor der Weiterreise fanden Besprechungen mit dem Eeneralgouoerneur von Warschau, General der Infanterie von Beseler und dem Chef der dortigen Zivilverwaltung Exzellenz von Kries, statt. Auf der Fahrt nach Kowno wurden in Nasielsk deutsche Truppen besichtigt und eine große Anzahl tap­ferer Kämpfer durch die Hand des obersten Kriegsherrn persönlich mit der wohlverdienten Auszeichnung des Eisernen Kreuzes geschmückt. Am Bahnhof Kowno em­pfingen den Kaiser Eeneralfeldmarschall v. Hindenburg und Generaloberst v. Eichhorn, aus deren Munde er einen Vortrag über die Kriegsereignisse entgegennahm. Der Kaiser bestieg darauf mit dem Feldmarschall den Kraftwagen zur Fahrt über die von deutschen Pionieren im feindlichen Feuer über den Narew geschlagene schwimmende Kriegsbrücke in die sahnen- und blumen- geschmückte Stadt durch das Spalier der in begeisterten Jubel ausbrechenden Truppen und Krankenschwestern, Glockengeläute und Salut aus den eroberten russischen Datterieen begleiteten die Fahrt. Auch die Häuser der einheimischen Bevölkerung waren vielfach geschmückt, Kinder streuten Blumen vor den kaiserlichen Kraft­wagen. Nach einer Parade auf dem Marktplatz wurde die römisch-katholische Kirche besucht, vor der unter Glockengeläuts und Orgelklang großer Empfang durch die gesamte katholische Geistlichkeit von Kowno statt­fand. Es folgte eine Besichtigung der Fcstungsanlagen, wo besonders ein Volltreffer im Muntionsmagazin der Anschlußbatterie des Forts 4 die verheerende Wirkung unserer 42-Zentimeter-Haubitzen deutlich vor Augen führte. Auf Hunderte von Metern waren die Granaten aus dem Munitionsmagazin und große Betonblöcke um­hergeschleudert. Zur Abendtafel waren Eeneralfeld­marschall von Hindenburg, General von Eichhorn und der deutsche Gouverneur der Festung Kowno geladen.

Deutsche Rote Kreuz-Schwestern in Rußland.

(WTB.) Berlin, 23. Sept. Nach einem Stockholmer Telegramm desBerl. Tagebl." sind die deutschen Kran- kenschwestern in Moskau angekommen und haben Ein­blick in die Tätigkeit des Moskauer Komitees für Ge­fangenenlager bekommen. Sie besichtigten Spitäler und Lazarette, wo deutsche Gefangene liegen und besuchten auch das Rathaus, wo sie vom Bürgermeister freund­lich empfangen wurden. Die deutschen Krankenschwestern spra^n sich über das Gesehene befriedigt aus und sind zur Besichtigung der Gefangenenlager nach den nörd- ucyen Gouvernements abgereist.

Krieg und Industrie.

(WTB.) Berlin, 22. Sept. Die im Kriegsausschuß der deutschen Industrie vereinigten zentralen Zndustrie- oerbände veranstalteten heute eine Besprechung über die Aufgaben der von dem Kriegsausschuß bei Beginn des Krieges gegründeten Außenhandelsabteilung. Das Referat erstattete der Leiter des Instituts für Seever­kehr und Weltwirtschaft in Kiel, Prof. Dr. Harms. Nach eingehender Erörterung wurde folgende Ent­schließung einstimmig gefaßt: Die Ausschüße der beiden Verbände sind der Ansicht, daß die zahlreichen von dem feindlichen Ausland ergriffenen Maßnahmen zur syste­matischen Vertreibung und Ausschaltung des deutschen Wettbewerbs nach dem Kriege eine zielbewusste orga­nisierte Förderung der deutschen Ausfuhr, wie über­haupt der deutschen Welthandelsinteressen erforderlich machen, um hierdurch die durch den Krieg herbeigeführ­ten Schädigungen abzuwenden. Sie billigen daher und begrüßen die vorbereitenden Schritte, die seitens der Außenhandelsabteilung des Kriegsausschusses der deut­schen Industrie zur Förderung des deutschen Wirtschafts­lebens auf dem Gebiete des Außenhandels unternommen lind in Aussicht genommen sind. Die Versammlung hält die weitere Entwicklung der Außenhandelsabteilung nach dieser Richtung hin für dringend geboten und be­kundet die Absicht, mit anderen wirtschaftlichen Ver­bündeten und sonstigen Instituten, welche an den auf diesem Gebiet sich ergebenden Aufgaben mitzuarbeiten berufen und gewillt sind, in Verbindung zu treten, um auf diesem Wege den weitverzweigten, am Außenhandel' beteiligten vaterländischen Interessen möglichst in vol­lem Umfange gerecht zu werden. Diese Exportbefördc- rungsbestrebungen werden aber nur dann erfolgreich durchgeführt werden können, wenn ihnen weitestgehende staatliche Unterstützung sowohl seitens der inländischen Reichsbehörden wie der auswärtigen deutschen Reichs­vertretungen zuteil werden wird. Die weitere Behand­lung dieser Fragen wird seitens der Vorsitzenden des Kriegsausschusses der deutschen Industrie, gegebenenfalls in besonders zu bildenden Kommissionen, unverzüglich in die Wege geleitet werden.

Das zukünftige Polen.

Wien, 20. Sept. In derNeuen Freien Presse" veröffentlicht Julius Andrassq, lautFranks. Zeitg.", einen Artikel über die polnische Frage, der freimütiger, als es bisher gestattet war, die Lösung des polnischen Problems im Sinne der siegreichen Zentralmächte be­handelt. Zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn bestehe eine unlösliche Interessengemeinschaft auch in dieser Frage. Das russische Polen müsse von Rußland losgelöst werden, andernfalls werde die polnische Na­tion, die an der Befreiung verzweifelnd, sich schon fast in die russische Herrschaft gefunden habe, ihre Einigung gegen Deutschland und Oesterreich unter russischer Füh­rung suchen. An Mitteleuropa aber müsse Polen so an­gegliedert werden, daß beide daraus die größte leben­dige Kraft erhoffen können. Von einem vollständig selbständigen Königreich Polen könne keine Rede sein, das läge auch nicht im Interesse der polnischen Nation, die zwischen drei Großmächte eingekeilt bald einer neuen Aufteilung ausgesetzt wäre. Für Polen gelte in gesteigertem Maße, was Ungarn bewogen habe, in eine staatsrechtliche Verbindung mit einem anderen Staate zu treten. Auch Mitteleuropa vertrage kein ganz selbst­ständiges Polen, weil dort eine unvermeidliche Sehn­sucht nach preußischen und galizischen Teilen entstehen und internationale Konflikte verursachen würde. Noch gefährlicher wäre eine neue Teilung. Das Eros der polnischen Nation müßte einen staatlichen Körper bil­den, und zwar nicht als annektierte oder untergeordnete Provinz, sondern mit gesicherter staatsrechtlicher In­dividualität und einer polnischen Regierung. Andrassy läßt es offen, ob der Anschluß an Deutschland oder Oesterreich-Ungarn erfolgen soll, aber seine Ausführung läßt doch nur die Deutung zu, daß Neupolen mit Ga­lizien verbunden und eiiz selbständiger Teil der Habs­burger Monarchie werde. Diese Lösung erfordere aber volles freundschaftliches Einverständnis zwischen Oester­reich und Ungarn.

Aus Stadt und Land.

Calw, den 23. September 1915.

Das Eiserne Kreuz.

Das Eiserne Kren; hat erhalten Hugo venzinger, kriegsfreiwtlliger Unteroffizier im Feld.-Art.-Regt. 2, Stud. arch., aus Liebenzell.

lichen und versteckten Feinde sind es zu viel, als daß Deutschland und seine Bundesgenossen ihrer so leicht Herr werden könnten. Aber heute dürfen wir doch sagen, nach menschlichem Ermessen haben wir das Schwerste überstanden. Langsam, doch sicher gewinnen unsere an Zahl unterlegenen, an Geist, sittlicher Kraft und den Errungenschaften von Wissenschaft und Technik über­legenen Heere die Oberhand, und auch die stärkste Hoff­nung unserer Feinde, uns durch Hunger auf die Kniee zu zwingen, ist an unserem eisernen Willen durchzu­halten und an dem freundlichen Schicksal, das uns der Himmel auch dieses Jahr beschicken hat, zuschanden ge­gangen. Wir konnten im Frühsommer eine schöne Beerenernte einheimsen, Heu und Oehmd konnten glück­lich eingefllhrt werden, und auch die Haupternte, das Getreide ist überall zu aller Zufriedenheit eingebracht worden. Die Kartoffelernte verspricht einen Rekord zu schlagen und auch der Obstertrag in allen Sorten ist durchaus befriedigend. Sogar Skt. Urban hat uns die­ses Jahr nicht im Stich gelassen; wenn die prächtigen Herbsttage noch eine Zeit lang anhalten, daß man nicht zu einer frühzeitigen Lese schreiten muß, dann haben wir einen qualitativ wie quantitativganz besonderen" Kriegswein zu erwarten, von dem Kenner behaupten, daß wir schon seit Jahrzehnten kein solches Gewächs mehr gehabt hätten. Da unsere Gedanken sich aber da­ran gewöhnt haben, in den jetzigen Zeiten alle Ereig­nisse vom Gesichtspunkt des Krieges aus zu betrachten, so können wir uns nicht versagen, die mit dem Obstsegen so reich Beschenkten daran zu erinnern, daß sie bei ihrer Ernte auch an unsere Krieger, besonders die in den Lazaretten und Kasernen denken mögen, denen man mit frischem, eingemachtem und gedörrtem Obst jetzt und später immer eine Freude bereiten kann.

Während unsere braven Feldgrauen draußen das Vaterland schützen, dürfen wir zu Hause die prächtigen Herbsttage genießen, wie sie uns gerade jetzt vergönnt sind. Auch der Herbst liebt verschwenderische Farben, sei es bei seinen Früchten, sei es bei der Vlätterfärbung. Aber seine Farbenpracht weckt nicht jene jugendfrohe befreiende Freude, wie wir sie im Frühling empfinden, sie läßt eher die wehmütige Stimmung aufkommen, die wir in Erinnerung an verschwundene schöne Tage pflegen. Unsere Feldgrauen werden wohl auch manchen Tag, wenn sie die Veränderung der Natur beobachten, jetzt da sie inniger als je mit ihrem Leben und Sterben sich verbunden fühlen, ihre Gedanken in die Heimat lenken, und dabei vergangener Herbsttage gedenken. Von dem herbstlichen Gefühl der Wehmut aber werden sie sich nicht ankränkeln lassen; sie sind gewöhnt, vor­wärts zu schauen und so soll ihrem Geist der nächste Herbst als verheißungsvolle Zukunft vorschweben.

Gin Fliegerangriff auf Stuttgart.

4 Personen getütet. Eine Anzahl verwundet.

(WTB.) Stuttgart, 22. Sept. Das stell«. General­kommando gibt bekannt: Heute 8.15 Uhr vorm, ssgnd ein Angriff feindlicher Flieger mit deutschen Kenn­zeichen auf Stuttgart statt. Es wurden mehrere Bom­ben auf die Stadt ahgeworsen. 4 Leute wurden dadurch getötet und eine Anzahl von Militär- und Zivilper­sonen verletzt. Der Sachschaden ist ganz unbedeutend. Die Flieger, von den Abwehrkommandos beschossen, ent­fernten sich gegen 8.30 vormittags in südlicher Richtung. Auf die Benützung deutscher Abzeichen und den zufäl­ligen Umstand, daß kurz zuvor 7.45 Uhr vormittags an zuständigen militärischen Stellen der Anflug eines deut­schen Fliegers gemeldet worden war, ist es zurückzu- siihren, daß die Bevölkerung erst verhältnismäßig spät gewarnt werden konnte. 9.30 Uhr vormittags erschien der vorher angesagte deutsche Flieger über Stuttgart, wurde kurz beschossen, ehe er als deutscher Flieger sicher zu erkennen war und landete sodann in der Nähe der Stadt.

* Robert Kothe-Abend. Wir wollen nicht verfehlen, nochmals auf den morgen Abend ^8 Uhr imBadischen Hof" stattfindenden Liederabend des Lautensängers Robert Kothe hinzuweisen. Die Darbietungen des Künstlers, der das echt deutsche Instrument, die Laute, und das deutsche Volkslied wieder zu ihrem ehemaligen Ruhm bringen will, genießen in allen deutschen Gauen den besten Ruf, und wer es vermag, sollte sich diesen seltenen Genuß nicht entgehen lassen. Wie bekannt, ist der Reinertrag des Konzerts zu Gunsten der Verwun­deten und Kranken der Militärläzarette Cal« und Hirsau bestimmt.

Für die Schriftl. verantwort!. Otto Seltmann, Talw. Druck u. Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei, Talw.

Herbst 1915.

* Und wieder ist's Herbst geworden. Draußen wütet der Bölkerkrieg weiter, und jeder Tag verlangt neue Opfer an Blut und Gut. Als voriges Jahr der Wind über die Stoppelfelder strich, da dachte wohl manches, wenn wieder Herbst ist, dann werden die Unsrigen wohl zu Hause sein, und wir wecken uns eines ehrenvollen Friedens erfreuen können. Es kam anders. Der tatfäch-

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