Die Kämpfe im Südosten.

Wien, 10. Sept. DieFranks. Zeitg." meldet: Nun haben die Truppen der Armee Puhallo das höchst unan­genehme Hindernis vor der Westfront der Festung Rowno ,die stark versumpfte, tief in das Bergland ein­geschnittene Niederung des Stubiel überwunden. Die­ser Fluß mündet mit der Putilowka vereint westlich von Diuksin in den Horyn und wurde an den Höhen seines Westufers von den Russen hartnäckig verteidigt, die gestern über diesen Fluss geworfen wurden. Jetzt tritt der Nordflügel der Armee Puhallo in den Wir­kungsbereich jener fünf Augenmerke der Festung Rowno, die am Westufer des Ustje-Flusses liegen. Davon sperrt das eine, bei Obarow gelegen, die von Luzk nach Nowno rührende Strasse und Eisenbahn; die beiden zwischen Rowno und Jasieniewiecz südlich des ersten Ortes ge­legenen decken die von Westen und Südwesten nach Rowno führenden Strassen; das vierte sperrt die Strasse die von Dubno heransührt, und das fünfte die Bahn­linie, die aus Rowno südwärts führt. In Ostgalizien werfen unsere von Zaleszyki her vordringenden Truppen den Feind in der Richtung aus Zbaraz zurück. Neue russische Verstärkungen griffen westlich des mittleren Sereth ein, wo noch erbittert gekämpft wird. Westlich der Sereth-Mündung an der besiarabischen Grenze ist Ruhe eingetreten.

Zur französischen Niederlage in den Argonnen.

Genf, 10. Sept. Die in Paris eingetroffenen Ar- gonnen-Meldungen bestätigen, wie demLokalanz." von hier berichtet wird, die gestrige Ansicht jener Fach­kritiker, die eine ernste Gefährdung der ganzen Gegend bei Fontaine-Charmes als Folge der französischen Ver­luste der seit der Befehlsiibernahme des Generals Hum- bert besonders stark ausgebauten Marie-Therese-Be- festigungen voraussahen. Der amtlich zugestandene wei­tere Geländeverlust östlich Vinarville verstärkt den Pariser Eindruck, dass General Humbert, der auffälliger­weise von unternommenen eigenen Gegenstößen nichts berichtet, derzeit seine verfügbaren Kräfte auf die den Marie-Therese-Befestigungen benachbarten Berge ver­teilt, um deren Ueberrumpelung möglichst vorzubeugen. Die französische Meldung, dass deutsche Artillerie bereits gestern abend dort sehr tätig gewesen ist, wird als Vor­bereitung deutscher Jnfanterieangriffe betrachtet, deren vorgestrige Heftigkeit die ungewöhnlich zahlreichen To­desopfer auf französischer Seite erklärt. Joffre «nd Mil­lerand werden zu einer Konferenz mit dem General Humbert erwartet.

Ein Lustschiffangriff auf Baltischport.

(WTB.) Berlin, 10. Sept. Zn der Nacht vom 9. zum 10. September warf eines unserer Marinelustschiffe auf den russischen Flottenstützpunkt Baltischport und seine Eisenbahnanlagen eine Anzahl Bomben mit gu­tem Erfolg ab. Das Luftschiff wurde mehrfach wir­kungslos beschossen und kehrte unbeschädigt zurück.

Der Erfolg der Zeppelinangriffe gegen England.

(WTB.') Berlin, 10. Sept. Wie wir an zuständiger Stelle erfahren, find beim Angriff unserer Marine­luftschiffe auf die City von London in der Nacht vom 8. zum 9. September insbesondere die Stadtteile um den Holborn-Viadukt herum getroffen worden. Zahlreiche umfangreiche Einstürze und gewaltige Brände konnten von den Luftschiffen, da die Verhältnisse für die Be­obachtung äußerst günstig waren, einwandfrei festge­stellt werden. Bei Norwich wurde eine große Industrie­anlage im Südwesten der Stadt ausgiebig mit Bom­ben belegt, worauf mehrere langanhaltende Explosionen und Brände beobachtet wurden. Bei Middlebrough wur­den hauptsächlich die Hafenanlagen und die Hochofen­werke an der Bahn Southbank-Redcar mit Bomben be­legt. Auch hier konnte guter Erfolg festgestellt werden. Die amtliche englische Berichterstattung verschweigt aus naheliegenden Gründen, wie üblich die bedeutenden materiellen Erfolge der deutschen Luftangriffe und be­schränkt sich im Wesentlichen auf die Angabe einer will­kürlich gegriffenen Zahl von Menschenverlusten.

Berlin, 10. Sept. Die Meldungen, die über die jüngsten Zeppelinangriffe auf die englische Küste ver­öffentlicht wurden, haben verschiedentlich zu Unklar­heiten geführt. Es sei daher ausdrücklich festgestellt, daß es sich um zwei Zeppelinangriffe handelt, und zwar um einen Angriff in der Nacht vom 7. zum 8. ds. Mts., der von Avmeeluftschiffen ausgeführt wurde, und zwei­tens um einen Zeppelinangriff vom 8. zum 9. Sep­tember, an dem Marineluftschiffe beteiligt waren.

Deutsche O-Boote im mittelländischen Meer.

Berlin, 11 Sept. Nach demBerliner Tage­blatt" ist ein englische» Handelsschiff bei der südlich von Kreta gelegenen Insel Gaudos von einem deut­schen Unterseeboot torpediert worden. 18 Mann der Besatzung find in einer Barke auf Kreta gelandet.

Die V-Boote unserer Verbündeten. Parts. 10. Sept. DerTemps" meldet aus Tettinje: Ein österreichisches Unterseeboot hielt bei

Kap Rodoni ein Schiff an, daS Getreide und Ware«

^ für Montenegro an Bord hatte, und brachte es «ach Cattaro. Beim Kap Rodoni kreuzt ständig ein österreichisches Unterseeboot, um montenegrinische Schiffe aufzubringen.

Don unseren Feinden.

Eine französisch-italienische Offensive?

Zürich, 10. Sept. Den schweizerischen Blättern zu­folge dauern die italienischen Truppenverschiebungen ! an der schweizerischen Grenze an. Die Blätter melden,

! nach derNat.-Zeitg.", aus Paris, daß eine verschärfte ! Telegrammzensur zwischen Frankreich und der Schweiz ' eingetreten ist. Der Grund wird in wichtigen franzö- l fischen Truppenbewegungen an der schweizerischen West­grenze erblickt.

(WTB. Basel, 10. Sept. DerNationalzeitung" wird aus Mailand berichtet: Jtalienischerseits wurde wegen der rauhen Witterung im Gebirge früher als gedacht auf die Offensive verzichtet. Zur Defensive ge­nügen, nach offizieller Auslassung, weit weniger Mann- ' schäften. Der lleberschuß an Truppen wurde nach der Lombardei gebracht, vermutlich, um anderwärts Ver­wendung zu finden. Man spricht auch in italienischen Kreisen ganz offen davon, daß die Truppen den Weg durch den Mont Cenis nehmen, um sich mit einem gro­ßen französischen Heere zu vereinigen, das sich im Raume Belfort-Dijon versammelt. Die italienischen Truppen brennen darauf, auch einmal in einem Gelände zu käm­pfen, wo nicht jeder Berg eine Festung ist. Darum wäre ihnen die Halbinsel Eallipoli gar nicht recht, die sich ebenso tückisch erwies.

Italienische Hoffnungen.

Köln, 10. Sept. Wie derKöln. Zeitg." gemeldet wird, vereinigen sich die italienischen Hoffnungen immer mehr auf Rumänien. Es wird angenommen, daß es unermüdlich auf den Krieg an der Seite des Vierver­bandes hinarbeite. Bereits hätten nach einer Bukarester Meldung desCorriere della Sera" österreichische und deutsche Kaufleute die Hauptstadt verlassen (?), und alle Anzeichen deuten darauf hin ,daß Rumänien im Begriffe sei, seine Politik nach derjenigen des Vierver­bandes einzurichten. Von Griechenland hofft man neuer-; dings auch mehr als Neutralität. Die größten Hoff­nungen setzt man auf die neuen Unternehmungen der Verbündeten gegen die Dardanellen, woran angeblich eine halbe Million neuer Truppen teilnehmen soll. Das Echo de Paris" erfährt aus Saloniki, daß der Marine- j minister die im Auslande befindlichen Offiziere und ^ Unteroffiziere aufforderte, sich unverzüglich nach Erie-s chenland zurückzubegeben. !

Japanisches Kriegsmaterial für Rußland. !

(WTB.) Lyon, 9. Sept.Nouvelliste de Lyon" meldet aus Tokio: Man arbeitet mit verdoppelter Kraft an den Kriegsmateriallieferungen für Rußland. Die schweren Geschütze der Befestigungen an der Nordküste sind mit Bedienungsmannschaften und Munition nach! Rußland gesandt worden. Der russische Armeeausschuß i hat in Korea 40 000 Paar Stiefel, 30 000 Kisten Mu-> nition und viel Material übernommen. Die japanische Zellstoffgesellschaft hat 440 Tonnen Schießbaumwolle geliefert. Die Staatsfabriken arbeiten Tag und Nacht an der Herstellung von Gewehren. Der Kriegsminister hat beschlossen, die Eewehrbestände in den Arsenalen von 500 000 auf eine Million ju erhöhen.

Die Neutralen.

Eine deutsche Erklärung zum FallArabic".

(WTB.) Berlin, 10. Sept. Nachstehende Aufzeich­nung ist als Anlage eines kurzen Anschreibens in No­tenform dem hiesigen amerikanischen Botschafter über­geben worden: Am 19. vor. Mts. hatte ein deutsches Unterseeboot etwa 60 Seemeilen südlich von Kinsale den englischen DampferDunsley" angehalten und war im Begriff, die Prise, nachdem die Besatzung das Schiff verlassen hatte, durch Geschützfeuer zu versenken. In diesem Augenblick sah der Kommandant einen größeren Dampfer in gerader Richtung auf sich zukommen. Dieser Dampfer, der wie sich später herausstellte mit der Arabic" identisch war, wurde als feindlicher erkannt, da er keine Flagge und keine Neutralitätsabzeichen führte. Beim Herannahen änderte er seinen ursprüngl. Kurs, drehte dann aber wieder direkt auf das Unterseeboot zu. Hieraus gewann der Kommandant die Ueberzeug- ung, daß der Dampfer die Absicht habe, ihn anzugreifen und zu rammen. Um diesem Angriff zuvor zu kommen, ließ er das Unterseeboot tauchen und schoß einen Tor­pedo auf den Dampfer ab. Nach dem Schuß überzeugte er sich, daß sich die an Bord befindlichen Personen in 15 Booten retteten. Nach seinen Instruktionen durfte der Kommandant dieArabic" ohne Warnung und ohne Rettung der Menschenleben nur dann angreifen, wenn das Schiff entweder einen Fluchtversuch machte oder Wi­derstand leistete. Aus den Begleitumständen mußte er aber den Schluß ziehen, daß dieArabic" einen gewalt­

samen Angriff auf das Unterseeboot plante. Dieser Schluß lag umso näher, als er am 14. vor. Mts., also wenige Tage vorher, in der Irischen See von einem großen, anscheinend der britischen Royal Mail Steam Packet Cy. gehörigen Passagierdampfer, den er weder angegriffen noch angehalten hatte, schon aus weiter Entfernung beschossen worden war. -Daß durch das Vor­gehen des Kommandanten Menschenleben verloren ge­gangen sind, bedauert die deutsche Regierung auf das lebhafteste. Insbesondere spricht sie dieses Bedauern ! der Regierung der Vereinigten Staten wegen des To­des amerikanischer Bürger aus. Eine Verpflichtung, i hierfür Schadenersatz zu leisten, vermag sie indessen ; selbst für den Fall nicht anzuerkennen, daß der Kom- ! Mandant sich über die Angriffsabsicht derArabic" geirrt haben sollte. Sofern etwa über diesen Punkt zwi- j scheu der deutschen und der amerikanischen Regierung j eine übereinstimmende Auffassung nicht zu erzielen sein sollte, wäre die deutsche Regierung.gewillt, die Mei- i nungsverschiedenheit als eine völkerrechtliche Frage ge­mäß Artikel 18 des Haager Abkommens zur friedlichen Erledigung internationaler Streitfälle dem Haager '' Schiedsgericht zu unterbreiten. Dabei setzt sie als selbst­verständlich voraus, daß der Schiedsspruch nicht etwa die Bedeutung haben soll, eine generelle Entscheidung über die völkerrechtliche Zulässigkeit oder Unzulässigkeit des deutschen Unterseebootkrieges zu treffen. Berlin, am 7. September 1915.

Der Fall Dumba.

, (WTB.) London, 10. Sept. Das Reutersche Bureau meldet aus Washington, dem Botschafter der Vereinig­ten Staaten in Wien sei telegraphisch die Anweisung gegeben worden, der österreichisch-ungarischen Regierung mitzuteilen, daß Dr. Dumba den Vereinigten State« als österreichisch-ungarischer Botschafter nicht mehr ge­nehm fei und daß sie seine Abberufung verlangten. (Zu­nächst genügt es, darauf hinzuweisen, daß es eine Reu­termeldung ist.)

(WTB.) London, 10. Sept. DieTimes" melden aus Washington: Man glaubt, daß der österreich-unga­rische Botschafter sein Vorgehen mit Instruktionen er­klärt hat, die er von seiner Regierung erhielt und die dahin gingen, die österreichisch-ungarischen Untertanen vor dem Arbeiten in Munitionsfabriken zu warnen, da darauf schwere Strafen gesetzt seien. Dumba soll Lansing gegenüber darauf hingewiesen haben, daß die angesprochenen Gelder teils für Almosen, teils für philantropische Zwecke bestimmt waren. Es war ge­plant, Warnungsanzeigen zu veröffentlichen und die Arbeiter, die ihre Beschäftigung in Munitionsfabriken aufgeben, zu unterstützen. (Die Engländer aber versuch­ten aus dieser völkerrechtlich durchaus zulässigen Hand­lung des österreich-ungarischen Botschafters einen ern­stenFall" zu konstruieren.)

Bulgarische Schutzmaßregeln.

Genf, 10. Sept. Laut einer Meldung desTemps" aus Dedeagatsch wird angeblich an der Befestigung des dortigen Hafens unaufhörlich gearbeitet. Längs der ganzen Küste seien schwere Geschütze aufgefahren sowie auf den Höhen, welche den Hafen beherrschen. Aus stra­tegischen Rücksichten sei während einer Nacht der Ver­kehr in der Stadt vollständig verboten worden.

Die ,.Hibernia"-Angelegenheit.

(WTB.) Haag, 10. Sept. Auf den Protest der niederländischen Regierung wegen Ueberfalls auf das FischerfahrzeugHibernia" ungefähr 90 Seemeilen von Helgoland hat die deutsche Regierung geantwortet, die Hibernia" habe sich innerhalb eines Gebietes befun­den, das nach einer früheren Erklärung als gefährlich betrachtet werden müsse. Das Fahrzeug wurde für ver­dächtig gehalten, da der Flieger die niederländische Nationalität nicht festzustellen vermochte. Die deutsche Regierung spricht ihr Bedauern über den keineswegs beabsichtigten Angriff auf ein neutrales Fahrzeug aus.

Aus Stadl und Land.

Tal», den 11. September ISIS. Vom Rathaus.

Sitzung der Ortsarmenbehörde und der bürgerlichen Kollegien am Donnerstag, den 9. Sept., nachmittags 4 Uhr, unter dem Vorsitz von Amtsverweser E.R. Eugen Dreist Anwesend sind 8 Mitglieder des Eemeinde- rats, 10 Mitglieder des Bürgerausschusses und Dekan Zeller. Der Vorsitzende teilt mit, daß Unteroffizier Rägle und Unteroffizier Karl Neichert mit der sil­bernen Militärverdienstmedaille ausgezeichnet worden seien. Die Kollegien ehren die Dekorierten in üblicher Weise. Die Tagesordnung der Ortsarmenbehörde um­faßte: Durchsicht der Armenpflsgerechnung 1913/14, Kostgelder, Lohnerhöhungen, Laufendes und Rech­nungen. Die Gabensammlung am 2. September er­gab 436 für das Rote Kreuz und 894 -K für die Fa­milienunterstützung. Dekan Zeller regt die Abhaltung von Trauergottesdiensteu für Gefallene aus der Stadt Calw an; es sei Pflicht der Daheimgebliebenen, den aus der Gemeinde im Felde gefallenen Soldaten Pietät zu erweisen und damit ein Gebot der Dankbarkeit zu erfüllen. Die Trauergottesdienste könnten etwa alle