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»3a, wenn es um England selbst gehl-

Berlin, g. Juli. Einen außerordentlich wirksamen Beweis da- Mr, wie dieBündnis treue" Großbritanniens und seine Hilfe für die von ihm in den Krieg gehetzten Völker ausfieht, führte am 8. Juli im Londoner Nachrichtendienst Oliver Stuart. Gr befaßte sich zunächst mit den Methoden der deutschen Luft­angriffe und erklärte dann, daß die britische Luftwaffe durch­aus in der Lage sei. dem deutschen Ansturm zu trotzen; sie werde die Eindringlinge schlagen, denn diesmal gehe es um das Schick­sal der britischen Insel.

Jetzt, da es um England selbst geht, wird sich die britische Luftwaffe so einsetzen, daß der Feind geschlagen wird. Als es sich um das Schicksal Norwegens. Hollands, Belgiens und Frank­reichs handelte, da brauchte die britische Luftwaffe ihre Hilfe nur leicht anzudeuten.

Deutlicher und zynischer konnte der britische Standpunkt den im Kampf mit Deutschland unterlegenen Völkern und auch den­jenigen Neutralen, die sich durch die hochtönenden englischen Phrasen immer noch beeindrucken lassen, wirklich nicht klargemacht werden.

Verlust des Zerstörers »Whirlwind" zugegede«

Genf, 9. Juli. Die britische Admiralität bedauert wieder ein­mal, wie aus London gemeldet wird, Mitteilen zu müssen, daß der TorpedobootzerstörerWhirlwind" von einem Tor­pedo getroffen worden und gesunken ist. Die Wasserver­drängung des Zerstörers betrug 1000 Tonnen, die Geschwindig­keit 34 Seemeilen. Die Besatzung betrug 134 Mann.

Graf Ciano an der MaginoMnie

Unterhaltung mit den Erstürmern von Fgxt Douanmont

Berlin, 9. Juli. Der italienische Außenminister Graf Ciano, der auf Einladung der Reichsregierung gegenwärtig in Deutsch­land weilt und das westliche Operationsgebiet besucht, besichtigte tn Begleitung von Botschafter Alfieri, dem Chef der Politischen Abteilung des italienischen Außenministeriums, Botschafter Vuti, dem Chef des Protokolls des italienischen Außenministeriums, Gesandten Eeisser di Celesta, sowie des Botschafters von Macken­sen, des Generalmajors Dittmar und des Chefs des Protokolls Äes Auswärtigen Amtes, Gesandten Freiherr von Doernberg, ver­schiedene Festungswerke der Maginot-Linie, um die besonders Heftig gekämpft worden war. Graf Ciano besuchte auch das Fort Douanmont bei Verdun. Hier ließ er sich durch den Er- Hllrmer des Werkes, Generalleutnant Weisenberger, sowie durch Offiziere, die sich bei der Erstürmung ausgezeichnet hatten, ein­gehende Berichte über den Verlauf der Kampfhandlung erstatten »nd unterhielt sich mit Soldaten, die für den Sturm auf die vnnker ausgezeichnet wurden. Bei seiner Durchfahrt durch Metz bereitete die Zivilbevölkerung Graf Ciano spontane Kund­gebungen. Im Operationsgebiet hatte sich die Nachricht vom Ve- Hlch des italienischen Außenministers unter den Frontsoldaten verbreitet und rief überall, wo die Autokolonne Graf Tianos durchkam, Kundgebungen der Begeisterung hervor.

Im Zeichen der Eiano-Reife

Xo«, 9. Juli. Die Reise des italienischen Außenministers an Hie ehemalige Westfront bildet das Hauptthema der römischen Höresse. In ausführlichen Berichten wird die Besichtigung der Maginot-Linie und der Befestigungen von Verdun geschildert nnd dabei betont, daß man bedenken müsse, wie Frankreich diese Befestigungen mit einem Mythos der Uneinnehmbarksit umgeben habe, um sich darüber klar zu sein, welche Leistungen die deutsche Wehrmacht vollbracht habe, der es in kürzester Zeit gelungen fei, diese Befestigungen zu brechen.

Auf diesen Schlachtfeldern, so schreibtPopolo di Roma", sei das Schicksal desKontinents endgültig entschieden worden, auch wenn der Krieg noch nicht zu Lude sei und der Hauptfetnd noch geschlagen werden müsse. Her­vorgehoben wird in den Schilderungen der außerordentlich herz­liche Empfang, der dem Sendboten des Duce von der deutschen Bevölkerung von Metz und den vielen tausend dort ansässigen Italienern bereitet wurde.

»Ei« Schutz, der in der ganze« Wett gehört wurde*

Washington, 9. Juli. Der britische Raubüberfall auf einen Teil der französischen Flotte in Oran bedeutet nachWashington Post" «inen Schuß, der in der ganzen Welt gehört wurde. Hoffentlich, jagt das Blatt, habe sich Churchill diesen Schuß sorgfältig über­legt und ihn besonders vorher mit der kanadischen Re­gierung besprochen; denn er dürfe nicht vergessen, daß in Kanada über ein Drittel der Bevölkerung französischen .Ursprungs sei. Für sie bekomme der Krieg jetzt ein ganz an­deres Ansehen als noch vor Monatsfrist. Kanada sei mehr als ein anderes Dominion an dem Stand der französisch-englischen Be­ziehungen interessiert gewesen, dort werde also Churchills Schritt desto weitgehendere Folgerungen haben.

Spätes Ängeständnis

Zu spätes Geständnis des England-Knechtes Bannet Kriegsschuld Englands und Frankreichs offen zugegeben Niederträchtige Torpedierung der italienischen Friedensver­mittlung Londoner Plutokraten als Kriegshetzer Nr. 1 angeprangert

Berlin, 9. Juli. Wenn die Veröffentlichungen des deutschen Weißbuches über die Kriegsschuld Englands und Frankreichs überhaupt eines Beweises für ihre absolute Richtigkeit und un­antastbare Aufrichtigkeit bedurften, so wird er jetzt eindeutig er­bracht durch ein Geständnis des früheren französischen Außen­ministers George Bonnet.

Vor einer bedeutenden Gruppe französischer Abgeordneten in Vichy, die sich mit der Frage der Kriegsschuld be­schäftigte, erläuterte Vonnet am Montag nachmittag die Er­eignisse und diplomatischen Schritte, die der Kriegserklärung Frankreichs an Deutschland am 3. September 1939 vorausgingen.

Bonuel gab seinen Kollegen bekauut, bah er am 1. September t« Ramen der französische« Regierung dem italienischen Ver­mittlungsoorschlag zur Beilegung des deutsch-polnischen Konflik­tes ^gestimmt habe, einem Weg, de« bekanntlich auch Deutschland als gangbar akzeptierte. Am 2. September, als Polen mit rventfchland bereits i« Kriege war, habe er seine Bemühungen Mr Wiederherstellung de, Friedens fortgesetzt. Er habe ein­

gewilligt, daß in den folgenden Wochen eine Konferenz statt- sinde. Diese Konferenz sei aber durch die polnische und britische Regierung unmöglich gemacht worden, indem sie ultimativ die ehrenrührige vorherige Räumung des von Deutschland bereits besetzten Gebietes verlangten.

Bonnet bestätigte damit eindeutig die Kriegsschuld Polens »nd Englands. Offen gibt er zu. daß es vor allem die Hetzer in Lon­don waren, an deren Halsstarrigkeit diese letzte Möglichkeit einer friedlichen Lösung scheiterte.

Gleichzeitig klagt der frühere Außenminister sich damit selbst an. Die französische Negierung hat in jenen kritischen Tage« es nicht nur geflissentlich versäumt, das französische Volk über die letzte Phase der diplomatischen Verhandlungen zu unterrichten, Bonnet hat sich sogar erdreistet, die deutschen Veröffentlichungen, die unbezweifelbar die Friedensbereitschast des Führers aus der Basis des italienischen Vermittlungsoorschlages zu erkennen gaben, zu dementieren.

Statt auf die Stimme oes Gewissens zu hören, ist Bonnet da­mals dem Kriegshetzer Nr. 1, dem plutokratischen England Cham- berlains, Churchills, Edens und Genossen, in die Schlinge gegangen. Bonnet und die englandhörige Clique um ihn hat dem Druck aus London nachgegeben und niederträch­tig die Friedensvorschläge des Duce und die wiederholten Be­mühungen des Führers, ein Blutvergießen zu vermeiden, zu Fall gebracht.

Bonnet ist damit schuldig an allem Leid und Elend, das über Fraukreich hereingebrochen ist «nd das ihm heute zu spät dieses Geständnis abpreßt. Auf Bonnet lastet die Verantwortung für die zerstörten Städte und Dörfer, für das Blut tausender fran­zösischer Soldaten, die von ihm in de« Krieg gegen Deutschland getrieben wurden. Bonnet trägt aber auch die Schuld au dem Blut der deutsche« Soldaten, die im heroischen Verteidigungs- kampf ihr Leben gelassen haben. Die Tränen, die Mütter «m ihre Söhne, Frauen um den Gatte», Bräute um den Liebsten weinen, Sagen den verblendeten England-Knecht bitter an. Auch dos zu stEte Geständnis wäscht ihn von dieser Schuld nicht rein.

Dulkaninsel Martinique

Englische Kriegsschiffe sind auf der Fahrt nach der französischen Insel Martinique, um die dort untergebrachten französischen Eoldvorräte zu be­schlagnahmen.

Christoph Columbus stieß im Jahre 1493 bei seinen westindi­schen Entdeckungsreisen auf eine Insel, die fast 65 Kilometer lang war und die eine Fläche von fast 1060 Quadratkilometer bedeckte. Das Eiland bestand aus hochgstürmtem vulkanischen Gestein; es war öde und leer, und deshalb segelte er daran vor­bei und hielt es für unnötig, hier als Eroberer aufzutreten. Dis Insel lag noch fast anderthalb Jahrhunderte einsam im Kreuz der Kleinen Antillen, bis französische Kolonisten von den Nach­barinseln herüberkamen und sich im Jahrs 1642 dort festsetzten. Sie gaben ihrer neuen Heimat den Namen Martinique. Es stellte sich schnell heraus, daß die Insel von dem eingeborenen Volks­stamm der Karaiben bewohnt war; die Lösung der Besitzfrage wurde unverzüglich nach den Kolonisationsmethoden der damali- zen Zeit radikal herbeigeführt; die Einwanderer schlugen so lange drauflos, bis der letzte Karaibe seine Seele ausgehaucht hatte. Zwanzig Jahre später erschien Monsieur Colbert im Auftrag der französischen Regierung auf Martinique, kaufte das Land für 8V 000 Goldstücke und nahm es in den Besitz des Staates. Das patzte aber den Holländern nicht; der Admiral de Ruyter kam 1672 mit einer Flotte angebraust und verschoß seine ganze Mu­nition; es gelang ihm aber nicht, Martinique zu erobern. Im Jahre 1693 erschienen die Engländer vor der Insel, landete« sine starke Streitmacht und erklärten, daß Martinique von jetzt ab englisches Eigentum sei. Sie stießen auf eine heftige Gegen­wehr, bezogen sehr viel Prügel, schifften fich deshalb in Wer- stürztem Tempo wieder ein und waren sehr froh, als sie die ret­tende Küste Englands erreichten. Die Angriffe wurden ab« immer von neuem unternommen, und im 18. und 19. Jahrhun­dert war Martinique dreimal für mehrere Jahre in englisch« Hand. Erst im Pariser Frieden von 1814 wurl« endgültig an­erkannt, daß die Insel zu Frankreich gehört.

Heute ist Martinique ein Land von großer wirtschaftlicher Be­deutung. Die Blüte begann, als am Anfang des 18. Jahrhun­derts umfangreiche Kaffeeplantagen angelegt wurden. Das wich­tigste Anbau- und Ausfuhrerzeugnis wurde jedoch bald der Zucker, der das Wirtschaftsleben beherrschte, während der Kaffeebau die vielfachen Krisen nicht Überstunden hat und bedeutungslos ge­worden ist. An die Stelle des Kaffees trat ferner die Herstellung von Rum, der Kakaoanbau und die Holzgewinnung. Es ist selt­sam, aber eine Tatsache, daß Martinique heute dichter bevölkert ist als die wichtigsten Industriegebiete Europas. Bei insgesamt WO 000 Einwohnern kommt auf einen Quadratkilometer die Zahl von 232 heraus, die nicht einmal vom rheinisch-westfälischen In­dustriegebiet erreicht wird. Neben einer weißen Oberschicht von lO OOO Franzosen leben auf Martinique 200 000 Neger und Mu­latten und 20 000 Inder und Chinesen. Der Außenhandel ergab in den letzten Jahren eine Gesamtsumme von 560 Millionen Franc. Rum, Zucker und Kakao wurden nach Europa exportiert, während Metalle, Fette und Chemikalien aus Frankreich zur Einfuhr kamen.

Die Hauptstadt Martiniques ist Port de France mit 30 000 Einwohnern. Dann folgen Lamentine und Francois, die beide knapp die 10 000-Grenze überschreiten. Die Hafenstadt St. Pierre ging im Jahre 1902 mit alle« ihren 40 000 Einwohnern bei einem Vulkanausbruch zugrunde. Auf den Trümmern ent­stand zwar eine neue Stadt, aber die Zahl d« Zuwanderer ist kaum auf 5000 angestiegen. Die Erdbebengefahr liegt wie ein Alpdruck auf Martinique. Bis auf geringfügige Strecken im Süden und Südosten, wo tertiärer Kalkstein zutage tritt, besteht die ganze Insel aus vulkanischen Aufschüttungen, die fich im Norden am Mont Pelee bis zur Höhe von 1350 Meter erheben. Die Küste im Osten ist von Korallenbänken umsäumt und durch zahlreiche Buchten stark zerschnitten: das Land ist hier durch die dauernde starke Meeresbrandung schwer zugänglich. An der West­seite greift die große und tiefe Bucht von Port de France in den Jnselkörper ein und bildet den besten Naturhafen, den die Kleinen Antillen besitzen. Die Reede von St. Pierre liegt weit« nördlich ganz offen; sie bietet der Schiffahrt keinerlei Schutz, wurde aber nichtsdestoweniger von den Handelsdampfern bis zu der Katastrophe von St. Pierre am meisten benutzt.

Der Vulkan Mont Pelee, der schon 1762 und 1851 verheerend« Feuer- und Lavaströme ausstieß, führte auch im Jahre 1902 eine der grauenhaftesten Naturkatastrophen der Weltgeschichte herbei. Anfang April wurde der Berg plötzlich unruhig; weiße Dampf­wolken stiegen auf und flüssige Lava bahnte sich einen Weg herab WM Meer. Der zuständige Gouverneur ließ eine Kommission von

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Sachverständigen kommen; sie untersuchten den Mont PelSe ms, erklärten, daß von einer unmittelbaren Gefahr keine Rede sei« könne. Die Anruhe des Berges nahm ständig zu und immer ne« Schlammfluten brachen aus dem Innern d« Erde hervor. An, Morgen des Himmelfahrtstages, am 8. Mai, waren die Straße, der Stadt voll von Menschen. Alle blickten ängstlich hinüb« zu, Mont Pelee, d« sich wie ein drohender Feind aufreckte. Eeg«, 8 Uhr schoß eine ungeheure Wolke aus dem Krat« hervor, vo, gewaltigen Donnerschlägen begleitet und von Blitzen durchzuckt Mit rasender Geschwindigkeit senkte fich die Wolke herunter, jagt, über den Erdboden dahin, erreichte innerhalb weniger Minute, die Stadt und weihte sie dem Untergang. Als sich einige Stunde« später die glühenden Gas- und Staubwellen zu verziehen b«. gannen, blieb ein brennend« und rauchend« Schutthaufen zu­rück. Die eben noch blühende Stadt St. Pierre war nicht mehr. Sämtliche Häuser waren verbrannt und über einem Gebiet vo, 60 Quadratkilometer lag eine meterhohe Aschenschicht, lleberall in den Resten der Häuser und in den Straßen lagen haufenweis« die Toten. Der Hafen war ein einziges Feuermeer, sämtlich, Schiffe standen in Flammen. 40 000 Einwohner waren tot mH nur zwei armselige Menschen überlebten die Katastrophe.

Martinique von der Außenwelt abgefchnitte«

Genf, 9. Juli. Der französische Nachrichtendienst teilt aus W» shington mit, daß die Insel Martinique tatsächlich von aller Ver­bindung mit der Außenwelt abgeschnitten lei durch die britische Flotte. An französischen Flotteneinheiten befänden sich in den dor­tigen Häfen noch einige UnterwcSoote.

So nmrden

deutsche Kriegsgefangene behandelt!

Von Kriegsberichter Otto Nöcker

DNB, 9. Juli.Er war immer der erste am Feind", sagen Männer seiner Kompagnie,hart gegen sich selbst und ge! recht uns gegenüber." Heute steht ihr Kompagnieführer Oberleut­nant K. zum erstenmal nach seiner vierwöchigen Gefangenschaft wieder vor ihnen.

Er läßt es sich nicht anmerken, daß die Splitter im Knie schmerzen, daß ein Monat der Entbehrungen mit unwürdigster Behandlung hinter ihm liegt:Ich freue mich, wieder bei euch z» sein", rief er seinen Männern zu, und der Blick schweift über die Reihen hin. Jeden von ihnen sieht « an. Lr weiß auch, wo der Krieg Lücken gerissen hat.

Die erste Begegnung mit seiner Kompagnie nach jenen Tage«, da er mit wenigen Männern vorstieß, um Sperren zu beseitige», um der Infanterie den Weg zu Sahnen, ruft in dem Oberleut­nant eine Fülle von Erinnerungen wach. Wieder sieht er sich der französischen llebermacht gegenüber, wieder zischt und kracht es von allen Seiten, Blut rinnt über seine Stiefel. Das linke Bei» versagt; sein Los ist Gefangennahme. Die Wertsachen verschwin­den in ander« Taschen, auf dem Abtransport nimmt man keiue Rücksicht auf seine Verwundung.

Rach kriegsrechtlichem Brauch mutz jed« gefangene Soldat so untergebracht werden, wie es sich für einen Mann gehört, der für sein Vaterland gekämpft hat. Der gefangene verwundete Ober­leutnant aber wird eine Woche lang in einer Einzelzelle eines Zuchthauses eingesperrt. Nach wiederholten Bitten um ärztliche Behandlung wird er endlich in ein Lazarett geschafft. Der Arzt stellt nach oberflächlicher Untersuchung fest:Wir haben keine Zeit, leichte Verwundungen zu behandeln." Wieder zurück in» Zuchthaus, in die Einöde der Einzelhaft mit dem Verbot irgend einer Betätigung. Statt seiner Uniform erhält der Kriegs­gefangene verdreckte Kleidungsstücke.

Rach kurzem Aufenthalt in einem Mannschaftslager begnmt ein fünftägiger Eisenbahntransport durch ganz Frankreich bis hinunter zu den Pyrenäen. Wo immer die gefangenen deutschen Soldaten mit der Bevölkerung in Berührung kommen, erleben sie die unangenehmsten Szenen. Verhetzte Menschen versuche» ihnen ins Gesicht zu spucken, Steine werden in ihre Reihen ge­worfen. Weiber machen das Zeichen des Halsabschneidens. Auf irgend einem Bahnsteig, wo der Zug stundenlang warten mutz, springt ein Reg« aufs Trittbrett und versucht mit seinem Mess« nach einem deutschen Offizier zu stechen (!). D« französische Wach­offizier kan« sich trotz vorgehalten« Pistole keine Achtung ver­schaffe«.

Eine andere Szene auf irgend einem Kaserneuhof: Die gefangenen deutschen Offiziere fitze» im Kreise und warte». Französische Soldaten nähern sich ihnen, und plötzlich springt einer von hinten herzu, beißt einen Leutnant ins Ohr. Das einzige, was die französischen Offiziere hier ausrichten kön­nen, ist, die Deutschen zu bitten, fich in einen geschlossenen Ram» zu hegeben. Tiefer kann wohl die Manneszucht rn einer Armee nicht Herabfinken.

Verhöre am laufenden Band: Man beginnt freundlich und zu­vorkommend. Man bietet Zigaretten an, aber stellt verfängliche Fragen. Der Oberleutnant hat nur eine Antwort:Es ist sinn­los, Fragen zu stellen. Ich sage nichts aus." Der französische Offizier:Man wird Sie zu zwingen wissen." Erneute Verneh­mung. Ein französischer Major stellt eine Flasche Parfüm auf den Tisch und sagt das eine Wort:Geplündert." So will man den deutschen Offizier zwingen, Aussage» zu machen. Aber man hat sich getäuscht. Mit der Geduld des Oberleutnants ist es vorbei. Er verbittet sich ganz energisch eine derartige Behandlung und schlägt mit der Faust auf den Tisch. Man versucht es wieder auf die hinterlistige freundliche Tour. Der Erfolg bleibt aus. Später nach dem Abschluß des Waffen­stillstandsvertrages ändert sich die Behandlung grundsätzlich. Trotzdem bedarf es einer kleinenPalastrevolution" im Gefange­nenlager der Offiziere, bis der Stacheldraht um das Gefangenen­lager verschwindet und die Posten abtreten. Auch die Bevölke­rung wird freundlicher. Die Erkenntnis, von den eigenen Kriegs­treibern und der Presse gründlich betrogen zu sein, setzt sich all­mählich durch. Es sind aber auch schöne Erinnerungen, die der jetzt zurückgekehrte Kompagnieführer an die Zeit seiner Gefangen­schaft hat. Das sind die Begegnungen mit anderen deutschen Kriegsgefangenen, da ist vor allen Dingen eine Szene, die dem Oberleutnant immer wird« vor Augen steht. 15 gefangene Offiziere, zum größten Teil verwundet, werden unter schwe­rer Bewachung an einem Mannschastsgefangeneulager vorbsi- geführt. Die Männer, die da alle mit Arbeiten beschäftigt waren, werfe» Spate«, Aexte, Hacken hin, nehmen stramme Haltung a«, und laut klingt es herüber:Heil Deutschland!" Fassui^s- los und ohne jedes Verständnis schauten die Franzosen zu. Der Oberleutnant ist jetzt wieder bei seiner Kompagnie. Er steht jetzt wieder vor den Männern, deren erster er in vielen Gefecht« war. Sei» letzt« Einsatz war wie alle anderen erfolgreich. Der