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Schwarzwälder Tageszeitung
Neues Schuldkonlo der RA5.
Reue Mordanschläge der Flieger Churchills — Sprengbomben auf Siedlungshäuser im Südwesten Berlins — vrandpliittchen auf die historische Prentzenstadt Potsdam
Berlin, 23. Sept. Wieder haben auf Geheiß Churchills britische Flieger deutsche Wohngebiete mit nächtlichen Angriffen heimgesucht. Wieder galten die Bomben deutschen Frauen und Kinder», sollte Leben und Gut deutscher Arbeiter und Bauern vernichtet werden. Daß die Nachtangriffe der britischen Luftwaffe wohlbedachten Mord zumZiele haben, beweisen schlagend die Ereignisse, die sich in der letzten Nacht in der näheren Umgebung Berlins abgespielt haben. Von der starken deutschen Abwehr abgedrängt, streuten hier im Südwesten die Britenflieger ihre zerstörende Bombenlast über ein ländliches Wohn- und Siedlungsgebiet aus, in dem in meilenweitem Umkreis auch nicht eine Spur wirtschaftlicher oder gar Militärischer Ziele zu finden sind. Hier liegen in der märkischen Landschaft zwischen weiten Feldern und Wiesen, kleine Dörfer mit den Höfen und Anwesen von Bauern, Landwirten und Landarbeitern. An sie angelehnt auch einige Siedlungen und die Grundstücke Berliner Werktätiger, die dem kargen Boden der märkischen Heide mit unendlicher Mühe und vielen Schweißtropfen während der Freizeiten ihres arbeitsreichen Alltags «inen Garten mit Obst und Gemüse abgewonnen haben. Ein Häuschen oder auch nur eins Wohnlaube erspart und erarbeitet, zu dem sie meist erst im vorgeschrittenen Lebensalter gekommen ßmd, das ist ihr Reich, ihre Wohnung und ihr ganzer Stolz.
Da sind nun mitten hinein die Spreng- und Brandbomben geplatzt! Eben noch am Sonntag hat ein Siedler ein Stück seiner Augenweide abgeerntet und schon ist der Garten verwüstet, die Beete zerfurcht und die Bäume von rohester Gewalt entwurzelt. Da liegen die Scherben der Häuser und Lauben, wie von Mörderfäusten zermalmt, weit verstreut im Gelände.
Ein paar Kilometer weiter klaffen Sprengtrichter im frisch bestellten Acker, wieder hundert Meter weiter finden wir Einschläge von Brandbomben in einer ländlichen Siedlung — die Spuren der Mörder. Wenn sie nicht die beabsichtigten Schäden anrichten konnten, so ist das nicht zuletzt auch rascher, unmittelbar eintretender Hilfe zu verdanken gewesen.
Die Blutschuld fällt auf Churchill und seine Mordwerk- Leuge! Das Stunde um Stunde wachsende britische Schuldkonto wird aufgerechnet in einer Weise, daß vor der niederschmetternden Wucht der deutschen Schwertschläge — die sich, weil das «inzig kriegsentscheidend wirken kann, auf militärische Ziele konzentrieren — die Kriegsverbrecher ."jenseits des Kanals sich zitternd und zagend in die engsten Mauselöcher verkriechen werden. Wenn dazu im Gau Magdeburg-Anhalt und über Potsdam wieder die allein auf -ziviles Leben und Gut abzielenden Vrandpliittchen ab- -Heworfen wurden, dann entblößen sich damit die Kriegsverbrecher an der Themse aufs neue schamlos. Das ist die Fortführung der mit den Angriffen auf deutsche Kultstätten, auf die Weihestättc im Sachsenwald, auf den Reichstag und andere weltbekannte Denkmäler wie das Goethe-Haus in Weimar Le- Hvnnenen Linie, die nun mit der Zerstörung der den Deutschen str aller Welt heiligen Gedenkstätten der vielbesuchten reinen Wohnstadt Potsdam sortgeführt werden soll. .
Daß man sich dieser frevelhaften und heimtückischen Waffe -der Vrandpliittchen bedient — die ganz ungeeignet sind, auf nur militärische Einrichtungen Wirkung zu erzielen, dafür um jo mehr aber die deutschen Frauen und unschuldigen Kindern ihr ganzes zukünftiges Leben verkrüppeln und zerstören sollen — enthüllt die menschenunwürdige Fratze des britischen Mörders vollends.
Pausenlose Angriffe aus London
In London heulten am Sonntag IKmal die Sirenen — Rollende Angriffe auch in der Nacht zum Montag — Gewaltige Feuersbrünste, schwere Schäden an wichtigen Industrieanlagen — Neue Kriegsanleihe der britischen Regierung
Stockholm, 23. Sept. Tag und Nacht setzt die deutsche Luftwaffe ihre verheerenden Angriffe auf lebenswichtige militärische Ziele des britischen Jnselreiches fort. Je wuchtiger und wirkungsvoller das Stahlgewitter über England wird, desto mehr hüllen sich die amtlichen Londoner Stellen in Stillschweigen, desto mehr wird mit allen Mitteln versucht, dem eigenen Volk und der Welt ^ gegenüber das wirkliche Ausmaß der angerichteten Schäden zu verheimlichen.
Auch den ganzen Sonntag über und in der Nacht zum Montag hielten die pausenlosen deutschen Angriffe an, wurden die wuchtigen Vergeltungsschläge für die feigen Mordanschläge auf die deutsche Zivilbevölkerung, für die planvolle Zerstörung deutscher Arbeiterhäuser, Kirchen, Laza- irette und Kulturstätten fortgesetzt. Das amtliche britische Nach- srichtenbüro Reuter berichtet darüber, daß „im Laufe der letzten Nacht und früh am Montag Bomben im Zentrum Londons nie- ,verfielen". Ein Eebäudekomplex sei getroffen worden. „Der Angriff begann", so heißt es bei Reuter weiter, „in der Dämmerung, und die Scheinwerfer entwickelten eine lebhafte Tätigkeit,
da die feindliche» Flugzeuge von einer Wolke zur anderen flogen. Während der tiefen Dunkelheit war das Geschützfeuer deutlicher als je zu sehen. Während der ganzen Nacht konnte man in den Außenbezirken eine heftige Kanonade hören, besonders in den südwestlichen und nordwestlichen Bezirken." Beim Lesen dieses Berichtes fühlt man direkt den Stift des streichwütigen Zensors. Am nicht die große Ausdehnung der angerichteten Schäden zugeben zu müssen, faselt man von „lebhafter Scheinwerfertätigkeit", von „deutlich sichtbarem Eeschützfeuer" und „von einer Wolke zur anderen fliegenden deutschen Flugzeugen". Mit Argus- Mgen wacht die Zensur darüber, daß nicht ein einziger militärischer Schaden zugegeben wird.
In dem amtlichen Bericht des britischen Luftfahrtministeriums heißt es: „Die feindliche Tätigkeit bestand in der vergangenen jNacht in rollenden Angriffen. Das Hauptziel war wiederum die Londoner Gegend. Die Angriffe auf London waren auf eine große Ausdehnung verstreut und es wurden an mehreren Stellen Schäden an Gebäuden und Industrieanlagen angerichtet. lEs wurden auch Bomben abgeworsen auf einige Städte im Süd osten Englands. In drei Städten wurden Schäden verursacht. Einige Bomben wurden in anderen Teilen des Landes abaeworfen und verursachten leichte Schäden."
Gegenüber diesen klaren englischen Bemühungen, die Wirkung und den Umfang der deutschen Vergeltungsangriffe auf London
abzuschwächen, bringt der Berichterstatter von „Stoayolms Groningen" eine Eigenmeldung aus London, die eine eindeutige Widerlegung der englischen Darstellungsart ist. Es heißt dort, daß am Sonntag zahlreiche Orte Englands mit Bomben belegt wurden. Der Hauptangrisf habe sich wieder gegen die östliche » und südlichen Teile Londons gerichtet. Es seien gewaltige Feuersbrünste entstanden, die nur schwer eingedämmt werden konnten. Der Angriff sei heftiger und schlimmer als in den vorhergehenden Rächten gewesen. Weiter heißt es in dem Bericht, daß weitere Angriffe «och im Gange seien und sich an diese — London habe am Sonntag allein 16 Flugalarme während des Tages gehabt — die üblichen nächtlichen Großangriffe unmittelbar anschließen würden.
An anderer Stelle schreibt das Blatt, ganze Stadtviertel, ganze Straßenzüge in London seien in Ruine« verwandelt worden".
„Svenska Dagbladet" widerlegt die gemeine englische Behauptung, die deutschen Angriffe richteten sich gegen die Zivilbevölkerung, indem es schreibt, daß sich die deutschen Bombenangriffe nicht gegen die englische Zivilbevölkerung gerichtet hätten; sie hätten kriegswichtigen Zielen gegolten.
Die Madrider Zeitung „ABC" berichtet von neuen Bränden, Wasserrohrbrüchen und gewaltigen Trümmerhaufen auf Londons wichtigsten Verkehrsstraßen. Associated Preß läßt sich von seinem Londoner Vertreter melden, daß Zentral-London gestern nacht wieder mit schweren Bomben überschüttet wurde und daß zahlreiche Brände, hauptsächlich in südlichen Stadtteilen, ausgebrochen seien. Nordwest-London sei gleichzeitig von zwanzig Feuern betroffen worden. Eine einzige Brisanzbombe habe eine ganze Eebäudegruppe in einer nordwestlichen Küstenstadt total zerstört.
Was die amtlichen britischen Stellen nicht zugeben wollen, was Reuter schamhaft verschweigt, das enthüllen trotz der rigorosen Zensurmatznahmen diese neutralen Augenzeugenberichte, das enthüllt auch eine Notiz im Londoner „Daily Herald", der Masfenspeisungen verlangt und darauf hinweist, daß selbst Arbeiter in wichtigsten Industriezweigen tagelang ohne warme Speisung seien.
Wie stark die Hoffnung des englischen Volkes auf einen guten Ausgang dieses von der britischen Plutokratenkaste entfachten Krieges bereits gesunken ist, läßt eine Meldung der „Neuyork Times" aus London erkennen, die besagt, daß das letzthin eingetretene starke AbflauenimZeichnenverschiedener Arten von Kriegsanleihen der Regierung große Sorgen bereite. Es würden alle möglichen Anstrengungen gemacht, um den Fluß geliehenen Geldes ins Schatzamt anzuregen. Die englischen Banken würden in der kommenden Woche aufgefordert werden, der Regierung 30 Millionen gegen sogenannte Sechsmonat-Einlagescheine zu leihen. Die gewaltigen Ausgaben hätten das wöchentliche Defizit auf SO Millionen Pfund erhöht. Sollte das Geld nicht auf dem Leihwege beschafft werden können, müßten'eben „andere Mittel" gefunden werden, d. h. mit anderen Worten, daß das englische Volk, das von seiner jüdisch- plutokratischen Regierungscligue in diesen Krieg gehetzt wurde, ihn auch noch durch erhöhte Steuern und Abgaben bezahlen muß, während die schwerreichen Plutokratenhäuptlinge es verstehen, ihr Vermögen rechtzeitig ins Ausland M verschieben.
Angriff aus Landau dei jedem Wetter
Von Kriegsberichter Horst Lehmann
DNV—, 23. Sept. (PK.) Tiefer als sonst schleifen heute die grauen Wolken über den grauen Feldflughafen in Frankreich, der irgendwo an der Kanalküste liegt. Ununterbrochen stäubt seiner Regen auf die vor Nässe glitzernden Maschinen. „Ob wir wohl heute starten werden?", habe ich meinen Flugzeugführer gefragt. „Aber natürlich", hat er zur Antwort gegeben und dabei gekachelt. „Wir lasten den Engländern keine Ruhe, wenn der Dreck auch noch so dick wäre." Unter den breiten Flächen unseres Vogels sitzen wir auf den Fallschirmen und sehen zu, wie die Bombenmänner einen der ganz schweren Brocken anrollen. Tüchtig zupacken muß da ein jeder, um die ungeheure Last unter den Bauch der Maschine zu heben. Haken und Klinken schnappen ein, und der starke Fisch hängt fest und sicher. Trotzdem heißt es Obacht geben bei dem Start. Wir kommen gut vom Boden ab und ziehen bei 100 Meter schon in die graue Wolkensuppe hinein. Das Master rinnt nur so die Scheiben entlang.
lleber dem Kanal scheint das Wetter besser zu sein. Durch große Löcher erblicken wir auch die rauhe See. Ein deutsches Torpedoboot fährt, weiß umschäumt, an der Küste entlang. Im Winde und im Schein der Abendsonne trocknet unser Flugzeug sehr schnell. Wir vergleichen die Uhren. In 20 Minuten müssen wir über der engischen Küste stehen. Schnell und mühelos klettert heute unser Vogel auf die zum Angriff vorgeschriebene Höhe. Die Nadel des Wärmemessers ist bereits weit unter den Nullpunkt gefallen. Wir blasen in die kalten Finger und ziehen die Handschuhe an. Unter uns flattert der Vegrützungssalut der englischen Küstenflak, und durch das leuchtende Tor der Scheinwerfer fliegen wir wieder in England ein.
Vor uns wächst aus dem nnlden Licht des blassen Himmels eine nachtschwarze Wand. Schon sind wir mitten drin und scheinen in einer grauweißen Kugel zu fliegen. Ich starre nach unten. Alles bleibt dunkel und grau. Kein Scheinwerferkegel, kein Flakfeuer. Nur hin und wieder in weiter Ferne ein gespenstiges Glimmen und Flackern. Die Engländer wollen sich nicht verraten. Sie glauben sich sicher und geborgen unter Wolken und Nebel. Wir lachen darüber. Der llhrzeit nach müßten wir jetzt über dem zweiten Themseknick stehen. Oberleutnant L. und Feldwebel A. haben sich weit vornübergebeugt und schrauben und schalten an den mit tausend Zahlen, Sprüchen und Zeichen bedeckten Geräten. Dann ein schneller Blick auf die Karte von London, die sie auf ihren Knien halten. Der Wind hat uns etwas nach Osten versetzt. Hier greifen nach wenigen Minuten andere Flugzeuge an. Hier haben wir heute nichts zu suchen. Beinahe auf den Meter genau verzeichnen Beobachter und Flugzeugführer den jeweiligen Standort und tragen ihn auf der Karte ein. Unter uns glimmen und leuchten mehrere rote und gelbe Kleckse durch das graue Gewölk.
Achtung, wir stürzen! Jeder klammert sich fest. Bombe los! Das rüttelt und schüttelt durch den Leib. Bombe ist los! Ein greller Blitz sticht ins Auge. Bruchteile einer Sekunde nur ist ein Loch durch Wolken und Nebel gerissen. Weit und rund, als seien zahlreiche Bomben genau an den Rand einer schwarzen Scheibe gefallen. Häuser, Straßen, vor allem das Welldach eines Werkes, unser Ziel, waren genau zu erkennen. Scheinwerferkegel huschen kraftlos und matt vor uns und hinter uns durch das Grau. Schlagartig fällt das Flakfeuer ein. Wütend ballern sie unten Sperre um uns. In steilen Kurven saust der Flugzeugführer nach unten. Weit zurück schon glimmt es rot aus dem
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Dunst. Das war unsere Bombe. In eine Regenwolke sind wir gekommen. An den Scheiben bildet sich Eis. Dicht neben uns zuckt in glitzernden Strahlen das Feuer der leichten Flak vorbei. Der Funker hat gerade etwas Ruhe, öffnet seine Tasche und verteilt Schokolade. Im Kopfhörer ist das Knattern deutlich z« Horen. Erne Maschine ist nicht zurückgekehrt. Wir warten noch lange im Eefechtsstand der Gruppe. Ihren Bombenabwurf auf das Ziel hat sie gemeldet. Dann ist es still im Aether. Vielleicht ist auch nur der Funk ausgefallen. Erst um Mitternacht gehen wir.
Aegypten will abwarlen
Ein Briefwechsel zwischen dem ägyptischen MinisterprSsi- denten und den zurückgetretenen Minister»
San Sebastian. 23. Sept. Nach einer Reuter-Meldung aus, Kairo veröffentlichen die arabischen Zeitungen ein gemeinschaftlichen Brief der ägyptischen Kabinettsmitglieder, deren- Rücktritt bekanntgegeben wurde, sowie auch die Antwort de» ägyptischen Ministerpräsidenten. Die zuriickgetretenen Minister sind alle Mitglieder der Saadisten-Partei. In ihrem Brief erklären die Minister, sie hätten die Annahme einer Politik empfohlen, die eine Verteidigung Aegyptens erfordert hätte für de» Fall, daß der Feind auf den Boden Aegyptens vordrang. Da die Mehrheit des Kabinetts diese Ansicht nicht teile, seien sie gezwungen gewesen, ihren Rücktritt zu erklären.
In seiner Antwort schreibt der Ministerpräsident Hassan Pascha Sabry laut Reuter wörtlich: „Sie haben dem Kabinett einen ernsten Plan v o r g e s ch la g en, der dahin geht., das Land sofort in dis Krregsgreuel zu stürzen,, einen Plan, der keinen augenscheinlichen Zwecken dient und ohn«> zwingende Notwendigkeit ist. Das Kabinett hat Ihren Vorschlag! einstimmig abgelehnt. Ihre Kollegen sind der Ansicht daß es weise ist, geduldig und vernünftig zu sein bei der Ent-- scheidung über das künftige Los Aegyptens, bis die gesamte»! Absichten Italiens bekannt sind."
Krieg in der Wüste
Italiens Borstotz über die ägyptische Grenze — Der post« tische und geographische Hintergrund
NSK Die Vertreibung der Engländer aus dem ägyptischen'! Erenzpunkt Sollum leitete eine italienische Unternehmung! ein, die in der Geschichte von jedem Standpunkt aus als beson-l ders kühn gekennzeichnet werden mutz. Der Tatsache, daß eine, neuzeitliche Truppe mit ihrem vielseitigen Bedarf in diesen Teil' der Libyschen Wüste kämpfend vordringt, muß jeder Kenner der wirklichen Wüste höchste Bewunderung zollen.
Die Trostlosigkeit, die Dürre, die Kahlheit und gleichzeitig der, Eefahrenreichtum dieser riesenhaften Weiten unter ewig grell scheinender, weißglühender, brennender Sonne lassen sich erleben, aber in Worten nicht auch nur annähernd eindrucksreich veranschaulichen. Hier wird jeder Schritt zur Qual. Der ausdörrenden Glut des Tages folgt erbarmungslose Kälte in der Nacht. Temperatursturz und Temperaturanstieg vollziehen sich so rasch, daß keine Gewöhnung eintreten kann. Trotz aller Trockenheit ist man in dieser Wüste nicht einmal vor dem schlimmsten aller Witterungsübel, feuchter Költe, sicher. Bei Nordwind, der hier wuchtig, atemhemmend durchstreicht, vermittelt der Uebergang aus der Sonne in den blauschwarzen Schatten einer Erhebung einen ähnlich unfreundlichen Eindruck, bringt genau so zum Frösteln wie der Weg aus deutscher Sommersonne in einen Kühlraum. In der Sonne ist es viel zu heiß, im Schatten viel zu kalt. Nicht einmal die Eisbildung ist den wenigen Bewohnern dieser Wüsten, den Menschen in den fünf „Großen Oasen", etwas Ungewohntes.
Ganz Kultur-Aegypten ist eine durch den Nil geschaffene Oase in der Sahara. Fehlte der Fluß, dann würde die lähmende Trostlosigkeit des neuesten Kriegsschauplatzes sich bis zum Roten Meer hin erstrecken. Aber der Nil wälzt gewaltige Wassermassen heran und ist deshalb umdrängt von der Gesamtbevölkerung des Landes. Aegypten ist doppelt so groß wie das Deutsche Reich. Die 14 Millionen zählende Einwohnerschaft ballt sich aber auf einem Raum von nur 3S 000 Quadratkilometern zusammen. Das! ist nahezu haargenau die Ausdehnung Hollands. Mit 8 Mil-! lionen Einwohnern sind die Niederlande bei einer Bevölkerungsdichte von 232 auf den Quadratkilometer eines der dichtest bevölkerten Länder der Erde. Im ebenfalls wahrlich dicht besiedelten Deutschen Reich kommen „nur" 140 auf den Quadratkilometer. In Aegypten sind es 403 auf dem gleichen Raum!
So viele Menschen können auf so engem Raum besser als! auskömmlich leben, weil die überschwemmten oder künstlich bewässerten Nilbereiche bis zu drei stets üppige Ernten ermöglichen. Unsicherheit in diese naturgegebene schöne Sicherheit, de« Grundlage der großartigen altägyptischen Kultur, ist durch di« Engländer hineingetragen worden. Sie entwickelten Aegypten mit dem Ziel der Lähmung des nordamerikanischen Ueberge-l wichts zu einem.der ersten Baumwolländer der Erde und zwangen dadurch dem Lande nahezu eine Monokultur aus.
Noch stärker als die wirtschaftliche Ordnung Aegyptens untev drückt England seit dem Anfang der achtziger Jahre jedoch di« politische und kulturelle Unabhängigkeit. Höher als die Zahk der Jahre von damals bis heule ist die Ziffer der uneingelöstew englischen Versprechungen an Aegypten, dem Lande seine Unabhängigkeit wiederzugeben. Die unabsehbare Zahl der englischen Wort- und Vertragsbrüche, das ungeklärte Verhältnis der englischen Truppen zu der ägyptischen Armee, klar nur einmal^ als England die ägyptischen Truppen brauchte, um — angeblich für Aegypten, in Wirklichkeit für sich selbst — den Sudan zu! erobern, die sich ständig jagenden Krise und Wiederversöhnungew gestalten die ägyptische Gegenwart friedlos und unruhevoll.
In den allerletzten Jahren steht sich Aegypten in ständigem Alarmzustand. England vermehrte vertragswidrig aus nichtigen Ursachen die Besatzungsstärke. Der Secret Service überspannte das ganze Land mit seinen Ueberwachungsorganen. Fährt man beispielsweise abends und nachts auf den gute» Straßen von Pott Said nach Kairo, dann kann es geschehen^ daß man auf dem rund 200 Kilometer langen Wege acht- bi» zehnmal zu Kontrollzwecken angehalten wird.
Im Verlaufe des Krieges zeigten sich die Engländer erst recht als Herren im Lande. Sie zwangen Aegypten eine sinnwidrig« Kriegspolitik auf und beglückten es mit der Zusammenziehung großer Teile der sogenannten Armee des Mittleren Ostens. Australier, Neuseeländer und Rhodesier werden angesichts de«