die Annahme des Bierverbandsbeschlusses durch Serbien den serbisch-griechischen Bündnisvertrag aufhebe. Die Oppositionskreise sind entgegengesetzter Ansicht, da kein Zweifel bestehe, daß Serbien durch die Annahme des Vierverbandsbeschlusses die Grundlage des Vertrages mit Griechenland ausgeschaltet habe.

Die Schweizer Sozialdemokraten zur bewaffneten Neutralität.

(WTB.) Berlin, 8. Sept. Der Vorstand der schwei­zerischen sozialdemokratischen Partei hat demBerliner Tagebl." zufolge an den Bundesvat das dringende Er­suchen gestellt, das Aufgebot von Militär einzuschränken.

Zum Untergang desHesperian".

Berlin, 7. Sept. Der gesunkene Dampfer ,,Hespe­rian" wurde, demBerliner Tagebl." zufolge als Trup­pentransportschiff verwendet. In einer Depesche des Germania Herold" aus St. Zohns von Ende Juli heißt es:Die DampferHesperian" undHerschel" mit 1800 Mann kanadischen Truppen und 450 Pferden an Bord haben sicher Plymouth erreicht."

London, 7. Sept. Es wurde gemeldet, daß sich unter der Besatzung derHesperian" zwei Amerikaner befun­den hätten. Die englischen Morgenblätter nennen nun die Namen, nämlich den Steward Dallas und einen Mann Macalister. Nach demDaily Telegraph" hatte derHesperian" 3700 Postsäcke an Bord. Dasselbe Blatt meldet, daß ein blinder Soldat, der ins Wasser gestürzt sei, plötzlich im Wasser seine Sehkraft wieder­erlangt habe. Er rief dieses erstaunliche Ereignis trotz der Todesgefahr erregt allen anderen zu, die in seiner Nähe im Wasser lagen. Nachdem er ungefähr 500 Me­ter geschwommen war, wurde er aufgefischt und nach Queenstown gebracht.

(WTB.) London, 7. Sept. Reuter meldet: Nach den nunmehr vorliegenden Berichten werden von demHesperian" insgesamt 13 Passagiere und 7 Man« der Besatzung vennitzt."

(WTB.) Haag, 7. Sept. DerNieuwe Eou- rant" meldet aus Newyork: Die Versenkung des Hesperian" wird von der Presse mit großer Zurück- Haltung besprochen, besonders weil in dem Bericht des amerikanischen Konsuls zugegeben wird, daß der Dampfer ein Geschütz an Bord hatte, da- am Heck ausgestellt war.

Vermischte Nachrichten.

Aus deutschen Gefangenenlagern.

Köln, 7. Sept. DerKöln. Zeitg." wird aus Stock­holm gemeldet: Der schwedische Hauptpastor Hogner, der als persönlicher Vertreter des Erzbischofs auf Einla­dung des deutschen Kriegsministeriums deutsche Ge­fangenenlager besuchte, sagt, daß die Weise, wie die Deutschen ihre Feinde in den Gefangenenlagern behan­deln, eine der schönsten Seiten sei, die bei einem Geg­ner hervortreten können. Für die Pflege der kranken Kriegsgefangenen hat Hogner lauter Lob. Nie hörte er von seiten der Kranken anderes als Dankbarkeit für die freundliche und ausgezeichnete Pflege, die ihnen ge­widmet würde. Ein großer und stattlicher schottländi­scher Kriegsgefangener von feinem Aeußeren sagte dem Pastor betreffs der in der Presse vorgekommenen Kla­gen folgendes: Man kann keine berechtigte Bemerkung gegen das Esten machen, aber es ist ja so, daß diejenigen, die es zu Hause am schlechtesten haben, außer dem Hause am schwersten zu befriedigen sind. Hogner macht folgende Zusammenfassung seiner Eindrücke von der Weise der Deutschen, ihre Gefangenen zu behandeln: Es ist ein Triumph für die christliche Kultur, eine Ehre für das Volk Luthers, Goethes und Kants.

Eine Flughöchstleistung.

(WTB.) Berlin, 6. Sept. Von Seiten der Kondor- Flugzeugwerke in Esten wird mitgeteilt, daß die gest­rige Höchstleistung eines Kondorflugzeuges, Konstruk­teur Westphal, das von dem Flieger Höhndorf gesteuert wurde und außer dem Führer noch vier Jnsaststen hatte, auf dem Flugplatz Johannistal erungen wurde. Die er­reichte Höhe war bisher von Earraix mit 3050 Meter gehalten, betrug 3280 Meter.

Ein Turm der Bundestreue.

(WTB.) Berlin, 8. Sept. Nahe der sächsisch-öster­reichischen Grenze bei der nächstgelegenen deutschen Stadt Oberwiesental wird ein Turm der Bundestreue als Denkmal de» deutsch-österreichisch-ungarischen Ber, brüderung errichtet. LautBerliner Tageblatt" soll die Grundsteinlegung am 26. September erfolgen.

Die befreiten Polen.

Köln, 7. Sept. DieKöln. Zeitg." meldet von der schweizerischen Grenze: Wie dem polnischen Pressebüro in der Schweiz aus Warschau gemeldet wird, verordnet der polnische Aufklärungsausschuß, der die Verwaltung der Schulen übernommen hat, die gänzliche Beseitigung

des russischen Sprachunterrichts in allen Elementar­schulen. In der Mittelschule soll der russische Sprach­unterricht nur denjenigen Schülern erteilt werden, deren Eltern es verlangen. Die bisherigen Anmel­dungen lauten fast ausnahmslos gegen die Erneuerung des russischen Sprachunterrichts. Die Hochschulen werden im Herbst ds. Zs. eröffnet werden. Nach 85 Zähren bekommt Warschau somit wieder eine polnische Uni­versität.

Eine neue Erfindung Marconis?

Berlin. 6. Sept. Aus Kopenhagen meldet derLo­kalanzeiger": Der Erfinder Marconi ist aus London wieder in Rom eingetroffen. Er hatte in London mit neuen Erfindungen Versuche angestellt, die den Heeren der Entente große Vorteile bringen, sogar zur Ver­kürzung des Krieges beitragen werden. Gegenwärtig arbeitet Marconi an der Herstellung eines Apparats, der Torpedoangriffe der Unterseeboote unmöglich ma­chen soll. Die neue Erfindung hat zum Grundgedanken,! das Torpedo durch starke elektrische Schwingungen von seinem Ziel abzulenken.

Radium in Colorado.

Paris, 7. Sept. (Agence Havas.) Der Minister des Aeußern hat eine Note an die Akademie der Wissenschaft gerichtet, worin er die Entdeckung von radiumhalttgen Metallager» in Colorado meldet. Das Gramm Radium werde künftig 36000 Dollars statt I6ÜV69 Dollars kosten. Die Lager seien so reich, daß sie die industrielle Gewinnung des zuvor aus Oesterreich eingeführten Radiums gestatten.

Die Audienz.

DieAgence Havas" meldet: Der frühere Mi­nister Truppi ist vom Zaren empfangen worden. Der Zar brachte im Laufe der Unterredung den Willen ganz Rußlands zum Ausdruck, den Krieg bis ans Ende fortzusetzen.

Und als der Minister den Saal betrat,

Da sah er den fiegsichern Zaren Beim Kosferpacken. Der Autokrat Wollt' grade nach Moskau fahren.

Ich halte zu Euch auf Verderb und Gedeih",

Sprach zu dem alten Schieber,

Herrn Cruppi, der Zar und seufzte dabei:

Krupp wäre mir heute schon lieber!"

Wie ein Damm im Meere steht unser Heer.

Bis yindenburgs Wellen verschäumt sind;

Auch räumen wir keine Festung mehr

Weil sie schon alle geräumt sind.

Der Feind ist erschöpft, kaput und perdS,

So laßt:Berlin!" das Panier sein!

Sie glauben doch auch: Boi morgen früh Wird noch kein Preuße hier sein.

Kampf bis aufs Messer! Ein Mann, ein Wort!

Ganz Rußland hebt schwörend die Hände:

Wir setzen den Krieg bis ans Ende fort!

Na ja . . . wir sind schon am Ende!

I'y suis, j'y rrste! Wir sind stark genug,

Den Feind an der Gurgel zu fassen.

Adieu! Ich möchte den Abendzug Nach Moskau doch nicht verpaffen."

Caliban imTag."

Au» Stadt und Land.

Lai», den 8. September 1918. Beförderung.

Zum Leutnant d. Res. im Jnfanterie-Regiment Nr. 121, wurde der Vtzefeldwebel Albert vayha, Calw, befördert.

Kriegsauszeichnung.

Dem Vizewachtmeister Karl Reichert, Kaufmann in Calw, wurde die silberne Tapferkeilsmedaille ver­liehen.

Abänderung des Reichsmilitärgesetzes.

Amtlich wird mitgeteilt: Abänderung des § 15 des Reichsmilitärgesetzes und des § 27 des Gesetzes vom 11. Februar 1888. Durch den vom Reichstag bereits ange­nommenen Gesetzentwurf wird die nochmalige Muste­rung der früher dauernd untauglich befundenen Wehr- pflchtigen im Kriege möglich. Dies entspricht in erster Linie dem allgemeinen Rechtsempfinden des Volkes. Zahlreiche Eingaben forderten die Einbringung eines solchen Gesetzes aus Eerechtigkeitsgründen. Durch den freiwilligen Eintritt einer großen Anzahl früher als dauernd unbrauchbar bezeichneter Wehrpflichtiger ist er­wiesen, daß sich eine Menge jetzt Tauglicher unter diesen befinden. Die Zeit und der Arzt haben häufig die Mängel beseitigt, die die früheren Entscheidungen be­gründet haben. Es wäre unbillig und ungerecht und ent­spreche nicht dem Grundgedanken der allgemeinen Wehr­pflicht, ältere Leute ins Feld zu schicken, solange noch taugliche und abkömmliche junge Leute vorhanden sind. Bon einer Verlängerung der Wehrpflicht über das voll­endete 45. Lebensjahr hinaus, wie oft behauptet wird, ist keine Rede. . ^ ,

Zur dritten Kriegsanleihe.

Di« Zinsfcheine der Kriegsanleihe« werden, ebens« wie diejenigen der württ. Staatsschuldverschreibungen und der sonstigen Schuldverschreibungen des deutschen Reichs, außer von den Reichsbankanstalten, Kameral- ämtern usw. auch von den württ. Postanstalten in Or­ten, an denen sich keine Reichsbankanstalt, kein Ka- meralamt und keine Bankgeschäfte befinden, sowie von sämtlichen Landpostboten in den Landorten (ohne Post­anstalt) an Zahlungsstatt angenommen und zwar die Zinsscheine der württ. Staatsschuldverschreibungen 14 Tage vor Verfall, die Zinsscheine der Reichsschuld vom 21. des dem Fälligkeitstag vorangehenden Monats an. Durch diese Einrichtung dürfte namentlich den Landbe­wohnern die Anlegung verfügbarer Geldmittel in Kriegsanleihe erleichtert werden.

Gegen den Wucher mit Lebensmitteln.

Die noch immer auf verschiedenen Gebieten des Lebensmittelhandels zu Tage tretenden unberechtigte« Preissteigerungen haben die zuständigen Stellen veran­laßt, eine Verschärfung der jetzt geltenden Strafbestim­mungen ins Auge zu fassen. In erster Linie wird er­wogen, durch Erlaß einer Bundesratsverordnung den Richter zu ermächtigen, unter bestimmten Voraussetz­ungen bei Zuwiderhandlungen gegen die getroffenen Anordnungen den Gewerbebetrieb für bestimmte Zeit oder für die Dauer des Krieges zu untersagen. Es wird weiter erwogen, ob nicht unter bestimmten Voraus­setzungen bei Uebertretung der Bestimmungen über Höchstpreise und über Lebensmittelwucher neben den jetzt schon bestimmten Strafen auf den Berlust der bür­gerlichen Ehrenrechte erkannt werden soll. Die Erwä­gungen sind noch nicht abgeschlossen. Sie sind verursacht durch die Erfahrung, daß auch die letzte Vundesrats- verordnung vom 23. Juli d. I. gegen übermäßige Preis­steigerung beim Handel mit Gegenständen täglichen Be­darfs, insbesondere mit Nahrungs- und Futtermittel« «och keinen durchgreifenden Erfolg gehabt hat. Dies ist vor allem auf die Schwierigkeiten zurückzuführen, die einer Feststellung des Tatbestandes des Nahrungs­mittelwuchers entgegenstehen.

Die Mehlversorgung auf dem Lande.

Durch einen Teil der Presse läuft ein Eingesandt vom Lande ,in dem behauptet wird, trotz gegenteiliger Zusage im Landtag sei beabsichtigt, den ländliche« Nicht- selbstversorgern den Zukauf der ihnen zustehenden Brot­getreideration und deren Selbstausmahlung zu verbie­ten. Diese Behauptung, die auf mißverständlicher Auf­fassung der bestehenden Vorschriften beruht, wird vom Staatsanzeiger" als grundlos und irreführend bezeich­net. In der Sitzung der Zweiten Kammer vom 27. Juli d. I. wurde aus der Mitte des Hauses die Anfrage ge­stellt, ob es nicht möglich sei, solchen Selbstversorgern insbesondere aus dem Arbeiterstande, deren eigenes Er­zeugnis an Brotkorn zur Deckung ihres Bedarfs nicht ausreicht, zu gestatten, das Brotkorn, das sie über ihr eigenes Erzeugnis hinaus brauchen, sich durch Zukauf zu beschaffen. Der Staatsminister des Innern erwi­derte, nach der ganzen Einrichtung der Vrotversorgung glaube er kaum, daß die bestehenden Vorschriften ein derartiges Verfahren zulassen; er werde aber gerne in eine neue Prüfung darüber eintreten, ob es möglich sei, den geäußerten Wünschen noch weiter entgegenzu­kommen. Die zugesagte neue Prüfung hat inzwischen stattgefunden, hat aber in Uebereinstimmung mit der Auffassung der Reichsgetreidestelle zu einem verneinen­den Ergebnis geführt. Das solchen Personen, die über­haupt nicht zur Klaffe der Selbstversorger gehören, der Ankauf von Brotgetreide zum Zweck der Ausmahlung nicht gestattet ist, ergibtsi ch hienach von selbst. Dieser Ausschluß ist eine unmittelbare Folge der reichsrecht­lichen Vorschriften; ein landesrechtliches Verbot in die­ser Richtung kann daher nicht in Frage kommen.

Kriegsgemäße Rezepte.

Maisgriesbret.

200 Gramm Maisgries wird in 1 Pfund kochendes Wasser (oder halb Wasser, halb Milch) mH wenig Salz in einen Topf getan und unter stetem Umrühren 10 Minuten lang gekocht. Soll sogleich gegessen werden.

(SED.) Pforzheim, 6. Sept. Im nahen Dietlingen, wo es häufig brennt, ist letzte Nacht das Wohnhaus des Ludwig Bolle zum Teil niedergebrannt, wodurch ein Schaden von 20 000 Mk. entstand. Bolle und seine Schwiegertochter wurden verhaftet, da offenbar Brand­stiftung vorliegt.

STB. Reckarsnlm,7.Sept. Das hiesige Schöffen­gericht hat ein 17jiihrigeS Mädchen aus Neuenftadt a. K., das sich gegenwärtig in Heilbronn in Stell­ung befindet, zu drei Tage« Gefängnis verurteilt weil es mit einem französische« Kriegsgefangenen et» Liebesverhältnis unterhalten und Briefe gewechselt hat.

Für die Schrift!, verantwort!. Otto Seltmann, Talw. Druck u. Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei, Talw.

Zeichnet die dritte Kriegsanleihe!