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Nr. 96

Donnerstag, den 25. April 1929

102. Jahrgang

- Abschlußarbeiten in Paris

Keine Aussicht auf Endlösung

Ungünstige venrteilnng 8er KonferenzanSsichte» in Paris «nd London.

Man erwartet die Vertagung der Konferenz.

TU. Paris, 25. April. Den gestrigen Tag haben die Sachverständigen dem AuSarbeiten deS Entwurfes für den Schlutzbericht gewidmet. Die Besprechungen von Abordnung zu Abordnung, von denen man sich in ge» wissen Kreisen so viel für die Fortsetzung der Sachverstän» digcnarbeiten versprochen hat, scheinen nur recht schwerfällig in Gang zu kommen. Ueber die Arbeiten werben keinerlei Einzelheiten bekanntgegeben.

Der Schlußbericht wird nach dem »Jntransige- ant* ans vier Hauptteilen bestehen: 1. Die internationale AnSgleichsbank; 3. Der durch den Transfer nicht geschützte Teil der deutschen Schulden; 8. Die politische Schuld; 4. Die Höhe und die Zahl der Jahreszahlungen. Ueber den letzten Punkt besteht bekanntlich Uneinigkeit. Die Ausführungen des Reichskanzlers Müller, der von der Möglichkeit sprach, die Sachverständigen, falls sie zu keiner Einigung gelangen, durch Politiker und Diplomaten zu ersetzen, haben in Paris einen günstigen Widerhall gefunden. DaS »Journal des Debats* stellt fest, daß der Augenblick für die Ne­gierungen zum Eingreifen gekommen sei. Ohne Zweifel könnten die Sachverständigen ihre Beratun­gen über technische Fragen fortsetzen, doch hätten hinter und über ihnen die Negierungen nunmehr bas Wort.

Nach einer Meldung Berliner Blätter aus Paris hat der Redaktions-Unterausschuß' der Sachverständigentonferenz, wie die Agentur HavaS berichtet, den ersten Entwurf eines Berichtes f e stg e st .e l l t, der die Punkte ent­hält, Wer die die Sachverständigen gegenwärtig einig zu sein scheinen. Dieser Entwurf wird der Sachverständigen- konserenz morgen in einer Vollsitzung unterbreitet werden.

Die Geldnot

Der Großbankkredit abgeschlossen

Starker Kurssturz der NeichSanlcihen.

TU Berlin. SS. April. Wie der Deutsche HandelSdtcnst erfährt, sind die Verhandlungen des Reiches mit den Groß­banken soeben zum Abschluß gebracht worden. Die Groß­banken gewähren dem Reich einen Kredit von 17V Millionen Reichsmark, der znm Lombardsast der Neichsbank plus '/, Prozent verzinslich ist sctwa 3 Millionen NM. Zinsen!). Ter Kredit laust aus 3 Monate.

Die schmierige Finanzlage des Reiches, die ln den Ver­handlungen der letzten Zeit mit den Großbanken und ande­ren Stellen zur Erhaltung kurzfristiger Kredite in größe­rem Umfang zum Ausdruck kam, führte an der Berliner Mittwochböse zu einem starken

Kurssturz der NeichSanleihc«.

Die Nenbesthanleih« des Reiches, die noch vor knrzem einen Kurs von 13 bis 14 v. H. hatte, ging von 11 ans unter 0 v. H. znrück, da erhebliche Verkärrse des Publikums stattfan­den. Erst an der Nachbörse konnte sich wieder eine leicht« Erholung durchsetzen. Auch di« Altbesitzanlcihe schwächte sich empfindlich ab.

Kursrückgänge von Staalspapieren in dem Umfange, wie sie sich am Mittwoch ereigneten, gehören zn den Scl» tenhciten und lassen immer ans ungünstige besondere Vorgänge schließe».

In diesem Falle kommt darin das starke Mißtraue« znm Ausdruck, das an der Börse und im Publikum infolge der schlechten Lage der Neichsflnanzen entstanden ist. Insbeson­dere verwies man ans die unerfreulichen langwierigen Ver­handlungen. die soeben zur Deckung des KassrnbedarfS am April-Ultimo geführt wurden und in deren Verlauf das Reich sich zu erheblichen Zinskonzessioiwn bereitfindcn mußte, um Werhanpt die notwendigen Geldsummen von der Vaukwelt zn erhalten.

Die schlechte Kastenkage des Reiches ist den Erklärungen des NcichSfinanzministerium zufolge in der Hauptsache auf die Bedürfnisse deS Reiches im außer­ordentlichen Haushalt zurückzuführen, ans dem bekanntlich «. a. auch die Kredite für die ArbeitSlosenversiche- rungSanstalt gewährt werden. Ter Ueberschuß an Geldern, der noch 1624 in den Kassen vorhanden war, ist, nachdem er von Jahr ,n Jahr herttbergcnommen worden war, nunmehr verschwunden. Znm anderen sind auch die Gelder des BetriebSmittrlsondS erschöpft. Die Ausgaben im außerordentlichen Haushalt haben sich bis Ende des vorigen JahreS ans NX) Millionen belaufen, einschließlich der Sliit- zungSkänse für die Anleihe 1027. Dazu komme die Inan­spruchnahme von Krediten durch die Arbeitslosenversiche­rungsanstalt in Höhe von 200 Millionen Mark. Des weite.

In Pariser verstSndlgungsfreundlichen Finanzkreisen hat man die Hoffnung, daß die Sachverständigen sich über di« endgültige Regelung der Krtegseutschädigungsfrag« doch noch einigen werden, noch nicht ganz aufgegcben. Wie wenig optimistisch gleichwohl im allgemeinen die Aussichten der Konferenz beurteilt werden, zeigt di« Auffassung des »Paris midi* demzufolge die Konferenz als endgültig gescheitert betrachtet werden muß, da sie eine völlige und endgültig« Regelung der Kriegsentschädigungen nicht zustande gebracht habe. Das Blatt stellt fest, daß alle Kreise sich von etwa 14tägigen Beratungen über den Schlußbericht nicht mehr viel versprechen.

Auch in britischen amtlichen Kreisen herrscht Pessimismus über die Kouserenzaus-sichten. In London erwartet man aber, daß jeder Zusammenbruch vorsichtig durch eine Ver­tagung «ruf den Spätsommer oder Frühherbst verkleidet werde.

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Sitzung des Transferkomitees.

Di« »Voffische Zeitung* meldet aus Paris: Der Gene­ralagent für Reparationen, Parker Gilbert, der seit langer Zeit in Paris wellt, hat gestern in dem Büro der Repara­tionskommission einer Sitzung des TransferkomiteeS präsi­diert. Dieses hat sich eingehend mit den Schwierigkeit«« be­schäftigt, die schon in der nächsten Zeit der Barüberweisung der deutschen Reparationszahlungen an die Gläubiger ans den starken Gold- und Devisenabschlüssrn bei der Reichs, bank zu erwachsen drohen. Nach einer Mitteilung von sran- zösischer Seite soll das Komitee n. a. in Aussicht genommen haben, der Neichsbank «in« Erhöhung deS Diskontsatzes zu empfehlen.

des Reiches

ren habe sich der Bctriebsmlttelb^arf deS Reiches seit Ein­führung der monatlichen Zahlungen auf etwa 300 Millionen erhöht. DieS führe dazu, daß größere Ausgaben zu leisten wären, z. B. bei der Ablösung von Anleihen. Außerdem habe daö Reich bestimmt« Kredite aus Kassenmit- tcln gewährt, z. B. an die Preußenkasse. Auch sei das Reich gesetzlich verpflichtet, der Monopolverwaltung für Brannt­wein Betriebsmittel in Höhe von ^ Millionen Mark mo­natlich zur Verfügung zu stellen.

Zur Kassenlage beS Reiches schreibt di« »DNZ.* «rgän. zend: Die Anleiheermächligung des Reiches zeigt nunmehr insgesamt auf S18 Millionen, die seit 1S2S allmählich auf- gebant worden sind. Zählt man diesen S 18 Millionen die 4M Millionen Kontingentwechsel bet der Neichsbank und dem Kontokorrent-Kredit von IM Millionen ebenfalls bei der Reichsbank hinzu, so ergibt sich, daß zum Aprilultimo

die kurzfristige Verschuldung deS Reiches ans 1400 Millionen gestiegen

sein wirb. Man muß daran erinnern, daß der normale Be- triebsmittelbrdarf sich selbst zu dem angespanntesten Zah. lnngStermin in dem durchaus ausreichenden Rahmen der SM von der Neichsbank konzcssierten Millionen zu halten hat, um zu erkennen, waS diese 14M Millionen bedeuten. Sie laufen auf eine unzulässige Ucdcrbcansprnchnng der Kreditmärkte für die öffentliche Hand um SM Millionen hin. aus und wirke« sich auf di« nationalen Zinssätze entspre­chend au».

Eine sofortige radikale Abhilfe ist nicht länger zu um- gehen. Zur Verfügung stehe« hierfür der FtnanzauS- gleich mit seinen übertriebenen Dotationen an Länder und Gemeinden, die Reserve der Biersteuererhöhung und die verschwenderische Tätigkeit der Arbeitslosen­versicherung. Die Arbeitslosenversicherung hat «in» schließlich des Aprilbetrages im ganzen letzt in vier Monaten für 880 Millionen Mittel erhalten, die zwar als Kredite gegeben wurden, aber vermutlich nie zurückgczahlt werden können. Ein Gesetz, welches das Reich verpflichtet, Kredite in solcher Höhe zn geben, darf nie wieder entstehen und darf auch nicht einen Monat länger in Kraft sein.

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Einberufung beS Zentralansschnsses der Neichsbank.

TN. Berlin, 25. April. Wie der Deutsche Handelsdienst erfährt, sind die Mitglieder des Zentralansschnsses der Neichsbank auf heute zn einer Sitzung «inberufrn worden. Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, daß die erwar­tete Diskonterhöhung nunmehr durch Beschluß des Aus­schusses zur Tatsache wird.

Die Berliner Blätter glauben mitteilen zu können, daß die erwartete Diskonterhöhung tm Ausmaß von 1 v. also vou auk 7,5 v. H. erfolgen dürft«.

Tages-Spiegel

Die Sachverständige« in Paris beschäftigte» sich mit de« Anfertigung eines Schlußberichtes über das bisher Er­reichte. I« Paris «nd London rechnet ««» «it der Ber» tagnng der Sonserenz.

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Die Großbanken haben dem Reich znr Behebung der Kasten» not eine» Kredit von 170 Millionen Mark, der auf drei Monate läuft, gewLhr«.

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Im Reichstag wurde der Etat für «ersorgnng «nd R«be­schälter nach den AuSschntzvorschlägen angenommen. Der Anleiheantrag über 200 Millionen wnrde dem Ausschuß überwiesen.

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In Genf wurde der deutsche Antrag ans Verbot deS Vom» benabwnrfS aus Flugzeuge« mit großer Mehrheit ab» gelehnt.

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Ehamberkaln begrüßte im Unterhaus die Kibfon Erklär»»» gen als Grundlage sür die Rbrüstungsverhandlnngen znr See.

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Prinz Heinricki von Preußen wnrde gestern «nter Neteili. gnng von mehrere» Tausend Personen mit militärische« Ehren ln Hemelmark beigesctzt.

Aus dem Reichslaq

Berlin, A5. April. Der Etat für Versorgung und Ruhegehälter, der größte des gesamten Haushaltplanes, wurde gestern im Reichstag wie die vorangegangene» Etats nach den AuSschußvorschlägeu verabschiedet. Daß man in die Debatte die innere Kriegsschuldfrage hineinzog, sie so­gar stellenweise zum Mittelpunkt machte, war unerquicklich und überflüssig, zumal die Auffassungen der einen und an­deren Seite erkennen ließen, daß all die Jahre die bestehende» Gegensätze nicht auszugleichen vermocht haben. Allgemein bedauerte man die Kürzung der Kapitalabfindung der Kriegsbeschädigten um 25 Millionen. Für eine Herabset­zung der Höchst- und Ministerpenstonen legte sich mit beson. derem Eifer der Abgeordnete Eichberger von der Deutschen Bauernpartei ins Zeug. Mit dem Etat zugleich wurde auch eine Resolution angenommen, die von der Negierung nu- gesäumt die Vorlegung eines Gesetzes über die Nuhcgebälter sür politische Beamte verlangt. Beim Etat des Nechnungs. Hofs und der Reichsschuld hat man sich nicht lange aufgehal» ten, sondern ging gleich zur Beratung des Gesetzes über die erweiterte Hilfe für Schwangere und Wöchnerinnen über. daS ebenfalls nur kurze Zeit beanspruchte und gleich in allen drei Lesungen angenommen wurde. Erft zum Schluß kam man zum eigentlichen Hauptpunkt der Tagesordnung: dem Antrag der Regierungsparteien auf ein« Anleihe» ermächtigung in Höhe von 2M Millionen Mark. Die Hoffnung ber Regierung, daß dieser Antrag gleich das Ple- num passieren werde, erfüllte sich nicht. Graf Westarp be- antragte unter Hinweis auf die Wichtigkeit dieses Schrittes, über den man nähere Auskunft verlangen müsse, die lieber- Weisung an de» Ansschuß. Und obwohl von demokratischer Seite die außerordentliche Dringlichkeit der Angelegenheit betont wurde, schloß sich da- HauS der dentschnationasen Forderung an. Eine Verzögerung kann indes vermieden werden, wenn der Ausschuß seine Prüfungen beschleunigt, da ja ohnehin drei Lesungen notwendig sind.

Graf Zeppelins West-Millelmeerfahrl

DaS Luftschiff »Graf Zeppelin* hat nach Urberfliegen von Kap Finisterre, der nordwestlichen Spitze Spaniens, südlichen Kurs eingeschlageu und gestern vormittag Lissa­bon passiert. Der Eckener richtete während des FlugrS über Lissabon an den portugiesischen Lustfahrtmlnistcr fol­genden Funkspruch: »Auf Grund Ihrer liebenswürdigen Erlaubnis besuchen wir Ihre wundervolle Hauptstadt, um der Bevölkerung unser modernes Transportmittel vorzu- sühren. das binnen kurzem Portugal und Amerika auf dem Luftwege verbinden wird* DaS Luftschiff setzte seine Fahrt südwärts fort und besuchte die Stadt Sevilla, bald darauf war Cadiz erreicht. Durch die Straße von Gibraltar flogGraf Zeppelin* Tanger an. wo die sür Afrika be- stimmt« Post abgcworfen wnrde. Dann wurde K"-S auf Malaga genommen. Längs der Lüdküste Spanien-' fährt das Luftschiff bei schönstem Wetter dahin. Die letzte Ltand- ortmeldung lautet: »Graf Zeppelin* überflog um 4 Uhr morgens Barcelona mit Kurs auf Nizza. Um 6 Uhr erhielt der Luftschiffbau Zeppelin folgenden Juukivruch: »Zeppelin* über San Sebestia» mit Kurs auf Mar­seille.