Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mak- kensen: Die Verfolgung erreichte den Muchawiec- Abschnitt. Feindliche Nachhuten wurden geworfen, 370V Gefangene gemacht.
Südöstlicher Kriegsschauplatz. Die Verfolgung der nördlich von Brzezany durchgebrochenen deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen wurde an der Strypa stellenweise durch den Gegenstotz starker russischer Kräfte aufgehalten.
Oberste Heeresleitung.
Der österreichisch-ungarische Tagesbericht.
(WTB.) Wien, 31. Aug. Amtliche Mitteilung vom 31. August mittags. Russischer Kriegsschauplatz. Der nördlich und nordöstlich von Luzk angetroffene Gegner wurde gestern unter heftigen Kämpfen nach Süden zurückgeworfen. Er lieg 12 Offiziere, über 1500 Mann, 5 Maschinengewehre. 5 Lokomotiven, 2 Eisenbahnzüge und viel Kriegsmaterial in unserer Hand. Auch bei Swini- uchy, Gorochow, Baziechow und Turze zwangen unsere Truppen die Russen, den Rückzug fortzusetzen. Mit gewohnter Tapferkeit erstürmten im Raume südlich von Raziechow Regimenter der Budapester Heeresdivision eine stark verschanzte Linie. An der Strypa wird um die Uebergänge gekämpft, wobei die Russen unsere Verfolgung an einzelnen Punkten nach heftigen Gegenstötzen aufhielten. Am Dnjestr und an der bessarabischen Grenze nichts Neues Unsere nördlich Kobryn kämpfenden Streitkräfte drangen bis Pruszany am oberen Muchawiec vor.
Italienischer Kriegsschauplatz. Auch gestern fanden an der Südwestfront keine Kämpfe von Belang statt. Zwei feindliche Vorftötze bei San Martina, dann je ein Angriff auf den Südteil des Tolmeiner Brückenkopfes und auf unsere Mischer Talstellung wurden abgewiefen.
Der Stellvertreter des (Hess des Generalstabs: von Hofer, Feldmarschalleutnant.
Die „Times" zur Lage im Osten.
Das „Hauptziel." — „Noch nicht autzer Gefahr."
(WTB.) London. 31. Aug. Die „Times" melden aus Petersburg: Die Militärs glauben, daß die entschlossene Offensive des Feindes nicht gegen das Zentrum, sondern gegen die Flanken der russischen Armee sich richten wird, was sich aus den fortgesetzten Vorstötzen in der Richtung Friedrichstadt und der wichtigen Wiederaufnahme der Tätigkeit von Wla- dimir-Wolynsk und in der Richtung auf Kiew ergibt. Man hält jedoch Kiew nicht für bedroht, da das Hauptziel des Feindes sei, die russischen Armeen gänzlich zu schlagen, was freilich bisher gänzlich (?) mißlungen sei. Die Russen behaupten hartnäckig die Gebiete zwischen Bialystok und Wilna, bis der Rückzug von der Njemenlinie vollendet sei.
(WTB.) London. 31. Aug. Die „Times" schreibt: Die Räumung von Brest-Litowsk bedeutet die Besetzung Polens durch den Feind. Der Wert von Brest- Litowsk liegt teilweise in den Eisenbahnen. Die Russen haben jedenfalls die Bahnen möglichst unbrauchbar gemacht, aber Bahnen lassen sich schwer für lange zerstören. Während die Deutschen ihre rückwärtigen Verbindungen verbessern, werden die Möglichkeiten des russischen Rückzuges beschränkter. Die Bahnlinie Wilna-Petersburg mutz bald an einem bedrohlichen Punkte durchbrochen werden. Die starken russischen Streitkräfte, die sich auf Grodno stützen, mögen sich in sehr sorgenvoller Lage befinden. Die Benutzung der Stvatze wird durch die erzwungene Flucht der Zivilbevölkerung erschwert. Der deutsche Vormarsch ist nicht so langsam, wie öfters gesagt wurde. Die „Times" gibt zu. datz die russischen Hauptkräfte noch nicht autzer Gefahr sind, hoffen aber, datz sie die neue Linie ohne gefährliche Belästigung erreichen werden.
Die Stimmung bei unseren Feinden.
Eigentümliche Stimme aus England.
(WTB.) London, 31. Aug. Der „Economist" erörtert die Theorie vom Gleichgewicht der Mächte und betont, datz Eladstone und Salisbury die Doktrin sich nicht zu eigen gemacht haben. Er sagt, die Zerschmetterung Deutschland und die Zerstückelung Oesterreichs könne von Keinem, der Englisch verstehe, als Politik von der Erhaltung des Gleichgewichts vertreten werden. Der Artikel schließt mit den Worten: Wenn das Gleichgewicht überhaupt einen Sinn hat und den Geist und die Ziele der englischen Politik darstellt, so mag der Frieden nicht so entfernt oder so schwer erreichbar fein, als manche Leute denken. Europa war sicherlich 1715 oder 1813 der Erschöpfung nicht näher als 1915 und wenn es unsere Absicht ist, das Gleichgewicht auf der Grundlage von 1869 oder 1913 herzustellen mit einigen Abhandlungen im Orient, die den Wünschen kleiner Nati-
Amtliche Bekanntmachungen.
Straßensperre.
Nach einer Mitteilung des Groß Bad. Bezirksamts Pforzheim find die nachgenannten Stratze». strecken wegen Vornahme von Eindeckungsarbeiten für den Fuhrwerksverkehr gesperrt:
1. Kreisstratze Nr. 2 Km. 0,6—0,8 zwischen Wilferdingen und Nöttingen vom 6 bis 9. Sept. 1915;
2. Landstraße Nr. 158 (Nagoldtalftratze) Km. 8,15— 9,00 zwischen Weitzeaftein und der Landesgrenze vom 10. bis 21. Sept. 1915;
3. Landstraße Nr. 158 Km. 7,00—7,15 zwischen Weitzenftein und der Landesgrenze vom 22. bis 23. Sept. 1915;
4. Landstraße Nr. 13 km. 35,5—36,35 zwischen Eutingen und der Kreisftraße Nr. 17 (beim Bahnhof Niefern) vom 24. Sept. bis 4. Okt. 1915. Kleinere zeitliche Verschiebungen sind indessen
nicht ausgeschlossen.
Zuwiderhandlungen würden gemäß § 121 des bad. Poliz -St.-G. geahndet.
Calw, den 30. August 1915.
K. Oberawt: Binder.
onen genügen, so könnte das Ziel verhältnismäßig in naher Zukunft erreicht werden, ohne datz man sich aus unheilbarer Erschöpfung in unheilbares Elend und Bankerott stürzt.
Der aufrichtige „Labour Leader".
(WTB.) London. 31. Aug. „Labour Leader", das unabhängige Arbeiterorgan, schreibt: Die Rede des Reichskanzlers war äußerst geschickt. Er befolgte die Praxis kriegführender Staatsmänner, ignorierte den Anteil, den die eigene Nation an der Entzündung des Pulvermagazins hatte und konzentrierte die Aufmerksamkeit auf den Anteil des Feindes, denn, da jede Nation mitschuldig ist, ist es sicher nötig, ein starkes Argument vorzubringen und es wäre töricht, zu leugnen, datz des Kanzlers Argument stark war. Es wäre auch töricht, die Behauptung bekämpfen zu wollen, datz die britische Negierung jetzt für die kleinen Nationen zu kämpfen vorgibt, während ihr letzter Krieg gegen die kleine Burennation gerichtet war. Wir können auch nicht leugnen, datz Aegypten annektiert wurde, trotz der feierlichen Erklärung, datz wir es nicht tun werden, und datz wir die Unabhängigkeit Marokkos und Persiens durch unsere Verbündeten verletzen ließen. Der Kanzler erklärte, datz Deutschland den Neutralitätsvertrag beschränken wollte auf Kriege, in denen es nicht Angreifer wäre. Erey soll rundweg diese Formel abgelehnt haben, weil sie die bestehende Freundschaft Englands mit anderen Mächten gefährden würde. Ob Grey diese Worte gebrauchte oder nicht, so kann wenig Zweifel bestehen, datz sie den Tatsachen entsprechen.
Die innere Lage in Rußland.
Stockholm, 31. Aug. Einer Meldung des „Af- tonbladet" aus Christiania zufolge gibt der russische Sozialdemokrat Boreszky in der in Paris erscheinenden russischen Zeitung „Nasche Slowo" ein Stimmungsbild der gegenwärtigen Lage in Rußland. Der Hauptzweck der Bürgerparteien sei die Eroberung der Dardanellen. Dieser Wunsch habe bereits einen solchen Charakter angenommen, datz man offen erkläre: Schließe die Regierung einen Sonderfrieden, so werde der Großfürst Nikolaus an Stelle des Zaren auf den Thron gesetzt. Die liberale Partei sei mit Rußlands Verbündeten unzufrieden, sie sei der Meinung, datz Rußland den größten Teil der Kriegslast tragen müsse. Gleichwohl betone sie, datz Rußland nicht daran denke, die Verbündeten zu verlassen, lieber die Stellung der Parteien der Arbeiterbewegung gegenüber sagt Boreszky: Entstünde unter den Arbeitern eine Bewegung mit der Parole eines baldigen Kriegsschlufses, so würde sich die Biirgerpartei auf die Seite der Regierung stellen und die Fortsetzung des Krieges bis zum Siege verlangen.
Neue Ausschreitungen in Moskau.
Berlin, 31. Aug. Von einem Augenzeugen erhält der Berichterstatter der „Voss. Zeitg." einen genauen Bericht über die blutigen Ausschreitungen, die sich letzten Dienstag in Moskau abspielten. Unmittelbar nach Bekanntwerden der halbamtlichen russischen Lügenmeldung von dem sog. russischen Seesieg im Rigaischen Meerbusen verbreitete sich in Petersburg und Moskau die Nachricht, datz die Dardanellen bezwungen seien. Nachmittags hatten die Petersburger und Moskauer Zeitungen Sonderausgaben mit den beiden Meldungen ausgegeben und die berüchtigte, echt russische Organisation berief sofort den ihr ergebenen Stvatzenpöbel zu den üblichen Kundgebungen. Gegen 4 Uhr nachmittags waren die Hauptstraßen in Moskau von zehntausenden von
Menschen vollgepfropft, deren Ansehen sofort auf die bekannten Pogrome schließen ließ. Die friedliche Bevölkerung eilte in größter Angst nach Hause. Man begann die Läden zu schließen und die Haustüren zu sperren. Indessen spielten sich auf der Stratze die üblichen Bilder ab. Der patriotische Mob brüllte die Volkshymnen aller Verbündeten, schleppte Zarenbildnisse herbei, zwang alle Vorübergehenden auf die Knie und brüllte: „Heraus mit den Verrätern!" In einzelnen Nebenstraßen begann die Plünderung. Als am Denkmal Skobeleffs Reden gegen Deutsche. Juden und liberale Blätter begannen, eilten Arbeitermassen herbei. Es erschienen rote Fahnen und es ertönten Rufe: Man belügt uns schon wieder. Nieder mit den Volksfeinden des blutigen Kriegs und Mords!" Da erschien ein Massenaufgebot der Polizei, das bis dahin bei den Ausschreitungen des Patriotenpöbels gefehlt hatte. Als der Polizeihauptmann einen Arbeiterredner festnehmen wollte, begannen die Kämpfe. Elf Schutzleute wurden verwundet, darunter zwei tödlich. Die Polizei mutzte sich zurückziehen, nahm aber einen Verhafteten mit. Nun rannte die Menge nach dem Luxhotel, wo Senator Krascheninikow wohnt, der die Revision der schweren Moskauer Maivorgänge vornimmt. Die Menge verlangte, datz der Senator herauskomme. Als indessen auf die Rufe ein Stadtrat auf dem Balkan erscheint, läßt ihn die Menge nicht reden und schreit so lange nach Krascheninikow, bis dieser kommt. Er hält eine Ansprache, in der er ausführt, datz die gefahrdrohende Gegenwart heiße Gebete und nicht Unruhen erheische. Die schweigende Menge forderte die Freigabe des Verhafteten. Erst als der Senator versprach, die Sache genau zu untersuchen, begab sich die Menge nach dem Puschkin-Denkmal, wo mehrere Redner auftraten mit geharnischten Reden gegen den Krieg, gegen die Vestehlung l«r Feldarmee. Rufe ertönten: „Nieder mit dem Zarismus. Nieder mit dem Massenmord!" Die Polizei war merkwürdigerweise nirgends zu sehen. Erst ungefähr nach einer Stunde erschien ein berittenes Aufgebot, das die Menge allmählich zerstreute. Am gleichen Tage spielten sich in Petersburg ähnliche Szenen ab. wenn auch in viel bescheidenerem Umfange. Dort nahm die Polizei 80 Verhaftungen vor.
Cholera in Rußland.
Christiania, 31'. Aug. In der letzten und der vorletzten Woche wurden im Bezirk Petersburg 407 neue Erkrankungen an Cholera gemeldet, wovon 42 tödlich verliefen. In den vier südrussischen Gouvernements kamen 340 Neuerkrankungen zur Anzeige, darunter 64 mit tödlichem Ausgang.
Italienische Kritik am russischen Heer.
Lugano, 31. Aug. Der bekannte italienische Publizist Ferri Pisani untersucht in einem Leitartikel in der „Stampa" die Gründe der furchtbaren Niederlage der Russen und sagt, wie der „Voss. Ztg." berichtet wird, in Rußland sei eben nichts durchzuführen. Seit dem Beginn des Krieges sei es nicht gelungen, aus der ungeheuren Menschenzahl im Monate mehr als 150 000 Mann einzubringen, was gerade genüge, die Verluste auszugleichen. Es fehle an Waffen und Munition und es fehle vor allem an der Organisation, und wäre nicht der Großfürst Nikolaus, so hätte Rußland schon längst einen Sonderfrieden geschlossen. Nur er habe es verhindert. (Die Italiener haben aber auch allen Grund, ihren Bundesgenossen etwas vorzuwerfen.)
Das Dardanellenfiasko.
Genf, 31. Aug. Der französische Ministerrat befaßte sich, wie dem „Lokalanzeiger" berichtet wird, mit dem wenig befriedigenden Monatsergebnis der Aktion an den Dardanellen, wo die französischen Mutterland- und Kolonialtruppen ungewöhnlich hohe Verluste erlitten, ohne datz in einem der drei Sektoren Fortschritte zu verzeichnen wären. Als absolut verunglückte Idee erweist sich die seinerzeit von der französischen Fachkritik entschieden widerratene Wahl von Anaforta zum Stützpunkt. Ana- forta nach den so traurigen Erfahrungen dieser letzten Augustwoche einfach zu räumen, wäre logisch, aber der Generalissimus Hamilton zögert einzugestehen. daß die vielen Zehntausende. Canadier. Neuseeländer usw.. dort für nichts geopfert wurden. Vom französischen Befehlshaber an den Dardanellen, General Sarrail, ist bisher kein Sonderbericht in Paris eingetroffen, auch die in sein Hauptquartier entsandten Parlamentarier gaben kein Lebenszeichen.
Italienischer Heeresersatz.
Basel, 31'. Aug. Wie nach Meldung an den „Lokalanzeiger" die „Basler Nachr." aus Mailand berichten, gingen gestern wieder zahlreiche Verstärkungen nach dreimonatlicher Ausbildung an die